Zugegeben die Aussage, dass für mich persönlich Dynamo Dresden kein, während Jena ein Traditionsverein ist, kontrovers - aber durchaus gewollt. Jena ja, weil dieser Name schon vor 45 in Analen des Deutschen Fußballs aufgetaucht ist (Gründung 1903 oder 1904), während Dynamo Dresden erst nach dem Krieg als Polizeisportverein gegründet wurde. Aber das reicht natürlich nicht. Fußballfan war ich eigentlich schon immer, aber so richtig erst seit 1980 (da auch mein erster Stadionbesuch Schalke – Stuttgart). Meine erste Erinnerung an den DDR-Fußball verbinde ich mit dem Carl-Zeiss Jena, weil sie bei uns um Ecke in Düsseldorf (ich bin geboren und aufgewachsen im Ruhrgebiet) ein Europapokalendspiel gespielt haben.
Du hast sicherlich recht, dass die meisten Fußballvereine Traditionsvereine sind, aber ich will trotzdem sagen, dass es dabei sehr viel um Sympathien bzw. Antipathien geht. FC Stahl Brandenburg z. B. ist für mich auch ein größerer Traditionsverein der BSC Süd 05. Alleine aus dem Grund, dass ich Stahl schon seit 20 Jahren kenne, die anderen aber erst seit 3 oder 4 Jahren. Zudem riecht euer Stadion schon richtig nach Tradition.
Auch richtig, dass es hier im Forum um den Nordosten geht. Trotzdem werde ich nicht aufhören ein Schalke-Fan zu sein, nur weil ich jetzt in Berlin lebe oder die sich ein neues Stadion gebaut haben. Aber kurz zu Schalke: Du hast fast mit allem recht, was Du sagst. Die 30er und insbesondere die 40er Jahre sind nicht aufgearbeitet und so mancher ist treu mit den Braunen marschiert. Ich bin auch nicht glücklich mit der Arena. Meine Jugend war das Parkstadion: Hässlich, total versifft und auch erst 1973 erbaut. Aber wenigstens führen wir noch den Vereinsnamen und heißen nicht AOL oder AWD Arena. Aber die Tradition wird ja nicht nur von den Vereinen gepflegt sondern vielmehr von den Fans. Schalke z. B. (was auch sonst) hat mal locker gegen den Vierten aus Moldawien die Hütte voll, oder 1989: Ausverkauftes Haus (70.000) um den Nichtabstieg aus der 2. Liga gegen BW 90 zu feiern. Leverkusen bekommt noch nicht mal genug Fans zusammen und mit 5.000 Leuten nach ManU zu fliegen (für schlappe 199 Euro inkl. EK) oder Ihr Karten-Kontingent für das Pokalfinale los zu werden. Daher ist Bayer für mich keine Traditionsmannschaft, trotz fast 100jähriger Geschichte.
VfR Kaiserslautern, VfB Eppingen, Karlsruher FV, Wormatia Worms, OSV Hannover: Das hört sich ein bisschen so an, dass nur unterklassige Vereine Traditionsmannschaften wären. Würdest Du zum Stahl gehen, wenn die in der ersten Liga spielen würden? Würdest Du dahin gehen, wenn Sie ein Stadion hätten wie die BayArena oder das Ostseestadion? Du würdest, genauso wie ich, wenn die Knappen in der Oberliga spielen würden.
Aber zurück zum Nordostfußball. Der VfB Leipzig und Wismut Aue sind auf jeden Fall Traditionsvereine. Mittlerweile auch der BFC Dynamo, weil trotz der ganzen Scheisse es nicht wenige gibt, die den Club aufrechterhalten haben. Was ist mit Hertha? Klar auch, obwohl mir jegliche Identifikation mit dem Verein fehlt. Oder Hertha 03 Zehlendorf. Der auch? Verein ist alt, aber wo sind die Leute die die Tradition am Leben halten. Die 30 Opis die zu den Heimspielen gehen? Das Alter reicht nach meiner Meinung als Kriterium nicht.
Und so ist es wie immer, wenn es um den runden Ball geht. Man kann herrlich und kontrovers diskutieren und man kommt in 100 Jahren nicht zu einem Ergebnis.
Aber mich würde interessieren, wie Du / Ihr die Situation des 1. FC Union seht?