Beiträge von GAGA

    Dörfer? Also ich habe ja nur Glasgow und Edinburgh abgehoppt. Wie bereits gesagt. Celtic war nicht so prickelnd. Dafür entschädigte Edinburgh für vieles. Da ging es meines Erachtens weit authentischer zur Sache. Wenn ich tatsächlich noch einmal die Gelegenheit haben sollte, werde ich mir das dortige Lokalderby der Hearts gegen die Hibs geben. Auch sonst scheint mir Edinburgh weit sehenswerter als Glasgow, was im Übrigen auch für den Fall gilt, dass man auf weibliche Gesellschaft aus ist..


    Vielleicht bleibt sogar noch Zeit für einen Abstecher nach Dundee, oder Aberdeen, aber auch nur dann, wenn es die Paarung hergibt. Wie es tatsächlich auf den "Dörfern" aussieht kann ich nicht beurteilen. Von der Authenzität her könnte ich es mir aber schon sehr spannend vorstellen. Andererseits hat Schottland eben weit mehr zu bieten, als nur Fussball.


    GAGA

    Na endlich Donnerstag. Nach der Arbeit schnell nach Hause, und die präparierte Checkliste abgehakt. Krankenversicherungskarte? Dabei! Ausweis und Reisebestätigung? Dabei! Die Mappe mit dem lebenswichtigen Insulin? Dabei! Im Koffer ist auch alles drin. Stopp. Sicher ist sicher. Schnell noch eine zusätzliche Flasche Insulin und eine Ersatzspritze in die Hosentasche, der kluge Mann baut eben vor, und fertig waren meine Reisevorbereitungen für einen Wochenendtrip nach Glasgow.


    Organisiert wurde dieser Trip von einigen Freunden aus dem Internet, die sich u.a. schon im Frühjahr auf den Weg gemacht hatten, und mit ihren Berichten alte Sehnsüchte schürten. Gebucht wurde deshalb ein Wochenendtrip, der den Besuch der Partien Celtic gegen Inverness, und Heart of Midlothian gegen die Rangers beinhaltete. Insgesamt bestand unsere Gruppe aus acht Mitreisenden, von denen, bis auf meine Wenigkeit, alle gebürtige "Ossis" waren, deren drei es nach der Wende in den "Westen" verschlagen hatte, ohne dabei, bis auf eine Ausnahme, ihre fußballerischen Präferenzen aufzugeben.


    Die größte Unbekannte in diesem Quartett dürfte hierbei Inverness FC darstellen, weshalb ich die Gelegenheit nutze, auf diesen Verein etwas näher einzugehen. Der Klub mit dem kompletten Name Inverness Caledonian Thistle Football Club entstand im Jahre 1994 als Zusammenschluss der Vereine Inverness Thistle F.C. and Caledonian F.C, die beide im Jahre 1888 zu den Gründungsmitgliedern der North of Scotland Football Asscociation gehörten, wobei deren Wurzeln in das Jahr 1885, bzw. 1886 zurückreichen


    Beide Vereinigungen trennte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine eingefleischte Rivalität, doch zwangen wirtschaftliche Begebenheiten, die Neueinteilung der schottischen Liga in vier Divisionen mit je zehn Vereinen im Jahre 1993, und einem deshalb erwarteten Dahindümpeln beider Vereine in der dritten schottischen Liga, dazu, gemeinsam einen Weg zu suchen, eine Phalanx der "Highlands" in die eher von den "Lowlands" dominierten Fußballszenerie zu schlagen.


    In der Saison 1996/97 gelang, nach einem jahrelangen Aufenthalt in der dritten Liga, dann endlich der Aufstieg in die zweite schottische Division, wobei am 09.11.1996 das neue Stadion mit einem 1:1 gegen die Albion Rovers eingeweiht wurde. Somit war nun auch endgültig der Weg vom Feierabendfußball zum Vollprofitum geebnet, der in der Spielzeit 1998/99 seinen krönenden Abschluss mit dem Aufstieg in die erste Liga, nicht zu verwechseln mit der Premiere League, fand.


    Die Saison 99/00 brachte einen weiteren Höhepunkt im Vereinsleben, als Celtic Glasgow in deren Stadion mit 1:3 aus dem schottischen Pokal eliminiert wurde, und mit dem sechsten Platz gleichzeitig der Ligenerhalt gesichert werden konnte. Leider zeigten sich in diesem Jahr extreme Finanzprobleme, die in der darauf folgenden Spielzeit gelöst schienen, aber nur um am Ende der Spielzeit 2000/2001 erneut aufzutreten. Dies führte zum Rücktritt fast des gesamten Vorstands. Dennoch beendete das Team die Saison auf einem kaum für möglich gehaltenen vierten Platz, dem ein sechster im nächsten Jahr folgte


    In der darauf folgenden Spielzeit kam es zu einem erneuten Duell gegen Celtic Glasgow im schottischen Pokal, in welchem die Grün-Weißen diesmal mit 1:0 den Kürzeren zogen. Im Semifinale ging es dann gegen Dundee United, wo man in Glasgows Hampden Park mit einer 1:0 Niederlage die Segel streichen musste.


    Im sich anschließenden Jahr gelang mit dem ersten Platz der Aufstieg in die Premier League, der von einem weiteren Einzug in das Halbfinale des schottischen Pokals begleitet wurde. Dort unterlag man allerdings Dunfermline mit 2:3. Dies war umso ärgerlicher, als die Teilnahme am Finale wegen der vorzeitigen Qualifikation des Widerparts Celtic Glasgow für die Champions League gleichzeitig einen Platz im UEFA-Cup garantierte hätte.


    Mit dem Aufstieg einher ging der erneute Umbau des Tulloch Caledonian Stadium gemäß den Anforderungen des schottischen Fußballverbandes, der größtenteils von einem privaten Unternehmen finanziert wurde, und dessen Name die 7500 Zuschauer fassende Spielstätte nun ziert. Während dieser Zeit wurden die Heimspiele übrigens im 200 Kilometer entfernten Aberdeen ausgetragen.


    In den folgenden beiden Spielzeiten gelang es dem Verein erfolgreich, sich in der SPL zu etablieren, ohne dabei den "Großen" wirklich Paroli bieten zu können, was angesichts der Größe des Stadions, und der Begrenztheit der finanziellen Mittel nicht weiter verwunderlich ist. Derzeit rangiert der Verein auf Rang 5 der SPL, und scheint in diesem Jahr sogar der Abstiegsrunde entrinnen zu können.


    Dem gegenüber hieße es Eulen nach Athen tragen, die Rivalität der beiden Glasgower Vereine dem Leser näher zu bringen. 51 schottische Meisterschaften gegen 40. Blau gegen Grün, Evangelisch gegen Katholisch, "Briten" gegen Schotten, oder soll ich besser sagen Iren, Gers gegen The Bhoys, Gut gegen Böse, Reich gegen Arm, Ibrox Park (50411 Zuschauer) gegen Celtic Park (60832), aber auch Goliath gegen Goliath. Ein Kampf, der mindestens viermal jährlich im so genannten Old firm seinen Niederschlag findet. Das geht sogar soweit, dass beide Vereine dazu übergegangen sind, verbilligte Dauerkarten zu verkaufen, die das Stadtderby explizit ausschließen. Nur. Welcher Fan lässt sich ein solches Ereignis schon freiwillig entgehen?


    Sinnbild dieser Rivalität bleibt für mich der Auftritt von Paul Cascoigne in einem Derby, der nach seinem Treffer für die manchmal auch Hunnen genannten Rangers im Stile eines Flötenpfeifers des nordirischen "Oranjemarsches" am Fanblock der Celtics vorbeidefilierte.


    Kenner der Szene behaupten allerdings, dass die Probleme des schottischen Fußballs im internationalen Wettbewerb genau in dieser Konstellation bestehen. Was fehlt ist die permanente Konkurrenzsituation mehrerer in etwa gleichstarker Teams.


    Erst seit kurzem versucht der Verein Heart of Midlothian mit den Millionen des litauischen Unternehmers Wladimir Romanow, dieses Duopol aufzubrechen. Auf diese Art und Weise feiert ein Verein seine Widerauferstehung, dessen größte Erfolge sich in den schottischen Meisterschaften der Jahre 1895, 1897, 1958 und 1960 und sieben Pokalsiegen, der letzte im Jahre 2006, manifestierten. Ob diese Reanimation aber auf Dauer gelingt, wird erst die Zeit zeigen müssen. Spielstätte ist das Tynecastle Stadion in Edinburg, welches Sitzplätze für 18.008 Zuschauer bietet.


    Am vereinbarten Treffpunkt mit meinem Chauffeur Han erkannten mich derweil drei Jugendliche an meinem Schal als Fußballfan und erkundigten sich nach dem Wer, und Wohin. Als ich ihnen dann erzählte, dass es zum Fußball nach Glasgow ginge, wollte sich einer von denen tatsächlich noch eine Schulbefreiung holen um Mitzufahren, wobei für ihn die Probleme bezüglich Tickets, Unterkunft, Klamotten und Reisepass wohl eher sekundärer Natur waren. Erst mit sanfter Gewalt gelang es uns, ihn aus dem schon okkupierten Sitzplatz im Gefährt meines Fahrers zu entfernen.


    Die Reise nach Leverkusen zu El Blasso ging recht unspektakulär vonstatten. Hauptgesprächsthemen waren die Lage der von uns unterstützten Vereine, und die Geschehnisse um den SV Wehen, und dessen geplanten Umzug nach Wiesbaden. Dank der Orientierungskunst des Chauffeurs, gelang uns trotz des fehlenden Navigationsgerätes eine reibungslose Punktlandung in Leverkusen hinzulegen, wo uns ein weiterer Mitfahrer eine Übernachtungsmöglichkeit offeriert hatte.


    Dortselbst angekommen machte ich schnell Bekanntschaft mit seinem etwa handtaschengroßen Hund, dessen Anhänglichkeit ich mir während meines gesamten Aufenthaltes sicher sein durfte. Nach dem Verzehr einer derweil bestellten Pizza, und der kalorienreichen Aufnahme einiger Flaschen Bier, ging es gegen Mitternacht in die Heia, wobei ich mich ausdrücklich bei El Blassos Sohn für die möglicherweise nicht ganz freiwillige Überlassung seines Schlafplatzes bedanken möchte. Welcher fünfjährige Junge zieht schließlich, und sei es nur für eine Nacht, gerne in das Zimmer seiner älteren Schwester.


    Die Nacht endete um 03:45, wobei wir gerne auf die sonst üblichen hygienischen Verrichtungen des Morgens verzichteten, und unser Frühstück auf eine Tasse Kaffee und eine Zigarette beschränkten. Um kurz nach Vier tauchte nämlich ein weiterer Freund auf, den El Blasso extra als Chauffeur zum Flughafen nach Düsseldorf engagiert hatte. Am Airport angekommen gestaltete sich der Check-In wegen der Frühe des Tages als weit kürzer als erwartet. Kein Wunder, dass es uns problemlos gelang, die inzwischen knurrenden Mägen mit einem Frühstück bei einer weltbekannten "schottischen" Imbisskette zu besänftigen.


    Erste Hürde stellte dann die obligatorische Sicherheitskontrolle dar, an der es, nach der freundlichen aber bestimmten Aufforderung an El Blasso, sich doch bitte des Schuhwerks zu entledigen, zart nach Fußschweiß duftete. Tja. Kleider, soll heißen, Celtics Mützen lassen eben doch auf die Gesinnung der Leute schließen. Glücklicherweise hatte der Kontrolleur aber doch ein Einsehen, und entließ die Gruppe stirnrunzelnd in Richtung des Abflugterminals, wo ich mich im Duty-Free Shop schnell noch mit dem nötigen Nikotinvorrat eindeckte.


    Allerdings tauchten nun beim "Boarding" Probleme auf, weil es tatsächlich ein Passagier wagte, ohne gültigen Flugschein das Flugzeug betreten zu wollen. Wie er trotz seines Aussehens, welches das Klischee eines vermeintlich typischen Terroristen mit Sprengstoffgürtel, und ohne Ticket die bisherigen Kontrollen überwinden konnte, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben. Im Endeffekt durfte er jedenfalls doch an Bord.


    Der Flug selbst brachte uns ohne Komplikationen nach London. Anschließend ging es mit der Flughafenbahn zum Abflugterminal, wo wir einem erneuten Sicherheitscheck, El Blasso überlegte schon, ob er sich nicht demnächst zu Schuhen mit Klettverschlüssen durchringen sollte, unterzogen wurden.


    Endlich in Glasgow angekommen, setzten wir uns in den Flughafenbus der uns für 3,30 Britische Pfund ins Zentrum brachte, und wo wir im gebuchten Eurohostel, einem riesigen neunstöckigen Komplex, unser Gepäck unterstellten, und ich meine eher den Celtics zuneigenden Mitreisenden zu einer Besichtigung des Ibrox Park nötigte.


    Zu diesem Zweck benutzten wir die U-Bahn, welches sich in Glasgow recht einfach gestaltet, weil es sich um ein Ringsystem mit einem Inner Circle, der links herum führt, und einen Outer Circle, demzufolge rechts herum, handelt. Die Bahn selbst hält allerdings in keinster Weise bundesdeutschen Standards stand. Die Waggons erwiesen sich nämlich als sehr schmal und eng, wobei sich die Sitzplätze an den Längsseiten des Zuges befanden. Kein Wunder, dass einer der Mitreisenden sie mit einer Lore verglich, weil sie ähnlich quietschend und rumpelnd durch das Röhrensystem glitt.


    Die U-Bahnstation Ibrox liegt jedenfalls so unscheinbar in einer Seitenstraße, dass sie ein Auswärtiger wohl kaum als solche erkennen könnte. Dennoch brauchten wir nur einmal um die Ecke zu gehen um wie die Celtics Anhänger meinen Mordor leibhaftig gegenüber zu stehen.


    Leider war es mir wegen der fehlenden Kreditkarte, zu der ich ein mehr als nur gespaltenes Verhältnis hege, von Deutschland aus nicht möglich, eine Besichtigungstour für 7,50 Britische Pfund zu buchen. Folglich enterte ich erst einmal den dem Stadion angegliederten Rangers Fanshop, um mich mit den nötigen Utensilien für meinereiner, und meinen Sohn einzudecken. Für einen näheren Blick ins Innere der von der FIFA mit fünf Sternen ausgezeichneten "Arena" fehlte uns wegen mangelnder Traute doch die Bereitschaft, weshalb wir uns auf einen äußerlichen Rundgang beschränkten. Hierbei zeigte sich aber, dass das Stadion wegen seiner Lage in einem Wohngebiet nicht nur in städtebaulicher Hinsicht im Herzen des Geschehens eines Teils der dort lebenden Menschen liegt. In Deutschland gäbe es bei dem am Spieltag entstehenden Lärm mit Sicherheit einen riesigen Aufstand der Anwohner, während es die Einheimischen offensichtlich eher als Ehre ansehen, in der Nähe einer solch ehrwürdigen Stätte leben zu dürfen.


    Auffällig war hier das Denkmal für all jene, die bei den drei "Stadionunfällen" ums Leben kamen, und jener Teil der Backsteinmauer, auf der sich einige der unentwegten Fans mit ihrem "Stein" namentlich verewigt hatten. Das war es dann aber schon, und wir kehrten auf dem Inner Circle in das Stadtzentrum zurück.


    Dort ging es in einen nahe dem Hostel gelegenen Pub, in dem ich erstmals nähere Bekanntschaft mit der zu Recht gerühmten schottischen Küche machen durfte. Das zu der Mahlzeit gereichte Bier war ja noch genießbar, was jedoch für die Chips, bestenfalls halbgar, und den eher salzlosen Burger, nicht galt.


    An den Nachbartisch gesellten sich bald darauf zwei wild ausschauende Gesellen, die mit einem wenig einfallsreichen Liedgut, aus dem ich bestenfalls den Refrain "Paddy and The Bhoys" herausfiltrieren konnte. Bald darauf rückten wir aber in den Fokus ihres Interesses, wobei sich erneut mein Schal als hilfreich herausstellte, weil er uns offensichtlich hinreichend als Fußballfans auswies.


    Nach der Frage, welchen Verein wir in Deutschland unterstützen würden, wies mich einer der Beiden darauf hin, dass sie Rangers Anhänger wären, und die Asiaten dabei seien, Schottland zu übernehmen. Dies ließ mich schon etwas mulmig werden, wies mich mein Schal doch einen eindeutig antirassistischen Spruch, unterlegt mit den entsprechenden Symbolen auf. Gleichzeitig schilderte er uns das typische Aussehen eines Celtic Fans, den er als verwahrlosten und torkelnden Typen mit einer rudimentären Zahnreihe, und fehlendem Fingerglied beschrieb. Allerdings hatte ich eher den Eindruck, dass er an diesem Morgen wohl vergessen hatte, in den Spiegel zu schauen, kam seine Schilderung einer Beschreibung seiner selbst doch sehr nahe.


    Wie zur Bestätigung seiner These gesellte sich an seinen Tisch ein etwas ältlich und verhärmt ausschauendes männliches Wesen, dessen Schal ihn als Anhänger der Saints, eines örtlich ansässigen Rugby Teams auswies. Dies lag eben auch an seinem fehlenden Fingerglied, welches ihn und seinen Kumpel zu den entsprechenden Begeisterungsstürmen hinriss.


    Jetzt begutachtete er endlich auch meinen Schal, den er mir wegen der bereits erwähnten antirassistischen Aussage angewidert zurück übereignete. Seine Vorbehalte gegenüber Ausländern reichte jedoch nicht allzu weit, schenkte er doch dem Angebot eines fliegenden Händlers, eindeutig asiatischer Abstammung mit Porno-DVDs und Vorabkopien aktueller Kinofilme gebührende Aufmerksamkeit.


    Währenddessen erwarteten wir sehnsüchtig die Ankunft der übrigen Reisegefährten aus Berlin, die dann auch mit einem Kurzbesuch in der dem Hostel angeschlossenen Bar, gebührend gefeiert wurde. Anschließend checkten wir schnell ein, wobei sich mein Doppelzimmer als zwar räumlich limitiert, aber für den Zweck durchaus angemessen erwies.


    Leider fanden im für den weiteren Verlauf der Feierlichkeiten vorgesehenen Pub, dem Waxys, allerdings so viele gebuchte "Weihnachtsfeste" statt, dass der Personalbestand aufs Äußerste strapaziert war Deshalb war eine der drei vorhandenen Bars nicht besetzt, und wir suchten wegen des daraus resultierenden Platzmangels dann lieber doch das Weite.


    Nach einigen Diskussionen mit der Gesellschaft, die auf die Zuführung von flüssiger Nahrung in Form von Mangers, einem irischen Cidre, bestanden, fand sich schließlich doch noch ein Pub, der allen Beteiligten zusagte, und auch noch den entsprechenden Platz bereithielt. Leider drehte sich hier, und auch in einer weiteren Kneipe, die Diskussion fast ausschließlich um Belange von Union Berlin, was ich zuerst noch mit dem Eingang einiger SMS bezüglich der Zwischenstände des Spieles Sportfreunde Siegen - Kaiserslautern II kompensieren konnte, mich anschließend aber doch sehr stark ermüdete, weshalb ich schon recht früh ins Hostel zurückkehrte, um meinem altersgemäß steigenden Schlafbedürfnis nachzukommen.


    Nach einer nur von einer kurzen Unterbrechung gestörten Nachtruhe enterte ich als einer der ersten unserer Gesellschaft den Frühstücksraum, wo ich meiner Vorliebe für Haferschleim relativ ungestört frönen konnte, während die anderen so nach und nach eintrudelten. Anschließend war dann noch Körperpflege angesagt, welcher ein Besuch in der City folgte.


    Dort wurde unter anderem der Laden mit den unvermeidlichen Schottlandklamotten heimgesucht, in dem ich mich in eine Jacke für 50 Pfund verliebte, an deren Erwerb aber wegen mangelnder Barschaft nicht zu denken war. Anschließend führte uns der Weg in den unvermeintlichen Celtic Fanshop, der dem Ansturm der zum Spiel gegen Inverness angereisten Fans kaum Herr wurde.


    Per pedes erreichte wir dann jenen Stadtteil, der den Mitreisenden zufolge eher an Dublin, denn an Glasgow erinnern sollte. Einen so großen Unterschied zum Rest der Stadt konnte ich, bis auf einige offensichtliche Ruinen, eigentlich nicht feststellen. Bemerkenswert waren aber immerhin die nun verstärkt auftretenden, meist asiatischen Straßenhändler, die nicht nur Waren für Celtic Fans feilboten, sondern auch Güter des alltäglichen Lebens im Angebot führten.


    Genau hier befand sich auch Bairds Bar, bei deren Betreten ich mich stark an eine Spelunke übelster Art erinnert fühlte. Das Interieur dieser Örtlichkeit wurde eindeutig von allen möglichen Fanartikeln jeglicher Couleur bestimmt, wobei natürlich das unvermeidliche Celtic Grün-Weiß dominierte. Dort wurde ich dann auch gleich meinen extra deswegen mitgebrachten Sportfreundeschal los, der nun auch eine der Wände oder Decken zieren dürfte.


    Das Publikum erwies sich, wen wundert's, nicht nur als sehr lautstark und trinkfreudig, sondern auch der Sangeslust zugetan. Das Liedgut handelte aber nicht nur von Celtic, sondern eben auch von der Befreiung Irlands von der britischen Vorherrschaft, weshalb eine große Menge lautstark ihren baldigen Eintritt in die IRA ankündigte.


    Gleichzeitig liefen im angebotenen TV Programm einige der herausragenden Celtic Matches im Old firm. Allerdings ließ die Endlosschleife von vier Siegen gegen die Rangers darauf schließen, dass die Erfolge in den letzten Jahren arg dünn gesät waren. Dennoch hatte diese Begebenheit einen für mich arg bitteren Beigeschmack, kristallisierte sich doch schnell heraus, in welch guter Form sich der ehemalige BVB Torwart Stefan Klos zeigte, dessen unrühmlichen Abgang aus Dortmund ich deshalb umso mehr bedauerte.


    Inzwischen war auch George eingetroffen, der die bestellten Tickets verteilte. Im Stadion selbst, ein riesiger Allseater für 60.000 Fans befindet sich auf der grünen Wiese, und ist deshalb nur per Bus und Pkw erreichbar. Gleichzeitig würde sich auf einer Tribünenseite noch die Möglichkeit eines Ausbaus in Form der Einführung eines Oberrangs ergeben, was dem Stadion seine etwas asymmetrische Gestaltung nehmen würde.


    Bis etwa 15 Minuten vor Spielbeginn schien die Arena fast vollkommen verwaist, ehe dann der große Ansturm begann, und rechtzeitig vor dem Anpfiff etwa 55.000 Anhänger, davon etwa 400 aus Inverness das Stadion füllten. Das ganze Drumherum enttäuschte mich dann aber doch etwas. Keine Schalparade, kaum Support, keine Fahnen. Da war vom berühmten Celtic Roar nichts zu spüren.


    Möglicherweise lag dies aber auch an dem Gegner, der zwar überraschend gut in die Saison gekommen ist, aber keineswegs attraktiv erschien. Und genauso spielte Inverness auch. Ohne Selbstvertrauen, ohne Kenntnis der Laufwege der Mitspieler, und auch nicht körperlich dagegenhaltend. Dabei erwies sich die Defensive von Celtic keineswegs als sattelfest, schwamm sie in einigen Situationen doch bedenklich. Allerdings wusste die Offensive aus diesem Vorteil kein Kapital zu schlagen.


    Das sah auf der anderen Seite schon besser, nur fehlte die letzte Konsequenz im Abschluss. Insbesondere Gravesen spielte häufiger zurück, oder quer, und suchte in keinster Weise den Steilpass in die Sturmspitze. Dennoch kamen die Gastgeber zu einigen Chancen, wobei ein Tor keine Anerkennung fand, weil der Schiedsrichter im Strafraumgedränge übersah, dass der Keeper das Leder erst nach dem Überschreiten der Torlinie sichern konnte.


    Hätten die Grün-Weißen in Rot-Weiß gespielt, und deren Wappen ein weiß-blaues Rautenmuster "geziert", hätte man fast geglaubt, einem Spiel der Bayern beizuwohnen. Kein Wunder, dass kurz vor dem Halbzeitpfiff doch noch das 1:0 fiel. Nach dem Wideranpfiff erlahmte der Widerstand der "Highlander" immer mehr, weshalb die Gastgeber sich einen lockeren 3:0 Heimsieg erspielten.


    Dennoch hatte auch dieser Besuch seine angenehmen Seiten. Keine nervtötende Werbung vor dem Spiel, und als Pausenprogramm statt irgendwelcher Cheerleader eine Truppe Jungfußballer, die auf dem Rasen einige Trainingseinheiten absolvierten. So etwas würde ich mir auch in Deutschland wünschen. Die einfache Reduktion auf das Wesentliche.


    Nach dem Match ging es dann erneut in Beards Bar, wo noch einiges an Bier und Cider vernichtet wurde. Anschließend trennte sich die Gruppe, und die Hungrigen unter uns stürmten in der Innenstadt das Büffet eines Chinesen, der ein "All-you-can-eat" für 9,65 Britische Pfund im Angebot führte, von dessen vielfältigen Möglichkeiten wir reichlich Gebrauch machten.


    Daraufhin kehrten wir ins Hostel zurück, um es uns dort an der Hotelbar gemütlich zu machen. Dort verfolgten wir über Sky-TV das Match Mallorca - Barca, wurden dabei von einem DJ empfindlich gestört, der meinte, die technischen Möglichkeiten seiner Anlage mit minderwertiger Techno-Mucke ausreizen zu müssen.


    Folglich wurde ich auch an diesem Abend nicht sonderlich alt, und sonderte mich gegen 23:00 Uhr in Richtung meines Zimmers ab. Dort angekommen stellte ich allerdings fest, meine Mappe mit den Insulinutensilien nicht dabei zu haben. Die darauf folgende Suchaktion in der Bar führte zu keinem Ergebnis, weshalb ich annahm, das gute Stück unfreiwilligerweise beim Chinesen zurückgelassen zu haben. Allerdings hatte dieser um diese Zeit selbstverständlich noch zu, weshalb ich auf mein Ersatzbesteck zurückgriff. Also Spritze in die Flasche gesteckt, und die entsprechende Ration Pi mal Daumen aufgezogen.


    Unglücklicherweise befand ich mich zu diesem Zeitpunkt aber auf etwas schwankendem Boden, weshalb die Spitze abbrach, und ich unverrichteter Dinge zu Bett gehen musste. Der steigende Zuckerspiegel, und der damit unvermeidlich einhergehende Haardrang zwangen mich gegen 03:00 Uhr das Bett zu verlassen, weshalb ich nach dem Verrichten meines Geschäfts das Hostel verließ, um vor der Tür eine Zigarette zu rauchen.


    In der Hotellobby selbst fiel mir ein etwa 20-jähriges Mädchen ins Auge, welches mit einem knappen Top, einer kurzen Hose, Netzstrümpfen und Highheels den örtlichen Wetterverhältnissen trotzte. Diese machte sich an dem dort installierten Telefon zu schaffen, ohne dabei aber der Technik Herr zu werden. Laut fluchend randalierte sie in der Halle, und konnte erst von einer anwesenden Freundin halbwegs beruhigt werden.


    Danach reichte es mir endgültig, und ich kehrte auf mein Zimmer zurück. Gegen 06:30 Uhr wachte ich wieder auf, und nahm im Frühstückszimmer erst einmal einen Kaffee zu mir. Anschließen fragte ich an der Rezeption nach einer geöffneten Apotheke in der näheren Umgebung, um mir wenigstens eine Spritze zu besorgen.


    Dies erwies sich allerdings als sehr schwierig, weshalb ich mich selbst auf den Weg durch die Innenstadt machte, da ich meinte, am Freitagabend eine Apotheke gesehen zu haben. Allerdings erwies sich dieser Weg als umsonst. Möglicherweise sind die Schotten durch den ständigen Genuss ihres Whiskeys ja so abgehärtet, dass sie eine solche Einrichtung nicht benötigen. Jedenfalls sollte man dem hiesigen, dem Vernehmen nach darbenden Berufsstand vielleicht einmal einen Tipp geben, dass es in diesem Land eine offensichtliche Marktlücke auszufüllen gilt.


    Ins Hostel zurückgekehrt informierte ich erst einmal meine Freunde von dem Dilemma, weshalb wir nach dem Frühstück bei dessen Einnahme ich den Jungs hungrig zuschaute, gemeinsam nach einer Pharmazie Ausschau hielten, bzw. beim Chinesen vorbeischauten, ob dieser schon geöffnet hatte.


    Dies war natürlich nicht der Fall. Also ging es erst einmal zur Queens Station, wo wir für 08,95 Britische Pfund pro Nase eine Rückfahrkarte nach Edinburg erwarben. Eine Preisgestaltung für insgesamt 160 Kilometer Strecke an der sich unsere DB einmal ein Beispiel nehmen könnte.


    Für die Schönheiten der Stadt hatten wir erst einmal keinen Blick, suchten wir doch verzweifelt die in angeblich in der Princess Street gelegene Einrichtung. Doch erst Hans Adlerauge führte uns in ein Gebäude, in dem ich bestenfalls eine Drogerie vermutet hätte. Glücklicherweise fand sich im hinteren Teil jedoch eine Theke, an der die gewünschten Utensilien verkauft wurde, und ich durfte mir, sichtlich erleichtert, meine Spritze setzen.


    Anschließend ging es dann durch die Altstadt zur berühmten Burganlage, wobei wir allerdings nur einen Blick von Außen erhaschten, da uns der zu entrichtende Besichtigungspreis von 10,30 Pfund und eine lange Schlange an der Kasse von einem Besuch abhielten. Dafür schauten wir aber kurz am Laden des Whiskeymuseums vorbei, wo uns die angebotenen Köstlichkeiten das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Kaufen konnten wir jedoch nichts, weil in Schottland sonntags der Erwerb von Alkoholika vor 12:30 Uhr offensichtlich verboten ist.


    Folglich ging es wieder einmal per pedes in Richtung eines Pubs, wo die Übergabe der Tickets für das Match der Hearts gegen die Rangers stattfinden sollte. Da sich inzwischen aber auch der Magen zu Wort meldete, und auch die Leber ihren Anteil verlangte, gedachten wir, dort schnell noch einen Happen zu uns zu nehmen. Dies gestaltete sich, zumindest was das Essen anging, recht schwierig, weil Thommy, erst einmal in Besitz der Speisekarte, sehr lange brauchte, um mit deren Inhalt klarzukommen. Schließlich einigten wir uns auf Burger und Chips, deren Ankunft, im Gegensatz zu den bestellten Alkoholika aber auf sich warten ließ.


    Folglich fanden wir erst 10 Minuten vor dem Anpfiff aus der Kneipe, und beeilten uns zum Stadion zu kommen. Als wir schon meinten, auf dem falschen Weg zu sein, erschien mitten im Häusermeer tatsächlich die Arena vor uns, wobei wir dann auch noch einige Zeit benötigten das Stadion zu umrunden um unsere Sitzplätze einzunehmen. Der aus der Kampfstätte zu vernehmende Roar machte mich dabei ganz schön hibbelig, doch flog mir bei Thommys Anblick beim Passieren des Stadionkreuzes doch ein Lächeln über das Gesicht. Wer die Leibesfülle des Guten kennt, weiß was ich meine.


    Die Spielstätte selbst ist für 18000 Zuschauer konzipiert, und bis auf die fehlenden Stehplätze genauso, wie ich mir ein Stadion vorstelle. Klein und eng mit fast direktem Kontakt zum Geschehen. Besonders gut gefiel mir hierbei die Haupttribüne, deren Schindeldach sich zum Spielfeld hinneigt.


    Ähnlich wie im Celtic Park gibt es, wenn man einmal von einer Ecke der im Übrigen größeren Gegentribüne absieht, jedoch auch hier keinen separaten Supporters Block. Dennoch war deutlich zu spüren, wie des Volkes Seele kochte, und auch die Rangers Fans machten in ihrem Bereich einen ordentlichen Lärm.


    Insgesamt machte das Team der Rangers den aktiveren Eindruck. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass der Trainer die Rückkehr von Stefan Klos ins Tor herbeisehnt, erwies sich doch die Strafraumbeherrschung des dort eingesetzten Spielers als bestenfalls mangelhaft. Dessen Unsicherheit strahlte eindeutig auf die gesamte Abwehr aus, die aber mit ihrem Körperbetonten Spiel dann meist doch für klare Verhältnisse sorgte.


    Im Sturm überzeugte derweil die Nummer 9, die es in der zweiten Halbzeit sogar schaffte, im Strafraum drei Gegenspieler zu narren, und den Ball gefährlich, aber vergebens in die Mittelstürmerposition zu spielen.


    Krönender Abschluss eines Spielers zweier nicht nur in der Tabellenstand etwa gleichwertiger Mannschaften war jedoch der Siegtreffer der Gäste, als ein Schuss aus etwa 20 Metern leicht abgefälscht und unhaltbar für den Keeper am langen Pfosten einschlug.


    Zusammenfassend war es das Match, welches ich mir als typisch schottisch vorstelle. Schnelligkeit, gepaart mit rassigen Zweikämpfen, langen Flügelläufen und gefährlichen Flanken von der Grundlinie in die Mitte. Fußballherz was willst du mehr. Schließlich ging auch das Publikum entsprechend mit, wo mir besonders ein etwa neunjähriges Mädchen auffiel, welches ständig mit dem ausgefahrenen Stinkefinger in Richtung der Gästefans herumfuchtelte. Dieses Spiel entsprach also voll meinen Erwartungen.


    Anschließend ging es dann zurück nach Glasgow, wo eigentlich der Illumination Day, also der Tag, an dem die Entzündung der Weihnachtsbeleuchtung mit einem großen Feuerwerk begrüßt werden sollte, anstand. Nicht mit in Rechnung gezogen hatten die Veranstalter allerdings das Wetter, wobei sich in mir der Eindruck manifestierte, dass an diesem Abend der Himmel in flüssiger Form auf Glasgow herabfallen wollte.


    Während ein Teil unserer Besatzung die Gegend nach einem indischen Restaurant abklapperte, suchte ich erst einmal den Chinesen auf, um mich nach dem Verbleib meines Insulinbestecks zu erkundigen. Aber auch dort erhielt ich nur unbefriedigende Auskunft. Also zurück ins Hotel, bzw. an die Bar, wo mir die Bedienung eröffnete, die Tasche schon am Abend vorher auf dem Boden gefunden zu haben. Nun. Offensichtlich sollten wir alle einmal dringend einen Augenarzt zur Untersuchung der Sehstärke aufsuchen.


    Der Rest des Abends wurde dann mir dem Verprassen der restlichen Barschaft verbracht, wobei sich jeder noch fünf Pfund für den am nächsten Morgen anstehenden Taxitransport in Richtung Flughafen behielt.


    Der folgende Tag verlief, bis auf die Tatsache des langen Wartens bei der Sicherheitskontrolle am Airport, und der daraus resultierenden erneuten Ausziehpflicht für El Blasso Schuhe, man schien also auch in Schottland von seinem wahren Wesen gehört zu haben, recht unspektakulär.


    Einzige Ausnahme war die in Transithalle in London, in der sich tatsächlich eine Raucherzone befand, die ich neudeutsch in Wellness Area umtaufte. Nach einer etwas unsanften Landung in Düsseldorf wurden wir von El Blassos Frau Jessie abgeholt, und Han und ich erreichten trotz eines Staus am Autobahnkreuz in Olpe meinen Wohnort frühzeitig genug, damit ich meinen Koffer zu Hause abstellen konnte, um anschließend meinen Sohn zum, na was schon, Fußballtraining zu fahren.


    Sollte meine Ex-Frau also tatsächlich mit ihrer Diagnose einer bei mir grassierenden Verrücktheit Recht haben? Ich fürchte ja. Dennoch möchte ich mich zum Schluss noch bei allen Teilnehmern für die angenehme Gesellschaft und bei Thommy, Han und El Blasso für die Organisation, den Transit, und die gewährte Unterkunft bedanken.


    GAGA

    Zitat

    Was ist das für ein korrekte Aussage?
    Der Täter hat gestanden und ist überführt!!!
    Bei mir Nulltolleranz!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Habe von sogenannte anständigen ........, die waren immer die gefährlichsten!!


    Was ist an anständigen Menschen, vielen Dank übrigens für das möglicherweise ungewollte Kompliment, gefährlich. Anständige Menschen waren für mich beispielsweise jene, die am 23.03.1933 gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis stimmten. Anständig waren auch diejenigen, die sich, trotz einer gegenteiligen Gesetzeslage, aktiv gegen das SED-Regime zur Wehr setzten.


    Im Übrigen möchte ich nicht wissen, wie das Geständnis vom Mario M. zustande gekommen ist. Glücklicherweise brauche ich dies nicht zu beurteilen, und muss es auch nicht beurteilen. Dafür gibt es eben Fachleute, von manchen Menschen auch Richter genannt. Ansonsten könnte ich mir eine Gerichtsverhandlung sparen, und die Justiz braucht nur noch nach Aktenlage zu urteilen.


    Wenn es rein nach den Geständnissen ginge, die, aus welchen Gründen auch immer, abgegeben wurden, säßen Tausende unschuldig im Gefängnis, während ebensoviele Schuldige noch frei herumlaufen würden, um eventuell sogar noch weitere Untaten zu begehen. Ob Du das wirklich möchtest? Ich glaube eher nicht.


    Weißt Du beispielsweise, welchem Druck der mutmaßliche Täter während seines Verhörs ausgesetzt war? Ich weiß es jedenfalls nicht. Auch deshalb sind solchen Beichten immer noch von einem Gericht zu hinterfragen.


    Sicher. Unser System ist fehlerhaft. Allerdings habe ich bisher noch kein Besseres gefunden. Aber vielleicht kannst Du mir ja auf die Sprünge helfen.


    GAGA

    Zitat

    1. Beim Mann vom Dach, handelt es sich um einen bereits verurteilten Straftäter...also welche Schuld muss ihm noch bewiesen werden ???


    Kapiere es doch einfach. Es geht hier nicht um die Taten, die er vor der Entführung von Stefanie begangen hat. Dafür ist er schließlich auch verurteilt worden. Jetzt geht es aber um die neue Straftat. Und dafür ist er eben noch nicht verurteilt worden. Ergo. Unschuldig, bis zum Beweis der Schuld. Oder hast Du noch nie etwas davon gehört, dass auch Videoaufnahmen, obwohl in diesem Fall eher unwahrscheinlich, gefälscht werden können?


    Stell Dir doch nur mal vor, jemand dreht ein Video, in dem ein Mann einen anderen Menschen umbringt. Dieser Jemand kopiert statt dem Kopf des Täters, Deinen hinein. Jetzt ist es aber nicht an Dir zu beweisen, dass nicht Du das Verbrechen begangen hast, sondern ein Anderer der Täter ist. Die Beweislast liegt immer noch beim Ankläger. Schließlich möchtest auch Du nicht verurteilt werden, nur weil ein Anderer etwas von der Manipulation von Beweismitteln versteht.


    GAGA

    Abknallen. Springen lassen, Hoden bei vollem Bewußtsein abschneiden, und was weiß ich nicht noch alles. Einige von Euch scheinen auf dem besten Wege zu sein, sich mit dem Typen auf eine Stufe zu stellen. Wollt Ihr das wirklich? Und wenn ihr dann noch dazu übergehen wollt, Ankläger, Richter, und Henker in einer Person sein zu wollen, Haben wir Zustände, die eigentlich schon "1006 Jahre" zurückliegen sollten.


    Natürlich gehen auch mir seine Untaten nicht am Arsch vorbei, da ich ja schließlich auch eine Tochter habe. Tatsächlich weiß ich nicht, was ich als Betroffener dann machen würde. Und da ist es einfach gut, dass der Rechtsstaat seine Bürger manchmal vor sich selbst schützt.


    GAGA

    Zitat

    Original von Heimatsportfreund
    Die einzigen relevanten Mannschaften wären der SV Darmstadt und mit Abstrichen die Stuttgarter Kickers bzw. der SSV Reutlingen! Allerdings is doch sehr zu hoffen, dass wir die Nord-Staffel bekommen! Auch wenn Sportfreund Schäfer "gute Chancen" sieht, in die Süd zu kommen! Das einzig positive daran is, dass diese Staffel sportlich viel schwächer als die Nord is! So könnte mit einer ordentlichen Truppe der direkte Wiederaufstieg gelingen! Was aber auch so das Ziel sein muss, wenigstens in den nächsten 2 Jahren wieder hoch zu kommen!


    Sagt einmal, wie kann man eigentlich, entschuldigt bitte den Ausdruck, so einen Schwachsinn verzapfen. Wer sich die Absteiger der letzten Spielzeit aus der zweiten Liga in die Regionalliga anschaut könnte nämlich zu einem vollkommen anderen Ergebnis kommen.


    Was nun die Stärke der jeweiligen Regionalligen angeht, lohnt es sicherlich, sich die Absteiger aus der zweiten Liga in den letzten Jahren zu betrachten.


    2000/2001


    15 VfL Osnabrück (Nord)
    16 SSV Ulm 1846 (Süd)
    17 Stuttgarter Kickers (Süd)
    18 Chemnitzer FC (Nord)


    2001/2002


    15 SpVgg Unterhaching (Süd)
    16 1. FC Saarbrücken (Süd)
    17 1. FC Schweinfurt 05 (Süd)
    18 SV Babelsberg 03 (Nord)


    2002/2003


    15 Eintr. Braunschweig (Nord)
    16 SSV Reutlingen 05 (Süd)
    17 FC St. Pauli (Nord)
    18 Waldhof Mannheim (Süd)


    2003/2004


    15 VfB Lübeck (Nord)
    16 Jahn Regensburg (Süd)
    17 1. FC Union Berlin (Nord)
    18 VfL Osnabrück (Nord)


    2004/2005


    15 Eintracht Trier (Süd)
    16 RW Oberhausen (Nord)
    17 Rot-Weiss Essen (Nord)
    18 RW Erfurt (Nord)


    2005/2006


    15 Dynamo Dresden (Nord)
    16 1. FC Saarbrücken (Süd)
    17 LR Ahlen (Nord)
    18 Sportfr. Siegen (kam aus dem Süden)


    Folglich war nur in der zweiten Spielzeit die Bilanz für den Norden positiv, während sie ansonsten ausgeglichen, bzw. negativ war. Von daher sehe ich den Süden in den letzten Jahren von der Stärke her eigentlich sogar im Vorteil


    GAGA

    Am Tag des Namens meines Vaters


    Gestern war der Tag des Namens meines Vaters. Schon früh am Morgen bereitete Mutter das herrliche Essen des Tages des Festes vor. Meine Schwester reinigte gerade mit den Sauger des Staubes den Teppich des Persers, als es klingelte und der Bote der Post einen Brief der Eile brachte. Er war von meiner Tante aus dem Dorf der Düssel. Sie schrieb, sie könne leider nicht kommen, denn sie liege im Hause der Kranken und sei an dem Darm des Blinden operiert. Bald traf auch schon der Besuch ein, eine Schwester der Zwillinge meines Vaters und mein Onkel des Paten Paul, der zur Feier des Tages eine rote Nelke des Bartes in seinem Loche des Knopfes trug.



    Um 12 Uhr gab es dann das herrliche Essen. Das Mahl des Mittags: Suppe des Schwanzes des Ochsen, Fleisch des Rindes, Kartoffeln des Salzes, dazu Salate des Kopfes, Bohnen des Wachses und Kohl der Blumen. Das schönste aber war die Bombe des Eises, die meine Mutter aus dem Schrank der Kühle nahm. Nach dem Mahl des Festes unterhielten wir Kinder die Erwachsenen mit Liedern des Volkes. Mein Bruder spielte auf dem Klavier des Schiffers, wobei ihn meine Schwester auf der Flöte des Blockes begleitete. Dann kam noch mehr Besuch. Die Brüder des Kegelns meines Vaters und die Kapelle der Wehr des Feuers, die einige flotte Lieder des Rheines spielte. Am Nachmittag gab es dann den Kaffee der Bohnen, dazu Milch der Büchse und Zucker des Würfels. Es gab Kuchen des Sandes und des Marmors. Torten des Obstes mit viel Sahne des Schlages. Dann brachte Mutter noch Beutel des Windes, Stiche der Bienen und viele Küsse der Neger. Es war klar, dass nach diesen Genüssen viele unser Klosett des Plumpses aufsuchen mussten. Nach dem Kaffee machten wir einige Spiele der Gesellschaft. Zum Brot des Abends gab es dann den Salat der Kartoffeln und der Heringe, dazu Schnittchen mit Wurst des Blutes und der Leber. Wer wollte, konnte auch Würstchen der Brühe mit dem Senf des Löwen haben. Dazu gab es das Bier des Bockes. Wir Kinder bekamen die Milch der Butter.



    Nach dem Essen tranken die Erwachsenen auch Wasser der Kirschen des Waldes des Schwarzen. Auch aßen sie dazu viele Stangen des Salzes und Nüsse der Erde. Wir Kinder bekamen den Saft der Beere des Johannis. Leider sah Vater schon bald auf die Uhr des Bandes des Armes und wir mussten ins Zimmer der Kinder. Ich schlüpfte in meinen Anzug des Schlafes. Unser jüngster Halter des Stammes kam erst auf den Topf der Nacht und dann in sein Bett der Gitter. Dann krochen wir unter die Decke der Steppe und schliefen bald wie die Tiere der Murmeln. Am anderen Morgen krähte der Hahn des Zwerges schon früh auf dem Haufen des Mistes vor der Tür des Hauses. Mein Vater hatte den Jammer der Katze, er spürte das Brennen des Sodes, nahm eine Tablette des Spaltes und ein paar Tropfen des Geistes der Melisse der Frau des Klosters. Dann verschwand er mit der Bürste des Zahnes und dem Tuch der Hand in das Zimmer des Bades. Nach dem gemeinsamen Stück der Frühe, ging Vater zur Stelle seiner Arbeit und wir Kinder in die Schule der Hilfe.



    Gerne denke ich an den Tag des Namens meines Vaters.

    Sportfreunde Siegen – Dynamo Dresden 2:2 (1:1)


    Na endlich. Das erste Heimspiel der Saison für mich. Und das nun ausgerechnet gegen die Dynamischen. Im Vorfeld hatte das heimische Revolverblatt jedenfalls schon ordentlich Panik ob der brandschatzenden Horden aus dem Wilden Osten verbreitet. Ich habe davon jedoch nichts mitbekommen.


    So ist für mich das angeblich so hervorragend klappende System der Fantrennung immer wieder für einen Lacher gut. An der Bushaltestelle Schleifmühlchen standen jedenfalls beide Fangruppen schiedlich und friedlich beisammen und harrten der Busse, die sie zum Stadion bringen sollten. Da war jedenfalls nichts von Aufgeregtheit, oder gar aggressiver Stimmung zu spüren.


    Glücklicherweise waren wir dann schon um ca. 13:40 Uhr beim Stadion, so dass wir uns nicht in die später vorhandenen langen Schlangen zum Erwerb einer Karte einreihen mussten, sondern fast schon unverzüglich in Besitz der Selbigen kamen. Erstmals berappte hier auch mein inzwischen neunjähriger Sohnemann seinen Beitrag von € 4,00, während mein Töchterchen auch weiterhin umsonst das Stadion betreten darf.


    Dortselbst begegnete ich beim Fanprojekt erst einmal dessen etwas gestresst wirkenden Vorsitzende Beorn, der mir mitteilte, als jetzt Verantwortlicher, nicht mehr auf der Gegengerade zu stehen, sondern in der Ostkurve seinen Platz einnehmen zu wollen. Mir hingegen, als in dieser Situation etwas konservativ eingestellter Mensch, behagte diese Aussicht auf einen neuen Platz nur bedingt, weshalb ich mich erst einmal auf der Gegengerade umsah, um dort glücklicherweise auf alt vertraute Gesichter zu treffen. Puh. Eine neue Liga ist zwar wie ein neues Leben, doch muss ja nun nicht alles neu werden.


    Dennoch konnte ich wegen meiner diesmal mitgeführten Kinder, die ja auch ein wenig Auslauf brauchen, an dieser Stelle nicht bleiben, weshalb ich mich in den Block E2 verzog, der ansonsten nicht zu den bevorzugten Aufenthaltsorten der Fans gehört. Doch auch hier wurde es mit zunehmender Zeit etwas eng, meinten doch insgesamt etwa 14.000 zahlende Zuschauer, davon etwa 3.000 aus Dresden, das Stadion bevölkern zu müssen. Ein erfreulicher Anblick, der allerdings noch einer gewissen Gewöhnung bedarf.


    Die ersten zehn Minuten zeigten dann schon, dass es sich nur bedingt um eine Auseinandersetzung für Fußballästheten handeln würde. Beide Seiten versuchten die Räume im Mittelfeld möglichst eng zu machen, weshalb sich insbesondere auf Siegener Seite ein gepflegter Kick and Rush entwickelte.


    Hierbei war festzustellen, dass das Defensivverhalten fast schon wieder „Peter’sche“ Dimensionen annimmt. Jedenfalls waren bei gegnerischen Ecken alle zehn Feldspieler in, oder am eigenen Strafraum zu entdecken. Kein Wunder, dass Chancen Mangelware blieben. Deren Größte hatten wohl die Gäste, als Barletta ausrutschte und somit den Weg für einen Stürmer freimachte, dessen im Endeffekt aber doch harmloser Schuss eine sichere Beute für Adnan Masic wurde.


    Nach etwa zehn Minuten bekamen die Gastgeber dann aber doch etwas Oberwasser, ohne aber wirklich druckvolle Angriffe zu starten. So beharkten sich beide Seiten im Mittelfeld. Zu den Opfern dieser Spielweise gehörten Kapitän Petr Nemeth, der sich aber ohne nennenswerte Hilfe erholte, und Nils Döring, der außerhalb des Spielfelds behandelt wurde.


    Eine Ecke bot dann dem wieder genesenen Abwehrspieler die Möglichkeit, das Spielfeld erneut zu betreten, nach vorne zu eilen, und die auf den langen Pfosten geschlagene Flanke per Kopf in die Maschen zu versenken. Eine zwar überraschende, aber nicht unverdiente Führung, weil die Gastgeber bis zu jenem Zeitpunkt dann doch die aktivere Mannschaft waren.


    Dies änderte sich nach dem Treffer allerdings schnell. Hierbei glänzten die Dresdner Angreifer mit einigen geschickten Flügelwechseln, aber auch mit Steilpässen in die Schnittstellen der Abwehrkette. Zum Glück stand aber Barletta sehr geschickt in der Tiefe, so dass Schaden abgewendet werden konnte. Und auch die Standards brachten nicht die größte Gefahr, erwies sich doch Keeper Masic endlich einmal als Beherrscher des Strafraums.


    Bis zur 43. Minute lief noch alles glatt. Dann jedoch drang Dexter Langen von seiner rechten Seite in den Strafraum ein, wobei er noch ein wenig abgedrängt wurde. Dennoch kam er aus etwa 12 Metern zum Schuss, drehte sich aber ob der Erfolglosigkeit seiner Bemühungen schon ab. Nur Masic litt offenbar unter dem „Rost-Syndrom“, und ließ den aufsetzenden Ball dann irgendwie doch noch über die Linie kullern. Die sich daran anschließende Großchance von Andreas "Otto" Nauroth, der, vom linken Flügel kommend, alleine auf den Torhüter zulief sich aber statt für einen satten Schuss in die kurze Ecke für einen erfolglosen Heber entschied, konnte das Ergebnis nicht mehr korrigieren. Es handelt sich um seine altbekannte Schwäche, weil er, statt einfach loszuballern, beginnt über Alternativen nachzudenken, denen allerdings nur in den seltensten Fällen Erfolg beschieden ist.


    Mit Beginn des zweiten Abschnitts versuchten sich beide Teams erneut mit der kontrollierten Offensive, wobei die Sachsen dann doch etwas aktiver waren. Es war teilweise schon erschreckend zu beobachten, wie simple Seitenwechsel die Defensive der Siegener ins Schwimmen brachten. Allerdings brachten diese Angriffe bis zur 59. Minute nichts Zählbares zustande.


    Danach erlief sich ein Spieler der Gäste einen Steilpass aus dem Mittelfeld, schaute kurz nach rechts, wo er den mitlaufenden Kennedy entdeckte, der den langen Ball problemlos im kurzen Eck versenkte. Auch dieser Treffer hatte sich irgendwie abgezeichnet.


    In der Folge versuchten die Sportfreunde das Spiel wieder in die Hand zu bekommen, was auch die Einwechslung von Melkam für Weikl dokumentierte. Eine eindeutig offensivere Variante auf der linken Seite. Dennoch blieben die Angriffsbemühungen Stückwerk. Es fehlte einfach an der konsequent ordnenden Hand, die auch einmal einen überraschenden Pass zu spielen in der Lage ist. Dafür wurde Lintjens einfach zu kurz genommen.


    Gleichzeitig gelang es Billy Reina viel zu selten, sich gegen seine Kontrahenten durchzusetzen, und das, obwohl er teilweise sogar auf den linken Flügel auswich. All dies legte eigentlich seine Auswechslung nahe, doch entschied sich Trainer Koczian für eine weit offensivere Variante und brachte Bettenstaedt als dritten Stürmer für den keineswegs enttäuschenden Bogusz.


    Kein Wunder, dass sich das Spiel immer weiter in die Hälfte der Gäste verlagerte, nur ließen die Abwehrspieler keine wirklich hochkarätigen Chancen mehr zu. Doch wofür gibt es Standardsituationen. Eine weitere Ecke, diesmal aber von rechts auf den zweiten Pfosten gezogen, fand den dort postierten Lintjens, der unbedrängt einnicken konnte.


    Für die nächsten vier Minuten kamen die Gastgeber noch einmal auf, doch vergaben sowohl Melkam, als auch Billy Reina mit dem Kopf, aus aussichtsreicher Position, was in einem gerechten Remis resultierte.


    Fazit: Es handelte sich um ein durchschnittliches Zweitligaspiel, in dem sich zwei ähnlich strukturierte Teams gegenüberstanden. Hierbei zeichneten sich die Gäste durch ihre reifere Spielanlage aus, während die Sportfreunde kämpferische Vorteile besaßen. Stark auf Siegener Seite waren, trotz zweier Aussetzer, Barletta und Nemeth, während bei Dresden Kennedy zu überzeugen wusste.


    Zum Schluss noch einige Bemerkungen zu beiden Fangruppen. Bei uns hängt seit einiger Zeit eine Dynamo-SfS Zaunfahne, deren Anblick einige Zuschauer auf unserer Seite zu nicht gerade freundlichen Bemerkungen hinriss. Auch ansonsten wurde ich einiger nicht unbedingt positiver Äußerungen gegenüber unseren Gästen gewahr. Also ich bin ja nun wahrlich kein Freund der Wiedervereinigung (zum Glück habe ich dies in der Allgemeinen Besoffenheit vor 15 Jahren aber auch schon unter Zeugen geäußert), doch lässt sich der Unmut auch auf eine andere Art und Weise äußern.


    Im Übrigen scheinen die befürchteten Auseinandersetzungen nur in sehr abgeschwächter Form, es kam wohl zu kleineren Scharmützeln am Bahnhof, und einer Tankstelle, und der Demolierung eines Busses, stattgefunden zu haben. Und auch diese hätte möglicherweise verhindert werden können, wenn sich unser „Szenekenner“ und Chef-Sportreporter Jost-Rainer Georg in der Siegener Zeitung einer Zurückhaltendären Vorberichterstattung befleißigt hätte.


    Andreas

    Tja. Was fange ich denn nun in der Winterpause an?


    Weihnachten feiern? Ist ja schön und gut, doch macht mich das viele Essen an den Feiertagen immer so fett. Am Ende sehe ich noch so aus wie der Calmund.


    Freunde besuchen? Was denn. Die treffe ich doch auf dem Fußballplatz


    Sich um die Frau kümmern? Gerne doch. Nur sehen deren Fußbälle irgendwie anders aus.


    Hallenfußball schauen? Ist doch nur ein billiger Abklatsch, und ich vrmisse den Fußball umso mehr.


    Die Tabelle anschauen? Huch. Ich könnte ja fast ins Träumen geraten.


    Schlitten fahren? Wo ist denn hier der Schnee?


    In den Süden flüchten? Mit welchem Geld denn, und, ob die da überhaupt Fußball spielen?


    Mit den Kindern spielen? OK. Der Junge hat ja wenigstens noch einen Tischkicker. Doch was mache ich mit dem Mädchen? Etwa Puppen ankleiden?


    DSF Bundesliga Classics schauen? Bin ich denn ein Ewiggestriger?


    Selber Sport treiben? Au. Mein Rücken, und meine Gelenke. Und dann immer dieses Ziehen in meinem Arm. Und verdammt. Wie komme ich jetzt von meinem Sofa runter?


    Gesund ernähren? Was denn. Soll ich an einem Vitaminschock zu Grunde gehen?


    Vor der Glotze abhängen? Quatsch. Da läuft doch nur Curling, oder Eiskunstlauf. Wie Igitt. Und Barbara Salesch ist rein optisch auch nicht so der Bringer.


    Der Herr der Ringe im Original lesen? Pfft. Da bin ich ja schon seit einem Jahr dran, ohne sonderliche Fortschritte zu erzielen.


    Aus dem Internet Spiele herunterladen? Bäh. Für Ballerspiele bin ich nun wirklich zu alt.


    Den Keller aufräumen? Was? Wo ist denn da Unordnung?


    Den Holzmichel ermorden? Was kann der denn für die Randfichten?


    Mal so richtig ausschlafen? Logisch. Am Besten noch, während die Blachen auf meinem Bett herumtoben.


    Sich mal wieder mit Politik beschäftigen? Dann gehe ich doch lieber in den Zirkus. Die Politiker dort haben eine dicke rote Nase, und nennen sich Clowns. Und mehr Mist als die verzapfen sie auch nicht, sind dabei aber wenigstens noch witzig. Wie? Ach so. Die haben ja auch Winterpause


    Im Playboy blättern? Och. So ein Pech. Die Playboysammlung hat meine Frau beim letzten Frühjahrsputz aufgelöst. Und die Restexemplare lagern leider auf der Firma.


    Sich sinnlos besaufen? Nein. Ich saufe nicht. Zumindes nicht sinnlos.


    Die hübsche Praktikantin (Gier, Sabber) aus dem Kindergarten anmachen? Mensch. Du könntest glatt deren Vater sein.


    Dem Chef ein Beinchen stellen? Gerne. Stellt sich nur die Frage, ob ich auch dessen Antwort vertrage.


    Den großen Lotto-Jackpot knacken? Mist. Da waren tatsächlich zwei schneller als ich.


    Däumchen drehen? Ja bin ich denn ein Windkraftwerk?


    Ein VHS-Seminar "Schreiben für Anfänger und Fortgeschrittene" belegen? Nö. Meiner Legasthenie werde ich so sicherlich nicht Herr.


    Einen Doppelhalter basteln? Na klar. Und dann noch infantile Spiele auf der Gegengerade initiieren.


    Tiefstapeln erlernen? Ach. Da sind die Offenbacher in dieser Saison absolut unerreicht.


    Sich politisch radikalisieren? Prima. Nur wo kriege ich auf der Stelle eine praktikable Anleitung zum Bau einer Atombombe her?


    Die Hände zum Himmel? Lieber nicht. Da treffen sie möglicherweise noch auf den Anton aus Tirol.


    GAGA (ideen- und antriebslos)

    Ist Fußball ein Genuss? Eine sehr männliche Betrachtungsweise!


    Die Frage nach dem Fußballgenuss, die ich spontan mit "Ja" beantworten würde, lässt erst nach einer gewissen Zeit die Tiefe ihrer Dimension erahnen. Was soll beispielsweise daran genussvoll sein, Anhänger eines notorisch erfolglosen Vereins wie Carl-Zeiss Jena, oder Eintracht Braunschweig, zu sein. Aber vielleicht wird auch nur der in jedem Mann latent vorhandene Masochismus freigelegt. Nur so ist zu verstehen, wenn man vierzehntäglich nicht nur den Heimspielen seines Vereins beiwohnt, sondern auch noch ausgewählte Auswärtsspiele besucht. Es wurden sogar schon Mitmenschen gesichtet, die alles andere fahren ließen, um ihrer Leidenschaft zu frönen.


    Doch für Streit bedarf es nicht einmal leibhaftiger Besuche diverser Fußballtempel, sondern es reicht in einigen Fällen schon der regelmäßige Konsum des samstäglichen Volkshochschulkurses namens Sportschau vor dem TV. Vielleicht haben ja tatsächlich jene Lästermäuler recht, die behaupten Fußball sei das Resultat eines Gebetes von Adam an Gott, ihn nach einer etwa 10 Minuten dauernden intensiven Beschäftigung mit Eva doch bitte von seiner gähnenden Langeweile zu erlösen, weshalb Gott ihm den Ball schenkte. Nur warum konnte er dann nicht die Ohren vor Evas Bitte um die Einrichtung einer Institution namens Migräne verschließen?


    Nun gibt es ja Männer, die, um (vor)ehelichen Auseinandersetzungen um das etwas einseitige Fernsehprogramm aus dem Weg zu gehen, für die Anschaffung eines zweiten Fernsehers plädieren. Das dann aber auch nur so lange, wie das Haushaltsbudget nicht durch die Anschaffung der im Shopping-TV angebotenen neuesten Abscheu- und Absonderlichkeiten aus der Mode- und Haushaltsbranche auf ein Minimum reduziert wird. So hat man ja wenigstens halbwegs den Daumen drauf, und kann das Geld für allerlei nützliche Dinge aus der Merchandising Abteilung des bevorzugten Fußballclubs verwenden. Na ja. Und ein wenig Kapital zur optischen und technischen Aufbereitung des fahrbaren Untersatzes, auch Auto genannt, sollte auch noch vorhanden sein


    Andere Mitmenschen behaupten wiederum, dass die biologische Ausstattung der Frau mit zwei Bällen sie um ihr adäquates Verhältnis zu einem weiteren Ball betrügt. Folglich sollte sie sich eigentlich eher unseres Mitleids gewiss sein. Nur. Demnach müssten vorpubertäre Mädchen weit bessere Fußballer, als Jungen im selben Alter sein, die ja, ebenfalls biologisch bedingt, desgleichen mit, wenn auch kleineren Bällen, ausgestattet sind.


    Vielleicht ersetzt Fußball aber auch nur den männlichen Drang zur Auseinandersetzung der Clans untereinander, während Frauen demgegenüber eine eher indirekte Auseinandersetzung in verbaler Form führen (aber wehe, sie wird losgelassen!). Das eine resultiert in körperlichen, das andere in seelischen Verletzungen. Kein Wunder also, wenn Frauen dazu neigen, die Dienste eines Schönheitschirurgen in Anspruch zu nehmen, um eventuelle vorhandene, oder vermeintliche Unzulänglichkeiten vor der bösen Zunge des weiblichen Widerparts zu schützen. Manchmal reicht aber auch ein Besuch in der Boutique, oder beim Juwelier ihres Vertrauens aus. Weibliches Imponiergehabe eben. Da dies mit den schon erwähnten Mehrausgaben und den daraus resultierenden männlichen Reaktionen verbunden ist, brauchen sich auch diverse Seelenklempner, Partnerberatungsstellen und andere sozialpädagogische Einrichtungen nicht über mangelnde Beschäftigung zu beklagen.


    Die männliche Reaktion sieht dann etwas anders aus. Er geht aber, statt, wie die Logik es eventuell gebieten würde, nicht zum Psychologen, sondern eher in die Stammkneipe um die Ecke, und ersäuft seinen Kummer. Wie gut, wenn sich solches Verhalten dann auch noch mit dem Genuss eines gerade stattfindenden Fußballmatches im TV der Kneipe kombinieren lässt. Da braucht man seinen männlichen Leidengenossen, oder der Bardame, auch nicht die Ohren über die Verständnislosigkeit der jeweiligen Lebensabschnittsgefährtin voll zu jammern. Sollten manch männliche Provokationen vielleicht sogar dieses zum Ergebnis haben wollen?


    Nun, und auf dem Fußballplatz kann man(n) dann endlich auch das ach so emanzipierte Gehabe ablegen, und der wahren, aber dunklen Seite der Männlichkeit frönen. Hier klettert der sich sonst so friedliebend gerierende Softie angesichts eklatanter Fehlentscheidungen des Schiedsrichters gegen seinen geliebten Verein auf den Zaun, um sich in übelsten Entgleisungen gegen Spieler des gegnerischen Vereins, dem Sicherheitspersonal oder den Referees zu ergehen. Sollten diese aber an den gezeigten miserablen Leistungen der eigenen Mannschaft auf dem Platz schuldlos sein, wendet sich Vox Populi eben gegen den eigenen Trainer, Teile der Mannschaft, oder, wenn es ganz schlimm kommt, dem Vereinsvorstand.


    Schließlich darf man(n) doch als diplomierter Sesselpupser, der sich sein Eintrittsgeld hart erarbeitet, die entsprechende Gegenleistung vom spielenden Personal erwarten. Wo kämen wir denn da hin? Nur schade, dass viele der Spieler die ihnen gewidmeten Schimpfkanonaden gar nicht mehr verarbeiten können. Was bei den einen nolens volens daran liegt, von hochgeistiger Bildung jeglicher Art absolut unbeleckt zu sein. Oder greift hier doch das Motto:" Gleich und gleich gesellt sich gern?", was wiederum dafür spricht, dass sich der männliche Intellekt verflüchtigt, sobald er auch nur an Fußball denkt.


    Andererseits lassen sich manche Missverständnisse einfach auch darauf zurückführen, dass einige Mannschaftsmitglieder wegen ihrer ausländischen Herkunft der deutschen Sprache gar nicht mächtig sind. Da könnte sich ein ganz neue Marktlücke für Schulen unter dem Motto:" Fremdländische Spieler beschimpfen, aber richtig" auftun. Sprachlehrer aller Zungen könnten unser einheimisches Bildungssystem revolutionieren. Vielleicht macht dann schließlich auch das geflügelte Wort vom "Fußballplatz als Schule der Republik" die Runde.


    Ein weiteres Indiz für den aussetzenden Intellekt vieler Männer scheint das Spiel mit der Flamme, in Form von bengalischen Feuern, oder Rauchbomben zu sein, erinnert es doch eher an steinzeitliche Rituale, denn modernem Verhalten. Fehlen nur noch die erlegten Beutestücke unserer Vorväter, und schon ist das schönste Barbecue im Gange. Obwohl, eigentlich ist das in den meisten Stadien, wenn auch in etwas abgewandelter Form, schon längst verwirklicht. Schließlich finden nirgends sonst gegrillte Würstchen so reißenden Absatz.


    Sicher wäre eine solche Ernährungsweise auf die Dauer etwas einseitig. Für eine Veranstaltung wie ein Fußballmatch handelt es sich jedoch um ein absolut adäquates Verhalten. Wo soll schließlich der Senf auf einem gefüllten Salatteller platziert werden? Und behaupte nur einer, der Chabernet, oder Chablis sei aus einem Pappbecher genießbar. Nur schade, dass es noch keiner mit dem "Kröver Nacktarsch" im Zuschauerrund versucht hat. Schließlich würde das dem männlichen Hang zur Visualisierung primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale viel näher kommen. Die logische Frage, was die Schaumkrone eines gepflegt gezapften Bieres visualisiert, mag dann jeder für sich selbst beantworten. Zumindest zieht das Argument, Männer könnten sich nicht in Bescheidenheit üben, nun nicht mehr.


    Abschließend lässt sich noch sagen, dass Bewegung eben Not tut. Und sei es auch nur die Frauenbewegung, um uns das Bier und die diversen Knabbereien für das TV Vergnügen eines Spieles in der Championsleague, oder, für Premierebesitzer wahrscheinlicher, einer spannenden und hochklassigen Auseinandersetzung zwischen Amerikanisch Samoa gegen die Jungfraueninsel, beizuwohnen. Mist. Wenn da nur nicht diese lästigen Nachfragen bezüglich tatsächlicher oder vermeintlicher Abseitsstellungen seitens der Frau wären. Man(n) könnte den Abend glatt genießen.


    GAGA

    Nun Gedanken über Trainingsinhalte bei den Bambini, oder F-Jugendlichen habe ich mir auch schon gemacht. Der Rat, sie einfach nur spielen zu lassen, ist mir aber zu simpel. Schließlich bekamen wir früher unsere fußballerische Grundausbildung auf der Straße, oder dem Bolzplatz. Und da schaute sich der Junge seine Tricks fürs Dribbling eben vom Älteren ab. Auch Schusstechnik und -haltung wurden den Kleinen auf diese Weise beigebracht. Praktische Unterweisung eben. Umgekehrt lernte der Ältere dafür aber auch, Rücksicht auf den Jüngeren zu nehmen. Somit wurden beide Seiten zum Gewinner.


    Doch heute müssen, insbesondere in den Städten, teilweise erst einmal die Folgen der Bewegungsarmut bei den Kindern bekämpft werden. Teilweise wissen sie ja noch nicht einmal, wie sie richtig zu fallen haben. Das man den Sturz nämlich auch mit den Händen abfangen kann, ist einigen von Ihnen noch unbekannt. Und schaue einigen Kids doch einmal beim Rückwärtslaufen, oder Balancieren zu. Du wirst schnell erkennen, dass es, insbesondere bei den Minis, nicht einfach mit Fußballspielen getan ist.


    Nun, und sich von den älteren Kindern Tricks abschauen, ist in dieser Form auch nicht mehr. Wir hatten z.B. beim Bolzen immer eine recht feste Clique. Es gab ja einfach nichts anderes. Fußball war der fast einzige Zeitvertreib. Und schau Dir doch einfach mal die heutigen Gegebenheiten an. Da ist Fußball nur eine von vielen Beschäftigungsmöglichkeiten.


    Und noch ein wichtiger Aspekt. Als ich im Jahre 1969 mit dem Vereinsfußball anfing, war ich sieben, und somit der jüngste der Mannschaft, weil bei uns damals der "wettbewerbsmäßige" Fußball erst mit der D-Jugend anfing. Und im Alter von 10 Jahren hattest du deine fußballerische Grundausbildung eigentlich schon hinter dir. Wenn die Kids heute aber mit dem Vereinsfußball beginnen, haben sie vielleicht mal mit Papa gekickt, und wissen, dass der Ball rund ist.


    Deshalb sollte für Kinder in diesem Alter zwar der Ball im Mittelpunkt stehen, doch auch mit Bewegungsspielen und fußballerischer Grundausbildung in Einklang gebracht werden. Also ein vielfältiges Betätigungsfeld für einen engagierten Mannschaftsbetreuer, insbesondere auch, weil er als Motivator gefragt ist, da es eben auch sehr viele Ablenkungsmöglichkeiten gibt. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, mir darüber auch erst Gedanken gemacht zu haben, seit ich selber als indirekt Betroffener an der Seitenlinie stehe.


    Und noch etwas. Leider habe ich, insbesondere bei der letzten Begegnung des Teams mit meinem Filius, festgestellt, dass bei einigen Trainern der Wettbewerbsgedanke manchmal schon zu sehr im Vordergrund steht. So hat z.B. der Trainer der SG Dietzhölztal vor deren Spiel bei uns eine fast viertelstündige Mannschaftssitzung abgehalten. Nun war ich zwar in der Kabine nicht anwesend, doch hätte es mich nicht gewundert, wenn er seine taktischen Überlegungen den Spielern auf einer Tafel näher gebracht hätte.


    Und genau das führt mich noch zu einem anderen Punkt. Bei unserer Straßenbolzerei probierte sich prinzipiell jeder auf allen Positionen aus. Mit der Zeit stellten wir dabei aber selber fest, dass nicht jeder für das Erzielen von Toren zuständig sein kann. Die jeweilige Position auf dem Spielfeld ergab sich mit der Zeit also aus den unterschiedlichen Fähigkeiten des Einzelnen. Folglich eine Art natürliche Auslese.


    Heute legt aber der Trainer die Positionen fest. Und das, zumindest für den Betroffenen, sogar recht willkürlich. Da braucht es schon eine Menge Einsicht, auch seitens der Eltern. Aber auch die ist nicht immer vorhanden, erzählt zumindest ein Arbeitskollege von mir, der die Betreuung einer F-Jugend Mannschaft im Frankfurter Raum übernommen hat. Und mit Abmelden ist dann schnell gedroht.


    Ach so. Und noch eins. Vor einigen Jahren schaute ich den fußballerischen Bemühungen des Neffen meiner Frau bei einem Turnier zu. Hierbei stellte ich zu meinem Erschrecken fest, dass es auch in diesem Alter offensichtlich schon zum guten Ton gehörte, seinen Gegner durch absichtliche Fouls, oder die berühmte Textilprobe am erfolgreichen Torschuss zu hindern. Daran hat sich bis heute leider nichts geändert.


    Im Gegenteil. Wenn das Schimpfwort "Wichser" von siebenjährigen Kindern über den Platz gerufen wird, dann ist mir schon ganz anders zumute. Und eine persönliche Entschuldigung beim Gegenspieler für ein unbeabsichtigtes Foul ist in den seltensten Fällen drin, auch wenn zumindest unser Trainer Wert darauf legt.


    Gerade in diesen Fällen müssen wir uns aber wohl selbst an die Nase fassen. Solchen Verhaltensmustern sollte eigentlich schon im Elternhaus entgegengesteuert werden. Alles in allem ein schwieriges Aufgabenfeld für einen Betreuer, der möglicherweise noch selbst im Seniorenbereich aktiv ist und sich in seiner dann sowieso schon karg bemessenen Freizeit ehrenamtlich um die Belange des Nachwuchses kümmert.


    GAGA

    BVB – Hansa Rostock 4:1


    Am Samstag hatte ich die große Auswahl, und machte mich nach der Maikundgebung in Herborn auf den Weg in Richtung Ruhrgebiet. Ursprünglich hatte ich den Besuch des alten Westderbys Preußen Münster – Rot-Weiß Essen eingeplant, doch ließ der mit Hansa Rostock für ins Wessis nicht unbedingt attraktiv scheinende Gegner des BVB erwarten, problemlos an eine Karte heranzukommen.


    Deshalb beschloss ich, nach sechs Jahren noch einmal das Westfalenstadion heimzusuchen. Dort angekommen machte ich erst einmal ein langes Gesicht. Obwohl schon um 12:30 Uhr vor Ort, gab es keine geöffneten Tageskassen. Wohl doch zu früh gefreut. Während ich mir noch mein weiteres Tun bei einem Bierchen überlegte, erkannte wohl einer der Schwarzhändler mein verzweifeltes Gesicht, und bot mir eine Karte für die Osttribüne Block 54, Reihe 28, Platz 7, Normalpreis € 20,- zum „Schnäppchenpreis“ von € 25,- an.


    Da mich trotz der kurzen Entfernung die Weiterfahrt nach Münster doch nicht mehr sonderlich reizte, entschloss ich mich, das Angebot anzunehmen, und beobachtete bei einigen Bierchen, und einer Bratwurst das schon erstaunlich frühzeitig einsetzende bunte Treiben auf dem Stadionvorplatz.


    Eingedenk alter Zeiten in der DDR hatten sich einige Hansafans mit den entsprechenden Utensilien, wie dem blauen Halstuch der jungen Pioniere, oder einem, bei manchen Demonstranten doch schon etwas knappen Hemd der FDJ, für eine zünftige 1. Mai Demo ausgestattet. Nur schade, wenn dann erst ein Wessi kommen muss, um mit ihnen den Slogan „Hoch die internationale Solidarität!“ einzuüben. Zum Dank bewiesen sie dann aber mit der gelungenen Intonation des Liedes vom kleinen Trompeter, dass die Grundausbildung durch die jungen Pioniere doch nicht ganz für die Katz war.


    Für mich war die eigentlich gute Idee aber nicht so ganz ausgereizt. Warum denn nicht ein Plakat mit der Aufschrift „Ich bin Kandidat für die Hansamitgliedschaft“. Einige Großplakate mit Fotos von Spielern der Mannschaft, oder des „Genossen Generalsekretär“ Jiri Schlüntz, hätte der Kundgebung ein noch authentischeres Flair verliehen.


    Gesichtet habe ich auch einige Fans des BFC Dynamo, und deren Fastnamensvettern aus Dresden. Einige anwesende Cottbuser gedachten aber wohl eher, den BVB, als den FCH zu unterstützen, und auch die Liebe scheint nicht vor divergierenden Vereinspräferenzen halt zu machen.


    Irgendwann war es dann aber doch an der Zeit, den Tempel zu betreten. Nun. Mit einem Platz im Oberrang der Osttribüne hatte ich ja schon gerechnet. Aber direkt unter dem Dach? Meine Güte. Geht das steil da hoch. Da folgt die Höhenangst unmittelbar dem Muskelkater. Dennoch ist die Übersicht von dort natürlich unübertrefflich.


    Die Mannschaftsaufstellung der Heimelf bot dann doch einige Überraschungen. Madouni und Demel in der Innenverteidigung. Ob das wohl gut geht? Mit dem Anpfiff versuchte der BVB das Heft in die Hand zu nehmen. Dies gelang aber weniger, weil einige Anspiele im Mittelfeld nicht unbedingt von großer Präzision gekennzeichnet waren. Hierbei leistete sich der mit diesem Teil des Aufgabengebiets offensichtlich überforderte Madouni einige eklatante Fehlpässe. Kein Wunder, wenn Hansa die erste Großchance besaß, wobei ein Fernschuss nur knapp über das Tor ging.


    Der BVB hingegen ließ nur erahnen, wie sich Sammer den Verlauf des Spieles vorstellte. Diesmal sollte es wohl bevorzugt über die Außen versucht werden. Eine für den BVB offenbar relativ neue Erkenntnis, wenn man sich die ansonsten getätigten 08/15 Pässe auf Koller ins Sturmzentrum anschaut, der dort die Bälle auf seine Mitspieler verteilen soll.


    Dem 1:0 ging eine von Thorsten Frings getretene Ecke voraus, die von dem von mir inzwischen schon äußerst kritisch beäugten Madouni per Kopf versenkt wurde. Na. Da sah die Abwehr aber nicht sonderlich standhaft aus. Auch die nächste Großchance resultierte aus einer Ecke von rechts. Frings auf den kurzen Pfosten zu Koller. Kopfballverlängerung auf Ewerthon, der den Ball aber knapp am Pfosten vorbeisetzt. Wie er dieses Kunststück aus einem Meter Entfernung fertig gebracht hat, wird sich selbst dem wohl gesonnenen Beobachter niemals so recht erschließen.


    Auch das 2:0 war das Ergebnis einer diesmal aber von links getretenen Ecke. Der Ball wird erneut mit dem Kopf auf den kleinwüchsigen Ewerthon verlängert, der, am zweiten Pfosten stehend, den wahrscheinlich ersten Kopfballtreffer seiner Karriere erzielt.


    Dortmund allerdings immer noch nicht sonderlich souverän. Immer wieder sorgte der ein oder andere Fehlpass im Mittelfeld für einen erhöhten Adrenalinspiegel meinerseits. Nur gut, dass Demel Hansastürmer Martin Max recht gut im Griff hatte, und das Hansa Mittelfeld mit den unfreiwilligen Geschenken nichts anzufangen wusste.


    Das 3:0 fiel dann endlich aus dem Spiel heraus. In der 38. Minute ging Demel auf rechts durch, marschierte bis zur Grundlinie, und flankte scharf nach innen. Dort schraubte sich Jan Koller in die Höhe, und drückte, trotz bedenklicher Rücklage, den Ball per Kopf über die Linie.


    Bis zur Halbzeit plätscherte das Spiel dann ereignislos vor sich hin, was die Fans von Hansa zum weiterhin optimistischen Anstimmen des Rufes „Auswärtssieg“ animierte. Chapeau Mesdames et Messieurs. Eine insgesamt hervorragende Leistung der Supportercrew. Die Fans der Heimelf hingegen erfreuten sich zwischenzeitlich eher an den über die Videowand eingeblendeten Zwischenergebnissen aus Bremen


    In der zweiten Hälfte dann immer wieder der engagierte Dede über links, und Evanilsson über rechts. Nur Jensen sollte seine Flanken doch noch etwas üben. Nach etwa 55 Minuten kam der Gast dann etwas besser ins Spiel, und lancierte einige Angriffe, die aber immer wieder verpufften. Dennoch erreichte eine Flanke von rechts den freistehenden Martin Max am linken Eck des Fünfmeterraums, der, vollkommen unbedrängt, den Anschlusstreffer markierte. Wenn Roman Weidenfeller sich in dieser Form hätte überflanken lassen, wäre das Zetern fanseitig groß gewesen, doch besitzt der Franzose Warmusz als Torwart die wohl weitaus größere Lobby. Für mich jedenfalls liegt das weitaus größere Potential immer noch beim derzeitigen Ersatzkeeper.


    Weitere Angriffe der Gäste waren die Folge, die aber von einem erfolgreich abgeschlossenen Konter des eingewechselten Odonkor im Keime erstickt wurden. Die gelbe Karte für das Verschenken seines doppelt übergestreiften Trikots seitens des Schiedsrichters fand ich dann doch etwas übertrieben. Der Torschütze hingegen nahm die Angelegenheit wohl weniger tragisch.


    Nur schade, dass der BVB gegen immer mehr abbauende Rostocker nichts für sein Torverhältnis tat. Dafür wurden die Angriffe aber zu inkonsequent vorgetragen. Dennoch Grund genug, ein ums andere Mal „La Ola“ durch das Stadion laufen zu lassen.


    Warum die Journalisten nach dem Spiel aber dem meines Erachtens recht unauffällig agierenden Sebastian Kehl den Titel „Spieler des Tages“ verliehen, erschließt sich mir nicht so ganz. Dieser gebührte meines Erachtens eher dem eifrigen Dede. Aber auch Thorsten Frings wäre ein akzeptabler Kandidat gewesen.


    Fazit: 83000 Zuschauer können ein Höllenspektakel veranstalten, doch lässt sich diese Masse von der Südtribüne nur schwerlich kontrollieren. Da hatten es die Rostocker trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit doch etwas leichter.


    Spieltaktisch gesehen trug die Maßnahme von Sammer, das Flügelspiel mit hohen Flanken nach innen zu forcieren, offensichtlich Früchte. Hierbei war die linke Seite mit Dede und Jensen aber stärker als deren Pendant auf rechts mit Evanillson und Gambesi, wobei der letztgenannte, im Wechsel mit Ewerthon, häufig nach innen rückte. So wird jedoch dem unermüdlichen und effektiven Jan Koller einiges an Last abgenommen. Auch die „junge“ französische Innenverteidigung hat Potential, wenn es insbesondere Madouni gelingt, seine Defizite im Spielaufbau zu beseitigen.


    GAGA

    Das Wunder von Bern - Eine kritische Nachbetrachtung


    Viele von euch werden mit Sicherheit am gestrigen Abend die Dokumentation im ZDF gesehen haben. Wenn sich selbst meine Frau dazu herablässt, sich freiwillig eine Reportage anzutun, die sich mit Fußball beschäftigt, muss etwas Besonderes anliegen. Dazu habe ich mir im Vorfeld noch das gleichnamige Buch des Autors Peter Kasza geholt. Gut fand ich, dass das Spiel auch einmal von der ungarischen Warte aus betrachtet wurde. Schließlich gehören dazu ja immer zwei Seiten. Im Buch wird dabei sogar die These aufgestellt, in den sich an das Spiel anschließenden Krawallen eine Vorstufe des Ungarnaufstands von 1956 zu sehen. Ein wenig weit hergeholt, wie ich finde.


    Dennoch freue ich mich, dass Spiel endlich auch einmal in einem gesamtpolitischen Kontext gesehen zu haben, wobei das Buch die Behauptung, dass der Gewinn der Weltmeisterschaft den eigentlichen Staatsgründungakt der Bundesrepublik darstellt, negiert. Dieses Zitat von Joachim Fest sei nur aus dem Zusammenhang gerissen worden. Es lautet schließlich und endlich:" Es habe drei Gründungsväter der BRD gegeben. Adenauer im politischen, Erhard im wirtschaftlichen, und Fritz Walter im mentalen Bereich."


    Schließlich und endlich wurde ja auch in der damaligen DDR entsprechend mitgefiebert. Schade eigentlich. Ein wenig mehr in die Details bezüglich sozialistischer Solidarität und landsmannschaftlicher Verbundenheit hätte man schon gehen können. Aber zumindest im Buch wird darauf schon etwas näher drauf eingegangen, weil hier auch der DDR-Reporter, der das Endspiel im Radio kommentierte zu Wort kommt. Ach. Noch etwas. Wusstet ihr, dass die wenigen Fernseher in der damaligen DDR seitens der Staatsführung mit den Aufnahmen und Kommentaren aus dem Westen bedient wurden?


    Aber auch einige andere Aspekte finden meines Erachtens immer noch zu wenig Beachtung. Offenbar ist Hooliganismus wohl doch nicht ein Phänomen der heutigen Zeit. Wer einige Briefe nach der 3:8 Niederlage gegen die Ungarn in der Vorrunde liest bekommt erschreckend vor Augen geführt, dass es mit Friede, Freude, Eierkuchen in der damaligen Zeit auch nicht so weit her war. Und die Auseinandersetzungen während und nach dem Spiel zwischen Brasilien und Ungarn sprechen ja wohl auch Bände. Immerhin aber ein Aspekt, der für mich absolut neu war.


    Ganz anders hingegen die für die damalige Zeit absolut neuartigen Trainingsmethoden. Offensichtlich wurde kaum etwas dem Zufall überlassen. Wenn sich Sepp Herberger schon 1953 beim Spiel England gegen Ungarn akribisch Gedanken über die Taktik und Laufwege der Ungarn macht, so spricht das Bände. Dazu dann noch die erstmalig zum Einsatz kommende Methode der Unterwassermassage von Deuser. Respekt, Respekt. Das mit den für die damalige Zeit revolutionären Schraubstollen des Adi Dassler war mir allerdings nicht neu.


    Ganz anders hingegen der Dopingverdacht. Darauf ist meines Erachtens, obwohl Doping in der damaligen Zeit nicht verboten war, auch in der Dokumentation nicht ausreichend eingegangen worden. Sicherlich legt die rätselhafte Gelbsuchtinfektion der WM-Spieler einen solchen Verdacht nahe, doch hat laut eigenen Aussagen, Kwiatkowski sich ja keine "Vitamin C" Spritzen setzen lassen. Die nahe liegende Frage, ob er nun aber an Gelbsucht erkrankte, oder nicht, wurde leider nicht gestellt.


    Interessant natürlich auch die Begleiterscheinungen der Unterkünfte der Teams. So soll das Hotel in Solothurn, das den Ungarn als Herberge diente, wohl ursprünglich den Deutschen als Heimstatt angeboten worden sein. Aber da hätte Sepp Herberger seine Truppe eher nicht so unter Kontrolle gehabt. Und ob der Geist von Spiez da nicht doch dem Geist des Weines gewichen wäre? Für die These des mündigen Spielers hätte Sepp Herberger jedenfalls nur ein Lächeln übrig gehabt. Kasernenhofstil. Das passt zu ihm. Allerdings hätte kaum ein Spieler gewagt, offen gegen diese Art der Menschenführung zu rebellieren.


    Und wenn ich an die leuchtenden Augen der Hotelangestellten bei der Erwähnung des Namens Puskas denke, scheint es dort auch nicht gerade prüde zugegangen zu sein. Ob aber der Charly Mai mit seiner damaligen Verlobten Mittel und Wege gefunden haben?


    Es gibt aber noch einen gewichtigen Unterschied zwischen Buch und Fernsehfilm. Im Buch wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Spieler der Ungarn, wie damals im Ostblock üblich, Staatsprofis mit den entsprechenden Rechten und Pflichten waren, die sich auf drei Vereine konzentrierten. Das es sich bei unseren Spielern um lupenreine Amateure handelt, denen nur eine Aufwandsentschädigung gewährt wurde, bezweifle ich bis heute. Meines Erachtens ist da hinten herum mit günstigen Einkaufsrabatten, freizügig gewährten Darlehen, und entsprechenden Arbeitszeitregelungen im Betrieb, einiges gelaufen.


    Die Ungarn jedenfalls gewährten sich durch ihre vielen Auslandsreisen einen lukrativen Nebenverdienst. So bezog sich die legendäre Frage des Zöllners bei der Wiedereinreise des Teams nach dem Spiel gegen England:" Haben sie etwas zu melden?" wohl eher auf die mitgeführte Schmuggelware, und nicht nach dem nackten Ergebnis.


    Verschwörungstheoretiker, wie die angeblich den Spielern angebotenen Mercedes Limousinen, kamen in der Reportage jedenfalls nicht auf ihre Kosten. Warum auch, genossen die ungarischen Spieler für die damalige Zeit doch ungeheure Privilegien. Und ausgerechnet einen englischen Referee der Parteilichkeit, oder Bestechlichkeit - jenes ominöse Abseitstor - in der damaligen Zeit anzuklagen? Na ja. Ich weiß nicht. Was das Wembleytor angeht, müssen wir Deutsche ja wohl still sein.


    Im Gegensatz zum Buch wenig Beachtung fand in der Reportage leider der weitere Lebensweg der ungarischen Spieler. Aber dafür fehlten wahrscheinlich nicht nur die Zeit, sondern auch das Interesse seitens der Redaktion und des Publikums.


    Dennoch alles in allem ein gelungener Versuch, Zeit- und Fußballgeschichte auch dem "jüngeren" Publikum etwas näher zu bringen, und wiederaufleben zu lassen. Allerdings bleibt für mich weiter die Frage offen, weshalb, wahrscheinlich nicht nur mir, Teile der Radio- und Fernsehreportage, als Nichtzeitzeugen, immer noch Schauer über den Rücken jagen lassen.


    GAGA

    Was? Vorstellen soll ich mich? Also gut. Aber eigentlich bin ich ja auch gar kein "Nossi", sondern ein überzeugter Wessi. Andererseits bin ich aber auch neugierig, und schaue deshalb einfach mal auf diversen Fußballseiten vorbei. Kein Wunder also, wenn ich hier schon einige alte Bekannte gefunden habe. Nicht wahr M&M, MK und Matti. Und einige aus Erfurt, oder Jena könnten mich eventuell auch noch kennen.


    Tja. Wer bin ich. Das ist sicherlich mehr, als nur eine philosophische Frage. Geboren wurde ich jedenfalls am 07.04.1962 im alten Siegener Jung-Stilling Krankenhaus auf dem Fischbacher Berg mit dem obligatorischen Blick aufs Krönchen. Väterlicherseits gehöre ich zum alten Siegener Adel, weil meine Großmutter eine geborene Achenbach ist. Problematisch in dieser Beziehung ist da schon eher meine mütterliche Seite, da diese erst nach dem Krieg aus Ostpreußen einwanderte. Also steht mir beileibe kein Sitz im Siegerländer Thing zu, auch wenn mich Dickköpfigkeit, Sturheit, und meine Vorliebe für Schmalzdonge und Riewekoche inzwischen auch unübersehbar als echten Einheimischen ausweisen.


    Standesamtlich eingetragen wurde ich auf den bürgerlichen Namen Andreas Schröder, dessen Lebens- und Leidensweg über die Etappen Neunkirchen, Niederfischbach, Frankfurt, einem kurzfristigen Aufenthalt im Westerwald (wie konnte ich nur?), Dillenburg, schließlich und endlich nach Mittenaar führte. Beruflich arbeite ich derzeit im Rechenzentrum einer Bank in Frankfurt.


    Meine wenigversprechende Karriere als defensiver Mittelfeldspieler beim SV 09 Adler Niederfischbach endete abrupt nach einem Fahrradunfall mit schwerer Gehirnerschütterung – böse Zungen behaupten, dessen Nachwirkungen seien noch heute zu spüren – und der damit verbundenen einjährigen Zwangspause. In diesem Jahr verlagerten sich meine Interessen nach Bier, Weib, Nikotin und Gesang, und ich erklärte meine aktive Phase für beendet.
    Schon im zarten Alter von sieben Jahren nahm mein Vater mich mit zu den Sportfreunden, weshalb ich einigen Duellen gegen die Fürsten leibhaftig beiwohnen durfte. Der verpasste Aufstieg im Jahre 1971 gehört jedenfalls zu den prägenden Momenten in meinem Leben. Dafür durfte ich dann den Aufstieg des Jahres 1972 ausgiebig mitfeiern.

    Wegen der steigenden beruflichen Belastung meines Vaters wurden unsere gemeinsamen Stadionbesuche allerdings immer seltener, weshalb ich Siege und Niederlagen eher über die Artikel aus der Tagespresse erlebte. Zu Beginn meiner Lehrzeit ging ich wieder öfter ins Stadion. Allerdings führte mich mein Weg dann nicht nach Siegen, sondern eher nach Dortmund. Dennoch verfolgte ich den schleichenden Niedergang meiner Sportfreunde, begleitet von äußerst sporadischen Stadionbesuchen, mit Schrecken.


    Meine Liebe zum Fußball im Allgemeinen, und den Sportfreunden im Besonderen dümpelte weiter vor sich hin, bis zu jenem Nachmittag, als ich aus lauter Langeweile heraus beschloss, noch einmal das Leimbachstadion aufzusuchen. Es war ein schöner sonniger Tag, 6000 Besucher füllten das Stadionrund, Tonello trieb mich mit seinen manchmal doch recht eigensinnigen Dribblings zur Verzweiflung, Ogrinc, er möge in Kiel versauern, bedachte uns Heimfans mit einem Stinkefinger und die Sportfreunde gewannen ihr Spiel gegen Preußen Münster dennoch mit 2:0.


    Ihr könnt mich jetzt gerne einen Erfolgsfan schimpfen. Für mich war es eher eine Art Initialzündung, weshalb ich versuche, den Heimspielen der Sportfreunde so häufig als möglich beizuwohnen. Hin und wieder ist auch schon einmal ein Auswärtsspiel drin. Begleitet werde ich meist von meinem siebenjährigen Sohn, der es übrigens noch besser hatte als ich, weil sich sein Geburtsort in allernächster Nähe zum Leimbachstadion befindet, und meiner dreijährigen Tochter, die es beinahe fertiggebracht hätte, während des Heimspiels gegen den FK Pirmasens auf die Welt zu kommen. Den Geschehnissen um dieses Spiel konnte ich jedenfalls akustisch im Krankenzimmer meiner Frau beiwohnen. Kein Wunder also, das ihr das „Olé Sportfreunde Siegen" schon recht flüssig über die Lippen kommt.


    Mit dem Internet kam ich beruflich bedingt erstmals vor vier Jahren in Berührung. Allerdings betätigte ich mich zunächst nur als stiller Mitleser, sowohl im Forum der Sportfreunde, als auch in diversen vereinsübergreifenden Foren. Mit der Zeit kam ich jedoch nicht umhin, dem Schwachsinn, der dort teilweise verzapft wurde, meinen eigenen hinzuzufügen. Deshalb suchte ich einen entsprechenden Nicknamen, und wurde auch schnell in meiner Vergangenheit fündig.
    Ein ehemaliger Schulfreund von mir behauptete nämlich, mein Lachen gleiche dem Gackern eines Huhnes. Da meiner Kopfform ein gewisser Hang zum Ovalen auch nicht ganz abzusprechen ist, rief er mich folglich nur noch Gaga. Die Großschreibung resultiert hingegen aus der Tatsache, dass die Mädchen, sobald sie mich sahen in den Schrei: "Iiiiiih. Der GAGA!" ausbrachen. Dieser Name ist aber wegen meines etwas schrägen und gewöhnungsbedürftigen Humors gar nicht so unpassend. Übt also bitte Nachsicht mit mir.


    GAGA