Spielbericht: SV Babelsberg 03 - BAK Ankaraspor 2:1 (0:1)

  • Eine Serie hält, die andere ist gerissen


    So etwas nennt man wohl ein 6-Punkte-Spiel, wenn sich der Tabellenerste mit dem Zweiten misst. Für den SVB bedeutete dies die Chance, sich weiter vom Verfolger abzusetzen. Der BAK konnte nun Klassenprimus werden. Man erwartete zwei offensiv ausgerichtete Mannschaften, Tore wollte man einige sehen. Doch wie so oft, entwickelte sich das Spiel ganz anders. Die Gründe waren offensichtlich. Der BAK, die Mannschaft mit den meisten Toren in der Liga, lief nur mit einem nominellen Stürmer auf und verstärkte die Abwehreihen. Auch der SVB präsentierte sich defensiv-orientiert. Zenk und Lukac spielten für Hartwig und den krankheitsgeschwächten Mutschler. Beide Maßnahmen nicht förderlich für schnelles und attraktives Gekicke. Doch alles schön chronologisch…
    Es gab erwähnenswerte Situationen in den ersten 20 Minuten, man konnte sie jedoch an einer Hand abzählen. So startete der BAK in der 7. Minute einen Konter nach einer Ecke für Nulldrei über die Linke Seite. Wurde Lukac dabei zunächst düpiert, lief er im anschließenden 40-Meter-Sprint dem Gegner den Ball wieder ab und verhinderte Gefährlicheres. Drei Minuten später foult Arayici Tretschok im linken Halbfeld. Der Standard wird schnell ausgeführt, Tretsche gibt steil auf Moritz, der flankt von der Grundlinie quer an die Grenze des 5-Meter-Raums zum heraneilenden Lukac. Sein Kopfball geht über das Tor. In der 14 Minute griff 03-Keeper Busch zum ersten Mal ins Spiel ein, allerdings nur mit einem Abschlag nach einem BAK-Fernschuss in die dritte Etage. Nochmal Lukac, der in Minute 17 schnell über rechts kommt, auf Moritz weiter gibt, der zu Donkor in den Strafraum gibt. Zwei Mann kann er ausspielen, beim Schussversuch stand ihm aber ein Bein des dritten Abwehrspielers im Weg. Zumindest eine Ecke. Diese wird flach in den Rückraum gespielt, wo Moritz maß nimmt. Das gelang ihm aber mehr schlecht als recht und sein Ball geht Richtung Kleingartensparte.
    Insgesamt kennzeichnete Nervosität, übermäßige Vorsicht und großer Respekt voreinander diese Anfangsphase. Fehlpässe hüben und drüben, Stockfehler und Missverständnisse sah man häufig. Davon ließ sich von nun an auch Schiri Simon anstecken. Neumann im regelkonformen Zweikampf mit Kutrieb, der fällt aber leicht und theatralisch, was Neumann den gelben Karton einbringt. Weiter mit dem BAK. Einen Freistoß von links klärt Zenk zu kurz, der anschließende Volley-Nachschuss geht aber links am Tor vorbei (23.). Gleiche Ausgangssituation eine Minute später, diesmal geht der Ball aber sofort ohne Umwege ins Aus. Wie man ruhende Bälle verwerten kann, schien Babelsberg wohl besser geübt zu haben. Bestes Beispiel sah man in Minute 27, als Ben-Hatira eine Moritz-Flanke perfekt mit dem Kopf erwischte, den Ball aber Zentimeter zu hoch und damit gegen die Latte drückte.
    Mittlerweile häuften sich die Chancen, bedingt durch Unsicherheiten in den Abwehrreihen. Nach einer halben Stunde prüfte Köttig den 03-Schlussmann mit einem Flachschuss von rechts, doch noch war kein Vorbeikommen. Nun war wieder Herr Simon dran. Lukac bekam für eine angebliche Schwalbe ebenso Gelb. Nach Meinung des Autors wurde er jedoch deutlichst am Trikot gezogen. Ok, Herr Simon, sie standen schlecht und das Lampenfieber spielt bestimmt auch eine Rolle. Sehen wir mal drüber hinweg und widmen uns Minute 39. Der BAK hat sich was abgeguckt und nutzt einen Freistoss. Per Kopf wird der Ball ins Tor transportiert. Gute Aktion mit Schönheitsfehler, der vermeintliche Torschütze stand im Abseits. Weiter mit 0-0. Aber nur noch für vier weitere Minuten. Dann kam der BAK wieder über rechts, Rudolph greift Turan nicht an, so dass der gezielt an den Fünfer auf einen Mitspieler flanken kann. Dieser dreht sich an Neubert vorbei und schießt aus knapp 4 Metern aufs Tor. Mit einem Reflex kann Busch diesen Ball abwehren, lenkt ihn aber mit der Hand direkt vor die Füße von Turkkan, der nur noch einschieben muss. Tor für den BAK und nicht einmal unverdient. Wie würde Babelsberg reagieren?
    Lukac war der erste, der Initiative zeigte. Kurz vor der Pause holte er sich einen schon verlorenen Ball an des Gegners Grundlinie zurück, legt kurz ab auf Ben-Hatira, dessen Schuss aber erneut geblockt wird. Die Halbzeit beendete ein Freistoss von Moritz, direkt in die Arme von Lienhart. Leistungsgerechte Führung für die Berliner, Babelsberg rennt sich immer wieder in der gut gestaffelten Raumdeckung fest. Die Offensivvariante mit dem aufgerückten Moritz und dem etwas zurück versetzten Donkor geht nicht auf. Es fehlen kreative Momente. Auch die Abwehr präsentiert sich ungewohnt nervös.
    Ab in Halbzeit Zwei. Gäste-Coach Herbst bringt Senel für Keser, 03 unverändert, hoffentlich aber aufgerüttelt durch Trainer Hodul und seine, wie er es nannte, „sachlich, laute“ Kabinenansprache.
    Die erste Aktion gehörte indes dem BAK. Einen langen Ball von Kutrieb faustet Busch an der Strafraumgrenze kurz vor dem Neubert enteilten Turkkan weg. Die schon angesprochene inkonsequente Linie des Schiris offenbarte so langsam auch ihre Folgen. Zunehmende Härte und Nickligkeiten bestimmten das Geschehen. Die ersten, die sich freundliche Worte zuraunten, waren Tretsche und Kutrieb. Viele kleinere und größere Fouls folgten. Herr Simon pfiff nach Gutdünken das eine oder das andere, auf keinen Fall hat er das Geschehen im Griff. Nulldrei übernahm mittlerweile das Zepter und drückte den BAK zurück. Torszenen blieben jedoch Mangelware. So dauerte es bis zur 60. Minute, ehe eine wirklich nennenswerte Aktion zu notieren war. Und diese brachte dann schon den Ausgleich. Bezeichnenderweise durch ein Eigentor. Einen Freistoss von links, aus knapp 25 Metern verlängert Tretschok an der Strafraumgrenze, Halat konnte diese Flugbahnänderung motorisch nicht mehr verarbeiten und drosch den Ball volley unter die Latte ins eigene Netz. Lienhart sichtlich überrascht und chancenlos. Babelsberg wieder im Spiel. Auch Trainer Hodul sah ein, dass etwas mehr Offensive nicht schaden könnte und brachte Hartwig für Zenk. Zudem zeigte sich Moritz vermehrt an der angestammten Position im Mittelfeld und konnte dem Spiel mehr Impulse verleihen. Die von ihm in der 63. Minute getretene Ecke fand in Neumann einen Abnehmer. Der Ball ging aber deutlich über das Gebälk ins Fangnetz. Gegenangriff BAK über links, 10 Meter hinter der Mittellinie kommt ein wunderbar getimter Flankenwechsel auf einen völlig allein gelassenen Gästespieler. Dieser sucht aber etwas früh den Abschluss und nimmt den Pass direkt. Der Ball geht links vorbei. Trotz dieser Aktion gab nur noch der SVB den Ton an. Der BAK wirkte nach und nach abgekämpft und ließ die körperliche Frische vermissen. Hodul nahm jetzt den nimmermüden Lukac raus und brachte für ihn Littmann. Die nächste Szene gehörte den beiden Streitköpfen von weiter oben. Tretsche tritt bei Kutrieb nach, aus meiner Position ein klares Foul, jedoch kein sonderlich hartes. Der heimliche Fan der rhythmischen Sportgymnastik, Sportsfreund Kutrieb, zeigte dann aber, was in ihm steckte. Eine Serenade an Rückwärts-, Vorwärts- und spektakulären Seitwärtsrollen faszinierte das fachkundige Publikum. Seine Choreographie, welche ungelogen von hier <-------------------------------------------------------------------------------------------------------------> bis hier ging, honorierte es mit lauten Pfiffen, Gelächter und „Schauspieler“-Rufen. Kampfrichter Simon gab ob der guten B-Note Tretsche die verdiente gelbe Karte. Meine Meinung, beides unnötige Aktionen, Foul und Nachspiel. Scheinbar hat sich Kutrieb bei seiner Showeinlage dann das Strumpfband gerissen, denn kurz später durfte er für Erhan raus. Beim SVB kam Mutschler für Donkor. Beides Wechsel mit Auswirkungen. Während vom BAK fortan nichts kreatives mehr zu sehen war, nutzte Mutschler seine zweite Ballberührung für die Spielentscheidung. In Minute 80 war es, als Hartwig quer und hoch von rechts nach links auf Tretschok passt. Da der Ball etwas in seinen Rücken gespielt war, blieb ihm nur das Mittel des Rückziehers um den Ball „no-look“ in den Strafraum zu bringen. Sein somit wohl ungezielter Pass fand aber besagten Mutschler kurz vor der linken Grundlinie. Er nimmt den Ball runter, geht an einem Gegenspieler vorbei und vollendet ins lange Eck. Etwas langsam schien man auf den Rängen zu begreifen, dass Lienhart diesen vermeintlich gemächlichen Schuss passieren ließ und Babelsberg 2 zu 1 in Führung ging. Umso größer dann aber die Freude. Noch drei Aktinen bis zum Abpfiff. Davon nur eine Fußballerische. Senel hatte wohl Gefallen am neuen Halbzeitspiel für die Zuschauer gefunden. Er probierte es von der Mittellinie direkt – ohne Erfolg. Somit kein Ausgleich und keine 300 Euro für ihn. Kurz später holte sich Vural fürs Wegwerfen des Balls und Meckern die Gelbe ab. Erhan folgte ihm, wenngleich er sich mit seinem schon unsportlich zu nennenden Foul eigentlich für Rot beworben hat. Man möchte es schon brutal nennen, wie er in einer für den BAK ungefährlichen Aktion Rudolph von den Beinen holt. Während Herr Simon seiner schwachen Leistung treu bleibt und nur Gelb gibt, darf sich Matze Rudolph nun öfter mal beim Arzt seinen Schlüsselbeinbruch begutachten lassen. Denn so lautet momentan noch der Verdacht.
    Dann war Schluss, Babelsberg gewinnt aufgrund einer besseren zweiten Hälfte verdient mit 2 zu 1 und baut die Tabellenführung weiter aus. Spielerisch war es beweiten kein Hochgenuss. Zunächst prägten taktische Zwänge das Geschehen, dann kamen unnötige Härten dazu. Erst in der letzten halben Stunde wurde auch ansehnlicher Fußball geboten. Es bleibt aber offen, warum die Mannschaft so viel Nervosität zeigte. Bei der individuellen Stärke und der mannschaftlichen Geschlossenheit sollte das unnötig sein. Mehr Selbstvertrauen bitte schön!


    Eins sei noch verraten, alle Angst um diesen Erfolg war im Grunde von Anfang an unnötig. Warum? Weil Mutsche doch sein Brasil-Shirt an hatte!


    PS: Ob nun Profi-Fans oder nicht, ein gegenseitiges Abklatschen zum Ende zeigt, dass man auch friedlich auseinander gehen kann. Wenn dies doch auch die BAK-Offiziellen wüssten.


    BAK: Lienhart – Arayici, Köttig, Vural, Kutrieb, Turan, Ahmetcik, Ramadani, Halat, Keser – Turkkan


    Nulldrei: Busch – Neubert, Neumann, Laars, Rudolph, Lukac, Zenk, Tretschok, Moritz – Ben-Hatira, Donkor


    Tore: 0:1, Turkkan, 43.; 1:1, Halat (ET), 60.; 2:1, Mutschler, 80.


    Schiedsrichter: Simon (Schkopau)


    Zuschauer: 1810

  • Zitat

    Original von ulibo
    PS: Ob nun Profi-Fans oder nicht, ein gegenseitiges Abklatschen zum Ende zeigt, dass man auch friedlich auseinander gehen kann. Wenn dies doch auch die BAK-Offiziellen wüssten.

    ... ERZÄHL DOCH BITTE MEHR! :rolleyes: WAT MEINST DU DAMIT? ...

  • Zitat

    Original von BFC73

    ... ERZÄHL DOCH BITTE MEHR! :rolleyes: WAT MEINST DU DAMIT? ...


    Schwierig, schließlich steht hier wohl ein Verfahren ins Haus, bei dem ich nicht durch voreilige Kommentare zu falschen Rückschlüssen beitragen will. Aber mal ein Satz aus der heutigen PNN:

    Zitat

    PNN vom 25.09.2006
    Nach der Partie spielten sich auch im Stadiontunnel einige unschöne Szenen ab. Dass die Berliner Spieler ihrem Frust verbal freien Lauf ließen, mag verständlich sein. Allerdings gab es auch ein Gerangel zwischen Funktionären beider Vereine – die Freude der Nulldreier über den Sieg konnte dies letztlich aber nicht trüben.


    Zu gleichem die heutige MAZ


    Zitat

    MAZ vom 25.09.2006
    Schließlich verlor ein Talentespäher des BAK die Nerven, weil er den Innenraum des Stadions verlassen musste. Er schlug Babelsbergs Geschäftsführer Ralf Hechel mit der Faust ins Gesicht. Hechel erstattete Strafanzeige.

  • Zitat

    MAZ vom 25.09.2006
    Schließlich verlor ein Talentespäher des BAK die Nerven, weil er den Innenraum des Stadions verlassen musste. Er schlug Babelsbergs Geschäftsführer Ralf Hechel mit der Faust ins Gesicht. Hechel erstattete Strafanzeige.


    Vielleicht könnte sich jemand vom BAK mal dazu äußern. Burak, übernehmen sie....

    "Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabei haben,für den Fall eines Schlangenbisses - und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben." W.C. Fields
    RP03

  • Babelsberg hat mittlerweile einen so großen Vorsprung, daß die Konkurrenz auf Ausrutscher hoffen muss. Außer Nulldrei kann niemand mehr aus eigener Kraft aufsteigen! Respekt :rofl:


    PS: Wieviele Punkte Vorsprung braucht Babelsberg, um 100%-ig vor unangenehmen Überraschungen in der Rückrunde gefeit zu sein? 8o

  • Hallo Oese,


    ich weiß von dem Vorfall nichts, habe es selber in der PNN gelesen. Wir waren nach dem Spiel noch 30 Minuten hinter dem Gästeblock und durften nicht raus.

    „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“


    Albert Einstein

  • Zitat

    Original von Rob_Gak
    ... Wieviele Punkte Vorsprung braucht Babelsberg, um 100%-ig vor unangenehmen Überraschungen in der Rückrunde gefeit zu sein?


    aus den erfahrungen der letzten jahre, könnte es bei weniger als 20 punkten nochmal sehr eng werden.

    und geht auch alles in die binsen, da hilft nur eines: immer grinsen

    Einmal editiert, zuletzt von Der Eiserne ()

  • Zitat

    Original von Quotenzonie
    schon Schade! Aber ich glaube das liegt den Südländern im Blut, die meisten können gar nichts dafür! 30 Minuten nach dem Spiel ist schon wieder alles vergessen und jeder hat sich wieder lieb.

    ... :nein: :nein: :nein: WARUM SOLLTE MAN SO ETWAS VERGESSEN? ...

  • Zitat

    Original von Quotenzonie
    schon Schade! Aber ich glaube das liegt den Südländern im Blut, die meisten können gar nichts dafür! 30 Minuten nach dem Spiel ist schon wieder alles vergessen und jeder hat sich wieder lieb.



    ich find es sehr bedenklich, irgendwelche asozialen Verhaltensweisen immer mit dem Temperament zu entschuldigen


    der Mensch, egal wo er geboren wurde und welche Hautfarbe er hat, tut nur das, was die Gesellschaft zulässt
    und wenn die Gesellschaft bestimmte Verhaltensweisen toleriert anstatt sie zu bekämpfen, dann muss man sich über eine "Normalität" derer nicht wundern

    WENN ICH DU WÄRE, DANN WÜRDE ICH MIR WÜNSCHEN ICH WÄRE ICH


  • Jau, genauso isses :zustimm:

    1986 - 2015 = seit über einem viertel Jahrhundert der 1. FCM - Mein Verein


    Пусть всегда будет солнце!

  • Zitat

    Original von Quotenzonie
    schon Schade! Aber ich glaube das liegt den Südländern im Blut, die meisten können gar nichts dafür! 30 Minuten nach dem Spiel ist schon wieder alles vergessen und jeder hat sich wieder lieb.


    Bist du Ethnologe oder Rassist?