Du bist mir noch eine Antwort auf meine Frage schuldig...
Meinst Du die Frage, welchen unfehlbaren Vereinen meine Sympathien gälten? Ich dachte eigentlich, es wäre klargeworden, dass ich bei geldvermittelten Unternehmungen nicht an die Unfehlbarkeit glaube, deshalb habe ich das als rhetorische Frage aufgefasst.
Sympathie? Dazu steht ja alles Nötige unterm Avatar. Für den VfB Oldb. und Türkiyemspor hege ich Zuneigung aus persönlichen bzw. nostalgischen Gründen, ganz langweilig, und für "besser" als den CFC oder sonst einen Club halte ich die in den wesentlichen Dingen, über die wir gerade sprechen, keineswegs.
Das Phänomen "1899" Hoffenheim finde ich als Indikator für die gesellschaftliche Stellung des professionellen Sports äußerst interessant:
Einerseits ist die immer wieder zu lesende Behauptung töricht, dass dort ohne direkte oder indirekte öffentliche Unterstützung gewirtschaftet werde. Der Mann mit dem Safe verdankt wahrscheinlich mehr als die Hälfte seines Vermögens vorzüglichen Abschreibungsmöglichkeiten zu Lasten des Steueraufkommens. Mit einem Bruchteil davon hätte man vermutlich alle Chemnitzer Sportplätze und Turnhallen neu bauen lassen können (stattdessen sind es halt überwiegend luxussanierte ostdeutsche Innenstädte, halbleere Bürotürme und Kongresszentren geworden).
Andererseits rührt es mich zutiefst, wenn sich Fans von anderen Vereinen (bzw. Kunden anderer Marken, diese Bezeichnungen sind eigentlich die wahrhaftigeren) darüber echauffieren, es gebe in Hoffenheim keine "Tradition", keine "echte", gewachsene Fankultur usw. Dass die "Tradition" ihres eigenen Lieblings (oft mit irgendwas zwischen "18xx" bis "19xx" direkt im Titel) fast immer auf ziemlich wilden Fusions- und Aufkaufaktionen verschiedener Vorgängerunternehmungen beruhte, häufig von Pleiten, Verboten und Kriegen unterbrochen war und die Fußballsparte oft erst lange nach dem (behaupteten) Gründungsjahr gebildet wurde, wird dabei fröhlich verdrängt. Rhetorische Frage: Wo fängt denn die "Tradition" legitimerweise an?
Zugleich ist überall die Sehnsucht mit den Händen zu greifen, einmal mit dem eigenen unvollkommenen, aber wenigstens "traditionsreichen" Krauterverein mitsamt dem rührigen Vorstand und dem gewandt sein wollenden Manager dahin zu kommen, und am besten genauso schnell, wo der Softwaremilliardär seinen Dorfverein binnen kurzem haben wird, wenn es so weitergeht. Und da mit dem Erfolg die mythen- und traditionsbildenden Massen zu strömen pflegen, wird man demnächst wohl feststellen können: Hoffenheim in dem cleanen "privat" finanzierten Stadion an dem Riesenparkplatz an der A6 ist als gesellschaftlich "natürliche" Fortentwicklung des "Traditionsclubs" die Quintessenz des Fußballs im frühen 21. Jahrhundert.
Dieser ganze traurig-schöne Komplex ist in dem historisierenden "1899" (aber mit Anführungszeichen, bitte) vorzüglich zusammengefasst.
Leider wieder etwas länger geworden und (fast) ohne CFC-Bezug, aber Du hattest ja um Antwort gebeten. Tobe mich hinfort woanders aus, versprochen. Viele schöne Spieltage in der Regionalliga!