Dreierpack und graue Haare zum Erntedank
Wer ist Thomas Gottfried Schmidt? Nun, alle Fakten zur Person möchten wir nicht zusammentragen, jedoch ist „Schmidti“ neben seiner Stelle als sächsischer Staatsminister für Regionalentwicklung auch Schirmherr des seit der Jahrtausendwende stattfindenden Landeserntedankfestes. Das 25. seiner Art fand nun am Wochenende in Mittweida statt. Hätten wir das gewußt, hätten wir a) vielleicht fröhlich mitgefeiert oder hätten bei Prioritätsverschiebung b) wenigstens eine Routenänderung in unserer Anreise eingeplant. Aufgrund mangelhafter Plakattierung des Events standen wir dann aber wie viele andere im Stau. Und nicht nur wir. Auch zwei der vier anwesenden Schiedsrichter wurden aus diesem Grund bei ihrer Anreise behindert. Deshalb lief das Spiel noch nicht, als wir 5 Minuten nach 15 Uhr Ortszeit endlich am Sportplatz an der Reichskrone eintrudelten..
SC 1999 Altmittweida – SV Lichtenberg 4:4 (1:0)
1:0 Philipp Krasselt (33.) Elfmeter nach Foul Schink an Böttcher, Strafraumkante
1:1 Lucas Lange (64.) nach schöner Vorarbeit über die linke Seite, Vorlage Gründel
2:1 Philipp Krasselt (68.) nach einer Fehlerkette in unserem Mittelfeld
2:2 Danny Kluge (74.) aus dem Chaos des 5-Meter-Raumes, Vorlage Jäkel
3:2 Patrick Richter (79.) war eine Minute vorher eingewechselt worden, stark Abseitsverdächtig
4:2 Philipp Krasselt (87.) Kopfball nach Ecke Schulze und Aufsetzer
4:3 Johann Lange (90.+3) Nach Ecke Miersch, Abschluss aus 15m
4:4 Max Eckert (90.+5) Nach Freistoß Miersch und All-In-Mentalität
Landesklasse-Niveau hatte der Eintritt an der Kasse noch. Und obwohl das Spiel nicht ganz so lief wie die Trainer sich das vorgestellt hatten, bekam man für den Eintritt spektakulären Einsatz zu sehen. Und das fast 90 Minuten am Stück. So viel Leidenschaft von beiden Seiten hat uns beeindruckt. Denn so etwas ist leider selten geworden. Nicht nur im Amateursport. Beiden Trainern dürften in diesem Spiel allerdings das ein oder andere graue Haar gewachsen sein. Und übrigens: In Altmittweida kommt noch eine andere Komponente hinzu: Die Fans! Denn obwohl nur 100 von ihnen anwesend waren, unterstützten die ihre Elf bravourös. Die Blechwand hinter der Tribüne gab einen guten Resonanzkörper für den Beifall ab, den die Groh-Elf nach jedem ihrer Tore erhielt. Das brachte schon so ein wenig Stadion-Atmosphäre an den Sportplatz an der Reichskrone. Respekt!
Punkt 15:14Uhr erfolgte der Anpfiff zum 6. Spieltag in der Kreisoberliga Mittelsachsen, Saison 24/25. Einen "Schmidti" haben wir bekanntlich auch. Und der war heute Käpitän der Gäste, seine Kopfwunde von letzter Woche sah man kaum noch. Kontrolle hieß unsere erste Priorität. Die Priorität des Landesklasse-Absteigers lag dagegen woanders begraben. Denn Konter waren offenbar deren Ziel. Und so kam es auch, dass sich gewisse Chancen ergaben. Die beiden Sturmspitzen Pietsch und Göhlert sorgten immer wieder für Gefahr im Lichtenberger Strafraum. Dieser Zustand ließ das Spiel nach außen nervös wirken. Einige Standards der Gastgeber vervollständigten das Bild in den ersten Minuten. Ein Kopfball von Mittelfeldmann Krasselt (9 Tore letzte Saison eine Liga höher) kam gut auf die lange Torwartecke, aber nicht straff genug. Zehn Minuten nach dem Anpfiff war Pietsch dann zum 3. Mal frei durch, Becker rettete! Die ersten ruhenden Situationen bekamen wir dann nach etwa einer viertel Stunde. Das Tempo blieb hoch, die merkliche „Nervosität“ im Spiel ebenfalls. Einen Vorstoß von Göhlert konnte Eckert noch retten. Nach 35 Minuten tauchte dann plötzlich Grajetzky frei im Strafraum des SC auf. Sein Abschluss ging jedoch leider drüber. Schink tat es ihm 3 Minuten später gleich. Dann versuchten es die Gastgeber wieder: Böttcher über seine linke Seite und Schink klärte an der Strafraumkante. Spielleiter Voigtländer meinte zu dieser Aktion: Strafroß! Krasselt trat an. Und versenkte unten links! Becker war in der richtigen Ecke, das Spielgerät jedoch zu platziert. In den nächsten 10 Minuten hagelte es dann dreimal den für den Spitzenreiter! Einmal wegen eines Foulspiels, einmal weil der Freistoßschütze einen Gästespieler mit seinem Freistoß aus Nahdistanz anschoss und einmal wegen einer Abwehraktion, als Pietsch auf dem Weg zum Tor regelgerecht vom Ball getrennt wurde. Dann war zum Glück erst einmal Pause. Zeit für den ein oder anderen, um sich zu ordnen.
Zur Pause kam der angeschlagene Kluge für Grajetzky auf´s Feld. Am nervösen Spielverlauf änderte das aber nichts. Zuerst feuerte Lange L. einen Abschluss über den Bunk-Kasten. Danach waren es Claußnitzer und Göhlert, die ihr Glück nach mehreren Fehlern im Lichtenberger Mittelfeld versuchten. Nach einer guten Stunde wechselte Trainer Häuser dann Jäkel für Hegewald ein. Drei Minuten danach passierte es: Nach einem schönen Angriff über die linke Seite war es Lange L., der zum Ausgleich versenkte: 1:1/64.! Dadurch beruhigte sich das Spiel aber keineswegs. Eine Fehlerkette im Lichtenberger Mittelfeld brachte Krasselt wieder in Position: 2:1/68! In den nächsten 5 Minuten gab es dann einige hochwertige Chancen hüben wie drüben. Der ruhende Pol fehlte so ein wenig. Allerdings hatten wir das Glück des Tüchtigen und konnten durch den eingewechselten Kluge aus dem 5-Meter-Raum heraus wieder ausgleichen: 2:2/74.! Und das Spiel brannte weiter: Überall auf dem Feld wurde gekämpft und gefightet. Dann wieder der SC: 3:2/79. vom eine Minute zuvor eingewechselten Richter! Dieses Tor roch zwar sehr stark nach Abseits, jedoch hob Assistent Eckstein keine Fahne. Und der vierte Offizielle (hab ich in der KOL so auch noch nie gesehen) sagte dazu auch nichts! Also zählte es! 8 Minuten danach dann sogar das 4:2/87.! Wieder Krasselt. Diesmal per Kopf nach Ecke Schulze und Aufsetzer, sein 7. Treffer in der Saison! Die heimische Fantribüne jubelte! Jedoch war das Spiel noch nicht vorbei. SC-Trainer Groh wechselte seinen Torschützen sowie seinen zweiten Stürmer aus. Diese kurzzeitige Neuordnung nutzten wir und versenkten das Leder zum 4:3-Anschluss trocken aus 16 Metern in der kurzen Ecke (90.+3)! Sekunden bevor der Spielleiter abpfiff, brachten wir dann sogar auch noch den Ausgleich Zustande! 4:4, ein ähnlicher Treffer wie schon der zum 2:2, Torschütze diesmal jedoch: Max Eckhardt! Abpfiff. Nun konnte nicht nur der Erntedank gefeiert werden!
Die heimische Fantribüne im Schockzustand, die 15 mitgereisten Auswärtsfans in Ekstase und die Mannschaft auf dem Platz feierte sich verdientermaßen selbst für diese Leistung beim starken Landesklasse-Absteiger! Was für eine Moral hatten wir hier und heute in den dürren Rasen gepflügt! Ganz starke Leistung Männer..!!
Bildtext: Einen Sieger sahen die offiziell 115 Fans am Sportplatz an der Reichskrone keinen. Allerdings gab es über die komplette Spielzeit was für´s Auge. Denn beide Mannschaften schenkten sich nichts. Hier behakten sich Patrick Richter und Lucas Lange miteinander. Beide trafen auch für ihre Farben!
Aufstellung SVL: Becker, Schmidt, Eckhardt, Jeschke, Lange J., Schink, Miersch, Grajetzky (45./Kluge), Lange L., Gründel, Hegewald (61./Jäkel)