1. Bundesliga: FC Schalke 04 - Borussia Dortmund 2:2 (61.014 Zuschauer)
Da ist es wieder: Das berühmte und viel zitierte Kribbeln im Bauch. Spätestens seit letzter Woche, als man beim Online-Auktionshaus endlich die begehrte Karte ersteigern konnte, kreisen die Gedanken hin zum Samstag, 15.30 Uhr. Einen besseren Saisonauftakt, als das Derby aller Derbys, kann es gar nicht geben. Dabei lief es für beide Teams in den vergangenen Wochen nicht gerade viel versprechend. Bei den Schalkern verletzten sich Böhme und Oude Kamphuis in der Vorbereitung (daneben werden noch Van Hoogdalem und Agali fehlen) und auch die bisherigen Spiele wurden zwar erfolgreich, aber letztlich ohne Glanz bestritten. Bei den Gästen überschlugen sich letzte Woche die Ereignisse: Erst verletzten sich Frings und Evanilson im Ligapokal und dann durfte Lehmann nach England wechseln. Im Finale des Ligapokal zeigte Weidenfeller seine "Klasse" und Kehl hatte seine Nerven nicht im Griff, was ihm eine sechswöchige Sperre einbrachte. Alles in Allem wieder ein mal klasse Vorraussetzung für das Derby. Wobei sicherlich anzumerken ist, dass die "Mutter aller Derbys" gerade in den letzten Jahren nicht das hielten, was man sich von ihnen versprach. Ende Februar 2003 trafen die beiden Kontrahenten zuletzt aufeinander. Das Spiel endete 2:2 (nach einer 2:0 Führung der Knappen) und hatte alle Zutaten die ein Derby braucht: Zwei Platzverweise (Lehmann und Agali), einen Buhmann (Dede, der ebenfalls hätte vom Platz gemusst), tolle Tore und schließlich ein aberkanntes reguläres Tor (Waldoch, rund zehn Minuten vor dem Ende), der die Schalker um den verdienten Sieg brachte. Die bisherige Bilanz in der Bundesliga: 14 Siege - 9 Unentschieden und 9 Niederlagen.
Spiel: Zu Beginn des 122. Revier-Derbys beide Mannschaften gleichwertig. Ein sehenswerter Spielzug hätte fast die Führung für die Gäste gebracht, doch Rost rettete vor Ewerthon. Danach spielte nur noch Schalke. Altintop teste zunächst einmal Weidenfeller mit einem Distanzschuss, den der unsichere Torwart nur abklatschen konnte. Diesen Abpraller setzte der ansonsten schwache Agali aus spitzem Winkel an die Latte. Mitte der ersten Halbzeit dann der erste Aufreger: Asamoah ging an Dede vorbei, dringt in den Strafraum ein und wird von dem Brasilianer zu Fall gebracht. Der Elfmeterpfiff blieb allerdings aus. In der 39. Min dann das 1:0. Agali setzte sich gegen Wörns durch, passte auf Altintop, der dann aus ca. 25 Meter den Ball in Netz hämmerte.
Die zweite Halbzeit begann wie die erste geendet hat: Schalke überlegen und der BVB viel zu passiv. So gab es auch gleich die Chance auf 2:0 zu erhöhen, doch ein Heber von Sand über Weidenfeller ging auch über das Tor. Dieses 2:0 fiel dann aber in der 58. Minute. Wieder war es der Türke Altintop, der sich kurz hinter der Mittellinie den Ball schnappte und wieder aus ca. 25 Metern - diesmal flach - den Ball im Tor versenkte. Der Dortmunder Torhüter sah in der Szene nicht glücklich aus. Kurz danach musste Schalkes Neuzugang Alcides verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Für ihn kam Varela, der jedoch ebenfalls nach gut zehn Minuten wieder vom Platz musste. Matellan spielte die Partie dann zu Ende. In der 60. Minute wechselte der BVB ebenfalls aus. Für den unter der Woche von Real Madrid verpflichtete Conceicao musste der total schwache Demel vom Platz. Keine fünf Minuten später erzielte der Brasilianer mit einem sehenswerten Freistoß den Anschlusstreffer. Das Tor war fast ein Kopie zum Gegentreffer am letzten Mittwoch gegen Slovan Liberec. Dieses Tor schien die Gäste wachzurütteln, denn ab der 65. Minute spielte endlich auch der Gast mit und so entwickelte sich ein ganz munteres Spielchen. Kurz vor Schluss dann der zweite Aufreger des Tages. Diesmal drang Rosicky in den Strafraum ein und wurde von Hajto umgesenst. Auch hier blieb der Elfmeterpfiff aus. Es folgte die 90. Minute. Ein Freistoß von der linken Seite wird quer auf Dede (?) gespielt, der zieht einfach aus 30 Metern flach ab, triff Altintop, der zehn Meter vor dem Tor "unfreiwillig" auf den völlig freistehenden Amoroso passt und dieser dann schließlich überlegt an dem völlig chancenlosen Rost den Ausgleich erzielt. Ein Tor wie beim Billard.
Strittige Elfmeterentscheidungen, eine Schalker 2:0 Führung und ein glücklicher und unverdienter Punkt für den BVB. Fast wie am 22.02.2003, nur fehlte noch der Platzverweis und der Buhmann des Spiel. Für erstes sorgte Asamoah (Sekunden vor dem Abpfiff), als er sich zu einer Tätlichkeit an Amoroso verleiten ließ. Eine vorangegangen Tätlichkeit habe ich zumindest nicht beobachten können. Die Rolle des Buhmanns im Spiel fiel diesmal (wie im letzten Jahr) Dede zu. Ständig lamentieren, unsaubere Zweikämpfe mit Asamoah (wobei Dede dieses Duell eindeutig für sich entscheiden konnte), gelbe Karten für den Gegner fordernd und nach dem Ausgleich noch provozierende Gesten Richtung Schalker Bank. Das es auch anders geht, zeigten die beiden Tschechen Rosicky und Koller, die sich während der gesamten 90 Minuten stets als faire Sportler präsentierten.
Fazit: Schalke hat über weite Phasen wesentlich besser agiert als der Gegner, war aber nicht im Stande eine 2:0 Führung zu sichern. Der Punktgewinn für die Gäste glücklich und unverdient. Dennoch weckt dieses Spiel Hoffnung für eine erfolgreiche Saison. Mit Abstand bester Mann auf dem Platz war Hamit Altintop.
Stimmung: Über 61.000 Zuschauer und brutale Hitze in der Arena bildeten den Rahmen für dieses Spiel. Vor dem Spiel wurden in der Nordkurve zwei große Transparente entfaltet mit der Aufschrift:
"100 Jahre Schalke - prägten diese Stadt, diese Kurve - uns!".
Es folgte die übliche blau-weiße Papierchoreographie. Doppelhalter fehlten im Gästeblock gänzlich (was aber der "unwürdigen" Behandlung durch die Ordnungskräfte zu verdanken ist) und auch auf Schalker Seite waren diese auch eher spärlich. Dafür wurde mittels Organ ordentlich Stimmung gemacht, die sich oft auf die ganze Arena übertrug. Teilweise derart laut, dass man eine Gänsehaut bekam. Neben der Unterstützung für die eigene Mannschaft wurde traditionell auch der Gegner mit Verachtung beacht (Marke: "Erziehungsberechtigte im horizontalen Gewerbe"). Aber auch die Dortmunder versuchten trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit dagegen zu halten. Meist aber leider vergeblich.
Am Sonntag ging es dann zurück Richtung Nordosten, auf dem man noch den Zweitligakick zwischen dem LR Ahlen und dem VfL Osnabrück mitnahm:
2. Bundesliga: LR Ahlen - VfL Osnabrück 0:1 (9.000 Zuschauer)
Nach der Hetzerei am vergangenen Wochenende auf der A2 habe ich es diesmal vorgezogen alleine mit Deutschen Bahn in den Westen zu reisen um noch ein Sonntagskick mitzunehmen. Die Wahl fiel dabei auf den von mir so geliebten "La Roma" Ahlen.
Spiel: Der LR versuchte von Beginn an die Partie in den Griff bekommen, was ihr auch über weite Strecken des Spiels gelang. Erst ein böser Abwehrschnitzer vom Mamic ermöglichte den Gästen den Führungstreffer, den Schied erzielte. Trainer Pagelsdorf musste bereits in der ersten Halbzeit drei mal wechseln, weil sich drei Osnabrücker Spieler verletzten. In der zweiten Halbzeit der LR noch stärker, aber die paar Chancen wurden kläglich vergeben oder Sven Scheuer verhinderte den Ausgleich. Dennoch war ein zweites VfL-Tor auch möglich, denn in der Schlussphase vergab man dicke Konterchancen.
Vereine: Die junge Geschichte des LR Ahlen beginnt Anfang der 90er Jahre, als der Verein noch TuS Ahlen hieß. Der Eigentümer einer in Ahlen ansässigen Kosmetikfirma steckte dermaßen viel Geld in den Verein, dass dieser innerhalb von vier Jahren von der Bezirksliga bis in die Regionalliga (1996) aufstieg. Im Jahre 1996 folgte dann die Fusion des TuS Ahlen mit Blau-Weiß Ahlen zum heutigen LR (Leichtathletik Rasensport) Ahlen. „Zufällig“ firmiert der Betrieb des Geldgebers (LR = La Roma) unter gleichem Namen, so dass dieser dann auch prompt 1. Vorsitzender des Vereins wurde. Nach vier Jahren in der Regionalliga stieg man 2001 in die zweite Bundesliga auf.
Der VfL Osnabrück bereits im letzten Jahrhundert (17.4.1899) als FC 1899 Osnabrück gegründet. Durch Fusion mit BV 1905 Osnabrück seit 1920 BV 1899 Osnabrück. Danach 1924 VfL Osnabrück, 1938 SC Rapid Osnabrück und schließlich und endgültig seit 1946 VfL Osnabrück. Keine nationalen oder internationalen Titel. Im Jahre 2001 stieg gemeinsam mit dem heutigen Gastgeber in die zweite Bundesliga auf, musste diese aber direkt wieder verlassen. Nach zwei Jahren in der Regionalliga 2003 der erneute Aufstieg.
Stimmung: Soviel Zuschauer wie heute in Ahlen, waren in der Vergangenheit eher selten. Da jedoch der Gast aus Tecklenburg mindestens 4.000 Anhänger mit ins Wersestadion brachte, war die Hütte fast voll. Die doch eher spärliche Stimmung auf Ahlener Seite ging fast ausschließlich vom Block G aus, muss man aber eher als putzig bezeichnen, als von einem richtigen Support zu sprechen. Wir standen in Block K (überdachter Stehplatz, um den Hitzschlag zu vermeiden), wo sich auch die Senioren-Abteilung des LR-Anhang befand. Selten habe ich ein so unglaublich unfaires (teilweise sehr wüste Beschimpfungen Richtung Schiedsrichter und Gästespieler) und fußballunkundiges Publikum gesehen. Die klarsten Foul- oder Abseitsentscheidungen wurden mit böswilligen "Schieber"-Rufen quittiert.
Stadion: Ähnlich trostlos wie das Publikum ist auch das Stadion, welches es in der heutigen Form erst seit Sommer 1999 gibt. Es ist zwar ein reines Fußballstadion mit einer überdachten Haupttribüne und einer ebenfalls überdachten Stehplatztribüne auf der Gegenseite. Architektonische Besonderheiten gibt es nicht zu beobachten. Eine Anzeigetafel fehlt gänzlich und die Flutlichtmasten gibt es auch erst seit 2000.
Das kühle Blonde ist absolut schadstofffrei und die Bratwurst so lala. Das Stadionheft "LR-Express" kann man für 60 Cent erwerben. Neben vielen Verbraucherinformationen wird dann auch ein bisschen über den Verein berichtet.
Aus: http://www.stadionbesuch.de