Da der Wettergott dem Fußballgott ein sehr großes Opfer an diesem Wochenende abforderte - er ließ die Spiele der ersten und zweiten Vertretung der Göttlichen ausfallen - musste ich mir nach über zwei komplett fußballfreien Wochen endlich Ersatz suchen und wurde im Vorort fündig. Ich schaute mir nach dem Lok-Gastauftritt im Zentralstadion nun das zweite Auswärtsspiel des FCL innerhalb Leipzigs in dieser Saison an. Die Hintergründe sind bekannt, trotzdem brachte es der Gastgeber aus Dresden-Laubegast noch einmal auf den Punkt mit dem Transparent "Zu Gast beim Heimspiel ?!". Aufgrund geringfügiger Verspätung verpasste ich leider diese Darbietung.
Angekommen am nicht hübscher werdenden Bruno-Plache-Stadion gab es erstmal schicke Eintrittskarten und Programmhefte - vom FV 06 Laubegast. Das Stadionmagazin gab es übrigens schon vor dem Spiel als PDF im Netz, Respekt.
Im Stadion angekommen gab es gleich zwei Gründe zum Ärgernis: die Wahl der Gegengerade als Stehplatz war zwecks tiefstehender Sonne mieserabel, und die Trikot-Wahl beider blau-gelber Vereine machte es nicht unbedingt leichter. Laubegast spielte in Gelb-Blau-Blau, während Lok in Blau-Blau-Gelb antrat.
Das Spiel gestaltete sich anfangs offen, Lok konterte auswärts im eigenen Stadion, während Dresden um systematischen und durchdachten Spielaufbau bemüht war, meistens aber vorzeitig scheiterte. Die Messestädter machten ihre Chancen meist durch eigene Fehler zu nichte, meistens stand Engler im Mittelpunkt. Nach dem er sich in eine gute Position gebracht hatte, vergab er genauso kläglich wieder. Dabei machte es FV-Keeper Keller den Gästen nicht sehr schwer, der Schlussmann war soviel Flugverkehr (DHL & Co) über dem Stadion beim Heimspiel wohl nicht gewohnt und wollte mitfliegen. So nahm er im Blindflug quer durch seinen eigenen 16er regelmäßig daran teil, doch Lok hatte Nachsicht und verzichtete auf die Bestrafung. Eine Druckphase mit zahlreichen Ecken kurz vor der Pause für die Gäste aus Probstheida brachte die Führung durch Engler, der einen langen Pass von Ledwoch am herausstürzenden Keller vorbei vollendete. Trotz der reiferen Spielanlage lag 06 verdient zu Hause zurück.
Die Pause brachte erstmals Erlösung, die Sonne verschwand hinter der Tribüne, auf der die Stimmung nun besser wurde. So gab es für Tony Schmidt (FVL) den Publikumspreis in der Kategorie schönstes Schuhwerk (O-Ton: "Du hast die Schuhe schön!" ). Was in der zweiten Hälfte geboten wurde, fällt für mich in die Kategorie unglaublich. Im ersten Durchgang fielen die Elbflorenzer noch durch unzählige Schwalben auf, eine Eigenschaft die mir noch aus der gemeinsamen OL-Zeit negativ in Erinnerung blieb. Nachdem man zur Pause noch einmal zusammenkam und auf dem Rasen das Teambuilding im Kreis demonstrierte, boten die Hauptstädter einen für Fünftliga-Fußball großartigen Sport. Ruhig und mit viel Übersicht wurden die Angriffe aufgebaut, Konter im Ansatz unterbunden. Ohne Hektik und mit der nötigen Geduld rollte nun eine Angriffswelle nach der anderen auf das Lok-Tor zu. Von den 11 Leipzigern hatte zumindest einer keine Lust mehr ständig zu verteidigen, Eiselt verabschiedete sich mit vom Geschehen (53.). Der FV nutzte jeden freien Raum, so wurde Kaiser auf rechts gar nicht angegriffen und auch sein Schussversuch nicht unterbunden. Der erstarrte Evers durfte sich anschließend bei "seiner" Latte bedanken (bitte nichts schweinisches reininterpretieren, ich rede vom Torgehäuse ).
Generell wirkte der Ex-Grimmaer im Tor nicht immer sattelfest, einen Seifert-Schuss der relativ ungefährlich auf die zentrale Position kam, schubste er mit Mühe über das Tor. Nach 74 Minuten das überfällige 1:1 durch den aktiven Heiße per Kopf, der allerdings bei den zahlreich mitgereisten Leipzigern nicht gerade "heißbegehrt" war. Nach dem Ausgleich hatten die "Hausherren" vorerst genug geboten und ließen Lok wieder etwas Raum. Bei einer Ecke probierte es FV-Keeper Keller wieder mit einem Aus-"Flug", Schreibers potenzieller Abstauber aus spitzem Winkel landete wiederum nur am Gebälk. Für Robert Heiße war dies zu viel Aufregung, auch er verabschiedete sich nach einer Unsportlichkeit (Nachtreten??) mit vom Feld. Endlich kam es zum - aus Leipziger Sicht - langersehnten Auftritt des Rene Heusel im Sturm. Doch mit seiner Einwechslung gegen den inzwischen numerisch gleichwertigen Gegner war die Offensive von Leipzig postwendend zu Ende. Es blieb beim vielleicht sogar verdienten 1:1 vor 2.761 Zuschauern (neuer Heimrekord ) im Laubegaster Bruno-Plache-Stadion.
Dresden hat mich persönlich phasenweise sehr überzeugt, Heiße, Eißrich und Seifert haben für viel Bewegung in der Offensive gesorgt. Leider fand das technische Vermögen des Laubegastes wenig Anerkennung bei den Einheimischen, die den Spitzenreiter sogar als "Mist-Schweine" titulierten. Stimmung war in den Drangphasen vom FCL ganz gut, ansonsten billige Kopien von anderen Vereinen (die Frage aller Fragen aus Leutzsch - kommt man sich da nicht selber dumm vor?).
Ziemlich dumm auch das unsportliche Verhalten der 06er, die selbst bei eisigen Temperaturen um den Gefrierpunkt den direkten Kontakt zum Rasen suchten, statt sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Und das als Favorit und Spitzenreiter.
Die Punkteteilung hilft beiden nicht wirklich weiter. Ich hab dafür eines meiner besten Fünftligaspiele überhaupt gesehen, Teams aus der VL Sachsen-Anhalt hätten da nicht mithalten können. Das Niveau war phasenweise wirklich sehenswert (vielleicht wars auch nur der Fußball-Entzug).
Trotzdem hoffe ich kommende Woche den Ball wieder eine Liga höher rollen zu sehen. Auch wenn ich noch nie so viel Sympathien im BPS für die Heimmannschaft hatte.
Bilder zum Spiel (in Kürze)