Große Ziele in Brandenburg! Bald laufen also Dynamo Dresden, der 1. FC Union und Rot-Weiß Erfurt wieder im Stadion am Quenz (oder auf der Musterwiese?) auf? Na dann mal los...
Heute in der Märkischen Allgemeinen:
Chefsache Tiemann: Spitzen-Fußball ankurbeln
Stadtspitze unternimmt neuen Anlauf um Süd 05 und Stahl Brandenburg einander näher zu bringen
BENNO ROUGK
Der Fußball in der Havelstadt ist jetzt Chefsache. Sagt der Beigeordnete Steffen Scheller (CDU) und meint damit, dass seine Chefin, Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU), sich nun auch dieses vormals bei der Beigeordneten Birgit Hübner (PDS) schlummernden Problems annimmt. Das Ziel ist von Tiemann klar definiert: Man werde sich jetzt "aktiv darum kümmern", dass der Fußball bald wieder zu den Sportarten zähle, "die durch sportliche Leistungen für überregionales Interesse sorgen und den Fokus der Öffentlichkeit auf die Sportstadt Brandenburg lenken".
Und der Weg zum Ziel ist auch vorgegeben: So "sei es notwendig, Vorurteile und Vereinsegoismen abzubauen, überholte Strukturen auf den Prüfstand zu stellen und neue Wege auszuprobieren". Das teilen Tiemann und Scheller in einer Presseerklärung mit.
Auch wenn deren Sinn im Nebulösen bleibt, ist klar, worum es geht. Tiemann will die Traditionsvereine Süd 05 und Stahl Brandenburg wieder mit dem Ziel an einen Tisch holen, sich zukünftig als ein Verein, oder als eine "Erste Männermannschaft" zu präsentieren.
Mit dem Stahl-Präsidenten Wolfgang Juchert haben sich Tiemann und Scheller dieser Tage getroffen, mit dem Süd-Präsidenten Tibor Riegel bereits einige Zeit zuvor. Die Gespräche seien vom Bemühen geprägt gewesen, eine Lösung auf die Beine zu stellen, sagt Scheller. Diese Lösung muss schnell auf den Tisch, denn Dietlind Tiemann ist ungehalten. "Die sportliche Situation des Brandenburger Fußballs und vor allem die wirtschaftlichen Probleme des FC Stahl Brandenburg bereiten ihr große Sorgen", lässt Tiemann mitteilen.
Diese Sorgen scheinen berechtigt: Mehrfach stand der FC Stahl in den vergangenen Monaten vor dem finanziellen Ruin, die Vereinsführung hatte offen mit der Insolvenz gedroht. Trotz Spendenaktionen steht der Verein mit offenen Betriebskostenforderungen bei der Stadt mit einigen zehntausend Euro in der Kreide. Man werde, so sagt Scheller, dem Vorsitzenden Juchert den Rücken dabei stärken, "diese Verbindlichkeiten schrittweise abzubauen" und die "Aufrechterhaltung der Handlungsfähigkeit des Vereins zu gewährleisten". Überdies hoffe man, dass Juchert den Verein über den Mai hinaus weiterführe. Am 1. Juni sind Neuwahlen.
Dass die Rückendeckung für Juchert ein Balance-Akt ist, scheint auch Scheller klar, da viele Sportvereine klamm sind: "Wir können keine Riesenausnahmen machen. Aber Stahl ist ein Traditionsverein." Wenn man am Ziel festhalten wolle, mit einer Brandenburger Fußballmannschaft hochklassig zu spielen, komme man an der Erkenntnis nicht vorbei, "dass es kein Verein allein aus seiner Finanzsituation heraus schafft, in die Regionalliga zu kommen".
In naher Zukunft will die Stadtspitze die Präsidenten beider Klubs zum gemeinsamen Gespräch einladen. Es müsse machbar sein, die Ressentiments und Verletzungen – die oft schon Jahrzehnte zurückliegen – im Sinne des Sports und des Erfolgs ad acta legen zu können, glaubt Scheller. Dieser Hoffnung hingen auch seine Vorgänger Margrit Spielmann und Norbert Langerwisch (beide SPD) nach.
Auch sie glaubten bereits den Boden für eine Fusion von Stahl und Süd bereitet zu haben. Unter Langerwisch hatten 2002 sogar beide Vereine die Bildung einer ersten Männermannschaft vereinbart und den Segen der Mitglieder dafür bekommen. Das Projekt scheiterte, weil damals Stahl nicht in der Lage war, die zuvor vereinbarten Gelder in die Vernunftehe einzubringen.