Im Land der Vokuhilas und Schnauzbärte...
Gemeinsam mit Jacksack, Stephan (Kumpel von Jacksack) und DKR 78 ging es gestern nach Rostock. Das Volksstadion fehlte mir noch, und da anschließend noch die Profis spielten und ich auch das letzten mal 1997 (also noch vor dem Umbau) im Ostseestadion war, war das ne günstige Gelegenheit. Nach unserer frühen Ankunft am Ostseestadion tranken wir erstmal eine Molle im Fanprojekt, labten uns danach an der hervorragenden FP-Bratwurst (groß, geschmacklich sehr gut, 1,50 € = Note 1). Sehr amüsiert haben wir uns über die hier immer noch in großer Zahl frei herumlaufenden Vokuhila-Frisuren, in der Kombination mit Schnauzbart und Kutte eine Mischung die man nur noch an ganz wenigen ausgewählten Orten in dieser Masse findet – Schalke vielleicht, Tschechien oder eben Mecklenburg-Vorpommern. Dazu der herrliche Platt-Dialekt – jawoll, die Fahrt hatte sich schon jetzt gelohnt J
Anschließend ging es rüber ins Volksstadion zur Partie
FC Hansa Rostock (A.) – MSV Neuruppin
Erstmal staunten wir über die billigen Eintritts- und Programmpreise. Vollzahler löhnten hier ganze 2,50 €, das Programmheft (8 Seiten, Vorderseite farbig) gab es für 25 Cent. Insgesamt hatten sich 400 Zuschauer eingefunden, darunter auch ein Häufchen von 50 Neuruppinern. Nach einem kurzen Plausch mit Ex-Stahl-Spieler Maik Neumann ging es dann auch schon los mit dem Spiel. Sofort schnürten die Rostocker ihre Gäste auf beeindruckende Art und Weise ein, und die logische Konsequenz war das daraus resultierende schnelle 1:0. Wenig später folgte das 2:0, noch vor der Pause sogar das 3:0. Es machte einfach Spaß den jungen Hanseaten zuzuschauen – der Ball lief, technisch war es mehr als Oberliga-tauglich und und auch läuferisch war Hansa den Neuruppinern hoch überlegen. Als kurz nach Wiederanpfiff auch noch das 4:0 fiel, waren alle Messen gesungen und beide Mannschaften neutralisieren sich zunehmends. Neuruppin verschoß übrigens noch einen Elfmeter. Hansa wollte danach nicht mehr, Neuruppin konnte nicht. In der letzten Viertelstunde kamen die Gäste zwar noch zu einigen Chancen, den Ehrentreffer hatten sie meiner Meinung nach aber nicht verdient. Es war ein Klassenunterschied sichtbar – bei den Fontanestädtern reicht es eben doch noch nicht, auf Dauer konstant an der Tabellenspitze mitzuspielen. Schade nur, daß Hansa nicht 90 Minuten voll durchgezogen hat. 7 oder 8 Tore wären möglich gewesen. – Auf den Rängen gab es – im Gegensatz zum Spiel – 90minütige Tristesse. Auf Hansa-Seite hörte man trotz einiger anwesender Supporter gar nix, auf Neuruppiner Seite zumindest in der ersten halben Stunde bei Angriffen eine Eisenbahner-Tröte und 2 Pauken. Support, Lieder oder Chants gab es über 90 Minuten nicht einmal zu hören, für nen 50köpfigen Gästemob definitiv ein Armutszeugnis. Und in der zweiten Halbzeit waren der Tröten-Bläser und die beiden Pauken schon gar nicht mehr auf dem Sportgelände ! L
Anschließend sollte nach dem neuen Ground noch die Dreingabe folgen, das Bundesligaspiel
FC Hansa Rostock – 1. FC Nürnberg
Die billigsten Karten für 8 € hatten wir uns schon vor dem Spiel organisiert, und so ging es 45 Minuten vor Kick Off ins neue Ostseestadion, das mich im ersten Moment positiv überraschte, da man wirklich von absolut jedem Platz im Stadion eine sehr gute Sicht zu haben scheint, Respekt. Das Animationsprogramm vor dem Spiel ließ man über sich ergehen, waren Daniel und ich doch sehr auf die gut 500 Nürnberger gespannt. Unseren Platz hatten wir im Stehplatzblock 2, direkt gegenüber des Gästeblocks. Leider erwies sich der Platz bald als absoluter Fehlgriff. Die Nürnberger hörte man kaum und um uns herum standen doch größtenteils die – ich sags mal so – nicht mehr unbedingt zum Fußball gehen würden, wenn Hansa absteigt. Stimmungsmäßig war in der ersten halben Stunde ziemlich gut, aber nur vom Lautstärkepegel. Null Abwechslung, immer die selben 6/7 Standard-Schalala-Lieder. Spielerisch war es ein echt gutes Match. Hansa war in der ersten Hälfte besser, kämpfte richtig gut und hatte einige Chancen. Sogar 2 glasklare Chancen hatten die Hanseaten, diese wurden aber nicht verwertet. – In der zweiten Hälfte war Nürnberg dann klar besser. Rostock konnte trotz großem Kampf nicht mehr, ind folgerichtig fiel in der 56. Minute das 0:1. Schroth köpfte in sehenswerter Manier ein. Was dann passierte, war allerdings ein Witz – die sogenannten Fans fingen sofort nach dem Tor an „Wir ham die Schnauze“ voll und „Wir wolln Euch kämpfen sehn“ zu singen – und das zu einer Mannschaft, die bisher in der gesamten Spielzeit aufopferungsvoll alles gegeben hatte. Einer Mannschaft, die nach dem Gegentor verunsichert ist, gibt sowas natürlich noch den Rest – das 0:2 nur 3 Minuten später (abermals Schroth, abermals per Kopf) haben sich also zu einem gewissen Teil auch die Fanblöcke selbst zuzuschreiben. Der Rest des Spiels ist schnell erzählt – es passierte nicht mehr viel. Hansa erarbeitet sich noch einige Chancen, Nürnberg blieb gefährlich, das Niveau im Fanblock sank und sank von immer leiser werdender Stimmung bis hin zu drastischen Beschimpfungen der eigenen Spieler. Am Ende stand ein verdienter Nürnberger Auswärtssieg und die Erkenntnis, daß es bei Hansa momentan einfach nicht für die Bundesliga reicht – die nächsten Gegner sind übrigens Stuttgart, der sich in einer überragenden Form befindliche HSV, Hertha, und Tabellenführer Wolfsburg. Am Ende ließen sich die Nürnberger von ihren Fans feiern, die wenigen FCH-Spieler, die noch in die Kurve kamen, wurden ausgepfiffen. Noch eine persönliche Anmerkung von mir : Noch weniger bundesligatauglich als die Mannschaft sind die Hansa-Fans. Eingeschränktes Repertoire, genauso eingeschränktes Niveau und in keinster Weise unterstützend für die Mannschaft. Auch von den Suptras in Block 27 kam kaum was. Vielleicht hätte ein Abstieg für die Szene eine ähnlich gesundschrumpfende Wirkung wie anderswo. Fast würde ich es mir wünschen. Was bin ich froh, nächste Woche wieder meine geliebte Verbandsliga zu haben !
Angekommen am Auto hörte man von Jacksack und seinem Kumpel, daß die Nürnberger über 90 Minuten nen genialen, vielseitigen Dauersupport hingelegt hatten. Wir hatten also echt vollends mit unseren Karten in die Tonne gegriffen. – Nach einer ereignislosen Rückfahrt, in denen sich Jacksack und Stefan auf höchstem Niveau über Musik unterhielten (was sehr interessant zu hören war) und auf der ich sonst viel schlief, erreichte ich gegen 22:30 wieder Weißensee. Danke nochmal an meine 3 Begleiter für einen angenehmen Tag – jederzeit wieder !