"Dann machen wa halt ditt Zweete" oder Babelsberg 03 vs. VfL Osnabrück 2:1 (0:0)

  • Es ist Freitagabend und ich stehe am Berliner Ostbahnhof. Etliche Eisbärenfans, dazu noch Unioner und St. Paulianer schauen auf den moppeligen Nulldreier, manche recht grimmig. Verständlich, die einen verloren grad an der Försterei gegen die Hamburger, die anderen sind Sympathisanten einer Sportart und eines Vereins, bei dem Kommerz, Pomp und Werbung groß und mit Ausrufezeichen geschrieben werden und wo mit Hilfe von Knickpappen geklatscht wird. Was für ein Dreck. In meinen Ohren schallte immer noch das „macht sie alle, macht sie alle und schießt sie aus der Halle“….ach ne, wenn man mal in dem Reklametempel o2-Arena war, merkt man erst wieder, wie schön Fußball und Babelsberg ist. Außerdem sieht man beim Fußball wenigstens das Spielgerät.


    Bei herrlichstem Herbstwetter betrat ich das Karli am Samstag, welches sich mit mehr als 2700 Zuschauern, darunter etliche St. Paulianer, recht ordentlich gefüllt hatte. Auch Osnabrück hatte mobilisiert und ca. 300 lila-weiße an den Park gelotst. Trainer Demuth hatte sein Team im Vergleich zur Niederlage in Stuttgart auf zwei Positionen verändert, für Nelson und Igwe spielten Rudolph und Kühne von Beginn an. Das Spiel begann flott, beide Mannschaften tasteten sich nicht lange ab. Der Zweitligaabsteiger, seit zehn Spielen ungeschlagen, besaß die erste Möglichkeit des Spiels, Gardawski passt im Strafraum auf Kevin Kampl - dieser schießt Zacher an die Brust – geklärt (4.). Im Gegenzug verlängert Müller einen Einwurf von Kühne in den Strafraum, aber kein Spieler des weißen Ballballets erreicht das Leder. Neun Minuten waren um als 03 erneut vor dem Kasten von Riemann auftauchte, Kauffmanns Flanke kann Riedel vor Makarenko klären. Nach knapp zwanzig Minuten verflachte die Partie, erst Hansen sorgte für etwas Aufregung, aber sein Schuss geht links am Kasten von Daniel Zacher vorbei. Torchancen wurden zur Mangelware, Babelsberg recht harmlos, Osnabrück besser, aber vor dem Nulldrei-Gehäuse ohne Zielwasser. Kurz vor der Pause nochmal zwei Chancen: erst kann ein Osnabrücker kurz vor Stroh-Engel klären, dann hebt auf der Gegenseite der starke Kampl den Ball über das Tor (44.).


    Unverändert betraten beide Teams den heiligen Rasen des Stadions, der souveräne und besonnene Schiedsrichter Steinberg pfiff die zweite Halbzeit an. Nach einigem Hin und Her passierte dann endlich das, was das Nulldreiherz sehen will. Osnabrück verliert den Ball im Vorwärtsgang, Rudolph flankt zu Müller, der gibt auf Stroh-Engel, von dort kommt der Ball wieder zu Müller und der sieht den startenden Makarenko, dieser lässt sich im Laufduell von Beermann und Salger nicht beeindrucken, köpft über Riemann an die Latte, Riemann liegt halb im Netz, der Ball springt zurück auf Maka und der köpft im zweiten Versuch ein (55.). Uwe Fuchs reagierte und brachte mit Kotuljac und John zwei frische Offensivkräfte. Dies merkte man, erst wird es brenzlig, als eine Flanke von Hansen nur knapp verpasst wird, kurz darauf zappelte der Ball im Netz, aber vorher ertönte ein Pfiff, ein Osnabrücker soll wohl die Hand zur Hilfe genommen haben - eine knappe Entscheidung (65.). Aber Nulldrei spielte nicht auf Ergebnis halten - eine 1:0 Führung wirkt ja auf unsere Truppe eher hindernd - der starke Makarenko zog aus knapp 30 Metern ab und verfehlte nur knapp (67.). Bei den Gästen lagen die Nerven blank, es wurde vermehrt gemeckert, geschwalbt und gezetert. Gewusel gab es auch, nach einem Freistoß von Salger schafft es kein Nulldreier, den Ball aus dem Strafraum zu schlagen, Hansen stört die Babelsberger Innenverteidigung und der eingewechselte Kotuljac stochert den Ball über die Linie (82.)….SCHEISSE. Nun gut, Hauptsache nicht verlieren meinte ich zu dem neben mir stehenden Ölprinz, welcher mit aller Seelenruhe verkündete „dann machen wa halt ditt Zweete“. Ich hatte kaum Zeit zu reagieren, da bewahrheitete sich seine kühne These. Evljuskin passt zu Stroh-Engel, der sieht, dass Evljuskin auf der rechten Seite durchstartet, passt in die Lücke, Evljuskin steht allein vor Riemann und hat die Seelenruhe, den Ball noch in die Mitte zu Müller zu schieben und dieser vollstreckt in Müller-Manier. „Eiskalt ausgespielt“ wurde dieses Tor im NDR beschrieben, ich schließe mich dem gern an. Osnabrück versuchte es nun nochmal mit der Brechstange, aber die Flanke von Gardawski kann Zacher abfangen. Nach 120 langen Nachspielzeitsekunden pfiff Schiri Steinberg ab und der Jubel kannte keine Grenzen.


    Auf der Pressekonferenz lobte Trainer Demuth ausdrücklich sein Team, Uwe Fuchs war bedient, haderte mit dem Unparteiischen und äußerte sich erst nach Nachfragen zum Spiel. Nun gilt es für Babelsberg, gegen Aalen und Darmstadt nachzulegen. Auswärts trifft dann der Fünftbeste auf den Drittschlechtesten Angriff der Liga, auf geht’s ihr Blauen...allez les bleus


    Babelsberg: Zacher - Rudolph - Morack - Suma - Kühne - Prochnow (65. Civa) - Evljuskin - Kauffmann (84. Igwe) - Stroh-Engel - Makarenko (87. Lemke) - Müller


    Osnabrück: Riemann - Riedel - Fischer - Beermann - Salger (84. Pauli) - Hansen - Costa - Gardawski - Kampl - Glockner (62. John) - Wegkamp (57. Kotuljac)


    Tore: 1:0 Makarenko (55.) , 1:1 Kotuljac (82.) , 2:1 Müller (86.)


    gelb: Rudolh, Müller – Costa, Kampl, Salger, Riedel


    Gäste: ca. 300


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    "Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabei haben,für den Fall eines Schlangenbisses - und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben." W.C. Fields
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