Sportfreunde Siegen – Dynamo Dresden 2:2 (1:1)
Na endlich. Das erste Heimspiel der Saison für mich. Und das nun ausgerechnet gegen die Dynamischen. Im Vorfeld hatte das heimische Revolverblatt jedenfalls schon ordentlich Panik ob der brandschatzenden Horden aus dem Wilden Osten verbreitet. Ich habe davon jedoch nichts mitbekommen.
So ist für mich das angeblich so hervorragend klappende System der Fantrennung immer wieder für einen Lacher gut. An der Bushaltestelle Schleifmühlchen standen jedenfalls beide Fangruppen schiedlich und friedlich beisammen und harrten der Busse, die sie zum Stadion bringen sollten. Da war jedenfalls nichts von Aufgeregtheit, oder gar aggressiver Stimmung zu spüren.
Glücklicherweise waren wir dann schon um ca. 13:40 Uhr beim Stadion, so dass wir uns nicht in die später vorhandenen langen Schlangen zum Erwerb einer Karte einreihen mussten, sondern fast schon unverzüglich in Besitz der Selbigen kamen. Erstmals berappte hier auch mein inzwischen neunjähriger Sohnemann seinen Beitrag von € 4,00, während mein Töchterchen auch weiterhin umsonst das Stadion betreten darf.
Dortselbst begegnete ich beim Fanprojekt erst einmal dessen etwas gestresst wirkenden Vorsitzende Beorn, der mir mitteilte, als jetzt Verantwortlicher, nicht mehr auf der Gegengerade zu stehen, sondern in der Ostkurve seinen Platz einnehmen zu wollen. Mir hingegen, als in dieser Situation etwas konservativ eingestellter Mensch, behagte diese Aussicht auf einen neuen Platz nur bedingt, weshalb ich mich erst einmal auf der Gegengerade umsah, um dort glücklicherweise auf alt vertraute Gesichter zu treffen. Puh. Eine neue Liga ist zwar wie ein neues Leben, doch muss ja nun nicht alles neu werden.
Dennoch konnte ich wegen meiner diesmal mitgeführten Kinder, die ja auch ein wenig Auslauf brauchen, an dieser Stelle nicht bleiben, weshalb ich mich in den Block E2 verzog, der ansonsten nicht zu den bevorzugten Aufenthaltsorten der Fans gehört. Doch auch hier wurde es mit zunehmender Zeit etwas eng, meinten doch insgesamt etwa 14.000 zahlende Zuschauer, davon etwa 3.000 aus Dresden, das Stadion bevölkern zu müssen. Ein erfreulicher Anblick, der allerdings noch einer gewissen Gewöhnung bedarf.
Die ersten zehn Minuten zeigten dann schon, dass es sich nur bedingt um eine Auseinandersetzung für Fußballästheten handeln würde. Beide Seiten versuchten die Räume im Mittelfeld möglichst eng zu machen, weshalb sich insbesondere auf Siegener Seite ein gepflegter Kick and Rush entwickelte.
Hierbei war festzustellen, dass das Defensivverhalten fast schon wieder „Peter’sche“ Dimensionen annimmt. Jedenfalls waren bei gegnerischen Ecken alle zehn Feldspieler in, oder am eigenen Strafraum zu entdecken. Kein Wunder, dass Chancen Mangelware blieben. Deren Größte hatten wohl die Gäste, als Barletta ausrutschte und somit den Weg für einen Stürmer freimachte, dessen im Endeffekt aber doch harmloser Schuss eine sichere Beute für Adnan Masic wurde.
Nach etwa zehn Minuten bekamen die Gastgeber dann aber doch etwas Oberwasser, ohne aber wirklich druckvolle Angriffe zu starten. So beharkten sich beide Seiten im Mittelfeld. Zu den Opfern dieser Spielweise gehörten Kapitän Petr Nemeth, der sich aber ohne nennenswerte Hilfe erholte, und Nils Döring, der außerhalb des Spielfelds behandelt wurde.
Eine Ecke bot dann dem wieder genesenen Abwehrspieler die Möglichkeit, das Spielfeld erneut zu betreten, nach vorne zu eilen, und die auf den langen Pfosten geschlagene Flanke per Kopf in die Maschen zu versenken. Eine zwar überraschende, aber nicht unverdiente Führung, weil die Gastgeber bis zu jenem Zeitpunkt dann doch die aktivere Mannschaft waren.
Dies änderte sich nach dem Treffer allerdings schnell. Hierbei glänzten die Dresdner Angreifer mit einigen geschickten Flügelwechseln, aber auch mit Steilpässen in die Schnittstellen der Abwehrkette. Zum Glück stand aber Barletta sehr geschickt in der Tiefe, so dass Schaden abgewendet werden konnte. Und auch die Standards brachten nicht die größte Gefahr, erwies sich doch Keeper Masic endlich einmal als Beherrscher des Strafraums.
Bis zur 43. Minute lief noch alles glatt. Dann jedoch drang Dexter Langen von seiner rechten Seite in den Strafraum ein, wobei er noch ein wenig abgedrängt wurde. Dennoch kam er aus etwa 12 Metern zum Schuss, drehte sich aber ob der Erfolglosigkeit seiner Bemühungen schon ab. Nur Masic litt offenbar unter dem „Rost-Syndrom“, und ließ den aufsetzenden Ball dann irgendwie doch noch über die Linie kullern. Die sich daran anschließende Großchance von Andreas "Otto" Nauroth, der, vom linken Flügel kommend, alleine auf den Torhüter zulief sich aber statt für einen satten Schuss in die kurze Ecke für einen erfolglosen Heber entschied, konnte das Ergebnis nicht mehr korrigieren. Es handelt sich um seine altbekannte Schwäche, weil er, statt einfach loszuballern, beginnt über Alternativen nachzudenken, denen allerdings nur in den seltensten Fällen Erfolg beschieden ist.
Mit Beginn des zweiten Abschnitts versuchten sich beide Teams erneut mit der kontrollierten Offensive, wobei die Sachsen dann doch etwas aktiver waren. Es war teilweise schon erschreckend zu beobachten, wie simple Seitenwechsel die Defensive der Siegener ins Schwimmen brachten. Allerdings brachten diese Angriffe bis zur 59. Minute nichts Zählbares zustande.
Danach erlief sich ein Spieler der Gäste einen Steilpass aus dem Mittelfeld, schaute kurz nach rechts, wo er den mitlaufenden Kennedy entdeckte, der den langen Ball problemlos im kurzen Eck versenkte. Auch dieser Treffer hatte sich irgendwie abgezeichnet.
In der Folge versuchten die Sportfreunde das Spiel wieder in die Hand zu bekommen, was auch die Einwechslung von Melkam für Weikl dokumentierte. Eine eindeutig offensivere Variante auf der linken Seite. Dennoch blieben die Angriffsbemühungen Stückwerk. Es fehlte einfach an der konsequent ordnenden Hand, die auch einmal einen überraschenden Pass zu spielen in der Lage ist. Dafür wurde Lintjens einfach zu kurz genommen.
Gleichzeitig gelang es Billy Reina viel zu selten, sich gegen seine Kontrahenten durchzusetzen, und das, obwohl er teilweise sogar auf den linken Flügel auswich. All dies legte eigentlich seine Auswechslung nahe, doch entschied sich Trainer Koczian für eine weit offensivere Variante und brachte Bettenstaedt als dritten Stürmer für den keineswegs enttäuschenden Bogusz.
Kein Wunder, dass sich das Spiel immer weiter in die Hälfte der Gäste verlagerte, nur ließen die Abwehrspieler keine wirklich hochkarätigen Chancen mehr zu. Doch wofür gibt es Standardsituationen. Eine weitere Ecke, diesmal aber von rechts auf den zweiten Pfosten gezogen, fand den dort postierten Lintjens, der unbedrängt einnicken konnte.
Für die nächsten vier Minuten kamen die Gastgeber noch einmal auf, doch vergaben sowohl Melkam, als auch Billy Reina mit dem Kopf, aus aussichtsreicher Position, was in einem gerechten Remis resultierte.
Fazit: Es handelte sich um ein durchschnittliches Zweitligaspiel, in dem sich zwei ähnlich strukturierte Teams gegenüberstanden. Hierbei zeichneten sich die Gäste durch ihre reifere Spielanlage aus, während die Sportfreunde kämpferische Vorteile besaßen. Stark auf Siegener Seite waren, trotz zweier Aussetzer, Barletta und Nemeth, während bei Dresden Kennedy zu überzeugen wusste.
Zum Schluss noch einige Bemerkungen zu beiden Fangruppen. Bei uns hängt seit einiger Zeit eine Dynamo-SfS Zaunfahne, deren Anblick einige Zuschauer auf unserer Seite zu nicht gerade freundlichen Bemerkungen hinriss. Auch ansonsten wurde ich einiger nicht unbedingt positiver Äußerungen gegenüber unseren Gästen gewahr. Also ich bin ja nun wahrlich kein Freund der Wiedervereinigung (zum Glück habe ich dies in der Allgemeinen Besoffenheit vor 15 Jahren aber auch schon unter Zeugen geäußert), doch lässt sich der Unmut auch auf eine andere Art und Weise äußern.
Im Übrigen scheinen die befürchteten Auseinandersetzungen nur in sehr abgeschwächter Form, es kam wohl zu kleineren Scharmützeln am Bahnhof, und einer Tankstelle, und der Demolierung eines Busses, stattgefunden zu haben. Und auch diese hätte möglicherweise verhindert werden können, wenn sich unser „Szenekenner“ und Chef-Sportreporter Jost-Rainer Georg in der Siegener Zeitung einer Zurückhaltendären Vorberichterstattung befleißigt hätte.
Andreas