...und der positive Nebeneffekt "Länderpunkt":
Mit der U-Bahn ging es weit an den nördlichen Stadtrand von Osaka, von da an noch 2 Stationen mit der Einschienenbahn. Natürlich musste ich unweigerlich an die entsprechende Folge der Simpsons denken, zumal auch die Monorail hier aus den 70ern stammt. Sie wurde für die Expo 1970 gebaut, und das Expogelände enthält neben einem Vergnügungspark und einem vor sich hingammelnden Teil eben auch ein Sportareal mit dem "Expo '70 Commemorative Stadium", wobei auf den Tafeln vor Ort "Banpaku Stadium" stand (was wohl aber einfach nur japanisch für "Expo" ist). Dort wurde erst mal der Ticketverkauf gesucht, und mit Fingerzeig auf den Stadionplan ein Ticket für die Heimkurve für folgendes Spiel geordert:
Gamba Osaka - Yokohama FC 0:0
Draußen gab es allerlei Stände mit Souvenirs und japanischem Fastfood, zudem hingen schon außen am Heimblock mehrere große Fahnen, darunter eine "Curva Nord". Das Stadion selbst fasst offiziell ca. 21.000 Zuchauer, immerhin 13.476 Leute wollten die heutige Zweitligapartie sehen. Die große Hauptribüne ist überdacht, Kurven und Gegengerade des Leichtathletikstadions bieten nur Sitzplätze (wobei in der Kurve alle standen), insgesamt passt der Gesamteindruck 70er Jahre auch bei den großen Flutlichtmasten. Gäste waren an diesem Sonntag etwa 200 da, mit mehreren Zaunsfahnen und Schwenkern. Die Heimseite schon lange vor dem Anpfiff gut bei der Sache, Capo mit Mikrofon und mehreren "Assistenten", Bei einigen Gesängen und Schalparaden machten auch Haupttribüne und Gegengerade mit, und auch die Mitmachquote beim Gesang war in der Kurve beachtlich hoch. Abwechslungsreich zwischen bekannten Melodien und kurzen Schlachtrufen, das war wirklich sehr ordentlich. Das hatte ich so bei den zurückhaltenden Japanern nicht erwartet, zumal Gamba gerade erst aus der 1. Liga abgestiegen war. Lange wurde das eigene Team angefeuert, nur gegen Spielende wurden die Heimfans etwas ungeduldig, was aber am ziemlich schwachen Spiel lag. Entsprechend gibt es dazu auch nicht viel zu sagen, Gamba mit leichten Feldvorteilen, aber die Gäste hatten auch einige gute Chancen, am Ende ist das Ergebnis wohl gerecht.
Kyoto Sanga FC - Vissel Kobe 4:1 (2:1)
Am Feiertag ging es dann nach Kyoto, mit seinen vielen historischen Tempeln sicher eine der sehenswertesten Städte Japans. Aber nach etwas Touristenkram sollte es auch hier um das Wesentliche gehen, und die Vorfreude war durchaus da, denn es handelte sich um ein Derby. Die Gäste aus Kobe sind wie Gamba gerade erst abgestiegen, und zwischen Kyoto und Kobe liegen nur ca. 30 min Zugfahrt. Enstprechend war es auch hier schon lange Vor Anpfiff laut im Stadion, was am ca. 1.500 Leuten starken Gästemob unter den 9485 Zuschauern lag. Das Nishikyogoku Stadium ist ähnlich dem in Osaka, jedoch etwas kleiner. Zaunsfahnen und Schwenker gab es auch hier auf beiden Seiten, die Heimkurve hatte jedoch nur einen kleinen sangesfreudigen Haufen, viele Leute saßen hier im Gegensatz zu Gamba. Dabei hatten die Kyoto-Fans hier allen Grund zur Freude, bereits nach 100 Sekunden ging man in Führung, wenig später wurde sogar auf 2:0 erhöht. Kurz vorm Pausenpfiff der etwas überraschende Anschlusstreffer der Gäste.
Das blieb aber nur ein kurzer Hoffnungsschimmer, denn nach der Pause legte Kyoto noch zwei Tore nach und siegte auch in der Höhe verdient in einem unterhaltsamen Spiel. Beachtlich aber, dass die Gästefans ihr Team bis zum Schluss anfeuerten, wenn auch etwas weniger enthusiastisch wie zu Spielbeginn.
Zum Abschluss sollte es noch ein Erstligaspiel werden, wegen der Länderspielpause wurde es aber halt ein Ersligaspiel der Damen. Immerhin ist Japan der amtierende Weltmeister, zudem spielt der amtierende Meister im Stadion von Vissel Kobe:
INAC Kobe Leonessa - JEF United Ichihara Chiba 2:1 (1:0)
Das NOEVIR Stadium trägt einen Sponsornamen und ist noch relativ neu. Gebaut für die WM 2002, danach etwas verkleinert (Kapazität 30.132) und dafür mit einem verschließbaren, bogenförmigen Dach ausgestattet. Daher durchaus sehenswert verglichen mit dem Einerlei europäischer Stadionneubauten. Immerhin 4012 Zuschauer waren zugegen, die meisten auf der Gegengerade, 100 Leute im Heimblock und ca. 60 Gästefans. Die Fanblöcke mit mehreren Zaunsfahnen, Schwenkern und jeweils einer Trommel, und beide das ganze Spiel über mit ordentlicher Stimmung, die trotz der wenigen Leute durch die Stadionform gut rüber kam, wobei die Gäste etwas lauter und kreativer waren.
Das Spiel selber war nicht so der Bringer, besonders der letzte Pass und Torabschlüsse waren teilweise katastrophal. Entsprechend fielen beide Tore für das Heimteam per Elfmeter, jeweils verursacht an und verwandelt von der amerikanischen Stürmerin, beide auch berechtigt. Der Anschluss kurz vor dem Abpfiff nur noch eine kleine Korrektur, und das Ergebnis geht auch so in Ordnung.
Insgesamt war ich von der japanischen Stadionkultur doch sehr positiv überrascht, vielleicht auch weil ich mich vorher nie damit beschäftigt habe. Kreativität gut und Mitmachquote sehr gut, lediglich an der Lautstärke könnten die zurückhaltenden Zeitgenossen noch etwas arbeiten.