Geiles Spiel mit Punkt belohnt
Es gibt so Tage, da gelingt einfach alles. Ausgerechnet gegen den FC Sachsen Leipzig, seines Zeichens selbsternannter Aufstiegsfavorit Nummer eins, fand der ZFC Meuselwitz zu alter Stärke zurück. Nach einem zumindest in der zweiten Halbzeit mitreißenden Spiel hieß es 1:1 (0:0). Bei den Ostthüringern gab es dabei gleich mehrere Sieger. Torwart Oliver Dix, der mit unglaublichen Reflexen den Punkt sicherte; Wuschelkopf Miroslav Rada, der Leipzigs Stürmer Nico Breitkopf fast komplett abmeldete; und Mirko Graf: Der Stürmer traf, wie schon in den beiden letzten Duellen.
Das es vor den knapp 3.000 Fans (drunter ein Drittel Leutzscher) ein so packendes Spiel wird, war in der ersten Halbzeit noch nicht absehbar. Die Meuselwitzer wollten erst Mal in der Abwehr sicher stehen, vergaßen dabei aber jegliche Offensivaktion. Immerhin: Die Kette mit Baumann, Rada, Terjek und Bronec stand meist bombensicher. „Das war uns erst einmal wichtig, da wir in den ersten drei Punktspielen immerhin neun Gegentore geschluckt hatten“, resümierte Trainer Damian Halata. Was allerdings der FC Sachsen in den ersten 45 Minuten bot, kann mit dem Prädikat erbärmlich umschrieben werden. Nur bei einer halbhohen Watzka-Eingabe von der rechten Seite (13.) brannte es kurzzeitig im ZFC-Strafraum. Ansonsten schoben sich die Profis eher behäbig den Ball zu, ohne auch nur einmal gefährlich auf das Tor von Oliver Dix zu schießen. Die Pausenpredigt des Gästetrainers Wolfgang Frank dürfte dementsprechend gewesen sein. Sein Gegenüber Halata schwor seine Mannen in der Kabine ein, „nun auch etwas mehr für die Offensive zu tun“.
So passierte nun Unglaubliches: In der 48. Minute visierte Mathias Großmann im Anschluss an einen abgewehrten Freistoß erstmals das Tor der Gäste an. Das der Ball etwas 15 Meter neben dem Tor der Leipziger landete, war egal, denn nun wurde aus einem Grottenkick ein flottes, gutklassiges Oberligaspiel. Die Meuselwitzer erkämpften Gleichwertigkeit und holten die zweite Ecke heraus. David Kwiatkowski trat an und fand den Kopf von Graf (52.). Der ZFC-Stürmer ließ sich die Chance nicht entgehen und verwandelte aus acht Metern zum 1:0 für Zipse. Jetzt erwarteten die nun toll mitgehenden Fans in der bluechip-Arena einen Sturmlauf der Leipziger. Doch weit gefehlt, Pavel Sedlacek hatte bei einem Konter nur neun Minuten nach der Führung die Entscheidung auf dem Fuß. Der Tscheche spielte Kevin Kittler das Leder durch die Hosenträger und wurde dann gelegt. Da Kittler letzter Mann war, hätte der nicht immer sicher wirkende Schiedsrichter Jens Cyrklaff eigentlich „Rot“ ziehen müssen. Doch er beließ es bei einer Verwarnung. Eher aus dem Nichts musste der ZFC den Ausgleich hinnehmen: Sebastian Seifert bediente Nico Breitkopf (67.), der aus elf Metern flach in linke Eck einschoss.
Hoch dramatisch wurde es in den letzten zehn Minuten. „Da spielten beide Mannschaften voll auf Sieg, ein Klassespiel“, schwärmte nach der Partie Damian Halata. Zunächst hatte der eingewechselte Christian Gerold (82.) den Siegtreffer für Meuselwitz auf dem Fuß. Seinen Knaller aus 14 Metern konnte Gästekeeper Rene Twardzik mit beiden Fäusten abwehren. Dann geriet Gegenüber Oliver Dix ins Blickfeld. Bei zwei glasklaren Kopfballchancen durch Seifert (87.) und Daniel Ferl (89.) bewies der Ex-Weidaer, warum er die Nummer eins ist. Doch auch der ZFC kam noch einmal kreuzgefährlich vors Gästetor: Im Anschluss an einem Eckball verfehlte Graf per Hinterkopf (89.) das Twardzik-Tor nur um 50 Zentimeter.
Als Dix in der hektischen Nachspielzeit nach einer Ecke zu Boden ging, kam noch einmal Hektik auf. Sekunden später pfiff der Schiedsrichter das Spiel ab. Es gab einige Rangeleien, die aber eher in der tiefen Enttäuschung der Gäste begründet waren. Die ZFC-Spieler sanken erschöpft und glücklich auf den grünen Rasen. Sachsen-Trainer Frank, der während des Spiels mehrfach ungestraft wie ein Rumpelstielzchen auf das Spielfeld rannte, erwies sich nach der Partie als schlechter Verlierer und hatte auch gleich den Buhmann ausgemacht: „Der Schiedsrichter war dem Spiel nie gewachsen und hat die Unruhe selbst provoziert.“ Das alles ließ den hoch zufriedenen Halata kalt: „Der Unparteiische kann doch nicht immer für Leipzig pfeifen, wie gegen Erfurt.“ Zuletzt gab es noch viel Lob für die Mannschaft. „Alles klappte heute, eine tolle Leistung. Jetzt können wir mit gestärkter Brust nach Völpke fahren.“
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