Der Samstagnachmittag wurde für chemie-rot-weiß und mich zur echten Herausforderung. Bestes Fußballwetter, top motiviert, aber nichts namhaftes in Halle und Umgebung dabei. Der MDR bot mit seiner 3.Liga-Konferenz (Hansa-Dynamo + RWE-Saarbrücken) einen netten Zeitvertreib, aber Fußball muss man bekanntlich live (vor Ort) genießen. Nach längerem Durchklicken bei fussball.de kamen die Landesliga-Partien zwischen Askania Nietleben vs. Merseburg 99 und Romonta Stedten vs. Dessau 05 in die engere Wahl. Längeren Diskussionen und totaler Unentschlossenheit ausgesetzt fiel die Entscheidung zu gunsten der Mansfelder aus. Immerhin traf der amtierende Spitzenreiter auf den ehemaligen Oberligisten und Landespokalhalbfinalist. Freitag offenbarte sich kurzfristig die Option BFC vs. Rathenow, die angesichts des Alkoholpegels am kommenden Morgen wieder verworfen wurde.
Kurzerhand verabredete man sich an der Eissporthalle, um die 27 anstehenden Kilometer auf sich zu nehmen. Vorbei an Orten wie Wansleben, Amsdorf inklusive Romonta-Werk und Röblingen kam kurz vor Anpfiff geradezu eine wohlige Dorfromantik auf. Die Idee dem Spiel VfR 1920 Wansleben gegen die SG Volkstedt/Polleben II (Ergebnis für die Statistiker: 2:0) beizuwohnen – obwohl es direkt auf dem Weg lag – wurde verworfen.
Stedten schien geographisch der Beschreibung „Arsch der Welt“ extrem nahezukommen. Vor Ort war tatsächlich die „Romonta-Arena“ ausgeschildert und wir staunten nicht schlecht über einen kleinen, aber tadellosen Kunstrasenplatz, zwei Tennis-Sandplätze und einen guten Tartan-Boltzplatz. Auch die „Arena an der Kippe“ ließ für Landesliga-Ansprüche keine Wünsche offen. Ein Blick auf die kulinarische Köstlichkeiten, ließ wenig Wünsche offen: Mettbrötchen, Fischbrötchen, Bratwurst – da wurde auch das „Feindbier“ Wernesgrüner als notwendiges Übel verschmerzt.
Positiver Nebeneffekt der Spielauswahl war ein Wiedersehen mit NOFBler Otti sowie dem Panda, eine Legende südlich der Elbe, die Dessaus Vereinsfarben (Schwarz-Weiß) nicht nur im Herzen sondern auch auf dem Haupt trägt. Als Stellplatz erwies sich die sonnige Gegengerade unweit der Heimbank als ideal. Uwe Zorn, Trainer vom SV Romonta, hatte einige beherzte Sprüche, vorgetragen im besten Mansi-Deutsch, auf Lager. So animierte er seine Freistoßschützen mit einem beherzten „ball're mal richtich drann!! Feuerwerk!“. Auch die Fans hatten von der „Mansfäller“ Sprachkunst etwas auf Lager: „Lässt du ma den Ball liejen, du Jakob!“
Das Spiel hatte nicht viel zu bieten, zwei gute Chancen (je eine pro Team) in den ersten Minuten, gefolgt von einem schick rausgespieltem Tor. Paul Lührs legt mustergültig für Jens Köhler auf: 1:0 für Stedten. Zwischenzeitlich regierte planloses Vorgedresche die Szenerie. In der zweiten Hälfte warf die sehr junge 05er Truppe alles nach vorne, kam aber nicht wirklich gefährlich vor das Stedtener Tor. Dafür versiebten, verstolperten und verspielten die Hausherren beste Chancen. Der keineswegs schlechte Georg Melzer im Dessauer Tor wurde mehrfach abgeschossen. Am Resultat, dem knappsten aller Ergebnisse, wie der redselige Stadionsprecher auf seinem Stuhl auf der grünen Wiese fachsimpelte, änderte sich nichts mehr. Dafür hatte Trainer Zorn noch einen auf Lager. Seinen motivierten Schützling, der den Ball holte um zum 2:0 anzurennen, rief er zu: „Spinnst du? Rennst los wie ein Perverser.“
Ein netter Ausflug neigte sich dem Ende. Nach kurzer Fachsimpelei mit Otti ging es wieder auf Dorftournee gen B80. Leider wussten die Einheimischen unsere durchaus nett gemeinten Begrüßungen und Hupkonzerte nur selten zu schätzen.
Bleibt abzuwarten, wo es uns als nächstes hinverschlägt. Aber ob Stedten, Sandersdorf oder Arnstedt – der Fußball wird immer wieder den Samstagnachmittag erobern.
SV Romonta Stedten – SV Dessau 05 1:0 (1:0)
Tor: 1:0 Köhler (25.)
Zuschauer: 79
Stedten: Brandl – Rehmann, Meintschel, Herrmann, Meier – Zorn, Köhler, Kropp, Lührs – Richter (84.Merker), Böttger
Dessau: Melzer – Wallach (84.Lukan), Horn, Kaluza, Schulze, Hartwig, Nickels, Eschner, Beckmann, Heisig, Billing