17.12.2005
VfL Borussia Mönchengladbach – Eintracht Frankfurt (1. Bundesliga)
PSV Eindhoven – Willem II Tilburg (Casino Eredivise – 1. Liga Holland)
18.12.2005
SV Zulte Waregem – KAA Gent (Jupiler League – 1. Liga Belgien)
VK Nieuw Beervelde - KFC Baasrode (Belgien)
K. Lierse SK – R. Standard de Liege (Jupiler League)
Für das letzte Wochenende vor Weihnachten waren keine DSC-Spiele angesetzt und so sollte es für uns noch mal auf Hopping-Tour gehen. Ziel diesmal Europas Westen mit Holland und Belgien. Nach kleiner Planänderung, das Spiel Breda gegen Ajax Amsterdam war ausverkauft, stand die Tour und Roy konnte als Mitfahrer gefunden werden. eenergy stellte sein Auto zur Verfügung und so konnte 5.30 Uhr Roy am Hauptbahnhof eingesammelt werden. Pünktlich mit dem Erreichen der Autobahn begann der Schneefall, die ersten Kilometer kam man so etwas langsamer voran. Nach kurzer Rast in Thüringen hatte man zudem zwei Streudienste vor sich, die beide Spuren blockierten. Ab Hessen rollte es gut und wie geplant erreichten wir 13.30 Uhr unser erstes Tourziel, Mönchengladbach.
Zwei Stunden später sollte im Borussia-Park das Spiel VfL Borussia Mönchengladbach gegen die SG Eintracht Frankfurt angepfiffen werden. Durch etwas Glück bekamen wir von einem „freien“ Verkäufer für 15 Euro noch drei Stehplatzkarten. Schon früh enterten wir den Heimblock und nahmen am Rand Platz, um die Heimfans dennoch sehen zu können. Dieses Spiel war das erste bei dem es kein Bier im Stehplatzbereich gab, Schuld war der Wurf von Gegenständen im Spiel gegen Nürnberg. Nach und nach füllte sich das Stadion, am Ende waren 47.589 Zuschauer anwesend, darunter wohl etwa 4000 Gäste. Zu Spielbeginn gab’s auf beiden Seiten Schwenkfahnen und Doppelhalter, im Heimbereich zudem einige Schnipsel. Auf dem Rasen bestimmten die Frankfurter klar die erste Hälfte und gingen verdient mit 2:0 in Führung. Dementsprechend die Stimmung auch auf den Rängen, von Mönchengladbach kam nur wenig, die Gäste waren dagegen mit einem Großteil der Leute durchgängig am supporten. Amüsant für uns als Tabellenletzter der 5. Liga, wie die Heimfans sich aufregten, man hat’s halt nicht leicht als Sechster der ersten Liga. Kurz vor der Pause gelang den Gastgebern der Anschlusstreffer.
Nach der Pause lief das Spiel umgekehrt, Gladbach am Drücker und Frankfurter gelang nicht mehr viel. Nach einem verschossenen Elfmeter gelangen Oliver Neuville zwei Treffer zur 3:2 Führung. Zehn Minuten vor dem Ende erhöhten die Gastgeber gar auf 4:2.Die Heimfans wurden in der zweiten Hälfte ebenfalls lauter, so dass man von Frankfurt bei uns nicht mehr viel hörte. In der letzten Minute gelang den Gästen lediglich das 3:4. Pünktlich mit dem Schlusspfiff verließen wir das Stadion, liefen an einem im Schlamm steckenden Polizeiauto vorbei und sprangen ins Auto.
Perfekt geparkt erreichten wir problemlos die Autobahn und weiter ging’s zum nächsten Ziel, dem niederländischen Eindhoven. Hier sollte das Spiel des Tabellendritten PSV Eindhoven gegen den 17. Willem II Tilburg stattfinden. Karten für ausländische Besucher sind auch ohne Clubkarte zu erhalten und so konnten wir die vorher reservierten Karten (18,50 Euro) problemlos im Ticketcenter abholen. Nach kurzer Einlasskontrolle, eenergy sah wohl zu nett aus und wurde gar nicht kontrolliert, machten wir uns auf den Weg in den Oberrang. 8 Etagen durften wir nach oben steigen, um am Ende unter dem Stadiondach unseren Platz zu finden. Beim Betreten des Blockes erwartete uns ein imposantes Gebäude, über 30.000 komplett überdachte Plätze, schöne Architektur und Heizstrahler unter dem Dach. Wir hatten unseren Platz im Kinderblock, gegenüber dem Gästesektor. Nach kurzem Check der Einrichtung nahmen wir unsere Plätze ein und im Gegensatz zu Gladbach waren die Temperaturen, dank erwähnter Heizstrahler, angenehm. Stimmungsmäßig erwartete uns jedoch gar nichts. Von den 40 Gästen war nix zu hören und zu sehen, auf Heimseite versuchte ein Teil ab und an Stimmung zu machen, wirklich toll war das jedoch nicht. Auch auf dem Rasen war nicht viel los, sah eher nach einem Benefizspiel aus. Zwar ging der Gast in Führung, doch von Kampf um Punkte im Klassenerhalt war nichts zu sehen. Eindhoven machte auch nur das Nötigste und gewann am Ende 4:1, ein Gästespieler durfte zudem mit Rot eher zum Duschen.
Nach dem Spiel machten wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft und nach zwei einhalb Stunden sinnlosen Umherfahrens besuchten wir doch eine Art Jugendherberge die wir zuvor herausgesucht hatten. Glück hatten wir, das hier grade eine Hochzeitsfeier im Gange war und so noch alles offen war. Also eingecheckt und nach dem Betten machen noch mal kurz in die Lobby um ein Bierchen zu vernichten. Roy knüpfte gleich erste Kontakte und machte bei einer besoffenen 40jährigen mit nem Bierdeckel auf der Nase Eindruck. Beim Gehen rief sie ihm mehrmals „Good night my boyfriend“ hinterher, danach hieß es für uns Schlafenszeit. Anzumerken ist noch, dass es im Zimmer sehr kalt war, was unser Charmeur mit „Jamaika gebucht – Minsk bekommen“ kommentierte. Viel zu zeitig klingelte der Wecker und nach Dusche und Frühstück verließen wir die Unterkunft und Holland.
Unser nächstes Ziel war das belgische Waregem, wo der Aufsteiger SV Zulte Waregem den KAA Gent empfangen sollte. Wie überall fanden wir auch hier relativ problemlos das Stadion und parkten das Auto. Über eine Brücke, die über einem See führte, gelangten wir zu den Kassen und bekamen für 12.50 Euro Karten für den Stehplatzbereich. Beim Betreten des Blockes bemerkten wir jedoch, dass wir Karten für den Gästesektor erworben hatten. Somit waren die Gäste nur schwer (da diese sich zum Teil auch im Oberrang befanden) und der Heimblock gar nicht zu überschauen. Das Stadion des Aufsteigers hat auf beiden Geraden eine große Tribüne, in den Kurven befinden sich Stehplatzbereiche, die aber nicht mehr genutzt werden. Auf der einen Geraden befindet sich neben der Tribüne der Stehplatzbereich des Gästesektors, ein Teil ist zudem unter der Tribüne. Die Sitzplätze für die Gäste befinden sich direkt darüber. Die Heimfans nehmen den anderen Teil der Tribüne ein, abgetrennt ist das Ganze durch eine Glaswand. Wir entschieden uns für den Platz unter der Tribüne, direkt daneben befand sich der „Kinderblock“ des Heimbereichs. 8950 Zuschauer waren im Endeffekt anwesend, darunter etwa 1000 Gäste. Diese hohe Zahl überraschte uns dann doch etwas, trotz der geographischen Nähe. Dabei hatte eenergy schon bei der Ankunft und dem Anblick von 9 Reisebussen scherzhaft 450 Gäste errechnet. Zu Spielbeginn bei den Gästen ein paar Doppler, das war’s auch schon. Während das Spiel so vor sich hinplätscherte war auch auf den Rängen nicht viel los, ab und zu gab`s bei beiden Gruppen mal etwas Support. Eine Viertelstunde nach Spielbeginn ging der Gast aus Gent in Führung, was zu einigem Jubel und ersten Gesten Richtung der „Heimkinder“ führte.
Die 2. Hälfte wurde dann interessanter, denn Zulte Waregem gelang kurz nach der Pause der 1:1 Ausgleich und nur feierten die Kinder im Block nebenan und die Gäste ließen sich davon provozieren. Kurz darauf durften jedoch die Gäste erneut feiern, denn es gab Elfmeter, doch der Torhüter des Gastgebers parierte den Schuss und erneut ließen sich die Gästeanhängern von den Kindern provozieren. Fünfzehn Minuten vor dem Ende fiel die erneute Führung für die Gäste und nun tauschten die Anhänger auch mit dem oberen Teil der Tribüne erste Nettigkeiten aus. Nach einigen Chancen auf beiden Seiten war dann Schluss und die Gäste feierten den Sieg. Noch mal wurden Nettigkeiten mit der Tribüne ausgetauscht, ehe man aus dem Block getrieben wurde. Auf dem Weg zum Auto sah man dann erstmals die ganze Masse an Gästefans. Im Übrigen gesellte sich mit dem Spielbeginn eine kleine Gruppe Erlebnisorientierter direkt in unsere Ecke, was für reichlich Erheiterung in den folgenden 90 Minuten sorgen sollte. Neben nettem Zaunssturm beim Torjubel inklusive etwas Ordnerverarsche gab’s lustige Gesten zum Heimbereich und interessante Kommentare, die man trotz Sprachbarriere erahnen konnte.
Nach diesem Spiel wollten wir nach Antwerpen fahren, um uns dort die Zeit bis zum Spiel in Lier zu vertreiben. Doch auf dem Weg ertönte von der Rückbank plötzlich ein „da ist ein Spiel“ und siehe da auf einem Ground direkt neben der Autobahn war ein Spielchen im Gange. Also die nächste Ausfahrt runter und den Platz im Ort Beervelde angesteuert. Am Tor hing ein Schild „F.C. Dynamo“, was es mit dem Dynamo auf sich hatte fanden wir nicht heraus, doch ein Vereinswappen am Gebäude brachte uns auf den richtigen Verein. Der V.K. Nieuw Beervelde spielte gegen den K.F.C. Baasrode. Laut Ansetzung im Vereinsheim ein Spiel der 4e Prov. E. Ein Einheimischer meinte dies sei die 4. Liga in Belgien (gleichzeitig auch niedrigste Spielklasse), allerdings scheint dies nicht zu stimmen. Nicht mal Linienrichter gab es bei diesem Spiel. Die Reservemannschaft spielen übrigens in einer eigenen Liga. Das Spiel hatte 15 Uhr angefangen, also waren wir knapp 30 Minuten zu spät. Die Halbzeit verbrachten wir im Vereinsheim, aus dem man das Spielfeld wunderbar im Blick hat, um uns dann die 2. Hälfte unter dem Dach des Vereinsgebäudes anzuschauen.
Zur Halbzeit führte der Gastgeber mit 1:0, doch den Gästen gelang Anfang der 2. Hälfte der Ausgleich. Die Gäste zu diesem Zeitpunkt spielbestimmend und mit einigen Chancen. Doch überraschend fiel die erneute Führung für Beervelde und nun wurde es lustig. Die Gäste waren mit der Anerkennung des Tores nicht ganz einverstanden und rannten mit der Hälfte der Truppe dem Schiedsrichter hinterher, trieben ihn dabei über den halben Platz. Nach einigen Diskussionen dufte der Kapitän mit der roten Karte das Spiel verlassen. Kurz darauf fiel sogar das 3:1, diesmal blieben die Gäste jedoch ruhig. Später erzielte Baasrode noch der Anschlusstreffer zum 3:2 Endstand. Kurz vor Ende durfte auch der Torhüter der Gäste nach einem Foul außerhalb des Strafraums vorzeitig zum Duschen und ein Feldspieler übernahm den Platz im Gehäuse, ein Tor fiel jedoch nicht mehr. Nach dem Spiel wollten die Gäste die Sache noch mal mit dem Schiedsrichter ausdiskutieren, so dass ein Ordner diesen zu den Kabinen geleiten musste. Die Spieler drängten in den Gang hinterher, ob da allerdings noch was passiert ist konnten wir nicht sehen. Selbst eine ältere Spielerfrau wollte dem Mann in Schwarz an die Wäsche.
Für uns ging es nun weiter nach Lier, wo das letzte Spiel der Tour, K. Lierse SK gegen R. Standard de Liege (Lüttich), auf dem Programm stand. Da es noch keine Karten gab begaben wir uns in die Innenstadt um noch was zu Essen. Der Imbiss den wir gefunden hatten bot den Döner für preisgünstige 4 Euro an, so dass Roy in einem Restaurant Spaghetti zu sich nahm, während wir uns für eine Frittenbude entschied. eenergy bekam hier eine Currywurst für einen Euro, hatte aber nicht viel mit dem uns bekannten zu tun. Das war eine Wurst mit Curryhülle in Papier verpackt, ohne Beilage. Danach ging es auf zum Stadion und nach einer Weile Parkplatzsuche konnten wir die Kassen stürmen. Für 15 Euro bekamen wir hier Stehplatzkarten. Um die Zeit bis zum Anstoß zu Überbrücken besuchten wir eine Kneipe in Stadionnähe, wo ich vom Kellner darauf hingewiesen wurde meine Jacke doch besser geschlossen zu lassen, da mein Schal die Farbe von Lüttich hat. Nach einem Bier, bzw. einer Cola für den Fahrer, begaben wir uns erneut zum Stadion. Da wir den falschen Eingang gewählt hatten standen wir vor den Sitzplatztribünen und da hier nicht kontrolliert wurde nahmen wir dankend doch auf den wesentlich teureren Sitzplätzen Platz, mit bester Sicht auf Heim- und Gästeblock. Letzterer war 20 Minuten vor Spielbeginn bereits proppevoll, schätzungsweise waren über 1000 Gäste angereist. Bei den Heimfans hatte sich auf jeder Tribüne eine Gruppe zusammen gefunden. Der Hauptbereich mit knapp 200 Supporters hatte sich auf der Gegentribüne eingefunden. Dazu gaben 20 Leute auf der Hintertorseite ab und an etwas von sich. Auf unserer Seite hatte sich eine Gruppe mit Instrumenten platziert, die während des Spiels ab und an eine Melodie dudelten, was die beiden Jungs ziemlich nervte. Zum Einlaufen gab’s auf beiden Seiten ein paar Doppler und Schwenker, auf Heimseite eindeutig mehr davon und zudem einige Kassenrollen. In den ersten Minuten übte sich bei Lüttich ein großer Teil im Support, mit der Zeit war jedoch nur noch ein Teil am Singen. Zudem gab’s keinen durchgängigen Support, auch auf Heimseite waren nur sporadische Anfeuerungsrufe zu vernehmen. Das Spiel begann recht rasant und mit klaren Vorteilen für den im Abstiegskampf steckenden Lierse SK. Doch Mitte der ersten Hälfte gelang den Gästen die 1:0 Führung. Danach war das Spiel ausgeglichener.
Zur zweiten Halbzeit wurde die Stimmung auf den Rängen besser, die Gäste nun recht durchgängig am Singen, der Heimblock verlagerte sich indessen immer mehr Richtung Gästeblock. Derweil hatten die Zuschauer auf den anderen Tribünen im Lütticher-Torhüter ihr Hassobjekt gefunden. Nach einigen Zeitspielereien und eindeutigen Gesten Richtung Publikum machte sich der Gute keine Freunde. Da er aber auch nicht der Sicherste war hatte das Publikum nun etwas zum Beklatschen. Die Gästeanhänger hatten derweil Spaß mit den Ordnern im Block. Immer wieder zündeten sie ein Bengalo und einer der Ordner schaffte diesen raus, doch jedes Mal erflammte kurz darauf der Nächste. Zudem kam es zu einigen Rangeleien bzw. kleinen Schlägerein gegen die Ordner im Block. Der beste Ordner stand jedoch vorm Block, nachdem ein Bengalo auf dem Rasen gelandet war entsorgte er dieses mit einem gezielten Wurf unter eine Werbebande, die daraufhin etwas schwarz wurde. Cleverer Bursche. Gegen Ende des Spiels bepöbelten sich Heim- und Gästeanhänger am Trennzaun recht ordentlich. Kurz vor dem Abpfiff gelang Lüttich der Treffer zum 2:0 und der Gästeblock war gut am Abfeiern.
Nach dem Spielende ging es für uns zurück zum Auto, um die Heimreise anzutreten. Während wir während der Tour Glück mit dem Wetter hatten, einzig in Mönchengladbach hatte es noch geschneit, lag in Hessen der erste Schnee. Nach knapp 7 1/2 Stunden Fahrt erreichten wir mit dem Morgengrauen das sehr verschneite Dresden und konnten den wohlverdienten Schlaf antreten.