Rechner rettet den Punkt bei den Hamburger Amatören
Das Spiel
Niedrige Temperaturen in der Hansestadt, ein wenig erwärmendes Spiel beider Mannschaften und auch der Tabellenstand ist wieder in frostige Regionen abgesunken. Und ohne einen überragend haltenden Michael Rechner hätte der Tripp in den Norden noch wesentlich grauer ausfallen können.
Bereits in den ersten zwanzig Minuten musste der Keeper vom FC Sachsen zweimal für seine ungeordneten Vorderleute retten. Einen Volley-Schuss von Schmidt und einen Ball aus Nahdistanz konnte Rechner gerade noch entschärfen. Die neue Qualität in der Chancenausbeute demonstrierte nach einer halben Stunde Dennis Koslov: mit einem ansatzlos getrettenen Schuss von der Strafraumgrenze markierte er die überraschende Führung für Chemie. Nur sieben Minuten später kam Hanke aus ähnlicher Position zum Schuss, nur diesmal schlug der Ballunten links in das Leutzscher Tor. Rechner war machtlos und sämtliche Fans und Spieler in hellem Aufruhr. Dem Tor ging ein böses Foul eines Hamburger Mittelfeldspielers an Bach zuvor, dabei gab der sehr zögerlich reagierende Schiedsrichter nicht die allerbeste Figur ab. Fast mit dem Schlusspfiff der zweiten Halbzeit hätte Bergner Chemie wieder in Führung schießen können, aber der Ball knallte aus acht Metern nur an den Pfosten.
Die zweiten 45 Minuten waren fast nur noch von verbissenen Zweikämpfen,
einer unglaublichen Anzahl ungenau gespielter Bälle und wenigen Torraumszenen geprägt. Die Abwehr konnte die schnellen Hamburger Konter abfangen und Rechner alle Schüsse entschärfen. Was für einen Auswärtssieg einfach fehlte, war ein schneller Spielaufbau und die Genauigkeit vor dem gegnerischen Tor. Symptomatisch dafür eine Situation kurz vor Abpfiff: der zwischenzeitlich eingewechselte Cramer setzt sich an der linken Außenbahn durch, aber die Flanke erreicht nicht den mitgelaufenen Zimmermann. Ein weiteres Tor für die Leutzscher wäre dem Spielverlauf allerdings auch nicht gerecht geworden.
Fazit: Mit dem hart erkämpften Punkt müssen Harry Pleß und seine Jungs zufrieden sein. Die Bedeutung des nächsten Heimspiels nimmt dadurch aber auch an Fahrt auf: ein Sieg gegen Holstein Kiel ist elementar wichig, wenn Chemie auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern will.
Die Fans
"Amatöre Ole" war eines Lieblingslieder der supportwilligen Hamburger Fans (zehn an der Zahl). Mehr Unterstützung wurde der Zweitvertretung des Bundesliga-Urgesteins nicht zuteil. Trotz der lustigen Gesangsduelle mit den Chemie-Fans nur Standard für Amateur-Verhältnisse. Die Spieler der BSG konnten sich über eine recht beachtliche und kontinuierlich singende Fanmasse aus Leipzig freuen. So bedankte sich Ronny Thielemann mit den Worten:"Ohne die wär heute völlig tote Hose gewesen.". Wenigstens in dieser Kategorie ein Übergewicht für Chemie.
Das Umfeld
"Wolfgang-Meyer-Sportplatz" sagt alles über die Qualität des Spielortes des HSV-Nachwuchses aus. Ein Rasen mit ungesunder Blässe, eine zur Hälfte überdachte Tribüne für die Heimfans und eine wacklige Stahlrohrtribüne für die Gästefans. Hoffentlich wird nie ausgetestet, ob dieses Provisorium tatsächlich 800 Menschen tragen kann. Die Hamburger fielen sonst mit einem unglaublichen Sicherheitsaufgebot (insgesamt ca. 100 Ordner/Polizisten) und intensiven SIcherheitsbedürfnis (Alkoholtests in der Halbzeitpause) negativ auf. Positiv sind nur die sehr niedrigen Eintrittspreise und die kostenlose Stadionzeitung zu erwähnen. Aber es gibt ja noch eine wesentlich attraktivere Tour nach Hamburg ... St. Pauli wir kommen!
Die Statistik
Tore:
1:0 Koslov (30.)
1:1 Hanke (37.)
Zuschauer: 520 (ca. 250 aus und für Leutzsch)