Es gibt Phasen, da läuft es einfach nicht. Da ist es gut, wenn sportlich nichts mehr anbrennen kann. Aber schon zum dritten Mal in den letzten vier Jahren nahm die Reserve des FC Sachsen alle drei Punkte aus dem Willy-Tröger-Stadion mit nach Hause:
Copitz – Chemie2 0 : 2 (0:1)
Tore: Gundlach (29., direkter Freistoß und 92., Konter)
Zu: gerade mal 120. Aber alle relevanten Zuschauer-Konkurrenten hatten auch gleichzeitig ein Heimspiel. Null Gäste.
SR Lößnitz aus Zwickau hätte auch im grasgrünen Leutzscher Troikot auflaufen können, keiner hätte den Unterschied bemerkt. In einem meist fairen Spiel verteilte er fünf gelbe Karten für Copitz – drei für Durchschnittsfouls und zwei absolut unberechtigte gegen Minge und Kleber, der nun in Eilenburg fehlen wird. Die Leutzscher sahen nur zweimal gelb, obwohl sie grundsätzlich mit gestrecktem Bein in die Zweikämpfe gingen und anschließend immer die Unschuldslämmer spielten, weil sie dabei manchmal sogar den Ball trafen.
Beim VfL gab Torwart Schiller seine Landesliga-Premiere, Hartsock und der frisch operierte Krause wurden schmerzlich vermisst. Trotzdem zeigte Copitz zu Beginn eine ordentliche Leistung, die Einstellung stimmte! Die beste Chance für Hartmann nach präziser Minge-Flanke (19.). Chemie auf Konter bedacht, Zweikampfschwächen im VfL-Defensivverhalten waren von Anfang an zu sehen. Ein sehenswert getretener direkter Freistoß aus 17 Metern Entfernung führte zum 0:1. Wie fast immer in den letzten Wochen ein Gegentor auf diese Weise. Langsam nervt das, auch wenn dieser Ball wirklich gut geschossen und absolut unhaltbar war. Danach ein Bruch im VfL-Spiel bis zur Pause, zumal in dieser Phase die Kartenspiele des Herrn Lößnitz begannen..
Copitz kam früh aus der Kabine, Leipziig pünktlich, die Schiedsrichter mit Verspätung. Es folgte eine zehnminütige Druckphase des VfL. Bei zwei aufeinanderfolgenden Ecken herrschte jeweils Durcheinander im Torraum, der Ball wollte aber einfach nicht über die Linie. Kurz darauf wurde Weise auf halblinks mustergültig frei gespielt und lief allein auf den Torwart zu – allein der SRA hatte etwas dagegen. Warum er in dieser Szene den Wimpel hob, weiß nur er allein, denn es war nicht mal knapp, sondern eindeutig kein Abseits! Doch recht schnell stellte Chemie vor den eigenen Strafraum zwei Abwehrreihen auf und ließ dann bis zum Schluss nichts mehr anbrennen. Weise und Kleber hatten noch je eine Chance. Schindlers traf im Herbst mit fast jedem Ball – jetzt ist er ähnlich erfolgreich wie Klose oder Podolski in der Bundesliga. Insgesamt war das VfL-Spiel zu statisch, hohe Bälle in den Strafraum das falsche Mittel. Die Gäste hatten die Kopfballhoheit und einen sehr sicheren Torhüter.
Drei-, viermal kamen die Leutzscher in die Copitzer Hälfte, in der Nachspielzeit machten sie alles klar. Dabei verschwand der Ball irgendwo im Stadiongelände. Anstatt abzupfeifen, ging Herrn Lößnitz noch einer ab, er forderte energisch einen neuen Ball und ließ noch 15 Sekunden spielen. Dann war es endlich vorbei. Der VfL betrieb wieder einen hohen Aufwand und belohnte sich dafür nicht selbst. Die Gäste mit einer grundsoliden Vorstellung. Gegen den VfL in der Form des Herbstes hätten sie keinen Blumentopf gewonnen, gestern aber reichte es.
Das folgende Spiel in Eilenburg ist für Copitz eigentlich die leichteste Aufgabe des Jahres - wir sind krasser Außenseiter und können vielleicht einmal frei und unverklrampft aufspielen. Was dann herauskommt, werden wir sehen. Ein 2:0 oder 3:1 für Eilenburg ist bei den gegenwärtigen Kräfteverhältnissen jedenfalls das normale Endresultat.
Noch zwei Anmerkungen:
Wie schon erwähnt, zum dritten Mal gewannen die Leutzscher auf dem hervorragend bespielbaren Rasenplatz, Dagegen sind sie zu Hause auf ihrem Acker seit Jahren gegen unsere Mannschaft sieglos. Vielleicht sollten sie irgendwann auch mal zu Hause auf einem richtigen Fußballplatz gegen uns spielen. Das würde mir – unabhängig von irgendeinem Resultat – viel mehr Spaß machen!
Und sportlich scheint sich die Insolvenz für den FC Sachsen ausgezahlt zu haben. Der Verein musste zwar notgedrungen seine besten Nachwuchsspieler zu RedBull delegieren, aber im Herrenbereich steht man sportlich genauso da wie vor der Insolvenz, nur ohne die Schulden und ohne ein Dutzend überteuerter Profis. Das ist eigentlich eine Aufforderung an alle anderen Vereine, auch mal schnell Insolvenz zu beantragen, wenn es Probleme gibt. Aber so einfach geht das wohl nur bei reinen Fußballvereinen…