Eine Meinungsäußerung vorneweg: Ich persönlich habe Respekt vor der ganzen Arbeit von Türkyiemspor und sehe diesen Verein lieber mit uns in einer Spielklasse als etwa den BFC oder TeBe.
Nun kurze Einlassungen zum letzten Sonntag:
1. Die Shirts. Wie schon erwähnt wurde, gab es keine strafrechtlich relevanten Aufschriften. Mit welcher Begründung denn den Leuten den Zutritt verwehren? Weil der Gegner verschmäht wird?
Sollten wir mal wieder gegen Aue spielen, werde ich dann auch am Eingang abgewiesen, weil ich ein Scheiß-A** Shirt anhabe? Und solche Shirts gibt es von jedem Verein, sei es mit einem zerschmettern des Logos des Gegners oder mit einem Wurf in den Papierkorb von eben diesem.
Das zeigt, dass TS (Ja wie jetzt? Böse Thor Steinar Abkürzung als Nazi-Code oder doch nur die auch in einem Türkyiem-Blog verwendete Abkürzung des Berliner Regionallgisten?) eben kein integrierter, "normaler" Verein ist sondern eine deutliche Sonderatellung genießt. Diese wird sicherlich in erster Linie von den Medien gefördert, aber TS mischt mit solchen Aktionen wie der Einladung ihrer Sonderdelegation auch kräfig mit (Und hat bei mir damit ein Teil des verdienten Respekts wieder verspielt.).
2. Zum möglichen Polizeieinsatz wurde ja schon was gesagt, Verhältnismäßigkeit der Mittel heißt die Zauberformel. Lässt man die Idioten gewähren steht man dumm da, wird bei einem Großeinsatz das Spiel abgebrochen und werden gar Unbeteiligte verletzt erst recht. Es waren "nur" heftige verbale Entgleisungen, es wurden weder Sachen beschädigt noch mussten Menschen um ihre Gesundheit fürchten. Soll die Polizei da mit Hunden, Wasserwerfern und Tränengas anrücken?
Laut Stellungnahme des CFC war das Spiel übrigens im Gegensatz zur Behauptung von TS nicht als Risikospiel eingestuft, insofern auch keine erhöhte Polizeipräsenz vorhanden.
3. Die Delegation. Es geht nicht darum wer da war, sondern dass überhaupt eine solche (offizielle) Delegation vor Ort war. Vielleicht sollte der CFC beim Rückspiel mal die sächsische NPD-Landtagsfraktion (von denen etwa 2/3 jenseits des ehemaligen antifaschistichen Schutzwalls das Licht der Welt erblickten - aber das ist eine andere Geschichte) einladen. Das wäre das passende Äquivalent. Und die verfassen dann einen Bericht, ob bei TS alles mit -Achtung, böses Wortspiel- rechten Dingen zugeht.
Das Geschrei danach will ich sehen! Aber wenn es von der anderen Seite kommt, ist ja alles in Ordnung...
Ach ja, bevor ich es vergesse: Ich verurteile diese Nazi-Deppen und hoffe, dass alle ermittelt und mit Stadionverboten belegt werden - wobei man die meisten eh nie wieder bei einem CFC-Spiel sehen wird. Darüber hinausgehende Wünsche in Richtung dieser Idioten würden mich wohl selbst nahe an strafrechtliche Äußerungen bringen, insofern spare ich mir das.
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jb1
Du hast dir ja wirklich Arbeit gemacht mit dem Text und setzt dich mit dem Thema auseinander. Obwohl ich, nach mehreren Jahren als User hier, dieses Forum nicht für einen geeigneten Ort halte um solch sensiblen gesellschaftlichen Themen zu diskutieren, möchte ich kurz zu einzelnen Punkten deines Textes antworten. Falls du an einer weiteren Diskussion Interesse hast, gerne über PN.
1.Die Aufschriften auf den T-Shirts selbst mögen nicht strafrechtlich relevant sein. Der Text für den sie stehen und dessen Titel die Aufschriften darstellen, hingegen schon.
ich persönlich halte auch Beschimpfungen wie "Scheiss TS", "Scheiss Berliner" oder ein zerschlagenes Logo für zwar nicht schön aber eben für normal. Gerade diese Sprüche kommen aber nicht.
Ja TS ist nicht "normal", das sehe ich auch so. Es ist nicht normal in der BRD das ein von Migranten gegründeter Verein erfolgreich sich am Fußballgeschehen beteiligt. Es ist aber nur für die Mehrheitsgesellschaft nicht normal.
Die Einladung resultierte doch nur aus den Erfahrungen die Türkiyemspor in seiner Geschichte machen musste. Es ist in keiner Sekunde daran gedacht worden, hier gegen Chemnitz zu arbeiten. Ziel ist es Türkiyemspor vor rassistischen Übergriffen zu schützen und zu sensibilisieren, das Vorkehrungen getroffen werden um diesem braunen Grauen in Fußballstadien keinen Raum zu lassen. Zur Betonung noch einmal die Einladungen wurden nicht von dem Verein Türkiyemspor ausgesprochen.
2. Nur heftige "verbale Entgleisungen" ? Naja, strafrechtlich relevant ist strafrechtlich relevant, man kann ja die Polizeitaktik kritisieren, zumal ein Großteil der Gruppe auch der Polizei bekannt war. Es ist aber auch bedenklich genug, wenn die Polizei vor einer so kleinen Gruppe Angst hat. Das ganze ist ja schon Mafia-ähnlich, auch das ehemalige einspannen der Gruppe in den Ordnerdienst. Die haben sich durch ihre Gewaltarien, soviel "Respekt" verschafft, das keiner gegen sie vorgeht, sogar auch noch mit ihnen zusammenarbeit ( wie auch am selben Tag beim Pressefest in Chemnitz). Das ist schon sehr skurril wie in der Stadt Chemnitz hier gearbeitet wird.
3. Jeder Verein kann doch mitnehmen wenn er will, solange er keine Gewalt anwendet oder andere Straftaten begeht. Herr Piening ist zudem auch noch ein Politiker der bisher sehr sauber gearbeitet hat, in keine Skandale verstrickt war (zumindestens habe ich von keinen was mitbekommen), ist durch seinen ehemaligen Arbeitsort in Sachsen-Anhalt auch kein "Ossi-Feind" und wird über Parteigrenzen hinaus geschätzt. Auch der LSVD ist beileibe kein Verein der Blind auf einem Auge ist. Beide sind geschult im Aufspüren von Ressentiments, also Fachleute auf diesem Gebiet und das ist doch bei so einem sensiblen Thema wie Rassismus nicht schlecht wenn man Fachleute an das Thema ranlässt und es nicht nur den auf diesem Auge ungeschulten Vereins- und Verbandsfunktionären überlassen wird.
Ich glaube jedoch fest daran, das wenn die "Experten" nicht dabeigewesen wären, das ganze Thema schön untergebuttert worden wäre. Der MDR hat ja in den ersten Tagen ein lebendiges Beispiel dafür abgegeben.
Bei deinem Vergleich NPD/Piening hast du dich aber böse vergriffen, der eine ist ein demokratischer Politiker, die NPD eine zugelassene Partei die Rassismus und Hass predigt. Die beiden in einen Topf zu werfen finde ich böse.
Und auch ich möchte betonen das ich nicht alle Chemnitzer über den rechten Kamm scheren möchte und würde mich im Interesse von Türkiyemfans und Chemnitz Fans freuen, wenn wir gemeinsam erleben das man auch ohne Rassismus sein Team anfeuern kann. Sportlich hinter dem Team stehend vor, die anderen Ärgern, aber ohne Rassismus, vor während und nach dem Spiel.