Kann den Artikel jemand zur Verfügung stellen ? Befindet sich leider hinter einer Paywall
Großenhain. Momentan ist der Großenhainer Fußballverein mit seiner ersten Männermannschaft Tabellenprimus in der Landesliga. Die Hoffnung auf den Titel besteht bei noch sechs ausstehenden Begegnungen.
So oder so: In der Landesliga wird man den Verein in der kommenden Saison vergeblich suchen. „Wir wollen unser Projekt in der Landesklasse fortsetzen“, so Vereinspräsident Andreas Vogel. Am Dienstag habe sich der Vorstand mehrheitlich dafür entschieden. „Das ist ein ehrlicher Schritt“, so Vogel. „Wir wollen guten, regionalen Fußball spielen.“
Es ist ein schmerzlicher, drastischer Einschnitt in den Verein – doch er hat vielschichtige Ursachen. Natürlich spielt die finanzielle Situation eine entscheidende Rolle. „Der Aufwand ist immer größer geworden“, sagt Vize-Präsident Wolfgang Griesche. Gestiegenen Kosten für alles – von Treibstoff bis zur Platzunterhaltung – stehen zurückgegangene Einnahmen an Sponsorengeldern gegenüber. Pandemie und Ukraine-Krieg haben bei den Geldgebern Spuren hinterlassen.
Mehr Investitionen in den Nachwuchs
Auf der anderen Seite – und das ist den beiden Vorständen sehr wichtig – will der GFV in Zukunft wieder mehr in den eigenen Nachwuchs investieren. Immerhin rund 280 Kinder und Jugendliche jagen im Verein dem runden Leder hinterher. „Wir wollen die zur Verfügung stehenden Gelder fair verteilen“, umreißt Andreas Vogel die Strategie.
Jeder Ausgabeposten werde jetzt auf den Prüfstand gestellt. Diese Aufarbeitung „hat auch etwas mit Größe zu tun“, so Vogel. Man müsse stets den Verein als Ganzes im Blick haben. Und die Entscheidung, die „Erste“ in der Landesklasse ins Rennen zu schicken, „ist nicht tragisch, sondern eine Riesenchance für den Verein“.
Letztlich ist sie eine Reaktion auf Entwicklungen der vergangenen Monate. Schon zur Mitgliederversammlung im Januar wurde Kritik – unter anderem von Jugendtrainern – laut. Sie kritisierten, dass in der Landesliga-Mannschaft kaum noch Spieler aus Großenhain aufgestellt würden.
Fan-Zuspruch in der Landesklasse höher
Was beispielsweise dazu führte, dass der Fan-Zuspruch bei den Landesklasse-Spielen der zweiten Männermannschaft zuweilen größer war als in der Landesliga. Ebenso wurde mehr Fokus für den Nachwuchs eingefordert, um die Männer-Teams wieder mehr mit Ur-Großenhainern zu bestücken.
Wolfgang Griesche war es, der dann für März eine Zusammenkunft unter dem Titel „GFV-Zukunft“ organisierte. Aus dem Gremium gingen nach einer sehr offenen Debatte Arbeitsgruppen hervor, die sich jetzt mit den anstehenden Herausforderungen beschäftigen werden. Der Tenor: Der GFV muss und wird einen „Schnitt“ machen.
Das, so Wolfgang Griesche, klinge zunächst einmal wie ein Schritt zurück. Doch wenn später zwei Schritte nach vorn gelängen, sei der Weg nicht falsch gewesen. „Aufsteigen kann man immer wieder, es muss aber auch wirtschaftlich passen“, ergänzt Andreas Vogel.
Erste Mannschaft weiß seit Donnerstag Bescheid
Die Landesliga-Mannschaft und das Betreuerteam um Trainer Steve Dieske erfuhren am Donnerstag von den Plänen. „Es ist der Wille des Vorstandes, der ersten Männermannschaft ein neues Gesicht zu vermitteln“, so Dieske. „Solche Entscheidungen sind am Ende zu akzeptieren.“ Dennoch seien alle am Donnerstag enttäuscht gewesen, hätten sich von der Vereinsführung „etwas mehr Vertrauen und Mut gewünscht“, sagt der Trainer.
Perspektivisch sehe er mehrere tolle U19- und hochmotivierte Spieler in der zweiten Mannschaft, die auch in der Landesliga bestehen könnten. Mit der nunmehrigen Entscheidung „wird einigen Spielern auch ein bisschen die Perspektive genommen“, so Dieske. Letztlich aber sei entscheidend, dass der Verein auf gesunden Füßen stehe.
Ähnlich sieht es Eric Prentki vom Mannschaftsrat. „Es ist beschlossene Sache, leider hatten wir darauf keinen großen Einfluss“, sagt er. Als Spieler hätte er sich gewünscht, „dass wir ,mitgenommen‘ werden“.
Prentkis Hoffnung: Die Mannschaft sollte in den verbleibenden Spielen dieser Saison die Emotionen so umsetzen, dass das Ziel – Landesmeister – vielleicht doch noch zu erreichen ist. „Wir wollen nochmal Gas geben“, bringt es Trainer Dieske auf den Punkt.
Drei Spieler beenden ihre Karriere
Ihre Zukunft lassen beide offen. Man müsse sehen, wer bleibt oder ob sich alles auffächert, sagt der Coach. Trainer des GFV in der Landesklasse? „Da müssen einige Dinge passen. Die berühmte Glaskugel kann keiner lesen. Es werden spannende Wochen“, so Dieske. Eric Prentki sieht die Frage rational und sachlich. „Ich werde schauen, wie sich der Verein aufstellt. Für mich würde ich die Landesklasse nicht ausschließen“, sagt er.
Die Frage dürfte viele Spieler des GFV in den nächsten Wochen bewegen. Erste personelle Änderungen waren schon vor dem Rückzug durchgesickert. Erik Bachmann, Sepp Kunze und wohl auch Torwart Maik Ebersbach werden ihre Karriere beenden. Ersatztorhüter Tom Müller und Tom Klömich verlassen den GFV nach SZ-Informationen ebenfalls.
So oder so: Nach dem letzten Spiel soll es mit der aktuellen Mannschaft einen versöhnlichen, verdienten Abschluss geben – auf Mallorca. Wohin die Reise bei der Rückkehr der Spieler geht, wird sich möglicherweise schon auf dem Flugplatz zeigen.