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Meiendorf in der Oberliga?
12.06.05
Am Morgen nach dem Schock, den der Rückzug des Meiendorfer SV aus der Ober- in die Kreisliga im Hamburger Amateurfußball auslöste, sprach SportNord mit Fritz Helms, dem 1. Vorsitzenden des MSV:
SportNord: Wie kam es zum Rückzug?
Fritz Helms: „Bei einer Vorstandssitzung hat es eine Abstimmung über die Zukunft der Ligamannschaft gegeben. Ich habe für den Verbleib in der Oberliga votiert, bin aber überstimmt worden. Unser 2. Vorsitzender, Oliver Leist, der die gleiche Majorität wie ich hat, unser Schatzmeister Joachim Schöne, und Herr Lamprecht, der den Vorstand seit einem halben Jahr ergänzt, haben aber dagegen entschieden und mich somit überstimmt.“
SportNord: Warum waren Ihre Vorstands-Kollegen gegen eine Zukunft in der Oberliga?
Helms: „Ich habe vor einigen Monaten die Ligamannschaft fristgerecht beim NFV gemeldet. Zu dieser Zeit war auch sportlich noch alles in Ordnung; anschließend folgte leider eine Negativserie, durch die weniger Zuschauer kamen und ein leichtes Minus in der Kasse entstand. Dadurch haben einige im Verein Muffensausen bekommen und sahen große Schulden durch die 1. Fußballmannschaft auf den Gesamtverein zu kommen. Unser Schatzmeister hat deshalb einen Brief an den Verband geschickt und die Ligamannschaft abgemeldet.“
SportNord: Warum wurde die Ligamannschaft nicht aus dem Gesamtverein ausgegliedert?
Helms: „Das wollten wir im Herbst vergangenen Jahres bereits machen. Wir haben uns von einem Rechtsanwalt, der auf diesem Gebiet bereits große Erfolge verbuchte, beraten lassen. In diesem Herbst sollte eine außerordentliche Mitgliederversammlung über die Ausgliederung entscheiden. Zudem hatten wir bereits einen überaus großzügigen Sponsor in der Hinterhand. Er wollte aber erst ab dem 1. Juli 2006 nach erfolgter Ausgliederung Geld geben, weil er nicht wollte, dass sein Geld in den 25 Abteilungen des MSV versickert.“
SportNord: Er wollte sich also nur mit dem Ruhm der Oberliga-Mannschaft schmücken?
Helms: „Er wollte in der vierthöchsten Spielklasse seinen Spaß haben. Und ich habe die Hoffnung, dass der MSV doch noch in der Oberliga bleibt: Vielleicht muss die Kündigung nach Anwaltlicher Prüfung zurückgenommen werden. Die Ligamannschaft war schließlich Ordnungsgemäß gemeldet worden. Nach meinen Informationen fällt beim NFV erst am 30. Juni die endgültige Entscheidung.
Nein, „so etwas Merkwürdiges“ habe er „noch nie erlebt“, betont Wolf-Günter Wiesel, Spielausschussvorsitzender des NFV, angesichts des eventuellen Rückzugs des Meiendorfer SV aus der Oberliga. „Es gibt zwei Versionen“, erklärt Wiesel: „Zum einen erhielten wir ein Schreiben, in dem der MSV auf sein Startrecht in der Oberliga verzichtet. Dann wieder teilte uns der Vereinsvorsitzende mit, dass dieser Brief eventuell keine Rechtsgültigkeit besitze und er weiterhin wolle, dass sein Klub in der Oberliga antritt“.
Der MSV-Vorsitzende Fritz Helms hatte auch im SportNord-Interview die Rechtmäßigkeit des von Schatzmeister Joachim Schöne an den Verband gesendeten Schriftstückes angezweifelt. Deshalb schaltete er einen Rechtsanwalt ein und hofft, dass die Gelb-Schwarzen doch in der vierthöchsten Spielklasse bleiben können. Allerdings weist Wiesel darauf hin, dass diesbezüglich keinesfalls erst Ende Juni eine Entscheidung fallen könne: „Am Montag, den 13. Juni, wird diese Angelegenheit definitiv geklärt werden“.
Auch, in welche Spielklasse der MSV im Falle eines Oberliga-Verzichtes absteigen würde, stehe dann zur Debatte, so Wiesel. Allerdings fällt diese Entscheidung nicht mehr in den Zuständigkeitsbereich des Norddeutschen Fußball-Verbandes - ab der Verbandsliga abwärts ist der Hamburger Fußball-Verband verantwortlich. Und beim HFV haben sich die Meiendorfer nur für die Kreisliga (in Staffel 6 spielte in der vergangenen Saison die MSV-Reserve) beworben.
Wiesel weist auch mit Hinblick auf die Abstiegsfrage in der Oberliga auf die Dringlichkeit einer Entscheidungsfindung hin: „Der sportlich abgestiegene HSV Barmbek-Uhlenhorst würde in der Oberliga bleiben, wenn Meiendorf sich zurückzieht. Und die BU-Verantwortlichen müssen schnellstmöglich Planungssicherheit bekommen, auch was die Zusammensetzung ihrer Mannschaft betrifft“. Bleibt Barmbek-Uhlenhorst tatsächlich in der vierthöchsten Spielklasse, hätte dies auch jeweils einen Absteiger weniger aus der Verbandsliga und den Landesligen zur Folge: Der SV Eidelstedt bliebe fünftklassig, auch der Verlierer des sonntäglichen Abstiegs-Relegationsspiels der beiden Landesliga-15. (Harburger SC - TSG Inter Bergedorf) müsste nicht den Gang in die Bezirksliga antreten.
Allerdings ist der Meiendorfer Rückzug nun die einzige Chance auf eine Rettung für BU und Eidelstedt: Wiesel erklärte, dass „alle Oberligisten die Lizenz erhalten haben“. Die Hoffnungen der Hamburger Klubs auf einen Zwangsabstieg des VfR Neumünster oder des BV Cloppenburg haben sich damit zerschlagen. Bleibt zu hoffen, dass in der Meiendorfer Angelegenheit eine endgültige Lösung gefunden wird – Wiesel dazu: „Nichts wäre schlimmer, als dass der MSV zunächst in der Oberliga bleibt, sich dann aber später doch zurückzieht. Das wäre grob unsportlich den anderen Vereinen gegenüber, und niemand wünscht sich eine Klasse mit nur 17 Mannschaften.“
[Johannes Speckner] (c) www.sportnord.de
Zusammenstellung von Altona 93