Früher war ich an Wochenenden an denen Union nicht gespielt hat, auch oft bei Hertha. Doch dann kam der Aufstieg und die Wandlung des Weddinger Vereins von der Plumpe, der nur wegen der fehlenden Heimat im Oly spielte, zur Fußball-KG mit überregionaler Ausrichtung. Mittlerweile hat der Club mit zahlreichen Städten und Vereinen im Umland eine Kooperation, nur die Vereine in der eigenen Heimatstadt lässt man, abgesehen von der späten und halbherzigen Beteiligung an der „Bluten für Union“-Aktion, im Stich.
So war es mittlerweile drei Jahre her, dass ich ein Heimspiel der Hertha im Olympiastadion gesehen habe, doch heute ließ es sich nicht verhindern. Denn der 1. FC Union Berlin trat am 1. Spieltag der Regional Nord bei deren Amateuren an. Auf dem Weg zur Arena sah man schon das sich kaum Blau-Weiße zum diesem Spiel einfinden würden und so erreichte man die Arena ohne Zwischenfälle. Am Einlass wurde der mitgebrachte Rucksack von den Ordnern ausgiebig auf Getränkeflaschen und Essensreste durchsucht und nachdem diese Hürde überstanden war ging es in die Arena. Von Außen bereits einmalig und mit keinem Neubau vergleichbar, hat sich nun auch im Innenraum einiges getan. Auf der Haupttribüne wurde nun ein Businessbereich eingerichtet, im Ring zwischen Ober- und Unterrang gibt es VIP-Logen, alle Plätze sind nun überdacht, das Flutlicht ist direkt im Dach untergebracht, eine blaue Laufbahn wurde installiert, der Winkel der Traversen im Unterrang wurde steiler ausgerichtet und auf der Gegengeraden hängt eine zweite Videowand, damit die Promis nicht immer nach rechts schauen müssen. Alles ganz nett und als Bauwerk schön anzuschauen, aber irgendwie fühlt man sich nur als Zuschauer und nicht mittendrin im Spiel. In echten Fußballstadien mit nur zwei Metern zum Spielfeldrand hat man eben doch eine andere Verbindung zum Spiel. Dieses beeindruckende Bauwerk kostete übrigens mindestens 242 Millionen Euro und für dieses Geld hätten alle wichtigen Sportanlagen in der Stadt saniert werden können.
Auf der Suche nachdem richtigen Platz machte sich die Beschallung negativ bemerkbar, was an der Lautstärke und der Musikauswahl lag. Wahrscheinlich wurde dies auf die jugendliche Zielgruppe abgestimmt, mein Geschmack ist es nicht. Gegen 13.30 Uhr betraten dann die Teams den Platz und die Lautsprecher verstummten, damit war dieses Problem ausgestanden.
Das neuformierte Team des neuen Trainer Frank Wormuth begann druckvoll und dies sorgte für Freude unter den etwa 6.000 mitgereisten Fans. Wingerter und Hauswald vergaben in den ersten zehn Minuten guten Möglichkeiten, doch dann gab es ein Bruch im Spiel und das Geschehen auf dem Platz verflachte. An der Stimmung unter den rot-weißen Fans änderte dies aber nichts und trotz der Hitze gab es einen recht guten Support. Kurz vor der Pause dann die Führung. Ecke von Rechts und der kleine Hauswald köpft das Leder ins Netz und sorgt für Freudentaumel auf den Rängen. Vier Minuten später pfiff der schwache Michael Weiner zur Pause und die Suche nach einer Toilette begann. Diese sind auf Höhe des Gästeblocks nicht rechtzeitig fertig geworden und so musste ein halbe Runde gelaufen werden, um Platz für weitere Getränke zu schaffen.
Nachdem der angestammte Platz wieder gefunden wurde, ging es auch gleich weiter. Hertha nun stärker und besonders deren eingesetzte Profis sorgten mit Einzelaktionen für panische Abwehraktionen in der unsicheren Union-Abwehr. Doch den Spieler aus der Alten Försterei gelang es immer wieder sich mit schnellen Kontern zu befreien und wären diese konsequent genutzt wurden, wäre es ein erfolgreicher Nachmittag geworden. Doch entweder fehlte der nötige Zug zum Tor oder wie bei Wingerter das nötige Glück, denn dessen Lupfer über den herauslaufenden Torwart konnte Mansour von der Linie kratzen. So kam wie es kommen musste, wenn man das Logo des 1. FC Union Berlin auf der Brust trägt. Die Nachspielzeit war angebrochen, ein Spieler wurde am Spielfeldrand verletzt behandelt und Chahed schoss aus zwanzig Metern den Ausgleich. So machten sich nun auch die Herthies auf den Rängen bemerkbar und auf der anderen Seite wurde wieder gelitten. Naja, es gibt schlimmeres und als die Mannschaft in die Kurve kam, wurde sich bei dieser mit tosendem Applaus für deren Leistung bedankt.
Endlich ging es wieder raus aus diesem Hightech-Ding und nach der Ernüchterung über den späten Ausgleich, stellte sich die Freude darüber ein, dass wir wenigstens das bessere Fußballstadion haben und dort empfangen wir am Freitag den Wuppertaler SV.
Hertha BSC Am.: Tremmel - Kapagiannidis (89. Hoeneß), Bieler (72. S. Schmidt), Hube, Müller (82. Mansour), Salihovic, Kretschmer, Covic, Chahed, Cagara, A. Schmidt
1. FC Union Berlin: Sejna - Bouzid, Straub, Wingerter, Hauswald (80. Prokoph), Catic (68. Soltau), Kaiser, Below, Coiner, Muzzicatto (84. Werling)
Schiedsrichter: Michael Weiner
Gelb: Müller - Kaiser, Coiner
Torschützen: 0:1 Hauswald (41.), 1:1 Chahed (90.)
Zuschauer: 11.000 (zum Regiospiel, insgesamt wurden über 30.000 Tickets verkauft)
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Weitere Fotos vom Spiel findet Ihr in unserer Galerie:
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Beim Spiel war übrigens dieses Banner noch ganz interessant:
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Die Harlekins suchten wohl einen Gegner für ihre Art des Sports.