ZitatAlles anzeigen
Ich ersteiger' mir ein Rudel Fans!
Die Fans der Spielvereinigung Bayreuth haben derzeit wenig zu lachen. Der einstige Traditionsklub hat im vergangenen Monat einen Insolvenzantrag gestellt, die Zukunft ist ungewiss. Die Fans wollen trotzdem feiern - und bieten sich als Auktionsartikel an.
Von Bernd Eberwein
Stand: 05.11.2008
Es liest sich wie ein Faschingsscherz: "Fans und Stimmung für Ihre Veranstaltung", steht in der Angebotsbeschreibung eines Internet-Auktionshauses. Die derart feilgebotenen Fans sind die der SpVgg Bayreuth, die in der laufenden Saison wenig Erfreuliches erleben. Wie schon vor der Saison 2006/2007 war dem amtierenden Bayernligameister erst im Juli wegen fehlender Finanzmittel die Lizenz für die Regionalliga verweigert worden. Sollte das Amtsgericht Bayreuth das Insolvenzverfahren eröffnen oder mangels Masse ablehnen, droht der Spielvereinigung endgültig der Gang in die Bedeutungslosigkeit.
Galgenhumor oder seriöses Angebot?
"Was können die Fans in so einer schweren Stunde für ihren Verein tun?" fragen die Bayreuther Anhänger in der Auktionsbeschreibung, und liefern die Antwort gleich mit: "Die Fans der Spielvereinigung können Stimmung machen, und das vom Allerfeinsten!" Dem Höchstbietenden winkt ein Besuch von bis zu 60 Bayreuther Fans, Busanfahrt und Stimmung inklusive. "Kostenloser Versand" quasi, wie es im Jargon der Onlinebieter heißt.
"Es ist weniger Galgenhumor als vielmehr das tiefe Bedürfnis der Fans, dem Verein wieder etwas zurückzugeben in Form von finanzieller Unterstützung", erklärt der Bayreuther Stefan Kolb, Marketingfachmann und selbst treuer SpVgg-Anhänger, die ungewöhnliche Initiative gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. "Die Fanszene in Bayreuth ist dadurch bekannt, dass sie sehr kreativ, sehr emotional, sehr leidenschaftlich ist", ergänzt er.
Weitere Ideen entstehen
Die Internet-Autkion - nur eine von vielen Ideen, um dem angeschlagenen Verein unter die Arme zu greifen. Ein Spielerfrauen-Kalender 2009, einen Blutspendewoche oder ein Benefizspiel gegen das Eishockeyteam EHC Bayreuth, auf Eis selbstverständlich - im Fan-Forum im Internet tauchen ständig neue Ideen auf. "Die Fans haben über viele Jahre hinweg mit dem Verein diese Höhen und Tiefen erlebt hat, diese starken emotionalen Momente", erklärt Kolb das außergewöhnliche Engagement der Bayreuth-Fans.
Engagement für die Zukunft
Das Ziel ist es, in regelmäßigen Abständen neue Aktionen anzubieten und so Geld für die "Oldschdod" (fränkisch für "Altstadt") - so nennen die Fans ihren Verein - zu sammeln. Nicht einmal ein Zwangsabstieg würde die Unterstützer stören, denn das Engagement soll auch langfristig Früchte tragen. "Wir arbeiten jetzt bereits daran, was kann man in Zukunft tun", sagt Kolb mit Blick auf die 14 Schüler- und Jugendmannschaften. Eine grundsätzliche Konsolidierung der Vereinsaktivitäten und Strukturen steht im Mittelpunkt.
Bis zum 11. November kann bei der Internet-Auktion, der ersten großen AKtion der Fans, noch munter mitgeboten werden. "Sie brauchen kräftig Stimmung für Ihre Party, Firmenfest, Geburtstag, Jubiläum? Egal was, hier kriegen Sie die volle Packung", versprechen die Bayreuther. Ganz egal, wie das Insolvenzverfahren der Spielvereinigung endet.
"Ich ersteiger' mir ein Rudel Fans!"
-
-
Das ist doch mal eine extrem coole Sache seinen Verein zu unterstützen.
-
Die Frage ist, ob dies überhaupt was bringt.
-
Die Frage ist, ob dies überhaupt was bringt.
Vll. nicht für Bayreuth aber füe den Auktionsieger bestimmt.
-
@ GWA-Admin
Rein vom Erlös her ist das natürlich ein eher bescheidener Betrag (aktueller Stand: 1225 EUR), aber die Aufmerksamkeit und das Medien-Echo, das eine solche Aktion hervorruft, sind unbezahlbar. Schließlich geht es darum, neue Sponsoren zu finden.
-
Falls es wer heute noch nicht in den ProSiebenSat1-Nachrichten gesehen hat....
ZitatDie Oldschdod als Herzenssache
von Udo Meixner
BAYREUTH. Um 11.48 Uhr fällt gestern der virtuelle Hammer. Das Ergebnis: Stolze 1810 Euro für die finanziell angeschlagene SpVgg Bayreuth. Eine Woche lang hatten sich die Fans der Oldschdod beim Internet-Auktionshaus eBay zur Versteigerung angeboten, die originelle Idee sorgt bundesweit für Schlagzeilen. Den Zuschlag erhält schließlich ein Spediteur aus Aschaffenburg.
„Vereinsliebe ohne Grenzen“, „Fankultur hautnah“, Menschenhandel für den Lieblingsclub“: In ganz Deutschland, aber auch in Österreich und in der Schweiz haben die Fans der SpVgg Bayreuth für großes Aufsehen in den Medien gesorgt. Bei eBay versteigerte sich eine Busladung der gelb-schwarzen Meute – als zusätzliche Stimmungskanonen beim Fußballspiel in einem fremden Stadion. Oder auch für eine Hochzeitsparty, einen Kindergeburtstag oder eine Scheidung. Das Geheimnis um das Ziel der Reise, das ließ sich freilich erst nach Ende der Auktion lüften.
Zahlreiche Anhänger und Vereinsfunktionäre haben sich gestern im Bayreuther Winterdorf eingefunden, um das Ende der Auktion live mitzuerleben. Ausstaffiert mit Fanschals und Trikots drängeln sich die Neugierigen um die Laptops. Auf bereits 1510 Euro ist das Höchstgebot kurz vor Ende der Auktion geklettert. Fast 130 Gebote sind für die Oldschdod-Fans abgegeben, rund 30 000 Neugierige haben laut Besucherzähler die Auktion bereits angeklickt.
Zufriedenes Nicken bei den Fans, Anspannung bei den Offiziellen der Spielvereinigung, Vizepräsident Volker Eller und Geschäftsführer Wolfgang Mahr. Fast im Sekundentakt aktualisieren sie die Auktionsseite, hoffen auf weitere Gebote. Und ihre Beharrlichkeit wird belohnt: Wenige Sekunden vor Ablauf der Auktion schnellt das Höchstgebot nochmals um 300 auf schließlich 1810 Euro hoch. Großer Jubel bei den Fans.
Wohin geht die Reise?
Doch eine Ungewissheit bleibt: Wo wird ihre Reise nun die treuen Altstädter hinführen? Haben vielleicht die Erzrivalen aus Hof den Hut herum gehen lassen, um die Bayreuther Fans für das nächste Aufeinandertreffen „einzukaufen“?
Doch nichts dergleichen ist der Fall: Wenige Minuten nach der Versteigerung outet sich der Gewinner. Es handelt sich um den Spediteur Klaus Liesecke aus Aschaffenburg. Der 51-jährige Fußballfan hat den Bayreuther Anhang als willkommene Unterstützung für seinen Heimatverein Viktoria Aschaffenburg ersteigert. Der Club rangiert derzeit auf Rang neun in der Regionalliga Süd. Die Kosten für die Anreise der Fans wird der Förderverein der SpVgg Bayreuth übernehmen.
Im KURIER-Gespräch zeigt sich Klaus Liesecke gestern hoch erfreut, dass er den Zuschlag erhalten hat: „Die Spielvereinigung Bayreuth ist immer noch eine Herzenssache für mich“, so der Unternehmer. Seine Familie stammt aus der Region Bayreuth – die Mutter aus Aichig, die Großeltern aus Speichersdorf, Liesecke selbst lebte von Mitte der sechziger bis Anfang der siebziger Jahre in Bad Berneck und hat immer noch viele Freunde hier. Gerne erinnere er sich zurück, wie er als Jugendlicher mit Begeisterung Schnee auf der Jakobshöhe schippte, damit das Heimspiel der Oldschdod gegen den TSV 1860 München angepfiffen werden kann. Der Lohn war damals ein 1:0-Sieg der Bayreuther.
Durch die Bank positiv ist auch die Reaktion der Besucher im Winterdorf: Volker Eller, Vizepräsident der Altstädter, lobte die „tolle Aktion der Fans“, die dem Verein in schweren Zeiten positive Schlagzeilen beschert habe. Eller hofft nun auf einen Schneeballeffekt – weder die Bevölkerung noch potenzielle Sponsoren, die der Verein gerade jetzt händeringend benötigt, könnten ignorieren, welch positives Image die SpVgg und ihre Anhänger haben. Ähnlich sieht es Sportamtsleiter Christian Möckel, der zufällig am Winterdorf vorbei kommt. Er hofft auf weitere, außergewöhnliche Aktionen zur Rettung der Altstadt.
Ein Schritt von vielen
Nebenan leuchten die Augen von Jens Nickl, Fanbeauftragter der SpVgg Bayreuth. „Zu Beginn der Aktion haben wir auf eine schöne, dreistellige Summe gehofft“, erklärt Nickl. Dass es jetzt mehr als 1800 sind, habe man nicht zu träumen gewagt. Auch Jens Nickl hofft, dass die Fanversteigerung nur ein Schritt von vielen auf dem Weg zur Rettung des Traditionsvereins ist.
„Ich finde es bewundernswert, mit welcher Kraft sich eine ganze Region für die SpVgg einsetzt“, so der vorläufige Insolvenzverwalter der Altstädter, Jan Markus Plathner. „Alle ziehen hier an einem Strang.“ Der Rettungsfonds für die SpVgg Bayreuth sei inzwischen auf mehr als 5600 Euro angewachsen, „und ich bin mir sicher, dass es noch mehr werden wird“, so Plathner weiter.
Quelle:
http://www.nordbayerischer-kur…en/1276413/details_13.htm -
Mit einer vergleichbaren Aktion haben sich die Fans des ebenfalls schwarz-gelben Insolvenz-Vereines Göttingen 05 vor Jahren schon ins Gespräch gebracht ...