Der 13. Oktober war - mit Ausnahme des WM Gastgebers Deutschland - Spieltag für die WM Qualifikation. In Dublin trafen an der Lansdowne Road Irland und die Faröer Inseln aufeinander.
Die Iren sind gut in die Qualifikation gestartet: Einem Heimsieg gegen Zypern folgte ein 2:2 in der Schweiz und ein 0:0 am 9. Oktober in Paris gegen Frankreich. Rund 38.000 Iren sollen ihre Mannschaft in Paris unterstützt haben. Das war am gestrigen Tage nicht möglich, denn in dem grössten, für Fussballspiele zugelassenen Stadion, passen nur 36.000 Besucher hinein. Dementsprechend war die Nachfrage - trotz des wenig attraktiven Gegners - gross und das Spiel schnell ausverkauft. Das lag nicht an den Preisen, denn die waren gesalzen: Auf den Tribünen kosteten die Karten zwischen 40 und 50 Euro, und das Lohnniveau liegt in Irland sicherlich unter dem deutschen.
Auf dem Schwarzmarkt war das Angebot an Karten gering und die Preise eher hoch (das Doppelte des regulären Preises). Der Schwarzhändler, dem ich schliesslich schweren Herzens meine Euronen anvertraute, gab mir nur deshalb einen Rabatt, weil er mit mir am Tag vorher bei einem Rockkonzert der Gruppe "Franz Ferdinand" bereits Geld verdient hatte. Dass das Stadionprogramm dann auch 5 Euro kostete (in Deutschland wären 2 Euro angemessen), fiel dann auch nicht mehr ins Gewicht.
Das Stadion und der Sitzplatz entschädigten jedoch für das investierte Geld: Fotos von dem Stadion habe ich keine, weil meine Kamera dafür zu schlecht ist. Gute Fotos finden sich auf Stadionwelt:
http://www.stadionwelt.de/Stad…downe/LandsdowneRoad.html
Das Stadion liegt mitten in einem Wohngebiet und wurde in den 20er Jahren erbaut. Es verfügt über zwei riesige Tribünen mit Ober- und Unterrang an den Seiten, während hinter den Toren die Tribünen nur über einen Rang verfügen. Von der Strasse aus kann man jedoch die Sitzschalen der letzten Reihe schon sehen, so dass keine Ausbaureserve auf der einen Seite mehr besteht (auf der anderen dagegen schon). Der Sprecherturm befindet sich hinter einer Eckfahne (keine so gute Sicht für den Sprecher, aber was soll's). Eine grosse Anzeigentafel - wie aus deutschen Stadien gewohnt - gibt es nicht, sondern nur eine kleine digitale Anzeige, die mehr an eine Laufschrift erinnert und nur Platz für den Spielstand und die Uhrzeit hat.
Unterhalb der Ränge sind auf allen Seiten noch drei Reihen mit Sitzplätzen installiert worden, die bis auf Rasenhöhe (!) reichen. Ich möchte nicht auf Rasenhöhe hinter einem Tor sitzen und möglicherweise ein Tornetz vor meiner Nase haben. Diese Sorge hatte ich aber nicht, denn für die teure Karte gab es einen Sitzplatz im Oberrang auf Höhe des Mittelkreises.
Die Faröer Inseln verfügen - soweit ich mich erinnere - über nicht einmal 100.000 Einwohner. Um so grösser mein Respekt, dass hinter einem Tor rund 400 Faringer als Gästefans zu erkennen waren. Die Atmosphäre war das ganze Spiel friedlich, und das muss auch so sein, denn auf den Tribünen gibt es keine Absperrungen zwischen den Blöcken. Um zum Stadion zurückzukommen: Die früheren Stehplätze hinter den Toren wurden bereits in den 90er Jahren durch Schalensitze ersetzt. Vor einigen Jahren wurde die Osttribüne ebenfalls modernisiert und die Holzreihen durch Schalensitze ersetzt. Auf der Westtribüne, auf der ich dann auch sass, sind jedoch die alten Holzbänke noch erhalten, und die Sitze sehr eng. Auf der Eintrittskarte stand, dass aufgrund schlechten Wetters einige Sitze beschädigt sein könnten, aber das glücklicherweise nicht der Fall.
Zum Spiel:
Die Iren begannen druckvoll gegen eine defensiv eingestellte Gästemannschaft. Es wurde viel über die Flügel bis zur Grundlinie gespielt, und Chancen ergeben sich dann von selbst. Eine schöne Einzelleistung von Damien Duff, der vier Verteidiger umdribbelte und durch Jacobsen erst durch ein Foul im Strafraum gestoppt werden konnte, brachte einen Foulelfmeter, den Robbie Keane verwandelte. Robbie Keane war es auch, der nach einer Flanke von links den Ball in das leere Tor zum 2:0 einschob - das einzige Mal, dass der Torhüter Mikkelsen nicht glücklich aussah. Ansonsten war der Gästetorhüter neben dem glänzenden Schiedsrichter Lajuks (Litauen) der beste Mann auf dem Platz, denn an dem Spiel der Iren war nur die mangelnde Chancenverwertung zu kritisieren. Die Abwehr stand sicher, denn erst in 86. Minute kamen die Faringer zu ihrem einzigen Torschuss, der jedoch für den Torhüter Shay Given keine Probleme darstellte.
Wenn ich da an die Spiele der deutschen Nationalmannschaft gegen die Faröer Inseln denke, dann war dies der perfekte Anschauungsunterricht, wie es besser gemacht werden kann. Die Faringer verabschiedeten sich nach dem Spiel von ihren Fans, die ihre Mannschaft wie Sieger bejubelten. Auch von den Iren gab es Applaus für den Support.
Was die Anfeuerung der Fans angeht, sind auch die Iren einsame Spitze. Choreographien und Feuerwerk gibt es jedoch nicht, aber das entspricht auch nicht der irischen Mentalität, denn es gibt noch nicht einmal Silvester Feuerwerk. Die Anfeuerung erfolgt akustisch durch Gesänge ("come on you boys in green") und Aufstehen ("Stand up for the boys in green"). Auch das gute alte "Que Sera" findet seine Wiederaufstehung:
"Que sera, sera
whatever will be, will be
we're going to Germany,
que sera, sera..."