NOFB-Italien-Tour, April 2006 (Dynamo81, Greg, Ernesto, talent71, EisernerBerliner, Rolex und Dynamo76)
Il Bomber... Il Panzer... Il Capitano...
Die Voraussetzungen konnten kaum besser sein: sieben lustige Gestalten aus dem Nordosten Deutschlands, mit den unterschiedlichsten Vereinszugehörigkeiten (Neubukow, Altona, Eintracht KW, BFC Dynamo, 1.FC Union), machten sich auf, um ein feuchtfröhliches Wochenende in der Toskana zu verbringen. Dass es im normalen Fanleben hier durchaus einige Reizpotentiale geben würde, interessierte 3 Tage lang niemanden. Freitagabend um 19 Uhr sollte es also losgehen. Das erste Problem stellte sich bereits am Flughafen ein. Rolex musste mit falscher Bordkarte und falschem Ausweis durch vier Kontrollen. Abern alles klappte bestens und man bestieg den Flieger. Im Flugzeug interessierte sich der Steward sofort für unser NOFB – Magazin und man kam ein wenig ins Gespräch. Er entpuppte sich als Fan von Falkensee-Finkenkrug und so fachsimpelte man über den Fußball im Allgemeinen und die Oberliga im Speziellen. Nach 1,5 Stunden Flug erfolgte die Landung in Pisa, bei angenehmen Temperaturen. Empfangen wurde man von Dynamo76, der auch gleich ein Willkommensgetränk in Form von besten bayrischem Bier dabei hatte.
Nachdem auch das zweite Auto startklar war, zog es uns mit leeren Mägen in die nächstgelegene Pizzeria, um der italienschen Kochkunst mal etwas näher auf den Zahn zu fühlen. Und tatsächlich, der Unterschied macht sich schnell bemerkbar. Nach 20 Minuten Wartezeit lag da vor einem eine ordentlich große, saftige und knusprige Pizza, die hier in Deutschland zur gehobenen Klasse gehören würde, in Italien aber Standard ist. Gesättigt und mit erhöhtem Promillewert entschied man sich, in Richtung Übernachtung zu fahren, um dort alles weitere zu planen und sich den Rest des Abends auf die bevorstehenden Ereignisse einzustimmen. Natürlich hätte man den einen oder anderen Ground, der an der Ausfallstraße in Form südländischer Weiblichkeit stand, mitnehmen können, doch diese Idee wurde schnell fallen gelassen, man war ja wegen der schönsten Nebensache der Welt hier – Fußball!
08.04.2006; Associazione Sportiva Cecina; Stadio "Lorio Rossetti" Serie D, Girone E; Kapazität: 2.000 Zuschauer, alles Sitzplätze, davon 750 überdacht
Frühzeitig, Punkt acht Uhr klingelte der Wecker, damit nach morgendlicher Nahrungsaufnahme, welche auch ein Gläschen Rotwein beinhaltete, der erste Ground angesteuert werden konnte. Uns zog es ins Nachbarörtchen Cecina, wo der Fünftligist A.S. Cecina beheimatet ist. Entgegen der offiziellen Kapazität, wirkt das Stadion trotz seiner zentralen und eingeschlossenen Lage weitaus größer. Das kommt daher, dass hierbei nur die zwei Tribünen betrachtet werden. Auf der überdachten Haupttribüne finden wohl 750 Leute Platz und auf der unüberdachten Gegentribüne 1.200 Zuschauer. Auf der Haupttribüne scheint es auch noch einen "VIP-Bereich" zu geben, sind die mittleren Plätze doch mit Schalensitzen ausgestattet. Hinter einem Tor gibt es noch eine provisorisch errichtete, kleinere Tribüne, die wohl für eventuell vorgesehene Gäste aufgestellt wurde. Obwohl das Stadion recht klein ist, wirkt es recht kompakt und ist für jeden Fünftligisten ein absolutes Schmuckstück. Bei größerem Zuschauerzuspruch könnte man die Kapazität meines Erachtens auch noch etwas erhöhen. Lediglich die Parksituation dürfte schwer zu klären sein. In unmittelbarer Stadionnähe findet man keine großen Freiflächen für einen Ausbau. Als mangelhaft darf wohl nur der Zustand des Rasens bezeichnet werden. Obwohl der Platzwart seine Runden drehte, konnte man zwischen dem sonnigen Italien und den eingefrorenen deutschen Plätzen keinen Unterschied erkennen.
Nach unserem kurzen Aufenthalt in Cecina ging es weiter Richtung Livorno. Auf dem Weg dorthin waren zahlreiche Radfahrer unterwegs, die aber genauso plötzlich zur Mittagszeit wieder verschwunden waren. Unserer halbstündigen Tour, teilweise entlang der wundervollen Küste, sollte der Kauf der Eintrittskarten für das Spiel ASC Livorno - Udinese Calcio folgen. Dieses Unterfangen sollte sich jedoch schwieriger gestalten, als angenommen. Am Stadion angekommen, drehten wir erst einmal ein paar Runden ums Stadion und im Stadion, um Fotos zu schießen und in der Hoffnung, den neuen Ticketcontainer zu finden. Aber denkste, trotz einiger Infos der Einheimischen blieben wir vorerst kartenlos. So schauten wir im benachbarten Leichtathletikstadion vorbei, um den Damen (*hüstel*) und Herren ein paar Minuten beim Weitsprung Gesellschaft zu leisten. Dann aber doch noch DER Tipp: auf Hinweis eines scheinbar gelangweilten Verkäufers, der die umherstreunenden Deutschen schon ein wenig beobachtet hatte, fanden wir etwa 300 Meter entfernt den kleinen Ticket-Container. Entgegen unseren Erwartungen hatten sie sogar noch Karten der billigsten Kategorie für 15 Euro mit gutem Blick auf die Tribuna Nord und der ansässigen Brigate Autonome Livornesi (B.A.L.), sowie den Gästeblock.
08.04.2006; Armando Picchi Calcio ; Stadio “Armando Picchi Banditella”, Serie D, Girone E; Kapazität: 3.000 Zuschauer, davon ca. 300 teilweise überdachte Sitzplätze
Da wir nun im Besitz der Karten waren, machten wir uns auf die Suche nach weiteren möglichen Spielen, bevor es um 18 Uhr zur Hauptpartie kommen würde. Mit dem Auto fünf Minuten entfernt, befindet sich im Stadtteil Banditella das Stadion des Fünftligisten Armando Picchi Calcio. Es fasst 3.000 Zuschauer, wobei etwa 400 auf die kleine Tribüne entfallen dürften Die erste Mannschaft des Vereins spielt in der gleichen Liga wie Cecina. Wir hofften natürlich, dass wir hier am Vormittag noch ein ansprechendes Spiel zu sehen bekommen. Dem war aber leider nicht so. Zwar sollte um 12 Uhr der Nebenplatz des Stadions Austragungsort einer Stadtauswahl-Partie sein, begeistern konnte uns „Nobelhopper“ damit aber niemand. Nachdem wir noch kurz einem kleinen Spielchen auf dem Tartanplatz zugeschaut hatten, entschieden wir uns dazu, einen Blick in die Innenstadt zu werfen, da die Mägen schon bedrohliche Geräusche von sich gaben
Nach langer Parkplatzsuche und anschließendem Einkauf diverser lebensnotwendiger Kleinigkeiten hieß es, ein unseren Ansprüchen entsprechenden Restaurant zu suchen. Tja und wenn man schon mal in Italien ist dann besucht man einen........???Richtig, Chinesen! Das Essen hat dann auch recht gut geschmeckt, wobei einige mit den scharfen Rezepten zu kämpfen hatten! Im Geschmack nicht hochwertig aber immerhin ordentlich groß war das Bier, das zum Löschen der Feuer im Mund- und Rachenbereich diente. Anschließend wollten wir eigentlich einen Fanshop suchen, aber der Versuch scheiterte schon im Ansatz, da sich der erste anvisierte Laden als Angel- und Zubehörverkauf rausstellte. und man dann auch schon wieder die Lust verloren hatte. Auf dem Weg zu unserem 15-Uhr-Spiel begegneten uns noch einige lebensmüde Moped-Fahrer sowiesowie die beiden einzigen sightseeingwürdigen Bereiche Livornos: der Hafen und die große Marineakademie, die nicht so wirklich in das Gesamtbild der heruntergekommenen Stadt passen.
A.S. Cecina : A.S.C. Livorno (B-Jugend)
08.04.2006; Stadio Guardistallo (2.000, Heimverein: Unione Sportiva Guardistallo, Serie D, Girone E); 4:4 (4:2) vor ca. 40 Zuschauern
Nun kam es also zu unserem ersten Spiel hier in Italien. Um 15 Uhr sollte der heimische Neuntligist ein Spiel austragen. Nach halbstündiger Fahrt zurück in Richtung Cecina, erreichte man Guardistallo. Dass es hier überhaupt solch ein kleines Stadion gibt, ist wirklich verwunderlich, denn in der Umgebung gibt es nichts außer Berge und Wein. Angekommen am Ground, waren auch schon einige andere Fahrzeuge auf dem Parkplatz abgestellt worden, ein gutes Zeichen. Nachdem Dynamo76 jedoch vom Kassenwart zurückkehrte, die erste Ernüchterung: Das Spiel zweier B-Jugend-Teams (!) sollte erst um 16 Uhr beginnen und stand damit für uns außer Frage. Nach kurzem Hin und Her, wohl auch aufgrund unseres Besuches, machten sich beide Mannschaften doch noch etwas früher, zu um 15.30 Uhr startklar. Also schnell die drei Euro Eintritt entlöhnt, und ab rein die Zaunfahne gehisst. Bei dem rostigen Zaun war das ein recht schwieriges Unterfangen. Geschlagene zehn Minuten handwerkelten wir zu viert am Zaun herum, bis unter den akribischen Blicken der Eltern und Einheimischen die Fahne hing. Vor ca. 40 Zuschauern machte sich daraufhin großes Erstaunen und Rätselraten breit. Aber mit den Italienischkenntnissen von Dynamo76 und einer freundlichen Schweizerin wurde Licht ins Dunkel gebracht. Wir machten es uns auf der kleinen Sitzplatztribüne bequem, um dem Treiben auf dem Platz zuzuschauen und den Ground und die italienischen Mädels ein wenig unter die Lupe zu nehmen. Neben der kleinen, provisorisch errichteten Haupttribüne und den steilen „Hintertor-Hängen“, muss der wunderschöne Ausblick auf das Meer erwähnt werden.
Das Spiel war zwar nicht wirklich ansprechend, die Zuschauerinnen und Tore dafür umso schöner. Besonders zwei Freistoßtore (einer aus gut 25 Metern) zur 4:1-Führung Cecinas zeugten von vorhandenem Talent. Kurz vor der Pause konnten die Gäste zwar noch verkürzen, aber eigentlich war klar, wer das Ding hier heute machen würde. So schwer es uns fiel, wir mussten zur Halbzeit auch schon wieder die Segel streichen, weil es sonst zeitlich zu knapp geworden wäre und das Hauptspiel Vorrecht hatte. Wie wir am nächsten Tag per SMS erfuhren (als Gegenzug werden NOFB-Magazin und Bilder erwartet), schafften die Gäste tatsächlich noch den Ausgleich zum 4:4, bei der Überlegenheit Cecinas in der ersten Hälfte etwas unverständlich.
A.S. Livorno Calcio - Udinese Calcio
08.04.2006, 18.00 Uhr, Serie A; Stadio „Armando Picchi“ (19.801); 0:2 (0:1) vor 11.121 zahlenden Zuschauern
Nun war es endlich soweit. Etwa eine Stunde vor Spielbeginn trafen wir erneut in Livorno ein und mussten feststellen, dass es jetzt bedeutend voller war als noch vor ein paar Stunden. Also schleunigst einen Parkplatz gesucht und gefunden, und ab runter zum Stadion. Echt erstaunlich wie man es aufgrund der zentralen Lage des Stadions tatsächlich geschafft hat, den Gästeanhang und auch die verschiedenen anderen Stadionbereiche bereits im Ansatz durch mobile Zäune voneinander zu trennen. So fabriziert man also die Verminderung von Gewalt in italienischen Stadien, interessant, interessant......!Eigentlich wollten wir noch nach einem Fanstand Ausschau halten, aber irgendwie zog es uns dann doch gleich ins Stadion. Nach doch sehr lockeren Einlasskontrollen waren wir 30 Minuten vor Spielbeginn im Stadion und steuerte erst einmal zielsicher auf den Bierstand zu. Nach anschließender Sitzplatzsuche machten wir uns mit dem Stadion und den Fankurven vertraut. Deutsche Hopper-Freunde waren auch anwesend, wollten sich als solche aber nicht zu erkennen geben. Nur schlecht wenn man eine 1860- Jacke anhat und so tut, als wenn man kein deutsch verstünde („I sprech koan Deutsch“ – wie recht er doch hatte…;-). Erst relativ spät füllte sich der Ground, die Gäste kamen erst kurz vor Spielbeginn. Zum Einlauf der Mannschaft ertönte dann die Hymne von Livorno, die sich, obwohl man den Text nicht verstand, leicht kommunistisch anhörte *grins*! Dazu präsentierte die Heimseite eine ordentliche Schal- und Fahnenparade. Erster Höhepunkt war dann die Nennung der Mannschaftsaufstellung, insbesondere die Ankündigung des lokalen Helden: „Il capitano, il bomber, il panzer - CRISTIANO LUCARELLI!!!!“ (<- mehr dazu in diversen Magazinen die sich dem 11 Freunde-Sport verschrieben haben). Festzustellen bleibt aber, dass Lucarelli an diesem Tage nicht an die Leistungen vergangener Spielzeiten anknüpfen konnte und solch eine Verherrlichung eines Spielers auch auf Dauer zu einem Hindernis werden kann. Die ersten 30 Minuten erwartete uns dann ein genialer Support von der Curva Nord, die Gäste waren dagegen nur einige wenige Male zu vernehmen. Das Beeindruckende ist, dass die gesamte Kurve bei wirklich jedem Lied mitzieht. Die Lieder sind demnach laut, lang und hören sich im Vergleich zu deutschen sehr kreativ an. Das Spielgeschehen war leider nicht stimmungsfördernd, da Livorno nach 35 Minuten in Rückstand geriet und kurz nach der Pause aus heiterem Himmel das 0:2 kassierte. Dies hatte wenigstens zur Folge, dass auch die 200 zugelassenen Gäste mal zu hören waren... Hier mangelte es aber sowohl an der Durchschlagskraft als auch am Abwechslungsreichtum. Die Curva Sud zündete während dessen ab und zu vereinzelte Bengalen und Rauchtöpfe. Dynamo76 und Greg knüpften in der Halbzeitpause Kontakte zu einigen Stimmungsmachern aus dem Südbereich und wurden mit diversen Fanutensilien beschenkt. D76 wurde jedoch etwas übermütig, legte sich mit dem Gästeanhang an und bekam dafür einige Bier-Duschen zu spüren..., hehe! Etwas verwundert war ich, als sich bereits zwanzig Minuten (!) vor Spielende ein Großteil der Heimfans aus dem Stadion entfernte. Wir dachten zuerst, dass es aufgrund der Gäste sei, aber nach Spielende waren selbst draußen nur wenige zu sehen. Einige von ihnen wollten wahrscheinlich ihrem Unmut über die erneute Niederlage freien Lauf lassen und die Spieler zur Rede stellen. Kurz vor dem Abpfiff gab es noch einiges an rotem Rauch in der Curva Nord und nach einem ordentlichen Pfeifkonzert ging es für uns einmal rum ums Stadion, um den Fanständen noch einen Besuch abzustatten. Während wir an den Ständen schmökerten, traf Dynamo76 seine Bekanntschaften aus dem Block wieder und bekam neben einigen Freigetränken gleich noch ein angeblich echtes Livorno-Trikot geschenkt, der Banause der... ! Nachdem jeder noch ein Curva Sud-Anstecker eingeheimst hatte, verabschiedeten wir uns brav und machten uns auf den Weg Richtung Autos. Wir entschieden uns dazu, wieder zurück nach Cecina zu fahren und bei einer Pizza und einigen Bierchen den gelungenen Tag ausklingen zu lassen. Die dort ansässige Pizzeria muss an dieser Stelle noch einmal lobend erwähnt werden, ich glaube, ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so leckere Pizzen gegessen habe, top!. Besonders der Käse war echt zum dahin schmelzen. Wieder zurück in unserem Heim, widmete man sich diversen Zines (Grenzgänger alé), Postkarten oder Gesprächen über dies und das. Besonders unser Talentchen schaute dabei etwas zu tief ins Glas und musste einer Dame am anderen Ende der Handyleitung seine Italienischkenntnisse unter Beweis stellen. Manch einer soll dadurch um seine verdiente Nachtruhe gekommen sein...
A.C. Alabastri Volterra : Pisa Calcio (A-Jugend)
09.04.2006, 10.30 Uhr; Stadio Comunale Le Ripaie (3.000); 3:0 (0:0) vor ca. 30 Zuschauern
Am nächsten Morgen fuhren wir durch die wunderschöne Toskana Richtung Siena. Dabei hielten wir nach weiteren Fußballplätzen Ausschau, um schließlich in Volterra fündig zu werden. Dass wir überhaupt bis dorthin gelangten, dafür sei hier noch mal Dynamo81’s Fahrkünsten gedankt.Wie er uns das ein oder andere Mal mit seinen Reaktionen durch die Serpentinen führte, verdient das Prädikat „Lebensmüde“. So ging es wenigstens zügig voran und überlebt hat es ja auch jeder! In Volterra fand das A-Jugend Spiel zwischen A.C. Alabastri Volterra und Pisa Calcio statt. Wie am Vortag auch hier drei Euro Eintritt und schon machten wir es uns auf der überdachten Tribüne bequem. Dem 71ertalentiertem Schiedsrichterauge stach auch hier, wie bereits am Vortag, die Vielzahl der verkehrten Einwürfe sofort ins Auge. Ansonsten überbot sich Volterra im Auslassen klarster Chancen, gewann letztendlich aber klar mit 3:0. Von der Tribüne hatte man einen schönen Blick auf die etwas erhöht liegende Burg. Diese entpuppte sich bei einem Gespräch mit dem Kassierer, als Schwerverbrecher-Gefängnis, so dass uns das Bedürfnis nach einem Besuch schnell verging. Nachdem das NOFB- - Banner seinen zweiten Italienpunkt gemacht hatte, ging es zügig weiter nach Siena.
A.C. Siena : Lazio Rom
08.04.2006, 15.00 Uhr, Serie A; Stadio Comunale „Artemio Franchi“ (15.373); 2:3 (2:2) vor 9.525 zahlenden Zuschauern
Da wir für das Spiel AC Siena - Lazio Rom noch keine Karten hatten, durften wir auch nicht mit dem Auto in die Stadionumgebung fahren. Also haben wir etwas außerhalb geparkt und uns per Pedes und Riesenrolltreppe auf den Weg zur Heimstätte vom Erstligisten gemacht. Karten bekamen wir für zwanzig Euro in einer Unterführung nahe dem Stadion gegen Vorlage des Personalausweises. Kurz vor den Einlasskontrollen trennte sich die Gruppe unfreiwillig, was noch einige Ungereimtheiten zur Folge hatte. Aufgrund eines scheinbar blinden Kontrolleurs gelangten Ernesto, D76 und das Italienischtalent71 auf der Gegentribüne und nicht wie wir im vorgesehenen Kinderblock. Die Gästekurve war mit ca. 1.300 Leuten gut gefüllt, machte sich über 90 Minuten, inklusive Spruchbändern, Rauch und Bengalos äußerst lautstark bemerkbar... Auch hier konnten wieder keinerlei Reaktionen von Ordnern und Polizei vernommen werden... Insgesamt sahen ca. 9.500 Zuschauer ein interessantes Spiel, in dem Lazio frühzeitig mit 2:0 in Führung ging. Obwohl die Gästemannschaft von ihren Anhängern frenetisch angefeuert wurde, stellte sie das Spielen ein und kassierte noch vor der Pause zwei Treffer zum Ausgleich. Nach dem Seitenwechsel ging Lazio etwas überraschend erneut in Führung. Dieser Spielstand konnte bis zum Schluss gehalten werden, wobei Ballotta, der Torwart von Lazio, sein Team das ein oder andere Mal mit klasse Paraden vor dem Ausgleich bewahrte.
Anschließend stand noch etwas Kultur auf dem Plan. Wir schauten uns den bekannten Il Campo an und bekamen von Dynamo76 noch einen kleinen Vortrag über die jährlich in der Altstadt stattfindenden Reiterfestfestspiele (Palio). Auf der Rückfahrt machten wir auf halber Strecke noch einen Zwischenstopp. Hier genossen wir bei einem Bier die wärmenden Strahlen der Frühlingssonne und den schönen Ausblick über die Toskana. In Cecina angekommen, ging es wieder in die „Stammpizzeria“, wobei diesmal besonders Greg mit seiner ungeduldigen Art den beiden Damen hinter der Theke in ewiger Erinnerung geblieben sein wird. Zurück in der Unterkunft saß man wieder in lockerer Runde bei einigen Getränken und verabschiedete sich nach und nach in die Zimmer. Aufgrund wiederholter ohrenbetäubender Schlafgeräusche einer Person gab es noch einen Zimmer- und Bettenwechsel.
10.04.2006; Pisa Sporting Club; Stadio "Romeo Anconetani" Serie C1, Girone B; Kapazität: 17.000 Zuschauer
Am nächsten Morgen ging es zunächst nach Cecina zum Frühstück. Zum Abschluss sollte es uns nach einigen leckeren Baguettes, sowie Häppchen und einer Prosecco-Freirunde von D76 in Richtung Pisa ziehen. Dort angekommen, verstauten wir zuerst unser Gepäck und gaben den „nicht von uns demolierten“ Mietwagen pünktlich beim etwas erstaunt guckenden Vermieter ab. Dem Pflichtbesuch des schiefen Turmes stand nun also nichts mehr im Wege. Da noch keine Hauptsaison war, hielt sich auch die Schar der Touristen in Grenzen. Man ließ es sich selbstverständlich nicht nehmen, vor diesem weltberühmten Bauwerk mit der NOFB - Fahne zu posieren und den Moment per Bild festzuhalten. Als letztes Ziel steuerten wir das Stadion des heimischen Drittligisten an und durften durch Zufall sogar einen kurzen Blick ins Innere werfen. So dann verabschiedete sich Dynamo76 von uns, der das unvermeidliche Glück hatte, noch zwei weitere Wochen mit seiner Frau in „bella Italia“ verweilen zu dürfen. Uns, den halbverhungerten Rest, verschlug es, auf der Suche nach einem Restaurant, zurück in die City. Für eine Touristenmetropole typisch, war es aber kaum möglich, eine halbwegs preiswerte Lokalität auszumachen, so dass wir erst am Bahnhof fündig wurden. Von hier ging es dann per Pedes zum Flughafen weiter und so langsam wurde auch Rolex wieder nervös, da er ja wiederum durch die Kontrollen musste. Aber diese waren noch lockerer als in Deutschland und so bestieg man mit leichter Verspätung den Flieger nach Berlin. Die Crew von Easyjet hatte beste Laune und so wurde es ein kurzweiliger Rückflug, wobei wir es uns nicht nehmen ließen, angebotenen Wein zu verköstigen. Schmeckt aber in 10.000 Meterm Höhe genauso wie an der Ostsee. Gegen 23.15 Uhr waren wir wieder in Berlin und verabschiedeten uns in festem Glauben, bald wieder eine gemeinsame Reise zu unternehmen.
Autor: EisernerBerliner
Co-Autoren: dastalent71, dynamo76
Bilder folgen, vereinzelt aber auch schon auf der Seite vom EisernenBerliner: http://www.redlions-coepenick.de/