Quelle : L-iz.de
Leutzscher Derby: Nach torlosem, friedlichen Spiel folgt eine dritte Halbzeit
Sebastian Beyer
27.11.2011
Es war ein gemäßigtes Derby, was die Stimmung auf dem Spielfeld anging, von den Rängen machten Anhänger beider Vereine friedlich Stimmung. Abgesehen von ein paar Beleidigungen aus dem SG Leipzig Leutzsch Block. Nach Ende der Spielzeit folgte dann jedoch leider eine kurze dritte Halbzeit vor den Stadiontoren.
Doch in den beiden Hälften zuvor erlebten 2.690 Zuschauer zwei Mannschaften die vorsichtig agierten um im Prestigespiel bloß keine Niederlage zu kassieren. Dabei waren die blütenweißen BSG Chemie Leipzig und die grünen SG Leipzig Spieler sich sehr ebenbürtig. Über die gesamte Zeit gesehen erarbeitete sich die BSG Chemie leicht bessere Möglichkeiten.
Die erste davon bot sich nach vier Minuten. Christian Schmedtje im Tor der SG Leipzig konnte einen Steilpass auf Norman Lee Gandaa aber vor dem Stürmer erreichen. Ein einziges Mal zappelte der Ball an diesem windigen Novembertag im Netz, doch der souveräne Mario Wehnert hatte schon vor Mattias von der Weths Kopfball abgepfiffen, weil er in der zwölften Minute ein regelwidriges Aufstützen gut erkannt hatte. Abgesehen davon hätten die Tornetze auch im Schrank bleiben können.
Die andere spektakuläre Szene der ersten Hälfte war eine Rangelei nach einem harmlosen Foul. Norman Lee Ganda und Alexander Bury bekamen sich in die Haare, beide Spieler sahen gelb. Die erhitzten Gemüter kühlten sich angesichts der Karten schnell ab, während das Spiel bis zur Pause zusehends ereignisärmer wurde. Die Gäste waren vor allem nach Standards gefährlich, eine Eckenvariante in der 42. führte fast zum Erfolg. Martin Rießbeck lief vom Elfmeterpunkt zum kurzen Pfosten und verlängerte den Ball bis zum hinteren Torpfosten, wo Gregor Spitzke den Kopf knapp am Ball vorbeistreckte. Daniel Lippmann wäre sonst wohl chancenlos gewesen.
Die Fans behalfen sich mit Chorälen, von denen erstaunlich viele aus Richtung der SG Leipzig aus Beleidigungen gegnerischer Spieler bestanden. Besonders Norman Lee Ganda bekam wegen der Rangelei so einiges zu hören, aber auch der ganze Verein BSG Chemie wurde wiederholt beschimpft. Eine noch einigermaßen lustige Frotzelei wie „Ohne uns wärt ihr nicht hier“ in Anspielung auf die Pächter und Unterpächter Vereinbarung wurde schnell wieder von der beleidigenden Variante abgelöst. Eine klarere Absage an Bemühungen einiger Fans die beiden Vereine zu vereinigen kann es wohl nicht geben.
Mit dem Wiederanpfiff trat dann die SG Leipzig Leutzsch besser auf. Energischer als zuvor gingen die Spieler dem Ball nach, Mario Schaaf drosch den Ball in der 55. Minute über Daniel Lippmanns Tor. Auch diese Bemühungen änderten allerdings nichts daran, dass der Eindruck von Stürmer Martin Rießbeck nach dem Schlusspfiff trifft: „Es wollte keine Mannschaft verlieren.“ Damit war BSG Chemie-Trainer Rene Behring nicht zufrieden. „Ich denke wir hatten die besseren Chancen und größeren Spielanteile, aber wir haben nicht genug daraus gemacht.“ Wobei das torlose Spiel auch den guten Abwehrreihen auf beiden Seiten anzurechnen ist. Ein Lob gab es auch von seiner Seite an das Schiedsrichterteam. „Es war so wie es sein soll. Mario Wehnert war fast immer unsichtbar.“
In der Tat hatten der Spielleiter und die Assistenten gleich von Beginn an selbst kleine Fouls konsequent abgepfiffen und gaben so den Spielern zu verstehen, dass sie unnötige Härte nicht dulden würden. Damit waren sie wohl die einzigen Gewinner des Tages und lieferten eine tadellosen Leistung ab.
Das war jedoch einigen offenbar egal. Trotz das bereits Stunden vor Spielbeginn die Polizei insgsamt einem guten Dutzend Personen deutlich gemacht hatte, dass sie nicht ins Stadion dürften, tauchten ab etwa der 70. Spielminute Hooligans am Stadiontor auf. Ein wenig herumstolzieren, ein bisschen rufen ein wenig provozieren. Gleich nach dem Spiel stürmten sie allerdings Richtung der Tore, die den Gang zu den Kabinen begrenzen. Hier fühlten sich dann Anhänger der BSG auf der anderen Seite des etwa 5 Meter breiten Sicherheitskorridors offenbar erstmals ernsthaft provoziert. Es flogen Steine und Böller, die Polizei schritt ein und räumte schließlich den Dammsitz von BSG-Anhängern.
Bilder, wie sie der Leipziger und insebsondere der Leutzscher Fußball nicht braucht und dennoch auch in Zukunft zu befürchten sind.