Verliert Dynamo die beiden kommenden Spiele, muss der Trainer seinen Stuhl räumen.
Das Gespräch fand unter vier Augen statt. Die Meinungen von Kapitän René Beuchel, Teammanager Steffen Heidrich, Präsident Jochen Rudi und Aufsichtsrats-Chef Friedemann Küchenmeister hatte sich Geschäftsführer Volkmar Köster vorher eingeholt. Zum Schluss lud er Christoph Franke in sein Zimmer. Der war auch nach der Unterredung gestern Mittag noch Trainer des Zweitligisten Dynamo Dresden. Allerdings bekam er von Köster ein Ultimatum mit auf den Weg.
„Es gibt einen Zwei-Stufen-Plan. Erstens muss die Mannschaft das Spiel am Freitag in Karlsruhe mit Anstand über die Bühne bringen. Und zweitens die Heimpartie gegen Unterhaching gewinnen. Ohne Wenn und Aber“, erklärte Köster. Im Fall einer Niederlage müsste Franke seinen Stuhl in Dresden räumen – nach viereinhalb erfolgreichen Jahren. „Ich würde ihn liebend gerne halten. Aber es geht hier nicht um Namen, sondern um den Erhalt des Profi-Fußballs in Dresden. Und er sitzt nun mal mit im Boot – als Schlagmann“, erklärte Köster und machte ihn mitverantwortlich für die sportliche Talfahrt, die sich nach sieben sieglosen Zweitliga-Spielen auf Abstiegsplatz 15 widerspiegelt. Franke wollte sich zum Inhalt des gestrigen Gesprächs nicht äußern.
Der Geschäftsführer bemängelte nach dem Offenbarungseid gegen Aue insbesondere die kämpferische Einstellung der Profis. „Ich sehe ein, dass dieser verletzungsbedingt geschwächte Kader keinen Fußball zelebrieren kann. Aber wenn die Spieler nur 75 Prozent ihres Leistungsvermögens abrufen, ist das inakzeptabel“, kritisierte er. Den Schalter im Kopf umzulegen, sei Aufgabe des Trainers.
Wawrzyczek entschuldigt sich
Der war auch gestern noch über die eklatanten Fehler seiner Innenverteidiger Levente Csik und Witold Wawrzyczek fassungslos. „Was soll ich denn machen, wenn ein 31-Jähriger und ein 32-Jähriger solch einen Mist spielen“, fragte er. Wawrzyczek entschuldigte sich gestern bei Franke für seine Aussetzer.
Erstmals gestand der Coach Fehler bei den Personalplanungen ein. „Wir hatten im Sommer geglaubt, dass wir mit unseren Verpflichtungen jede Position mit zwei Spielern nahezu gleichwertig besetzt haben. Jetzt müssen wir eingestehen, dass dies ein Irrtum war“, bekannte der 60-Jährige. Vor allem die erfolgreiche Rückrunde der vergangenen Saison führte dazu, „dass wir die Qualität des Kaders überschätzt haben. Da waren wir wohl zu blauäugig.“ Diese Erkenntnis kommt womöglich zu spät.
Auch wenn Köster gestern abstritt, bereits mit Nachfolge-Kandidaten zu verhandeln, will er bei weiteren zwei Niederlagen „am 21. November eine Lösung präsentieren“. Wie die aussehen könnte, ließ er offen. An arbeitslosen Trainern auf Jobsuche mangelt es nicht. So verfolgte Jürgen Raab, zuletzt in Diensten des Oberligisten Sachsen Leipzig, das Kellerduell von der Tribüne aus.
Im Gegensatz zum Trainer müssen die Spieler keine Sanktionen von der Vereinsspitze fürchten. „Durch das vergleichsweise geringe Grundgehalt und die nicht gezahlten Siegprämien in den letzten Wochen sind sie schon genug gestraft“, argumentiert Köster, der heute Morgen vor der Abfahrt nach Karlsruhe einen Appell an die Spieler richten will. „Ich werde ihnen deutlich sagen, was sie mit ihren Niederlagen alles aufs Spiel setzen.“ Zum Beispiel Frankes Job.
Quelle: sz-online
Gruß chemo0815