“…I will undress you -Sleeping in my car - I will caress you - Staying in the back seat of my car making up.” Man, war dassen Ritt nach Saarbrücken. Lange stand nicht fest, wie wir die mehr als 700 Kilometer bestreiten sollten, hatten sich doch leider nicht genug Leute für einen Bus gemeldet. Dass dies ein Fehler war, wird sich beim Lesen der folgenden Zeilen hoffentlich zeigen. Nachdem ich mir leckere Brote geschmiert hatte, machte ich mich Freitagabend auf die erste Reise, es ging in die gemütliche Stadtteilkneipe „Nowawes“, wo sich vor meinen Augen unglaubliche Szenen abspielten. Der Wirt trank Wasser und putzte den Schrank hinterm Tresen. Wusstet ihr, dass hinter den Gläsern ein Spiegel ist? Ich jetzt auch. Nach etlichen Bieren mit netten Menschen war auch schon Schlafenszeit – die Busse standen vor der Tür. Fünf Uhr morgens an einem Samstag und 18 Unermüdliche besteigen die Fahrzeuge von Connys Autovermietung. Ich hatte das Glück neben dem oben erwähnten Wir t zu sitzen, der, ordentlich vorbereitet wie er war, auf der Fahrt erstmal seinen Proviant vorbereitete. Da es doch etwas eng im Abteil war, verzichtete ich vorerst auf das Präparieren des Fonduesets und beschränkte mich lediglich auf kleine Häppchen vom Raclett sowie der ein oder anderen getunkten Obstköstlichkeit vom Schokoladenbrunnen. Zu den Klängen der 200 besten Eurodancesongs ging es für uns auf die Autobahn gen Südwesten und mir wurde langsam klar, nach Saarbrücken ist es echt kein Katzensprung. Also tat ich das einzig richtige und schloss die Augen. Beim ersten Erwachen waren wir schon fast da, Jena gilt ja quasi als Vorort der saarländischen Hauptstadt. Die Fahrt und die Getränke plätscherten so dahin und ehe ich noch einmal „Blaubeerkuchen“ sagen konnte, erreichten wir auch schon unser Ziel – das Marathontor am Stadion. Ausgestattet mit Parkkarten standen wir nun da, doch der Schutzmann verwehrte uns den Einlass. Auch unsere Freitickets wollte er zuerst nicht gelten lassen, seien wir doch nicht vom Präsidium des SV Babelsberg. Alles Nörgeln seinerseits half nicht, schließlich hatten wir mit unserem Capo-Fahrer ein Rhetorik-Ass im Ärmel. Lange Rede, wenig Sinn – wir kamen rinn. Zusätzlich zu den Kleinbusfahrern gesellten sich noch etliche freundliche Menschen aus Trier zu uns, auch ein Saarbrücker fand den Weg in unsere Kurve. Nette Menschen. So…und dann gings auch schon los…und zwar wie die Feuerwehr.
Fünf Minuten waren gespielt als es erstmals Grund zum Jubeln gab. Ein langer Abschlag von Zacher wird verlängert, landet bei Makarenko, der schiebt nach links zu Kauffmann und der zirkelt den Ball an Marina vorbei an die Latte, die komplette Saarbrücker Hintermannschaft schaut bewegungslos mit offenen Mündern dem Leder hinterher, Makarenko schaltet am schnellsten und netzt den zurückprallenden Ball ein. So, dann noch 85 Minuten mauern und wir fahren mit drei Punkten heim dachte ich mir…doch wie so oft dachte ich falsch. Nur zwei Zeigerumdrehungen später rappelte es wieder im Karton. Ein Makarenko-Freistoß von der linken Seite spitzelt Stroh-Engel auf Jule Prochnow und der schiebt locker ein (7.). Ich rieb mir die verquollenen Augen und dachte „nur noch acht“. Denkste Puppe, ich hatte die Rechnung ohne den Schiri gemacht. Er pfiff das komplette Spiel durchgehend gut, nur machte er zwei Fehler. Den ersten in Minute 21 – Igwe verstolpert einen Abschlag von Marina, Zacher will das Spielgerät aufnehmen, doch Sökler fällt dankbar hin und Patrick Ittrich zeigt auf den Punkt, zudem bekam Zacher auch noch gelb. Beim Duell aus elf Metern war Sieger der Sieger gegen den chancenlosen Zacher, der in Saarbrücken dennoch ein großartiges Spiel machte. Mit einer sensationellen Parade hielt er in der 28. Minute die Führung fest - nach einer Ecke entschärfte er einen Sieger-Kopfball bravourös .
Ohne Wechsel auf Babelsberger Seite ging es in die zweite Hälfte, Luginger hatte Wurtz für Salifou gebracht. Zacher stand auch sofort wieder im Mittelpunkt des Geschehens, nach einem Zuckerpass von Sökler verhinderte er mit einer Glanzparade den Schuss von Laux (51.). Zwei Minuten später erneut Alarm im Gästestrafraum, Wurtz‘ Schuss verfehlt das Gehäuse nur knapp. Der Stimmung auf den Rängen tat dies aus Babelsberger Sicht keinen Abbruch, es kam zu Schaltauschs und lustigen Small-Talks, u.a. mit dem Bratwurstdealer: „Sieht nach Sieg für Euch aus, wa? Na ich drück Euch die Daumen, der FC interessiert mich nicht die Bohne.“
Der Babelsberger Abwehrriegel schien nicht zu knacken zu sein, in der 66. Minute hatte Müller sogar die Möglichkeit, den Sack zuzumachen, sein Kopfball nach Stroh-Engel-Flanke ging links am Kasten vorbei. Von da an spielte aber nur noch die Heimelf, aber Wurtz, Pisan und Sökler scheiterten an unserer Nummer 23 (Zitat SWR: "Ja hat denn der Babelsberger Torhüter seine Körperteile überall?“) oder verzogen. Unser Keeper sollte am 23. Spieltag nur durch Geschenke in Form von Elfmetern zu bezwingen sein, dieses Geschenk gab es in der 80. Minute: Kühne trifft den Ball vor Ziemer, der wird danach getroffen, fällt und es ertönt ein Pfiff – Elfer für Saarbrücken, Rot für Kühne, so die schonungslose Bilanz. Die rote Karte bekam unser Abwehrrecke allerdings wegen seiner verständlichen Proteste nach der Entscheidung. Saarbrückens Sieger ließ sich diese Gelegenheit nicht nehmen und verwandelte auch seinen zweiten Strafstoß souverän. Kurz vor Schluss hatte Sökler noch die Gelegenheit zum Heimsieg, doch seine Volleyabnahme ging links am Tor vorbei (86.).
Nachdem wir uns mit leckeren Gürkchen gestärkt hatten, bestiegen wir unsere Busse und machten uns auf die Reise nach Hause. Zwischendurch hielten wir noch kurz zum Tanken und zwei unverbesserliche Tunichtgute nutzten die Möglichkeit, um die Spielothek neben der Tankstelle zu betreten: 10 Cent Einsatz – 11 Euro Gewinn ist allerdings ein unschlagbares Argument. Während die Scheibe neben mir langsam zufror und die ersten Schneeflocken vom Himmel fielen, fielen auch meine Augen zu und ich erwachte nahe Jena, was ja gleichzeitig auch als Vorort von Potsdam gilt. Zu Klängen von Roxette erreichten wir die schöne Stadt an der Havel, wo es für den einen (mich) oder anderen (Wirt) noch zu einer Geburtstagsfeierei ins schöne Potsdam-West ging. Von diesem Wirt bekam ich eben auch noch eine SMS: „Die 25 Stunden mit Dir waren das Schönste in diesem Jahr“. Man, muss der ein Leben haben. Danke Nulldrei.
Saarbrücken: Marina - Forkel (63. Pisano), Lerandy, Eggert, Gehring (77. Stiefler) - Kruse, Sieger - Sökler, Salifou (46. Wurtz), Laux – Ziemer
Nulldrei: Zacher - Kühne, Igwe, Morack, Rudolph - Evljuskin (64. Civa), Prochnow - Kauffmann (52. Hebisch), Stroh-Engel, Makarenko (83. Lemke) - Müller
Tore: 0:1 Makarenko (5.), 0:2 Prochnow (7.), 1:2 Sieger (FE, 21.), 2:2 Sieger (FE, 80.)
Gelbe Karten: Kruse - Zacher, Stroh-Engel
Rote Karte: Kühne (79.)
Schiedsrichter: Patrick Ittrich (Hamburg)
Nulldreier/innen: ca. 35
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