Ist Fußball ein Genuss?

  • Ist Fußball ein Genuss? Eine sehr männliche Betrachtungsweise!


    Die Frage nach dem Fußballgenuss, die ich spontan mit "Ja" beantworten würde, lässt erst nach einer gewissen Zeit die Tiefe ihrer Dimension erahnen. Was soll beispielsweise daran genussvoll sein, Anhänger eines notorisch erfolglosen Vereins wie Carl-Zeiss Jena, oder Eintracht Braunschweig, zu sein. Aber vielleicht wird auch nur der in jedem Mann latent vorhandene Masochismus freigelegt. Nur so ist zu verstehen, wenn man vierzehntäglich nicht nur den Heimspielen seines Vereins beiwohnt, sondern auch noch ausgewählte Auswärtsspiele besucht. Es wurden sogar schon Mitmenschen gesichtet, die alles andere fahren ließen, um ihrer Leidenschaft zu frönen.


    Doch für Streit bedarf es nicht einmal leibhaftiger Besuche diverser Fußballtempel, sondern es reicht in einigen Fällen schon der regelmäßige Konsum des samstäglichen Volkshochschulkurses namens Sportschau vor dem TV. Vielleicht haben ja tatsächlich jene Lästermäuler recht, die behaupten Fußball sei das Resultat eines Gebetes von Adam an Gott, ihn nach einer etwa 10 Minuten dauernden intensiven Beschäftigung mit Eva doch bitte von seiner gähnenden Langeweile zu erlösen, weshalb Gott ihm den Ball schenkte. Nur warum konnte er dann nicht die Ohren vor Evas Bitte um die Einrichtung einer Institution namens Migräne verschließen?


    Nun gibt es ja Männer, die, um (vor)ehelichen Auseinandersetzungen um das etwas einseitige Fernsehprogramm aus dem Weg zu gehen, für die Anschaffung eines zweiten Fernsehers plädieren. Das dann aber auch nur so lange, wie das Haushaltsbudget nicht durch die Anschaffung der im Shopping-TV angebotenen neuesten Abscheu- und Absonderlichkeiten aus der Mode- und Haushaltsbranche auf ein Minimum reduziert wird. So hat man ja wenigstens halbwegs den Daumen drauf, und kann das Geld für allerlei nützliche Dinge aus der Merchandising Abteilung des bevorzugten Fußballclubs verwenden. Na ja. Und ein wenig Kapital zur optischen und technischen Aufbereitung des fahrbaren Untersatzes, auch Auto genannt, sollte auch noch vorhanden sein


    Andere Mitmenschen behaupten wiederum, dass die biologische Ausstattung der Frau mit zwei Bällen sie um ihr adäquates Verhältnis zu einem weiteren Ball betrügt. Folglich sollte sie sich eigentlich eher unseres Mitleids gewiss sein. Nur. Demnach müssten vorpubertäre Mädchen weit bessere Fußballer, als Jungen im selben Alter sein, die ja, ebenfalls biologisch bedingt, desgleichen mit, wenn auch kleineren Bällen, ausgestattet sind.


    Vielleicht ersetzt Fußball aber auch nur den männlichen Drang zur Auseinandersetzung der Clans untereinander, während Frauen demgegenüber eine eher indirekte Auseinandersetzung in verbaler Form führen (aber wehe, sie wird losgelassen!). Das eine resultiert in körperlichen, das andere in seelischen Verletzungen. Kein Wunder also, wenn Frauen dazu neigen, die Dienste eines Schönheitschirurgen in Anspruch zu nehmen, um eventuelle vorhandene, oder vermeintliche Unzulänglichkeiten vor der bösen Zunge des weiblichen Widerparts zu schützen. Manchmal reicht aber auch ein Besuch in der Boutique, oder beim Juwelier ihres Vertrauens aus. Weibliches Imponiergehabe eben. Da dies mit den schon erwähnten Mehrausgaben und den daraus resultierenden männlichen Reaktionen verbunden ist, brauchen sich auch diverse Seelenklempner, Partnerberatungsstellen und andere sozialpädagogische Einrichtungen nicht über mangelnde Beschäftigung zu beklagen.


    Die männliche Reaktion sieht dann etwas anders aus. Er geht aber, statt, wie die Logik es eventuell gebieten würde, nicht zum Psychologen, sondern eher in die Stammkneipe um die Ecke, und ersäuft seinen Kummer. Wie gut, wenn sich solches Verhalten dann auch noch mit dem Genuss eines gerade stattfindenden Fußballmatches im TV der Kneipe kombinieren lässt. Da braucht man seinen männlichen Leidengenossen, oder der Bardame, auch nicht die Ohren über die Verständnislosigkeit der jeweiligen Lebensabschnittsgefährtin voll zu jammern. Sollten manch männliche Provokationen vielleicht sogar dieses zum Ergebnis haben wollen?


    Nun, und auf dem Fußballplatz kann man(n) dann endlich auch das ach so emanzipierte Gehabe ablegen, und der wahren, aber dunklen Seite der Männlichkeit frönen. Hier klettert der sich sonst so friedliebend gerierende Softie angesichts eklatanter Fehlentscheidungen des Schiedsrichters gegen seinen geliebten Verein auf den Zaun, um sich in übelsten Entgleisungen gegen Spieler des gegnerischen Vereins, dem Sicherheitspersonal oder den Referees zu ergehen. Sollten diese aber an den gezeigten miserablen Leistungen der eigenen Mannschaft auf dem Platz schuldlos sein, wendet sich Vox Populi eben gegen den eigenen Trainer, Teile der Mannschaft, oder, wenn es ganz schlimm kommt, dem Vereinsvorstand.


    Schließlich darf man(n) doch als diplomierter Sesselpupser, der sich sein Eintrittsgeld hart erarbeitet, die entsprechende Gegenleistung vom spielenden Personal erwarten. Wo kämen wir denn da hin? Nur schade, dass viele der Spieler die ihnen gewidmeten Schimpfkanonaden gar nicht mehr verarbeiten können. Was bei den einen nolens volens daran liegt, von hochgeistiger Bildung jeglicher Art absolut unbeleckt zu sein. Oder greift hier doch das Motto:" Gleich und gleich gesellt sich gern?", was wiederum dafür spricht, dass sich der männliche Intellekt verflüchtigt, sobald er auch nur an Fußball denkt.


    Andererseits lassen sich manche Missverständnisse einfach auch darauf zurückführen, dass einige Mannschaftsmitglieder wegen ihrer ausländischen Herkunft der deutschen Sprache gar nicht mächtig sind. Da könnte sich ein ganz neue Marktlücke für Schulen unter dem Motto:" Fremdländische Spieler beschimpfen, aber richtig" auftun. Sprachlehrer aller Zungen könnten unser einheimisches Bildungssystem revolutionieren. Vielleicht macht dann schließlich auch das geflügelte Wort vom "Fußballplatz als Schule der Republik" die Runde.


    Ein weiteres Indiz für den aussetzenden Intellekt vieler Männer scheint das Spiel mit der Flamme, in Form von bengalischen Feuern, oder Rauchbomben zu sein, erinnert es doch eher an steinzeitliche Rituale, denn modernem Verhalten. Fehlen nur noch die erlegten Beutestücke unserer Vorväter, und schon ist das schönste Barbecue im Gange. Obwohl, eigentlich ist das in den meisten Stadien, wenn auch in etwas abgewandelter Form, schon längst verwirklicht. Schließlich finden nirgends sonst gegrillte Würstchen so reißenden Absatz.


    Sicher wäre eine solche Ernährungsweise auf die Dauer etwas einseitig. Für eine Veranstaltung wie ein Fußballmatch handelt es sich jedoch um ein absolut adäquates Verhalten. Wo soll schließlich der Senf auf einem gefüllten Salatteller platziert werden? Und behaupte nur einer, der Chabernet, oder Chablis sei aus einem Pappbecher genießbar. Nur schade, dass es noch keiner mit dem "Kröver Nacktarsch" im Zuschauerrund versucht hat. Schließlich würde das dem männlichen Hang zur Visualisierung primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale viel näher kommen. Die logische Frage, was die Schaumkrone eines gepflegt gezapften Bieres visualisiert, mag dann jeder für sich selbst beantworten. Zumindest zieht das Argument, Männer könnten sich nicht in Bescheidenheit üben, nun nicht mehr.


    Abschließend lässt sich noch sagen, dass Bewegung eben Not tut. Und sei es auch nur die Frauenbewegung, um uns das Bier und die diversen Knabbereien für das TV Vergnügen eines Spieles in der Championsleague, oder, für Premierebesitzer wahrscheinlicher, einer spannenden und hochklassigen Auseinandersetzung zwischen Amerikanisch Samoa gegen die Jungfraueninsel, beizuwohnen. Mist. Wenn da nur nicht diese lästigen Nachfragen bezüglich tatsächlicher oder vermeintlicher Abseitsstellungen seitens der Frau wären. Man(n) könnte den Abend glatt genießen.


    GAGA

    Wir ham uns vorgenommen, zu nichts zu kommen, was uns auch, Gott sei Dank, bisher gelang.