“I love Big Bird but I’m not going to keep spending money on things [and] to borrow money from China to pay for it.” - kaum hatte der republikanische Multimillionär diese Worte über meinen Sesamstraßenonkel Bibo beim Rededuell gegen US-Präsident Obama verlauten lassen, war für mich klar, ich muss dieses Land verlassen. Zu groß war die Angst, als Handmuff oder ausgestopftes Spielzeug für dicke Fastfood-Kinder zu enden.
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Ich entschloß mich, schnell über den großen Teich zu meinen Verwandten in die Schweiz zu verschwinden. Behände überflog ich alle Antiterror-Sicherheitsschleusen an der Westküste und machte mich auf die lange Reise nach Oberägeri. Mein gefiederter Cousin Federico und seine bezaubernde Legehenne Heidi betreiben dort das bekannte Hotel Eierhals. Toller Name, der passt ja wie die Faust aufs Auge – neuer Name, neue Identität. Mit nahezu doppelter Sputnikgeschwindigkeit landete ich bei den beiden auf dem Heuschober und wurde in den folgenden Wochen nahezu stopfgemästet. Eine großartige Zeit war das. Doch ewig wollte ich meinen Verwandten nicht auf den Flügeln liegen, ich entschied mich auf eine Reise gen Süden. Rom, die ewige Stadt, Stadt der Museen, der alten Bauten, der Denkmäler…sicherlich wäre dort noch ein Statuenkopf noch nicht vogelgekackt worden – mein Ziel. Doch es kam mal wieder anders als man denkt. Versehentlich landete ich in einem Souvenirgeschäft und kurz darauf schon in den riesigen Pranken eines rübennasigen Deutschen, welcher zu der neben ihm stehenden Grazie meinte: “Ditt Vieh nehm ick Ulli mit, der freut sich über so nen Dreck”. Mir standen die Federn zu Berge: “No no, nononono, nono there’s no limit” entfleuchte es meinem Schnabel, doch es war zu spät. Vom Regen in die Reisetasche fand ich mich zwischen diverser abstruser Reiseliteratur und alten schwarzen Kapuzen wieder und erwachte erst in einer miefigen, dunklen Höhle. “Nowawes” stand in vergilbten Lettern über der Tür; sollte dies meine neue Heimat sein? Nur zaghaft traute ich mich auf die angeschmuddelte Hühnerleiter, vom rundlichen Mensch dahinter “Tresen” genannt. “Hahahaha, danke Mende, watten ditt fürn Eierhals?” “Nanu “dachte ich, “woher kennt der meinen Namen und wieso lacht er über meinen Hals, ich hab wenigstens einen.” Jedoch hatte mich der plumpe Ersteindruck getäuscht, Ulli entpuppte sich als liebevoller Ziehvater und verwöhnte mich mit skurrilen Köstlichkeiten wie “Lech vom Hahn” (vom Hahn, igitt) und abgelaufenen Erdnüssen. “Du kommst mit” schallte es eines Nachtens durch die rauchige Kaschemme und ehe ich noch mein “nono nonono” anstimmen konnte, wurde ich auch schon am Hals gepackt und in einen sogenannten Reisebus gesteckt – als Maskottchen sollte ich eine Schar vom Leben gezeichneter in eine Stadt namens Offenbach zum Fußball begleiten.
Nun gut, wenigstens gab es Frischluft und was zum Gucken. Mit Ulli paukte ich während der langen Fahrt alle Spielregeln des Fußballsportes und lernte die Mannschaftsnamen auswendig. Das Abenteuer Auswärtsfahrt konnte für mich beginnen. Ohne Toilette, dafür aber mit ganzen sechs Litern Selters an Bord setzte sich der Bus um kurz nach 5 in Bewegung. Die Hintour war aufregend; neben den Paukereien über Fußball wurde ich ständig neuen Leuten vorgestellt, die mir dauernd an den Hals packten. Komisches Volk, diese Nulldreier…erinnerte sie doch mein ängstliches Gegacker an einen: “hammergeilen Eurodancetrack von 2 Unlimited”. Keine Ahnung, was gemeint war, auf jeden Fall waren wir überpünktlich vor Ort und die hungrige Meute stürzte sich an den Trog, gefüllt mit leckerstem Eintopf, zum Glück vegetarisch. Auch ich pickte ein, zwei Mal mit dem Schnabel ins heiße Bräu, schmackhaft. Vielen Dank an den Koch Roman, mit dem ich auch heute noch eine innige Freundschaft pflege, schließlich rettete er mir mehrfach auf der Fahrt den Hals. Gesättigt und gutgelaunt wurde der Gästeblock im betonierten Käfig betreten und ich schaffte mir erst einmal ein wenig Durchblick.
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Gästetrainer Benbenneck brachte die beiden Kampfhähne Groß und Essig, dafür blieben Heil und Evljuskin im Stall. Die Babelsberger begannen wie die Wanderfalken und gingen durch ihre erste Chance in Führung, Essig setzte sich auf der linken Seite schön durch, Heimkeeper Wulnikowski konnte den straffen Ball nicht festhalten und Oliver Kragt netzte in bester Labbadiamanier ein (3.). Offenbach wirkte geschockt, erst nach einer knappen Viertelstunde kamen sie in die Nähe von Frederic Löhe, Rathgebers Schuß kann dieser aber klären. Kurz darauf wurde ich erstmals auf den Gockel Reinhardt aufmerksam, schlug der doch eine butterweiche Flanke auf den Kopf von Fetsch, welcher aus zehn Meter einköpfte (16.). Doch das weiße Schwanenballett zeigte sich nicht geschockt, ganz im Gegenteil. Nach einem Kopfball von Husterer leitete Löhe den Konter ein, Groß ist schneller als die Offenbacher Defensive und netzte zur erneuten Führung ein (21.). Kurz darauf fast das nächste Tor für die auftrumpfenden Babelsberger, Essig setzte sich gegen Husterer und Stadel durch, doch Wulnikowski steht goldrichtig und fängt das Leder. Auch auf den Rängen spürte man den Zwischenstand – die knapp 70 Auswärtsfans übertönten die 6000 Offenbacher des Öfteren. Zehn Minuten vor der Pause geschah dann einer der Knackpunkte der Partie. Der in etlichen Situationen nicht souverän wirkende Schiedsrichter Heft zeigte Assimiou Toure nach vermeintlichem Foulspiel die gelbe Karte, dabei trat Hahn mit seinen Sporen in den Rasen. Kreuels hätte den Sack zumachen müssen, doch Wulnikowski hievte seine Röhrenknochen noch vor den Ball (41.) Bis zur Pause tat sich nicht mehr viel,. Babelsberg agierte sicher gegen nervöse Kickers und führte hochverdient.
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Die zweite Hälfte begann wie die erste, Müllers Kopfball strich um eine Flügelbreite am gegnerischen Kasten vorbei. Im Gegenzug war es Ahlschwede, der an Kreuels auf der Linie scheiterte (51.) Nachdem Toure vom Schiedsrichter angezählt wurde, musste ihn Trainer Benbennek durch Rudolph ersetzen (55.). Nachdem Koc für Kragl auf Babelsberger Seite den Rasen betreten hatte, stellte Arie van Lent seine Kickers auf ein 4-4-2 um und diese hatten mit der zehnten Ecke Erfolg. Nach Reinhardts Hereingabe köpfte Husterer ein (67.). Nun brachen bei den Blau-Weissen die defensiven Dämme. Reinhardt, immer wieder schlug Reinhardt Flanken wie Brandbomben, die von Rathgeber (76.) und Husterer (84.) jeweils per Kopf verwertet wurden. Doch es kam noch bitterer, der Spielverderber vom Bieberer Berg krönte seine Glanzleistung mit einem direkten Freistoßtor (86.).
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Abpfiff und rein in den Bus, eine Träne tropfte mir auf den Schnabel. Fast siebzig Minuten eine sehr gute Leistung reichen wohl in dieser Liga nicht aus, um blassen Offenbacher nicht doch noch ein Schützenfest zu ermöglichen. Um kurz vor Mitternacht erreichte ich dann mit meinen neuen Freunden das liebgewonnene Nowawes. Den Kopf in den Sand stecken tue ich trotzdem nicht, bin ja kein Strauss. Allez les bleus
Kickers Offenbach: Wulnikowski; Stein, Husterer, Stadel, Ahlschwede; Reinhardt (88. Bender), Mehic (58. Vogler), Feldhahn, Hahn; Rathgeber, Fetsch (85. Kleinheismann).
SV Babelsberg 03: Löhe; Kühne, Hebib, Berzel, Touré (55. Rudolf); Kragl (62. Koc), Reiche, Groß, Essig (67. Schulz); Kreuels; Müller.
Tore: 0:1 Krag (2.), 1:1 Fetsch (16.), 1:2 Groß (21.), 2:2 Husterer 3:2 (67.), Rathgeber 4:2 (76.), Husterer 5:2 (84.) Reinhardt (86.)
Gelb: Hahn - Toure, Kragl, Reiche
Nulldreier: 70
Zuschauer: 6252
Oese