Angriff auf Ausländer in Taucha von Schlägern verübt
Taucha
(ddp).
Der Angriff auf drei Ausländer in Taucha bei Leipzig am Wochenende ist von polizeibekannten Schlägern verübt worden. Wie der
Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig, Ricardo Schulz, am Montag
sagte, sei gegen die meisten der Angreifer schon einmal wegen
Körperverletzung ermittelt worden. Einige wurden auch rechtskräftig
verurteilt.
In der Nacht zu Sonntag hatten
Leipziger Hooligans in der Kleinstadt die Ausländer attackiert. Die
Gruppe von rund 15 Männern hatte laut Staatsanwaltschaft zunächst das
Stadtfest besucht und war dort nicht weiter aufgefallen. Auf dem
Heimweg trafen sie in der Nähe einer Straßenbahnhaltestelle auf die
Ausländer und beschimpften sie mit ausländerfeindlichen Parolen. Die
drei flüchteten, ein 23-jähriger Libanese wurde jedoch von den
Hooligans zu Fall gebracht, geschlagen, getreten und mit einer
Bierflasche beworfen. Auch die hinzugeeilten Polizisten wurden von den
Hooligans angegriffen und beleidigt. Der Libanese und ein Beamter
wurden leicht verletzt.
Die Täter befinden sich nach einer
Vernehmung wieder in Freiheit. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen
gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruchs gegen die Männer
im Alter zwischen 18 und 22 Jahren. Das Motiv für den Übergriff ist
laut Staatsanwaltschaft unklar, die Ermittlungen müssten erst zeigen,
was vor dem Überfall geschehen sei.
Tauchas Bürgermeister Holger
Schirmbeck (SPD) zeigte sich empört über den Vorfall. Er habe keine
Erklärung dafür, wieso die Männer plötzlich in der Stadt aufgetaucht
seien und wie die Situation habe eskalieren können. Schirmbeck betonte,
zwar gebe es auch in Taucha Menschen mit rechter Gesinnung, und
vielleicht habe der eine oder andere auch Verbindungen zur Leipziger
Hooligan-Szene. Aber es gebe keine gefestigte rechte Szene in der
Stadt. Auch die Opfer seien nach bisherigen Erkenntnissen nicht aus der
Stadt.
Innenminister Albrecht Buttolo
(CDU) sagte, Angriffe auf Polizisten seien völlig inakzeptabel. Er
erneuerte seine Forderung nach einer Strafverschärfung für solche
Delikte. SPD-Fraktionschef Martin Dulig sagte, der Überfall zeige
einmal mehr, wie wichtig die Arbeit der Initiativen gegen
Rechtsextremismus sei.
Die mutmaßlichen Täter sind nach
Einschätzung der Polizei den Hooligans von BSG Chemie Leipzig
zuzuordnen. Der Verein war als Wiederbelebung des Traditionsclubs BSG
Chemie 2008 neu gegründet worden und spielt in der 2. Kreisklasse. Wie
Adam Bednarzki von der Anti-Rassismus-Initiative im Fußball IVF sagte,
war ein Großteil der FC-Sachsen-Hooligans im vergangenen Jahr zur BSG
gewechselt. Diese Gruppe habe aber eher als links und antirassistisch
gegolten.
Bednarzki kritisierte, die
Fan-Arbeit in Leipzig sei konzeptlos und unterfinanziert. Große
Schnittmengen zur rechtsradikalen Szene gebe es bei den Hooligans von
Lok Leipzig. Der Chef der Fan-Projekte, Udo Ueberschär sagte, er könne
sich nicht vorstellen, dass die Täter von Taucha aus seinem Projekt
kämen. Das Innenministerium erklärte, der Freistaat unterstütze auch in
diesem Jahr die Arbeit der Fan-Projekte mit rund 300 000 Euro pro Jahr.
(ddp)