Sonntag, 10.03.2013 um 14:00 Uhr
3. Liga
Hallescher FC Chemie - FC Hansa Rostock 3:1
Kurt-Wabbel-Stadion (Halle/S.)
12.693 Zuschauer (ca. 1500 Gäste)
Sonntag stand ein recht brisantes Ost-Duell, an der Saale, auf dem Programm. Der HFC Chemie empfing die Gäste vom FC Hansa aus Rostock. Beide Teams sind im Mittelfeld der Tabelle zu finden, wobei die Hausherren etwas mehr im gesicherten Mittelfeld sind, während die Gäste von der Küste definitiv nach unten schauen müssen. Das Spiel war in der Vorverkaufsphase bereits 10 Tage vorher als „ausverkauft“ gemeldet worden, was einen stimmungsvollen Fußballnachmittag versprach.
Man hörte aus einigen Ecken das die Gästefans 1.250 Tickets für den Stehplatzblock bekommen haben, und die „Fanszene Rostock“ selbst noch einige Hundert Karten für die Nebenblöcke erworben haben soll. Dies würde erklären warum an die 2.000 Rostocker in Halle waren. Der Block platze aus allen Nähten, und immernoch standen laut Augenzeugen um die 200 Rostocker draußen, welche einfach nicht mehr in den Block passten. Die Sicherheitsorgane ließen es nicht zu, die Nebenblöcke für die Rostocker zu öffnen, stattdessen nutzte man diese nun als Puffer zwischen Heim- und Gästefans.
Der Großteil der Rostocker (ca. 800 Leute) kamen mit einem Sonderzug an die Saale, und wurden im Polizeikessel zu Fuß zum Stadion gebracht (siehe Foto - Danke an dieser Stelle an „OnRoad“ für das Bereitstellen des Bildes). Der Kessel war sehr dicht, um ein Aufeinandertreffen mit einheimischen Fans nahezu unmöglich zu machen. Das Verhältnis zwischen beiden Fanlagern ist äußerst angespannt, und ist in der Vergangenheit des öfteren auch bestätigt worden. In Hallenser Fankreisen war man bereits am Samstag in Alarmbereitschaft. Es kam hier zu keinen nennenswerten Ereignissen.
Am Spieltag versammelten sich die Hallenser Szeneleute, plus deren Freunde aus Leipzig und Erfurt, an deren Fanhaus. Die Stimmung war recht locker, was sich aber wenig später änderte, als der Mannschaftsbus der Rostocker mit Polizeieskorte die Straße entlangkam. „Scheiss Hansa Rostock“ dröhnte es aus einigen Hundert Kehlen dem Bus entgegen. Viele Polizisten rannten zum Ort des Geschehens, setzten ihre Helme auf und stellten sich schützend vor den Bus. Einige Flaschen flogen auf Polizei und Bus. Das ganze dauerte ca. 15 - 20 Minuten, ehe der Bus auf den Parkplatz, dessen Einfahrt genau gegenüber des Fanhauses ist, fuhr. Das dies kein gewöhnliches Spiel ist, merkte man recht früh.
Die „HFC-Fankurve“ hatte für das Duell mit den Rostockern eine recht aufwendige Choreografie geplant. Zu Spielbeginn wurden weiße (großer Mittelblock) und rote Zettel (beide Eckblöcke außen) Zettel gezeigt. Dazu wurde eine große Plane, die den Hauptteil der Fankurve bedeckte, mit Hilfe von Seilen, am Stadiondach hochgezogen. Auf der Plane waren 5 Hallenser Persönlichkeiten zu sehen, welche da sind: August Herman Francke (Theologe im Mittelalter), ein „Hallore“ (Soldat zur Gründerzeit), Georg Friedrich Händel (Komponist), Felix Graf von Luckner (Marinekapitän, verhinderte die Bombardierung von Halle 1945) und der „Roland“ (keine echte Persönlichkeit, eher ein Symbol für Justiz im Mittelalter). Dazu wurden einige Blink-Bengalos gezündet und am Zaun prangte über die komplette Länge die Botschaft „WIR SIND HALLE AAS“. Die Bezeichnung „AAS“ ist eine Hallenser Redeart, und wird desöfteren am Satzende genutzt. Zurück zur Choreo, Optisch ein sehr gelungenes Ergebnis mit einem kleinen Schönheitsfehler. Die Zettel in den Eckblöcken wurden, vermute ich, viel zu früh weggeworfen. Schade. Ansonsten eine sehr gute Idee, und auch die Schwierigkeit das alles hält und nicht reißt war nicht gering. Von daher können die HFC-Fans zufrieden sein. Stimmungsmäßig legte die Kurve gleich gut los. Einer der besten Auftritte der HFC-Kurve die ich bei meinen Besuchen in Halle bisher erlebt habe. Die Mitmachquote bei Armeinsätzen, Gesängen und Hüpfereien waren recht hoch, und auch die Laustärke stimmte. Der brachiale Wechselgesang „Chemie Halle“ war das akustische Highlight der ersten 30 Minuten. Dieser hat echt gut gescheppert. In Halbzeit Zwei waren die HFC Fans immernoch recht aktiv, jedoch nahm die Mitmachquote und auch die Lautstärke etwas ab. Insgesamt ein sehr guter Tag für die HFC-Fanszene.
Im Gästeblock wurde auch gut supportet, und das trotz beklemmender Enge. In Halbzeit Eins gab man eine solide Vorstellung ab, welche in Halbzeit Zwei noch einmal übertroffen wurde. Die Mitmachquote wie immer sehr hoch, die Gesänge und Schlachtrufe dauerhaft vorgetragen - so kennt man die Rostocker Fanszene. Optisch beließ man es bei einigen Schalparaden und einer Pyro-Aktion zu Beginn der 2. Hälfte. Am Zaun prangte ein „FC Hansa Rostock“ - Banner mit einem sehr grimmig schauenden Subjekt. Dieser hielt eine Fackel in der Hand, an dessen Ende plötzlich reales Licht einer Fackel leuchtete. Gute Idee, und auch die Umsetzung echt gut! Zusätzlich gab es eine nicht geringe Portion Rauch in mehreren Farben (u.a. blau und weiß), sowie Breslauer Feuer. Dann ertönten einige Böller und die Fackeln, welche von vermummten Fans am Zaun gezündet worden waren, wurden teilweise in den Stadion-Innenraum geworfen, wo auch einige Ordner standen, welche teilweise zurückweichen mußten. In meinen Augen einfach nur dumm und bekloppt. Warum ist es nicht möglich, diese Dinger in der Hand zu behalten? Damit hat man allen Unterstützern der „Pro Pyro“ - Kampangne einen Bärendienst erwiesen. Da braucht auch niemand im Nachhinein in Tränen ausbrechen, wenn die sensationsgeile Presse da wieder sehr aktiv wird. Schade!
Fußball gespielt wurde dann auch noch. Der HFC besiegte die Gäste mit einem verdienten 3:1. Die Gäste begannen sehr druckvoll, während die Hausherren nervös schienen. Dennoch nutzen sie ihre ersten beiden Chancen (11. & 14.) und führten schnell mit 2:0 durch Furuholm und Hartmann. Die Hanseaten kamen jedoch schon kurz darauf zum Anschlußtor durch Plat (20.). In der Folgezeit verflachte die Partie etwas, blieb aber ereignisreich. In der 30. Minute war es wieder Furuholm, der per Kopf das 3:1 machte. Nur wenige Sekunden später stieg Hansas Haas im Mittelfeld zu hart gegen seinen Gegenspieler ein, wofür er die Rote Karte bekam. Die Rote Karte in meinen Augen etwas überzogen. Der HFC zog sich bis zur Halbzeit zurück und ließ die Gäste laufen.
In Halbzeit Zwei war der HFC von Beginn an am Drücker, und hatte auch mehrere Chancen. Das restliche Spieldauer spielte der HFC clever sein Spiel herunter, während die Gäste kaum noch etwas dagegen zu setzen hatten. Man fand kaum einen Weg die Hausherren in Schwierigkeiten zu bringen. So blieb es am Ende beim 3:1 für die Saalestädter.