Doppelte Premiere bei Frankonia
Landesklasse Ost: Vor dem Königs Wusterhausener Stadtderby am Freitagabend schätzen beide Trainer die Erfolgsaussichten auf 50 Prozent.
Wernsdorf – „Ich hasse Gegentore“, erklärte Frankonia-Trainer Wolfgang Juhrsch. Verständlich, dass er deshalb in seinen 35 Jahren als Verantwortlicher an der Seitenlinie immer ein besonderes Augenmerk auf die Defensive richtete. Die stabile Deckung war auch die Grundlage für den Aufstieg der Wernsdorfer und die Voraussetzung für die Premiere am Freitagabend.
Da stehen sich erstmals überhaupt in einem Pflichtspiel die ersten Männerteams von Frankonia und Eintracht Königs Wusterhausen gegenüber. Und da die Begegnung um 19 Uhr in Wernsdorf angepfiffen wird, gibt es gleich die zweite Premiere. Erstmals tragen die Gastgeber ein Heimspiel unter Flutlicht aus. „Wir trainieren schon seit vierzehn Tagen unter diesen Bedingungen“, erzählt Juhrsch. „Ich finde die Beleuchtung in Ordnung. Es ist überall hell genug, so dass wir hoffentlich einen schönen, spannenden und fairen Vergleich erleben, der die Zuschauer begeistert.“
Beim Errichten der Flutlicht-Anlage zeigten die Wernsdorfer genauso viel Geschick wie bei der Zusammenstellung der Landesklassen-Elf. Sie suchten und fanden einen Anbieter, der alles zu einem wesentlich günstigeren Preis aufbaute als anfangs bei den ersten eingeholten Kostenvorschlägen. Vereinspräsident Michael Beyes musste dazu einiges an Arbeit investieren, um alles in die gewünschten Bahnen zu lenken.
Das kickende Personal muss sich aber auf dem eigenen Platz steigern, um ebenso gut zu sein. „Wir spielen auswärts erfolgreicher als zu Hause, obwohl wir außer bei unserem Auftritt gegen Rehfelde immer ordentlich agierten“, schätzte der Frankonia-Trainer ein. Und das lässt sich exakt mit Fakten belegen.
Die Landesklassen-Neulinge holten auswärts drei Siege bei einer Niederlage und damit neun ihrer 13 Punkte. Daheim gab es nur gleich zum Auftakt den glücklichen Elfmetersieg kurz vor dem Abpfiff gegen das jetzige Schlusslicht Astoria Rießen, ein Remis und zwei Pleiten. Auch das Torverhältnis belegt die Trainer-Aussage – auswärts 9:5 und daheim 3:6!
Statistischer Vorteil also für die zum „Stadtduell“ anreisenden Gäste von Eintracht Königs Wusterhausen, deren Bilanz viel ausgeglichener ist: Je sieben Heim- und Auswärtspunkte sowie 9:5 Heim- und 9:4 Auswärtstore. „Es gibt aber keinen Favoriten in dieser Partie“, so Juhrsch, der den Kontrahenten zweimal beobachtete. „Ich trainierte ja die KWer bereits und habe immer noch eine besondere Sympathie für den Verein. Trainer Roman Scholz war Spieler bei mir. Er leistet jetzt dort eine ganz tolle Arbeit. Ich habe nicht erwartet, dass Eintracht so gut abschneidet und auf Rang vier liegt.“
Frankonia liegt zwar auf Rang acht, hat aber nur einen Punkt weniger gesammelt als die Scholz-Truppe. Nach rund einem Viertel der Saison ist Scholz etwas zufriedener als sein ehemaliger Vorgesetzter und jetziger Kollege. „Wir haben zwar 16 gleichwertige Spieler, aber durch Verletzungen und Ausfälle auf Grund beruflicher Aufgaben am Sonnabend gibt es trotzdem Personalsorgen. Mustapha Ibrahim arbeitet zum Beispiel fast immer am Spieltag und fehlt deshalb oft“, erklärte Juhrsch. „Außerdem müssen wir uns noch an die Landesklasse gewöhnen. Da geht alles schneller und es bleibt nicht so viel Zeit zum erfolgreichen Torschuss wie eine Klasse tiefer. Die KWer besitzen da die größere Erfahrung.“
Dem stimmt der Eintracht-Verantwortliche Roman Scholz zwar zu, sieht seine Schützlinge allerdings nicht in der Favoritenrolle. „Wolfgang hat sehr gute Einzelspieler dazugeholt. Aber ich weiß genau, wie er spielen lässt. Darauf werden wir uns vorbereiten. Außerdem ist die Stimmung in unserer Mannschaft sehr gut, weil wir bisher über unseren Erwartungen liegen. Der gute Saisonstart gibt Selbstvertrauen.“
Außerdem verbesserten sich die Scholz-Schützlinge vor allem im Spiel nach vorn, wobei sie ihre Defensiv-Stärke nicht verloren haben. Neun Gegentore sind der zweitbeste Wert in der Oststaffel nach Tabellenführer Germania Storkow, der am sechsten Spieltag in Zeesen 1:1 spielte und insgesamt siebenmal den Ball aus dem eigenen Netz holen musste. Da der Frankonia-Torwart nur elfmal bezwungen wurde, was der drittbeste Wert ist, wird es am Freitagabend beim Derby in Wernsdorf und bei der Vorliebe des einheimischen Verantwortlichen wohl nicht zu einem Torspektakel wie bei der Bundesliga-Partie des KWer Namensvetters aus Frankfurt/Main gegen den VfB Stuttgart geben. Es wäre den Fans aber zu wünschen.
Dabei bauen die Gäste auf ihren routinierten Torjäger Daniel Gensigk, der bereits achtmal traf. „Wir sind aber insgesamt in der Offensive besser geworden“, meinte Roman Scholz. „Die technisch starken Stürmer Simon Zigan und Aruna Kuindi sichern vorn Bälle, so dass es einen spielerischen Aufschwung gibt. Das Team tritt geschlossen sowie gefestigt auf und alle zeigen, dass sie Spaß am Fußball haben.“
(Sportbuzzer, 29.10.14)