Samstag, 18.08.2012 um 18:00 Uhr
Ekstraklasa (1. Liga Polen)
KKS Lech Poznan - KS Ruch Chorzow 4:0
Stadion Miejski (Poznan, Polen)
15.638 Zuschauer (ca. 900 Gäste)
Am vergangenen Samstag ging es endlich mal wieder ins geliebte Nachbarland Polen. Als der Spielplan veröffentlicht wurde, war mir klar das ich bei der Heimpremiere von Lech dabei sein wollte. Gegner waren die Jungs von Ruch Chorzow. Die Oberschlesier charterten einen Sonderzug für diese Partie. Schnell wurden 3 weitere Interessenten gesucht und gefunden, was ja bei solch einer Begegnung auch nicht sonderlich schwierig ist. Neben dem Spiel sollte es etwas Kultur sein, und so planten wir einen ganztätigen Trip nach Poznan. Dank der neuen Autobahn ist man nun in 2,5 Stunden dort und auch umgerechnet knappe 8 € los (Maut). Ich sammelte morgens um 07:30 und 08:00 Uhr die Mitfahrer in Berlin ein. André, der extra aus Leipzig kam, hatte den weitesten Anreiseweg. Los ging es dann also zu 4. im Mietwagen (Ford Focus Kombi, 40 € / Tag) Richtung Osten. Die Fahrt verlief ereignislos, und so erreichten wir 10:30 Uhr die Kasse am Stadion. Dort war es bei weitem nicht so voll wie das letzte Mal. Zwei von uns mußten sich noch eine „Karta Kibica“ (personalisierte Fankarte die zum Kauf von Eintrittskarten berechtigt) besorgen und dazu brauchten wir alle noch Tickets. Die „Karta“ ist in Poznan gratis, und das Ticket, oder besser Kassenbon, kostet für die Gegentribüne Oberrang 40 Zloty (knappe 10 €).
Als also alle mit Tickets versorgt waren ging es zuerst zum alten Warta-Stadion. Das stand schon das letzte Mal auf der Agenda, doch da mußte der Besuch kurzfristig verschoben werden, da Poznan zu dem Zeitpunkt einer Großbaustelle glich. Überall aufgerissene Straßen, nur Stau und kein Ausweg. Nun ist alles anders. Wir stellten das Auto am Stadion ab und kämpften uns über die völlig zugewucherten ehemailigen Stehränge hindurch um auf den Platz zu kommen. Der Gang ins Innere der geilen alten Schüssel erinnerte mehr an einen Waldlauf als an ein Betreten eines alten Stadions. Als wir drin waren wußte ich nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Ein so geiles Rund, und dann läßt man es so verkommen. Schade! Man erkennt noch einiges vom alten Stadion. Gespielt wird dort aber wohl nicht mehr.
Im Anschluß ging es eine Runde über den Markt der direkt nebenan liegt, und dann statteten wir noch der Geschäftstelle von Warta Poznan einen Besuch ab. Im Foyer des Hauses kann man sich die Geschichte von Warta auf Bildern ansehen. Da sieht man auch viele Bilder vom jetzt verfallenen Stadion als es brechend voll war. Dazu stehen da viele Pokale und sowas. Ein Offizieller vom Verein erklärte uns einiges zum Verein und dessen Geschichte. In das Stadion sollten laut ihm mal 65.000 Menschen gepasst haben. Ich hätte so 50.000 geschätzt. Am Ende schenkte er mir noch einen Kalender von Warta Poznan. Die Geste war schon echt top! Nachdem wir uns noch das aktuelle kleine Warta-Stadion ansahen war unser nächstes Ziel von uns war die Altstadt.
Dort angekommen machte sich der Magen bei allen bemerkbar. Das Auto wurde am Rande der Altstadt gratis abgestellt und wir entschieden uns André seinen kulinarischen Tip (das „Sphinx“) auszuprobieren. Um es vorne weg zu nehmen, der Tip war grandios! Das Essen (große Portion) war Top, das Radler schmeckte ebenfalls wunderbar! Gesamtrechnung umgerechnet etwa 10 €. Wir alle waren schwer begeistert! Danach ging es in die Altstadt. Diese gefiel mir sehr gut. Einzig die Zelte vor den Cafe´s passen nicht ins Bild. Das Rathaus ist das Highlight der Altstadt wie ich fand. Da kann man sich echt mal hin verirren!
Nachdem wir zurück zum Auto wanderten steuerten wir das „Stadion Miejski“ an. Das Auto stellten wir direkt auf einen großen Parkplatz am Stadion ab. Ein bissel Gequatsche am Eingang und schon stehst auf dem VIP-Parkplatz. Wunderbar! Wir machten es uns noch etwas vor dem Stadion gemütlich, als uns eine kleine Gruppe Polen auffiel die, wie wir auch, auf der Treppe saßen. 3 gut angeheiterte Typen die kurz davor waren eine Flasche Wodka zu öffnen. Einer schaute zu uns rüber, ich rief nur „Na zdrowie“ („Prost“). Was anderes fiel mir grad nicht ein. Das war der Startschuß für die Jungs uns rüberzuwinken und mit uns (ich als Fahrer habe dankend abgelehnt) den Wodka zu leeren. Ich glaube die Flasche war nach 4 Minuten leer. Irre, wie die das Zeug hinterballern! Meine Mitfahrer verdrehten gut die Augen bei dem Fusel. Da einer von uns nahezu fließend polnisch kann wurde noch ein bisschen geredet, ehe es dann ins Stadion ging.
Da die Hitze erdrückend war ging es erstmal an die „Tränke“ und ich tauschte 5 Zloty (ca. 1,20 €) gegen kaltes Wasser (0,5er). Das tat gut! Das Stadion füllte sich erst sehr spät, und die Gäste schienen schon Stunden vor dem Spiel in ihren Sektor eingefercht worden zu sein. Am Ende waren knappe 16.000 Leute im Stadion, darunter auch gute 900 Ruch - Fans, welche unterstützt wurden von ein paar Leuten von Widzew und Elana Torun. Die ersten gegenseitigen „Liebesbekundungen“ gab es schon lange vor dem Spiel.
Das Kick war recht unterhaltsam. Lech gewann hoch verdient mit 4:0 gegen die Gäste. Die Tore waren teilweise auch echt sehenswert. Die Stimmung im Stadion war richtig gut! Auf Gästeseite machte man in der Halbzeit aus 2 nicht ganz vollen Blöcken einen vollen und überzeugte ab da auch. Geiles Bild als 3/4 des Blockes mit freiem Oberkörper da standen und ihr Team anfeuerten. Man war dauerhaft am supporten aber eine wirkliche Chance hatte man gegen die Heimkurve nie, Selbst das brachiale „Ruuuuuuuuuch Ruuuuuch H-K-S“ verpuffte als die Lech-Kurve los legte. Immer wenn man Ruch etwas besser hörte legte der Heimanhang einen Gang zu und übersang die Gäste einfach. Wahnsinn wie geschlossen und brachial laut Lech´s Kurve abgeht. Oft macht ein Großteil des ganzen Stadions mit. Es ist teilweise so laut, das man nicht mit seinem Nebenmann nicht unterhalten kann. Lech präsentierte zu Beginn ein Intro aus Blockfahne (Spielkarte ), daneben Stoffbahnen die „Ace of Spades“ ergaben. Untermalt wurde dies durch jede Menge extrem lauter Böller. Danach legte die Lech-Kurve los! Am besten gefallen hat mir die Hüpfaktion mit Rücken zum Spielfeld und die Schalparade. An Geschlossenheit kann man das kaum überbieten. Grandios! Nicht ganz so grandios war die „Kielbasa“. Aufgewärmtes ist eben nicht ganz so geil wie gegrilltes. Das war das letzte Mal noch etwas anders.
Nach dem Spiel ging es recht zügig zum Auto und in Richtung Heimat. Die Abfahrt vom Stadion verlief etwas zäh doch trotzdem waren wir nach guten 2,5 Stunden wieder zu Hause. Gelohnt hat sich der Tag allemal!