Wenn Frank jetzt durchzieht kann wohl die große Hälfte gehen
laut LVZ:
Sachsen blamieren sich bis auf die morschen Knochen
Dessau. Sie tanzten nur ein Viertelstündchen, die Herren Profis, ließen sich dann - von Frühjahrsmüdigkeit oder Unlust übermannt -vorführen. Vom SV Dessau. Jenem Team der Namenlosen, das schon gar nicht mehr wusste, wie es ist, zu gewinnen, geschweige ein (vermeintliches) Topteam zu schlagen. Das Schärfste am Tag im sonnenüberfluteten Paul-Greifzu-Stadion: Dessaus 2:1-Sieg gegen Sachsen Leipzig war für alle Beteiligten nachvollziehbar - und verdient.
Stefke (29.) und Hüller (73.) bogen die Partie nach Maximilian Watzkas 0:1 (2.) um. Bis zum gestrigen Sonntag hatte Coach Wolfgang Frank nix auf seine Schützlinge kommen lassen, für alles und jeden Verständnis, den Mantel des Schweigens über diverse Darbietungen gebreitet.
Nach der Blamage wurden Mantel gegen Kettenhemd und und Samthandschuhe gegen Boxhandschuhe getauscht - Frank flippte förmlich aus, wurde zum HB-Männchen! "Einige Spieler wollten die Konfrontation, die kriegen sie jetzt! Das war heute null, für'n Arsch, vor allem die Leistungsträger haben gar nichts gebracht. Wir werden auf verschiedenen Positionen reagieren, uns nach Alternativen umschauen ..."
Namentlich ging es zunächst nur Mathias Jack ans Leder. Dessen ungalantes Verhalten gegenüber Schiedsrichtern und Mitspielern sei untragbar, nicht mit dem Anspruch eines Leaders und Vorbildes zu vereinen. "Das habe ich mir lange genug angeschaut", ätzte Frank, der die routinierten Jack, Ronny Kujat, Frank Gerster und Pico Niestroj noch unter der Woche auf ihre besonderen Pflichten hingewiesen hatte. Die hatten wohl die Ohren auf Durchzug gestellt, dilettierten in Gänze. "Wer nicht kann oder nicht will, kann sofort gehen", legte Frank nach und bestieg mit einem megadicken Hals den Bus. Den durften auch die Versager besteigen, wo doch der Rückweg per pedes die angebrachtere Variante gewesen wäre.
In aller gebotenen Kürze zum Spiel zwischen Abstiegskandidat und Anwärter auf die Vizemeisterschaft: Die rund 600 Leipziger unter den 886 Fans waren zunächst vom Part ihrer Lieblinge entzückt. Watzka (nach dreiwöchiger schöpferischer Pause wieder im Team) vollendete Daniel Ferls Superpass in die Tiefe zum 1:0, zweimal Jack und einmal Kujat hatten das 2:0 und 3:0 auf Kopf und Fuß. Dessaus überragender Keeper Spielau zum Kräfteverhältnis der Anfangsphase: "Wenn wir da 0:3 hinten liegen, können wir uns nicht beschweren." Nach dem beschwingten Viertelstündchen stellten die Leutzscher ihre Bemühungen ein, kassierten folgerichtig das 1:1 (Wejsfelt pennte) und 1:2 (Jack sah alt aus). Klar ist: Diese Pleite wird Konsequenzen haben.
Guido Schäfer