UI-Cup (20. 6.): CS Grevenmacher (LUX) - Tampere United (FIN) 1:1

  • Wenn auch nicht ganz zeitnah geschrieben, kommt hiermit der leicht verspätete und viel zu lange Bericht zur diesjährigen UI-Cup-Hinrundenpartie.


    La ville: Da Grevenmachers Sportplatz nicht ansatzweise europokalreif ist, fand die Partie zwischen der Mittelfeldmannschaft aus dem Großherzogtum und dem derzeitigen finnischen Tabellenführer im Nationalstadion der luxemburgischen Hauptstadt, dem Stade Josy Barthel, statt. Um schneller dort zu sein, hatte ich mir ein Auto geborgt, mit dem man auf der Autobahn nur selten überholt wird (Ein weiterer Grund könnte gewesen sein, daß mein eigentlicher Wagen nach dem letzten Versuch, Luxemburg zu erreichen, einen langen Heimtransport und einen neuen Motor bekommen hatte.). Deshalb war ich schnell genug vor Ort, um ein paar Worte zu Luxemburg verlieren zu können.
    Der erfahrene Reiseleiter würde vielleicht von einem pittoresken, liebenswerten Städtchen schwärmen. Unser Weg führte uns über den Marktplatz, der von einem melodisch trällernden Chor besetzt war, durch die wegen des baldigen Nationalfeiertags schon mit Flaggen geschmückten Straßen hin zur wunderschönen Altstadt rund um das großherzogliche Palais, die unzählige kleine Gäßchen zu bieten hatte. Gekrönt wurde der Augenschmaus von den riesigen Verteidigungsanlagen der Stadt, die hoch über einem Fluß thronten und zum Weltkulturerbe gehören. Ich wünschte, ich könnte das mit einigen Fotos dokumentieren. Man merkt vielleicht, daß die architektonischen Zumutungen in so wunderschönen Örtchen wie Wattenscheid oder Krefeld bei mir den ein oder anderen Schaden hinterlassen haben...
    Jedenfalls fiel es mir etwas schwer, rechtzeitig zum Stadion zurückzukehren. Einen Urlaub in Luxemburg kann ich nur jedem empfehlen. Dazu trägt auch die interessante Mischung der Einflüsse der großen Nachbarn Frankreich und Deutschland bei, die sich in der Mehrsprachigkeit in Luxemburg am deutlichsten manifestiert. Mit dem Letzeburgischen existiert sogar ein eigenständiger Dialekt.


    Les spectateurs: Als wir Stunden vorm Spiel das Stadion Richtung Stadt verließen, waren schon die ersten Fans von Grevenmacher eingetroffen, deren Kinder auf einem Gehweg Fußball spielten. Kurz nachdem wir an ihnen vorbeigelaufen waren, hörten wir hinter uns entsetzte Schreie, weil eines der Kinder dem Ball nachgelaufen war und dabei vom einzigen Auto auf der Nebenstraße überfahren wurde. Wahrlich kein schöner Anblick, aber ich glaube, daß die Verletzungen des Kindes relativ harmlos waren.
    Das Szenario bei der Rückkehr war weitaus erfreulicher, da sich vorm Stadioneingang die Anhänger von Grevenmacher lautstark bemerkbar machten. Für sie war an diesem Tag ein kostenloser Bus in die Hauptstadt gefahren. Im Stadiongelände gab es Bratwurst, die tatsächlich als "Thueringer" angepriesen wurde, und das verkappte französische Leitungswasser, das ahnungslosen Deutschen unter dem Namen Vittel bekannt ist. Die Verkaufsstellen sind in die Tribünenrückseite der insgesamt recht modernen Anlage integriert. Im Stadion können 8000 Zuschauer anwesend sein, die aber nur Sitzplätze vorfinden.
    Leider kamen nur wenige hundert zum Spiel gegen die Finnen. Darunter waren auch etwa 30 Skandinavier. Ob diese bei den europäischen Institutionen in Luxemburg arbeiten oder einfach mit den Spielern verwandt waren, ist mir nicht bekannt. Sie verstreuten sich auf einem Teil der Haupttribüne und waren fortan nicht mehr gehört oder gesehen. Ganz anders die Fans von Grevenmacher. Wer in Zukunft Tifo sagt, meint CS Grevenmacher. Etwa 25 Supporter hatten sich im Block neben der Haupttribüne eingefunden. Daß die Hälfte nicht älter als 12 Jahre waren und eine fette, hysterische, wie wahnsinnig schreiende Alte zum Mob gehörte, tat der Stimmung keinen Abbruch. Um diesen wilden Haufen zu koordinieren, brauchte man natürlich ein Megaphon, das anfangs von einem korpulenten Schreihals bedient wurde. Das Konzept bestand im folgenden darin, daß besagter Fettsack Sprechchöre in die Flüstertüte nölte, dabei aber immer wieder den gleichen Mist wiederholte (vergleichbar mit Aue). Die Kinder sangen nicht unbedingt mit, sondern trommelten auf circa 6 mitgebrachte Schlaginstrumente. So stelle ich mir Musikunterricht im Irrenhaus vor. Kein Wunder, daß mich die Lust packte, den Gröli samt Megaphon von der nächsten Brücke zu stoßen.
    Ganz ansehnlich war hingegen die kleine Choreographie, die aus einer Blockfahne und jeweils zwei Bahnen links und rechts davon bestand. Nette kleine Sache, die in einem nicht vorhandenen vollen Block aber weit besser ausgesehen hätte als auf den leeren Sitzplätzen. Auch ein Spruchband hatten die Luxemburger gebastelt, dessen tieferer Sinn mir aber verborgen blieb.


    Le match: Von einem solchen Spiel sollte man nichts erwarten. Verblüffend war jedoch, daß die Luxemburger in ihren blauen Trikots am Anfang ordentlich Druck machten. Ich fand es sehr seltsam, daß die Fans von Grevenmacher, die ebenfalls blaue Trikots anhatten, keine dieser Chancen mit Beifall bedachten. Es dauerte eine Weile, bis ich merkte, daß dies daran liegen könnte, daß es die Finnen waren, die in Blau spielten. Sind 30 Minuten Orientierungslosigkeit noch akzeptabel?
    Letztendlich hatte Grevenmacher ein beachtliches 1:1 herausgeholt, was nach dem 0:0 im Rückspiel aber nicht reichte.


    Les Wessi-Hoppers: Die anwesenden westdeutschen Hopper lieferten Stoff für das in gewissen Kreisen gepflegte Bild vom westdeutschen Groundhopper. Es hatte sich nämlich ein großer Haufen eingefunden, der durch einen "GL 98"-Pullover und sein bäuerliches Aussehen als Kaiserslauterer Gesocks identifiziert werden konnte. Keiner von denen sah so aus, als könnte er seinen Namen richtig schreiben. Wenn das der harte Kern der Generation Luzifer war, sehe ich schwarz für die Pfälzer. Die drei anwesenden Freiburger machten hingegen einen guten Eindruck, weshalb wir das armselige Erscheinungsbild der oben genannten Bande einfach auf die inzestuösen Verhältnisse in der Pfalz schieben wollen.

  • Zitat

    Original von lguenth1
    Keiner von denen sah so aus, als könnte er seinen Namen richtig schreiben :grosseaugen:. Wenn das der harte Kern der Generation Luzifer war, sehe ich schwarz für die Pfälzer. Die drei anwesenden Freiburger :schlaumeier: machten hingegen einen guten Eindruck, weshalb wir das armselige Erscheinungsbild der oben genannten Bande :stupid:einfach auf die inzestuösen Verhältnisse in der Pfalz schieben wollen :irre:.


    :loldev: Sehr gut! Lange nicht mehr so gelacht. Wirklich nicht schlecht!


    :respekt: Auch sonst ein herrlicher Bericht, lguenth1. Weiter so.

  • @ lguenth1 : Schließe mich meinen Vorrednern an. Herrlicher Bericht - gerne mehr davon. "Wer in Zukunft Tifo sagt, meint CS Grevenmacher." und die Beschreibungen dazu - einfach Kult. Zu den Lauterer Hoppern sag ich mal nix. Vermutlich besser, daß es es keinen Presseraum gibt.


    Zum Thema Orientierungslosigkeit : Das kann ich toppen. Das hab ich sogar mal 55 Minuten geschafft. Ligaspiel in Albanien Dinamo Tirana - Shqiponja Gjirokastra. Wir wußten einfach nicht, welche Mannschaft welche war. Und verstanden hat unsere Frage auch niemand. In dieser Minute ist dann halt das Tor gefallen, und auf der Anzeigetafel anhand des Spielstandes konnten wir endlich sehen, daß die Gäste schwarz-gelb waren und Dinamo weiß-blau. Man stelle sich vor das Spiel wäre 0:0 ausgegangen...

  • *Beifall*


    Ich möchte auch mehr Berichte von Dir lesen !!!


    Vielleicht können wir ja auch mal zusammen irgendwohin fahren. Chemnitz liegt ja net soweit weg von Dresden.


    Was planst Du denn in ferner oder naher Zukunft ?

    ".. solange man in chinesischen Flüssen seine Fotos entwickeln kann, ist es nicht sehr sinnvoll, den autobedingten CO2 Ausstoß mit unfassbarem Aufwand um 0,02% zu senken." Bodo Buschmann,

  • Planungen laufen bei mir immer recht kurzfristig. Allerdings muß ich Dich enttäuschen, da ich aus Prinzip nicht mit einem Dresdner fahren würde. Das soll kein persönlicher Angriff auf Dich sein - im Gegenteil, Deine Beiträge hier und im Dynamoforum zeigen, daß Du absolut in Ordnung bist. Ich werde sicherlich nicht auf Dein Verständnis hoffen können, aber Fakt bleibt Fakt. Nimm es mir nicht übel.

  • @ lguenth1 : Finde diese Einstellung schade. Beim Hoppen sollte man doch wirklich die Rivalitäten außen vor lassen. Ich hab z.B. 5 Jahre in Stuttgart gewohnt und bin als starker Kickers-Sympathisant auch mit "Roten" Hoppen gefahren. Genauso würde ich jetzt auch mit nem Südler fahren, wenn sich ne gute Tour anböte. Wieso auch nicht ? - Oder hast Du Angst zu entdecken daß Dich mit dem Dresdner mehr verbindet als Euch trennt ?!?

  • @ Torsten : Was soll diese Aussage ? Daß es beim Derby um Rivalität geht ist logisch. Hier geht es um Fahrten zu neutralen Spielen mit Fans von anderen Vereinen. Und glaub es oder nicht - davon habe ich schon genügend gemacht, obwohl ich die Vereine bestimmt oft genug daneben fand. Ich kenn z.B. auch nen Hannoveraner der viel mit Braunschweigern machen. Die Rivalität bleibt doch trotzdem. Und das ist auch gut so !!!

  • Entweder ich habe nen Rivalen, mit dem ich gar nicht kann, oder ich hoppe mit jemanden, aber den kann ich dann auch beim Derby wie einen Menschen behandeln. Aber das ist wohl Fankultur. Muss jeder mit sich selbst ausmachen. Wüsste allerdings nicht, warum ich mit dem Wolf beim Stadionfest saufen soll, während er beim Derby wieder ein "Süd- Schwein" ist, gell Jörg?

  • Lieber Torsten, ich werde die Südler mit Sicherheit auch beim Derby menschlich behandeln und mit dem einen oder anderen evtl. sogar nach dem Spiel noch einen trinken, wenn es sich ergibt. Warum auch nicht ? Wenn beim Derby Sprüche gegen Süd oder andere Nettigkeiten kommen, dann beziehen sich diese immer auf den Verein an sich, nicht aber auf den einzelnen Menschen. Ich habe nix gegen Wolf, Satan, Hippie oder meinen eigenen Opa. Aber ihr Verein ist nun mal unser Lokalrivale. Und ich denke man die Südler ehen es z.B. auf uns beide bezohen ganz ähnlich.

  • @ Jörg: Wenn man den Verein als seelenoses, hasswertes Objekt sieht, dann vielleicht (obwohl ich das nicht kapiere...), wenn man die Menschen in und um den Verein sieht, hasst man dann den Einzelnen, oder alle zusammen, oder wie? Dachte eigentlich, die Menschen in dem Verein machen ihn aus. Na, wat solls, wenn man seine Emotionen auf Stahl oder Süd beschränken kann, dann ist es sicher ausreichend...

  • @ Torsten : Ich sehe Süd bestimmt nicht als hassenswertes Objekt. Hass ist was ganz anderes. Wenn man etwas älter wird, lernt man auch zu differenzieren. Gehaßt wenn es um Fußball geht, hab ich vielleicht mit 17 oder 18 mal. Sagen wir's mal so : Ne gesunde Rivalität muß sein, solange das alles friendlich bzw. auf der verbalen Ebene abgeht. - Den Verein an sich als Ganzes muß man nicht mögen. Aber den einzelnen Menschen an sich, das Individuum, kann man doch auch mögen, obwohl er zu einer Sache steht, die man selbst nicht gut findet. Das kann eine persönliche Eigenschaft sein, eine politische Ausrichtung, ein Musikgeschmack oder eben ein Fußballverein. Nichtsdestotrotz bleibt der Mensch ein Mensch. Und das wollte ich eigentlich auch mit meinem ersten Posting zu diesem Thema in Richtung lguenth1 sagen, mehr nicht. Und darüber daß ich meine sämtlichen Emotionen nur auf Stahl und Süd projeziere, verliere ich jetzt mal kein Wort mehr.

  • Ich persönlich würde auch niemals mit einem Schachter zu einem Fussballspiel fahren. Das wäre wirklich das Allerletzte!!! Ist aber in C normal... Befehl vom Chef höhö ;-)
    Es gibt aber auch Hannoveraner die sich mit Braunschweigern unterhalb der Tribüne bei LKS Lodz tätlich angehen, so ganz kriegt man also diese Emotionen nicht raus!

    Kiedys zatrzymam czas - I na skrzydlach jak ptak - Bede lecial co sil - Tam gdzie moje sny - I wroclawskie kolorowe dni

  • ich aus Prinzip nicht mit einem Dresdner fahren würde.


    oder


    würde auch niemals mit einem Schachter zu einem Fussballspiel fahren. Das wäre wirklich das Allerletzte!!!


    Warum ? Es liegt nun mal in der Natur der Sache, daß es viele
    Vereine und folglich auch viele Fans gibt... Bei aller Rivalität auf
    Vereinsebene habe ich aber im Laufe des Lebens immer wieder
    sympathische Menschen bei der "Konkurrenz" kennengelernt...


    Oder anders gesagt: mit vielen Fans, welche mit mir ausschliesslich
    die Gemeinsamkeit haben auch Dynamofan zu sein, möchte ich
    außerhalb des Stadions nichts zu tun haben...andererseits habe ich
    bei Diskussionen mit Fans von anderen Vereinen schon oft gemeinsame
    Standpunkte, Interessen, Hobbies angetroffen und nur das Fansein
    richtet sich halt auf den eigenen Verein.


    (Auf Arbeit kann ich mir auch nicht aussuchen, ob ich mit einem Fan der
    "Konkurrenz" zusammenarbeiten will/möchte/kann/darf...)



    Der Spielbericht von lguenth1 ist super geschrieben, witzig &
    unterhaltsam, umso mehr irritiert mich seine Einstellung zum
    Thema "Dresdner"...


    Ratlos bleibend. ?(


    Es gibt aber auch Hannoveraner die sich mit Braunschweigern unterhalb der Tribüne bei LKS Lodz tätlich angehen, so ganz kriegt man also diese Emotionen nicht raus!


    Kein Argument. Wer einen Fan (oder Fans) anderer Mannschaften
    glaubt beim Erblicken unbedingt körperlich angreifen zu müssen...
    Da stellt sich mir die Frage: bezieht sich das nur auf Fußballebene
    oder muß dann ein Hannoveraner beim Anblick eines BTSV-Trikots
    beim Bäcker auch sofort körperlich aktiv werden ? :biggrin:

  • Zitat

    Original von lguenth1
    Planungen laufen bei mir immer recht kurzfristig. Allerdings muß ich Dich enttäuschen, da ich aus Prinzip nicht mit einem Dresdner fahren würde. Das soll kein persönlicher Angriff auf Dich sein - im Gegenteil, Deine Beiträge hier und im Dynamoforum zeigen, daß Du absolut in Ordnung bist. Ich werde sicherlich nicht auf Dein Verständnis hoffen können, aber Fakt bleibt Fakt. Nimm es mir nicht übel.


    Habe Deinen Eintrag erst jetzt entdeckt, und muss sagen das ich darüber schon enttäuscht bin. Shee es wie Per ... nach dem Spiel sollten doch alle "Feindschaften" beiseite gelegt werden.
    Mensch ich war 3 Tage mit nem BFC auf Westtour und dann kenne ich noch einige DSC´er mit denen ich super klar komme und dann will ich bald die Lokis besuchen. Selbst mit den Riesaern komme ich aus, auch wenn die Rivalität gegenüber Dynamo nur von denen ausgeht.


    Schade :???:

    ".. solange man in chinesischen Flüssen seine Fotos entwickeln kann, ist es nicht sehr sinnvoll, den autobedingten CO2 Ausstoß mit unfassbarem Aufwand um 0,02% zu senken." Bodo Buschmann,