Auf ARD läuft gerade eine Reportage über die Fussball-WM 1974 in Deutschland: "Der Triumph von München" (23:00 Uhr)
Hab's leider selbst eben erst bemerkt. :naja:
Auf ARD läuft gerade eine Reportage über die Fussball-WM 1974 in Deutschland: "Der Triumph von München" (23:00 Uhr)
Hab's leider selbst eben erst bemerkt. :naja:
Ich hab leider auch nur die letzten fünf Minuten gesehen!
Schön fand ich das Sparwasser FÜNF Minuten nach dem Ende des Finales ein Telegramm aus dem "Westen" bekam wo drin stand "Spari, wir danken dir"! Mehr stand da einfach nicht daruf! Das sag aber auch alles aus!
ich glaube wir wurden weltmeister lol ...also man hat doch schon ALLES über diese wm gesehen oder? lol...
und viele , z.b. beckenbauer bedanken sich noch heute bei der ddr für den sieg über die brd , weil die brd sonst eine viel härtere gruppe erwischt hätte
Ich fand die Reportage ganz ansprechend, und, obwohl das meiste schon bekannt war, mal eine gute Alternative zum üblichen TV- Müll.
ZitatOriginal von Torsten
Ich fand die Reportage ganz ansprechend, und, obwohl das meiste schon bekannt war, mal eine gute Alternative zum üblichen TV- Müll.
Ja, fand ich auch.
Leider ging einem Netzer, Beckenbauer und Konsorten schon wieder auf den Sack. :naja: Das war aber angesichts des Bildmaterials und der interessanten Interviews mit Buschner, Croy und Co aber noch hinnehmbar.
Hat mich bissl gewundert,dass der Buschner noch lebt...? Man hat ja ewig nix mehr gehört. was macht der denn jetz?
Ja, war nicht schlecht. Den Sparwasser haben die dramaturgisch ganz gut verarbeitet, wie er sich geschämt hat eine Zeitlang, weil er das Gefühl hatte so viele neiden ihm das Tor.
War übrigens eine Koproduktion mit einer niederländischen Produktionsfirma (oedr auch TV-Sender, das habe ich nicht mehr so genau in Erinnerung), ich glaube deshalb mußte man nicht nur Netzer un Co sich selbst beweihräuchern sehen.l
[Blockierte Grafik: http://www.sport1.de/coremedia…4x2,property=original.jpg]Als Deutschland die Arroganz besiegte
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Gerd Muller markiert das entscheidende 2:1 im Finale gegen die Niederlande
München - Nach dem überragenden EM-Erfolg 1972 zählte die deutsche Mannschaft zu den absoluten Top-Favoriten auf den WM-Titel 1974.
"Das begabteste Team unseres Kontinents" ("The Times"), "Diese Mannschaft ist nur mit einer Maschinenpistole aufzuhalten" ("Gazzetta dello Sport") - Superlativen en masse nach dem 3:0 über die UdSSR.
Italien und England nicht dabei
Doch für die zweite globale Fußball-Krone war ein gehöriger Kraftakt und eine Portion orange Arroganz nötig.
Die Niederlande wären jedoch in der Qualifikation beinahe gescheitert. In der entscheidenden Partie gegen Belgien versagte der russische Referee den "Roten Teufeln" ein reguläres Tor.
Es hätte das Aus für die Holländer bedeutet. So kassierte Belgien (wie Italien) in der Qualifikation zwar kein Gegentor, musste sich aber der Tordifferenz geschlagen geben. Auch die Engländer blieben nach einem 1:1 gegen Polen zu Hause.
Pleite im Bruder-Duell
14. Juni, Anpfiff zum ersten deutschen Spiel gegen Chile. Vor 84.000 Zuschauern in Berlin erzielte Paul Breitner mit einem fulminanten Weitschuss nach 18 Minuten das einzige Tor. Dem mühsamen Auftakt folgte ein 3:0-Pflichterfolg über Australien. Spiel drei der Vorrunde ist Fußball-Historie: In Hamburg traf die Bundesrepublik am 22. Juni auf die DDR und verlor durch ein Tor von Jürgen Sparwasser 0:1.
Die Entscheidung im "Bruder-Duell" - Sparwasser macht das 1:0 gegen die Bundesrepublik
"Auf meinem Sarg müsste nur stehen, Hamburg WM 74 und schon wüsste jeder Bescheid", meinte Sparwasser 1998. "Es gab keine große Ehre auch keine besonderen Prämien. Es war das Spiel der Funktionäre." Die Bundesrepublik hatte sich ohne groß zu überzeugen für die zweite Finalrunde qualifiziert.
Beckenbauer wird laut
"Noch ist Deutschland nicht verlorenen", titelte die "Bild". Nach der Niederlage im "Bruderkampf" schlug Kapitän Beckenbauer mit der Faust auf den Tisch, die Mannschaft raufte sich zusammen.
Nach der Vorrunde wurde eine zweite Gruppenphase ausgespielt. Das DFB-Team traf dort auf die starken Polen, Schweden und Jugoslawien. Holland hatte es mit der DDR, Brasilien und Argentinien zu tun.
Deutschland schlug Jugoslawien 2:0, die Schweden wurden 4:2 niedergekämpft.
Wasserschlacht von Frankfurt
In Frankfurt kam es zur entscheidenden Begegnung gegen die Polen, die ebenfalls zwei Siege auf dem Konto hatten. Sintflutartige Regenfälle sorgten für katastrophale Platzverhältnisse. Der Anpfiff erfolgte fast eine Stunde später, die Begegnung wurde durch Wolkenbrüche immer wieder beeinträchtigt. Nach 90 Minuten im Waldstadion hatte das deutsche Team nach einem typischen Müller-Tor das Finale erreicht.
Gegner war Holland. Das Oranje-Team hatte in der Zwischenrunde begeistert. Drei Siege ohne Gegentor. Zum Abschluss gab es ein ungefährdetes 2:0 über Titelverteidiger Brasilien. Die meisten waren sich einig: Johan Neeskens, Johannes Cruyff, Johannes Rep, Ruud Krol und Co. würden die neuen Weltmeister.
Zwei Elfmeter im Finale
7. Juli 1974, 16 Uhr. Deutschland gegen Holland. Rund 500 Millionen Zuschauer saßen weltweit vor den Fernsehern, 80.000 im Münchner Olympiastadion. 30 Sekunden nachdem der englische Referee John Keith Taylor angepfiffen hatte setzte Cruyff zu einem plötzlichen Sprint an, drang in den Strafraum ein, wo ihn Uli Hoeneß von den Beinen holte. Neeskens hämmerte den Strafstoß in die Mitte - 0:1.
Cruyff und Neeskens waren kaum zu stoppen. "Wenn Cruyff den Ball hat, mache ich die Augen zu und laufe. Der Ball kommt dann automatisch", meinte Neeskens. So liefen die ersten 20 Minuten.
Hoffnung für die Deutschen, als Bernd Hölzenbein im holländischen Sechzehner zwei Mann aussteigen ließ und von Jensen gelegt wurde. Wieder Elfmeter (25.). Für Oranje bis heute eine Schwalbe, 1997 sprach Schiedsrichter Taylor von einer Fehlentscheidung. Breitner erzielte eiskalt den Ausgleich und die Partie kippte.
Beckenbauer (l.) mit dem Pokal - Deutschland ist Weltmeister
Siegtreffer durch Müller
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Franz Beckenbauer scheiterte kurz darauf mit einem Freistoß an Paradiesvogel Jan Jongbloed. Grabowski, Hoeneß und Vogts vergaben gute Chancen.
Dann die 43. Minute: Bonhof mit einem Flankenlauf auf rechts. Pass in die Mitte. Gerd Müller verfehlte beim ersten Versuch. Bekam den Ball erneut. Schnelle Drehung, Schuss ins linke Eck. Jongbloed war zum zweiten Mal geschlagen.
Die zweite Hälfte entwickelte sich zur Abwehrschlacht. Die starken Holländer scheiterten jedoch immer wieder am brillanten Sepp Maier. Deutschland war zum zweiten Mal Weltmeister und stürzte den Nachbarn in Depressionen.
"Das Finale 74 sollte zur Krönung der Sechziger werden. Stattdessen wurde es zum Requiem", schreibt der Historiker Bastiaan Bommelje
"Wollten die Deutschen vorführen"
1973 hatte Ajax Amsterdam die Bayern im Viertelfinale des Landesmeister-Pokals noch 4:0 deklassiert. "Wir wollten die Deutschen vorführen", meinte später Johnny Rep. "Wir vergaßen dabei das zweite Tor zu schießen."
Uli Hoeneß gab zwar zu: "Sie waren ein besseres Team als wir." Doch die Niederlande waren an der Arroganz gescheitert. "Es störte uns nicht, wenn wir nur 1:0 gewannen, so lange wir sie demütigen konnten", verriet Wim van Hanegem.
Sieg auf die teutonische Art
"Wir nahmen uns vor, den Holländern in die Augen zu schauen", erklärte Bernd Hölzenbein später. "Wir wollten zeigen, dass wir genauso groß waren, wie sie. Sie hatten das Gefühl, unschlagbar zu sein. Ihre Haltung war: Mit wie vielen Toren Unterschied wollt ihr heute verlieren, Jungs!"
20 Jahre und drei Tage nach Bern waren die Deutschen wieder Weltmeister. "Sie haben auf die teutonische Art gewonnen", titelte der "Corriere dello Sport". Der Glanz des EM-Titels von zwei Jahren zuvor fehlte. Die deutsche Maschine hatte "Fußball gearbeitet" (Breitner). Und gegen den "Fußball total" der Holländer triumphiert.
Oliver Birkner
Was sonst noch passierte:
Für die WM in Deutschland bewarb sich eine Rekord-Teilnehmerzahl von 96 Nationen.
Die Niederlande qualifizierten sich zum ersten Mal seit 36 Jahren wieder für eine Endrunde.
Die UdSSR musste in zwei Entscheidungsspielen gegen Chile antreten. 0:0 endete das Hinspiel in Moskau. Nach dem Militärputsch in Chile nutzten die Südamerikaner das Nationalstadion als Gefängnis und Folterstelle für Verdächtige. Die UdSSR bat um eine Verlegung. Die Fifa lehnte ab. Am 21. November 1973 wurde die Partie angepfiffen. Chile schob den Ball ins leere Tor, da der Gegner nicht angetreten war. Dann der Abbruch, weil niemand den Wiederanstoß ausführen konnte. Die Partie wurde 2:0 für Chile gewertet.
Das 1:0 der DDR über die Bundesrepublik war der erste und letzte Vergleich beider Länder.
Zum ersten Mal wurde der neue Fifa-Weltpokal vergeben. Nach dem dritten WM-Sieg 1970 ging der Cup Jules Rimet in den Besitz der Brasilianer über.
Zwei Tage vor dem Finale berichtete die "Bild" über die Pool-Affäre der Holländer, die sich in ihrem Quartier (Münster-Hiltrop) mit diversen Mädchen vergnügt haben sollen. Eine erzürnte Danny Cruyff soll daraufhin die ganze Nacht vor dem Finale mit ihrem Mann am Telefon diskutiert haben. Nicht unbedingt eine angemessene Spielvorbereitung!
Quelle : Sport1.de