Man kann es doch drehen und wenden wie man will, was bis zum Anpfiff des Spiels in Düsseldorf abgelaufen ist, ist für eine Entscheidungsfindung für das Spiel in Düsseldorf nicht relevant. Es spielt schlicht und einfach keine Rolle, ob Hertha den Klassenerhalt verdient hat oder nicht.
Zu entscheiden ist einzig und allein, hat das Spiel in Düsseldorf von Anfang bis zum Schlußpfiff unter regulären Bedingungen stattgefunden? Und da sind sich m.E. alle einig, dass davon keine Rede sein kann. Insofern hat das Sportgericht des DFB sich selbst mit seiner abenteuerlichen Begründung der Lächerlichkeit preisgegeben, weil es gravierende Verstöße gegen die Rechtsordnung des DFB duldet. Der Unterschied zu vorangegangenen Vorfällen ist auch deshalb gegeben, weil im Gegensatz zum jetzt zu entscheidenden Fall bei den vorangegangenen Spielen die sportliche Entscheidung bereits eindeutig gefallen war. Damit erübrigten sich bisher Widerholungsspiele, das ist diesmal nicht der Fall, wodurch die Situation an Brisanz gewinnt.
Die Aufgabe des Bundesgerichts ist keine Einfache. Es muß den Rechtsordnungen des DFB gerecht werden, was nur bedeuten kann Neuansetzung und es muß gleichzeitig das Urteil so begründen, dass keine der beteiligten Seiten daraus Anknüpfungspunkte ableiten kann, die ein Anrufen der nächsten Instanz rechtfertigen. Das erstinstanzliche Urteil hingegen war inklusive Begründung ja geradezu eine Aufforderung zum Widerspruch. Dass der DFB-Kontrollausschuss schon in Vorfeld öffentlich eine Entscheidungsempfehlung verkündet hat, ist eine Farce, die ebenfalls Konsequenzen verlangt. Dies stellt eine eklatante Mißachtung der richterlichen Unabhängigkeit dar!
Das Hertha aufgrund bereits gesperrter Spieler und der zu erwartenden Sperren gegen weitere Spieler wegen der Disziplinlosigkeiten gegenüber dem Schiedsrichter zum Wiederholungsspiel nur mit einer verstärkten Reserve antreten kann, darf bei der Urteilsfindung keine Rolle spielen. In soweit einsatzfähige Spieler bei der anstehenden EM am Ball sind, muß dies selbstverständlich bei der Terminisierung berücksichtigt werden, bei der Urteilsfindung hingegen spielt es keine Rolle. Auch das Gejammer der DFL ist nicht nachvollziehbar. Selbstverständlich können die Spielpläne für die neue Saison schon erstellt werden. Es wäre nicht das erste Mal, das Spiele vom ersten Spieltag später nachgeholt werden müssen, weil zum Zeitpunkt des ersten Spieltages noch Entscheidungen (auch Entscheidungsspiele!) offen waren. Das ist sicher kein Wunschszenario, händelbar ist es allemal.
Spätestens jetzt sollte auch dem letzten klar geworden sein, dass man seitens des DFB mit der Wiedereinführung der Relegationsspiele ein klassisches Eigentor geschossen hat. Aufwand und Nutzen stehen einfach in keinem vertretbaren Verhältnis. Für Aufstieg bzw. Klassenerhalt sollte künftig und in allen Spielklassen wieder einzig und allein die Leistung in den regulären Punktspielen relevant sein und nicht der Erfolg in der Auseinandersetzung mit nur einem einzigen Gegner.