Hier der ausführliche Bericht zum Spiel NFV - FCO und als Bonus 2 Interviews
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Fußballkrimi bis zur letzten Minute
Es war das erwartete heiße Derby vor über 700 Zuschauern. Rassige Zweikämpfe , Offensivfußball von beiden Mannschaften und Emotionen am Spielfeldrand wie auf den Zuschauerrängen. Am Ende setzte sich der NFV gegen den Absteiger aus der Oberliga Süd verdient mit 1:0 durch und setzte damit seine Erfolgsserie auf der Heimspielstätte "Jungen Welt fort.
Es waren keine zehn Minuten gespielt. Da hatte Havel alle genarrt und schlenzte den Ball überlegt in die Ecke. Neuzugang Torhüter Zelenka sah zuvor einmal mehr nicht gut aus und schoss Seifert den Ball in die Füße, der nur noch auf Martin auflegte. Damit hatte der quirlige Tscheche seine Aufstellung gerechtfertigt, der schon in Laubegast nach dem Seitenwechsel den Turbo einlegte. Neugersdorf ließ sich aber nicht fallen. Spielte sehr gefällig bis in Strafraumnähe und hatte auch gute Abschluss-Szenen. Vor allem bei Standards waren Sie kreuzgefährlich. Uhlig und Koch gewannen einige Kopfballduelle, aber Torwart Pöschmann war auf der Linie nicht aus der Ruhe zu bringen. Neugersdorf stürmte weiter "auf Teufel komm raus" und spielte Hinten weiter aufreizend Offen. Als kurz vor der Pause Michael Münnich drei Spieler auf sich zog und auf den durchstartenden Havel passte, sah der Schiedsrichter-Assistent eine vermeintliche Abseitsstellung und verhinderte das mögliche vorentscheidende 2:0.
Für Stefan Kästner, der zwei hundertprozentige verbockte war der Tag gelaufen. Jan Cernohrsky bekam die Chance es besser zu machen. Doch die Gäste aus den Oberland kamen mit viel Schwung aus der Kabine und flankten gefährlich von rechts wie von links. Die Innenverteidiger , Kapitän Mathias Nitsche und Thomas Schmuck, der ein gutes Heimdebüt gab. wuchsen über sich hinaus und übernahmen nun endlich auch die Lufthoheit. Die anschließenden Konter, zu meist über die linke Seite waren kreuzgefährlich. Allen voran die gut getimten Pässe von Rittner in den Rücken der Abwehr sorgten für Nervenkitzel. Denn Martin Havel der in den Sturm rückte, da die Kräfte von Paul Seifert schwanden, bekam die Hintermannschaft nicht in den Griff. So in der 65. Minute. Wieder ein Solo mit Torabschluß. Doch ein Abwehrspieler kann den eintrudelnden Ball von der Torlinie noch schlagen.
Mitte der zweiten Hälfte Trainer Havel alles auf eine Karte und brachte mit Schirmer und Hentschel zwei weitere Offensivspieler. Aber ohne Erfolg. Robert Koch im Sturm versuchte alles. Es war kein Durchkommen. Immer wieder war die Viererkette zur Stelle und grätschte den Ball zur Ecke bzw. in das Seitenaus. Es war ein kräftezerrendes Spiel und nichts für schwache Nerven. Denn als in der 89. Minute Tobias Eberlein, das NFV Trikot überstriff und für Havel den Krämpfe plagten, zum Einsatz kam, war die Fantrübüne Sekunden später aus dem Häuschen. Erst ein Kopfball, dann eine Eis zu Eins Situation vor Torhüter Zelenka. Der blutjunge 18-jährige hätte zum Matchwinner werden können. Am Ende rissen die Görlitzer die Hände zum Himmel, als der Abpfiff ertönte.
Interview mit Trainer Peter Berndt (NFV Gelb-Weiß Görlitz)
SZ: Sportfreund Berndt, ein 1:0-Heimsieg, das zweite Heimspiel wurde erfolgreich gestaltet. Die Bilanz weist nun zwei Siege und eine Niederlage aus, bitte einen Kommentar zum Spiel aus Ihrer Sicht.
Berndt: Es war sicher ein Derby, dass für die Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute sehr spannend war. Es ist uns wichtig, dass wir zu Hause den vielen Zuschauern gute Unterhaltung bieten. Die Mannschaft hat trotz der Umstellungen im zentralen Abwehrbereich erstklassig gekämpft und sehr gut gestanden. Natürlich hätten wir das Spiel eher entscheiden müssen und unsere guten Kontergelegenheiten nutzen müssen. Ein durchaus mögliches 2:0 hätte sicher die Entscheidung besiegelt. Die permanente Gefahr bestand in den hohen und langen Bällen, die die Neugersdorfer in unseren Strafraum schlugen. Da gibt es immer die Gefahr, das mal ein Ball durchrutscht und das 1:1 fällt. Alles in allem muß ich der Mannschaft ein großes Kompliment machen wie sie fightet und für ihre ganze Einstellung zur Sache. Wir müssen so konsequent weiterarbeiten, dann werden wir auch weitere Punkte machen.
SZ: Sie sind nun einige Wochen bei Gelb-Weiß, es sind drei Spieltage absolviert, wie schätzen Sie die Leistung der Mannschaft insgesamt ein? Wie setzt die Mannschaft Ihre Vorgaben um, wie sehen Sie das Bemühen der Mannschaft attraktiven und vor allem erfolgreichen Fußball zu spielen? Was können Sie bisher bilanzieren?
Berndt: Also attraktiver Fußball ist natürlich ein Qualitätswort wo wir sicher noch eine ganze Weile brauchen, bis wir mit der nötigen Sicherheit dominanter spielen und die Spiele mit der nötigen Qualität bestimmen können. Wir müssen bei den Dingen anfangen, die unsere eigenen Stärken sind. Das ist das Zweikampfverhalten, das ist die Einstellung der gesamten Mannschaft was das Abwehrverhalten angeht. Wir haben heute gesehen, dass wir in der Lage sind uns mit konzentriertem Passspiel Chancen herauszuarbeiten. Wir haben momentan noch ein großes Problem diese Chancen zu nutzen. Da müssen sich die Stürmer durch weitere Trainingseinheiten noch verbessern. Wir müssen einfach an den Dingen weiter arbeiten bei denen wir noch Probleme haben. Jeder Spieler unseres Kaders ist wichtig, ob er nun von Anfang an spielt oder nicht. Wenn alles zusammen passt haben wir die Möglichkeit einen gesicherten Mittelfeldplatz zu belegen. Im Moment jedoch ist erst mal jeder Punkt für den Klassenerhalt wichtig.
SZ: Danke für das Gespräch!
Interview mit Trainer Dirk Havel (Neugersdorf)
SZ: Sportfreund Havel eine knappe Niederlage hier in Görlitz, bitte kommentieren Sie das Spiel aus Ihrer Sicht für uns.
Havel: Ja das Tor haben wir uns praktisch selbst reingeschossen, danach hat sich Görlitz quasi mit elf Mann hinten rein gestellt und für uns war es natürlich dadurch schwierig. Wir haben es oft mit hohen Bällen versucht und es war recht einfach für die Görlitzer den Vorsprung zu verteidigen. Insgesamt ist uns einfach zu wenig Überraschendes eingefallen.
SZ: Drei Spiele, drei Niederlagen und das mit einem vermeintlich leichten Auftaktprogramm. Woran liegt es, dass Ihre Mannschaft in der Landesliga noch nicht so richtig angekommen ist, bzw. hätten Sie gedacht, dass es als Oberliga-Absteiger eine Spielkasse tiefer so schwierig wird?
Havel: Das es irgendwie leicht wird in der Landesliga hat niemand von uns gedacht oder ist mit dieser Einstellung in die ersten Spiele gegangen. Uns war klar, dass es ein schweres Los sein kann gleich gegen zwei Aufsteiger zu spielen, da diese natürlich noch die Aufstiegs-euphorie zum Start mitbringen. Das Spiel in Krumhermersdorf war nicht gut, die zweite Hälfte gegen Bannewitz war so wie ich die Mannschaft eigentlich sehen will. Das Spiel heute von uns war eigentlich in Ordnung, letztlich hat die bessere Elf heute verloren. Mindestens ein Unentschieden wäre gerechter gewesen.
SZ: Eine Frage noch zur vieldiskutierten "Betandwin"-Sache. Sie laufen weiterhin in den entsprechenden Trikots auf, es gab in Neugersdorf eine Demonstration gegen das Firmenverbot. Können Sie dazu etwas sagen, beunruhigt es vielleicht auch die Mannschaft was da im Umfeld geschieht?
Havel: Für meine und die Arbeit der Mannschaft hat dies momentan nicht so starke Auswirkungen. Es ist aber für den Verein auch eine Existenzfrage. Wenn "Betandwin" jetzt wirklich wegfallen sollte, dann fällt natürlich auch ein Großteil des Budgets weg und es wird sehr schwierig den Verein so in der bisherigen Form aufrecht zu erhalten. Mit der Leistung der Mannschaft jedoch hat dies nichts zu tun, da gibt es keine direkten Auswirkungen.
SZ: Danke für das Gespräch und noch viel Erfolg im weiteren Saisonverlauf.