Sächsische Zeitung vom 21.08.2014 - Lokalteile der Oberlausitz
Zwei Favoriten - ein Außenseiter
Am Wochenende beginnt für drei Mannschaften aus dem Landkreis die Punktspielsaison.
_Von Frank Thümmler_
Nach der Auflösung des SV See 90 und dem Rückzug der Landesliga-Reserve des NFV Gelb-Weiß Görlitz aus der Bezirksliga spielen in dieser Saison nur noch fünf Teams aus dem Landkreis oberhalb der Kreisebene. Für den Oberligisten FC Oberlausitz Neugersdorf und den Görlitzer Landesligisten hat die Punktspielsaison schon begonnen. Am Wochenende beginnt auch die Bezirksliga, die ab dieser Saison Landesklasse heißt. In ihr werden die Kreisvertreter Rot-Weiß Bad Muskau und Eintracht Niesky zum erweiterten Favoritenkreis gezählt. Favorit Nummer eins dürfte allerdings der Radebeuler BC sein. Der Landesliga-Absteiger hat seinen Kader im Wesentlichen zusammenhalten können. Matthias Müller, einst wichtiger Bestandteil des Dresdner Dynamo-Kreisels, hat das Traineramt vom nach Niesky gewechselten Gerd Seifert übernommen und sich den sofortigen Wiederaufstieg auf die Fahnen geschrieben. Zu rechnen ist auch mit der Bautzener Budissa-Reserve und Dresden-Laubegast. Der dritte Kreisvertreter, Aufsteiger FSV Neusalza-Spremberg, wird wohl um den Klassenerhalt kämpfen. Die SZ hat bei allen drei Vereinen aus dem Landkreis nachgefragt.
SV Rot-Weiß Bad Muskau
Der Vizemeister der Vorsaison kann doch eigentlich nur ein Ziel haben, oder? Die Bad Muskauer sind vorsichtiger. Trainer André Brückner hatte 2013/14 nur 17 Spieler in den 26 Begegnungen eingesetzt. Die fehlende Kaderbreite war letztendlich die Ursache, dass es für ganz oben nicht gereicht hatte. Dies wird sich auch in der kommenden Saison nicht gravierend ändern. Drei Abgängen stehen vier Neuzugänge gegenüber, von denen sich zwei (Ritter und Biela) in der Vorbereitung verletzt haben. Außerdem fällt Abwehrmann Axel Buder nach seinem zweiten Kreuzbandriss noch Monate aus. „Für die Stammformation sind wir top besetzt, doch uns fehlt ganz einfach die Breite, um ganz oben in der Tabelle zu stehen“, sagt der Vereinsvorsitzende Holger Zimpel. Die Stärken der Bad Muskauer lagen in der vergangenen Saison eindeutig in der Offensive. Mit 76 Toren erzielten die Parkstädter in der vergangenen Saison die meisten Treffer aller 14 Mannschaften der Bezirksligastaffel Ost. Jetzt ist Mirko Ebert vom LSV 1951 Spree dazugekommen, der sich in der Vorbereitung mehrfach als Torschütze auszeichnen konnte. Dass die Bezirksliga jetzt Landesklasse heißt, ärgert die Bad Muskauer, auch wenn sie damit ziemlich allein da stehen. Schließlich sind auch im Fußball die Bezirke längst abgeschafft. Grund für den Bad Muskauer Ärger: In Sachsen ist die Landesklasse die zweithöchste Spielklasse, im Bad Muskau unmittelbar benachbarten Brandenburg nur die dritthöchste (nach Verbands- und Landesliga). Für die Parkstädter bedeutet der neue Name Renommeeverlust, auch bei potenziellen Sponsoren.
FV Eintracht Niesky
Nach einer schwachen Hinrunde hatten die Nieskyer in der vergangenen Saison eine starke Rückrunde hingelegt (4. der separaten Wertung). Jetzt sind vom Landesligisten See gleich sechs Spieler nach Niesky gewechselt, darunter auch der gefürchtete (und torgefährliche) Sturmtank Bogumil Jablonski. Außerdem sind Thomas Kliemt aus Bad Muskau, dessen Bruder Johannes und dazu Tobias Wittek aus dem eigenen Nachwuchs zum Kader gestoßen. Dafür haben auch neun Spieler den Verein verlassen, ausschließlich Kicker, die ihren Sport nicht bei der Eintracht gelernt haben. Der Nieskyer Kern ist geblieben. „Das ist auch für die Zukunft unser Ziel und funktioniert nur, wenn es uns immer wieder gelingt, Nachwuchsspieler aus dem eigenen Verein in die Erste zu integrieren. Dieses Jahr scheint das zu klappen“, sagt der Sportliche Leiter Peter Jurke. Das Nieskyer Gesicht der Mannschaft ist dem Verein ganz wichtig, und aus See sind mit Jan Beier und Oliver Nitsche zwei „alte Nieskyer“ zurückgekehrt – mit Trainer Gerd Seifert ein weiterer zu seinen Wurzeln. „Allein mit eigenen Spielern kann man aber in der Bezirksliga heute nicht mehr bestehen. Deshalb freuen wir uns, dass wir die erfahrenen Garbe und Janus halten und uns aus See verstärken konnten“, sagt Jurke. Beim Saisonziel ist der Verein (wie immer) sehr vorsichtig. Offiziell heißt es: nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Die ersten Pokalauftritte lassen allerdings auf mehr hoffen.
FSV 1990 Neusalza-Spremberg
Wer vermutet hatte, dass Neusalza nach Kreismeistertitel und Aufstieg für die Landesklasse mächtig „aufrüsten“ würde, sieht sich getäuscht. „Wir wollen denen eine Chance geben, die diesen Erfolg gefeiert haben“, sagt Teammanager Georg Schröer. Nach seinen Worten gibt es zwei echte Verstärkungen (Offensivspieler Mitscherlich und Torwart Röhricht), und die Kaderbreite wurde verstärkt. Die Zielstellung für den Aufstieg ist deshalb auch klar. Schröer: Für uns kann es nur darum gehen, genügend Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Falls sich abzeichne, dass die Mannschaft damit Schwierigkeiten hat, könne man immer noch „an ein paar Stellschrauben drehen“. Hoffnung macht, dass die Mannschaft von vielen als Außenseiter gesehen wird, sie deshalb, anders als in der Kreisoberliga, nicht mehr das Spiel machen muss und auf Konter spielen kann. „Genau dafür haben wir die richtigen Spieler“, glaubt Schröer. Die Neusalzaer sind mit ihren Heimspielen auf den Sonntag gewechselt. Sie versprechen sich davon – nach dem Wegfall vieler Kreisderbys – mehr Zuschauer aus der Region.