10 gegen 14 – und trotzdem mit einem Bein in der Bundesliga
Die A-Jugend hat sich eine sehr günstige Ausgangslage für das Relegations-Rückspiel in Leutzsch erkämpft. Trotz einer kompakten SCL-Mannschaft und trotz einer fragwürdigen Schiedsrichterleistung. Mit einer begeisternden Energieleistung verkrafteten die Jungs eine rote Karte und konnten zum Schluss den so unglaublich wichtigen Ausgleich schießen. Am Ende lagen die Langenhagener geschlagen auf dem Rasen, während die Chemiker aufrecht mit den mitgereisten Leutzscher Fans feierten. Obwohl Chemie fast eine Stunde mit einem Mann weniger auskommen musste, schien der SCL am Ende des Spiels mit den Kräften am Ende. Im Unterschied zu den nervösen Heimspielen gegen Union und Magdeburg scheint die Mannschaft psychologisch wesentlich gefestigter zu sein.
Beiden Mannschaften war anzumerken, dass sie schon im ersten Spiel die Vorentscheidung suchen wollten. In den ersten 15 Minuten dominierte Chemie das Spiel, aber Boltze schloss einen Alleingang nur mit einem halbherzigen Heber ab. Dann machte es Boltze kurze Zeit später besser: ein strammer 15-Meter-Schuss landete genau unter der Latte. Der SCL wurde nun stärker und setzte ein paar Fernschüssen neben das Leutzscher Tor. Dann die 36. Minute: Ein Langenhagener wird an der Eckfahne von hinten gefoult, eine halbe Ewigkeit später zückt der Schiri schließlich die Rote für den Chemiker. Die Meinungen zum Foul im Block gingen von „Kann man geben“ bis „Skandal“. Eine konsequente Linie hätte allerdings eine wahre Kartenwelle für Langenhagener Spieler auslösen müssen. Dass der Schiedsrichter mit dem Fahrrad zum Spiel erschienen ist, kann erst einmal nur als Gerücht gelten. Fünf Minuten später konnte ein FCS-Abwehrspieler den Ball gerade noch von der Linie schlagen, Keeper Weiß war bereits ausgespielt. Kurz darauf folgte der Ausgleich für Langenhagen nach einem Abstaubertor.
Die zweite Halbzeit begann mit einem Sturmlauf des SCL. Gekrönt wurden die starken 15 Minuten auch mit dem 2:1 nach einem Kopfball aus Nahdistanz. Felix Weiß war wieder machtlos. Die SCL-Spieler ließen es sich nicht nehmen, ausführlich vor dem Leutzscher Block zu feiern und der Schiedsrichter war der Meinung, dass Detlef Schößler auf der Tribüne besser aufgehoben ist. Aber die Leutzscher gaben nicht auf und ließen sich weder von einer nicht geahndeten Notbremse, grenzwertigen Abseitsentscheidungen und gefährlichen Kontern außer der Ruhe bringen. Boltze erzielte folgerichtig nach einer präzisen Eingabe das verdiente 2:2.
In Langenhagen versammelten sich etwa 150 Chemiker unter den ca. 500 Zuschauern. Eine Einlaufchoreo mit grünen Papiertafeln und ein paar Dutzend Fahnen bildeten den visuellen Part der Unterstützung. Akustisch ging vor allem in der ersten und am Ende der zweiten Halbzeit die Post ab. Die Rand-Hannoveraner nervten beständig mit diversen Lärminstrumenten und waren sonst nur beim Torjubel und mit seltenen „SCL“-Rufen zu hören. Leider ging das Spiel nicht friedlich über die Runde. Unerklärlich bleibt, warum der kurze „Aschebahnsturm“ nach dem 1:0 ohne Polizeieinsatz und ohne Spielunterbrechung über die Runden ging, während beim 2:2 jubelnde Chemiker (unter anderem auch Hagen Schmidt) zurückgeprügelt worden. Bis auf den Rasen ist kein Chemiker vorgedrungen, trotzdem unterbrach der Schiedsrichter das Spiel und die Polizei rüstete sich zusätzlich mit Helmen aus. Ihren Jubel bezahlten zwei Chemiker mit diversen Verletzungen. Barrieren waren an einem Abschnitt des „Gästeblock“ übrigens nicht auszumachen. Überflüssig war allerdings beim Verlassen des Stadions die Provokation der Langenhagener Spieler, die wieder in einer Polizeiaktion endete. Bleibt noch, der AG Sicherheit und einigen besonnenen Chemikern Danke zu sagen, dass die Lage nicht noch weiter eskaliert ist.
Mein Fazit: mit der Nervenstärke des Hinspiels, 11 Spielern, einem Markkleeberger Schiedsrichtergespann und einem KNACKEVOLLEN AKS sollte der Aufstieg klar gemacht werden können.
P.S. Ich habe mal die alte Schreiberling-Regel gebrochen und Spiel & Umfeld nicht einen Tag auf mich wirken lassen. Anspruch auf Objektivität kann und will ich nicht erheben.