Babelsberg, Samstag Vormittag. Tequilageschwängerte Luft, schnurrbärtige Gestalten richten ihre Sombreros, Mariachis stimmen ihre Gitarren – die Karawane nach Halle setzt sich in Bewegung. Zu Klängen von „Speedy Gonzales“ und „Fiesta Fiesta Mexikana“ werden die ersten Coronas geöffnet, der ein oder andere Mezcal macht die Runde und es beginnt die große Fußballbuchverlosung. Exquisite Prosaergüsse aus der Feder von Beckenbauer und Rummenigge werden unter das gierige Volk gebracht. Den Höhepunkt der Verlosung stellte das selbst gebastelte Meisterwerk der Hecht-Brüder dar. El Blosso war der Glückliche, der diese Rarität jetzt in das Bücherregal seines Clubs MC Kaktus stellen darf.
Nichts wurde dem Zufall überlassen, sogar eine HFC-Voodoopuppe wurde auf einem Rastplatz mit dem 03-Fluch belegt. An dieser Stelle ein kurzer Genesungsgruß an den Kaschmirhooligan, welcher leider das Bett hüten musste und nicht mit uns nach Sachsen-Anhalt reisen konnte; offizielle Begründung: „ich hab Rücken“.
Nachdem auch die neuen Gesänge („einmal wiederholen und einmal lala“) in Mark und Bein übergegangen waren, erreichten unsere Busse pünktlich das Kurt Wabbel Stadion, welches nach Zahlung von 10 Euro betreten wurde. Aufbau Ost unter Freunden.
Nach einer Schweigeminute für den verstorbenen Robert Enke pfiff Schiedsrichter Michael Kempter mit kurzer Verspätung um 13:34 das Spitzenspiel der Regionalliga Nord an.
Das erste positive Zeichen nach drei Minuten – die Null stand. Nulldrei mit der ersten nennenswerten Möglichkeit in Minute 17: A. Müller passt auf Hebisch, der spielt Ergirdi an, sein Schuss aus spitzem Winkel wird aber von der Hallenser Abwehr rausgestochert. Kurz darauf Frahn, welcher durch zwei HFC-Spieler durchmarschiert, noch einen Haken schlägt, doch Horvart kann den Schuss zur Ecke parieren. Kurz darauf dann der Gastgeber brandgefährlich. Weidlich verliert einen Zweikampf, muss foulen, der Freistoß von links wird von Surma zu kurz geklärt, aber Unger steht da wo er hingehört und kann entschärfen (20.). Halle zu dem Zeitpunkt mehr am Drücker auf dem tiefen Boden und hätte in Führung gehen können, Hebestreit zieht jedoch knapp am Gebälk vorbei (21.).
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt das Glück, neben der attraktivsten Frau des Stadions zu verweilen (Gruß an Susi, blond, Anfang 30, Single, Feuer im Blut, Kontaktaufnahme über den Berichtschreiber), so dass es bis kurz vor die Halbzeit dauerte, bis ich mich wieder auf den Bericht konzentrierte. Ein hoher Ball der Hallenser kommt in den Strafraum, Weidlich verliert das Kopfballduell, Laars köpft zu kurz raus, aber der Drehschuss von Kanitz kann von Unger pariert werden. Kurz darauf brannte es noch mal gehörig im Babelsberger Strafraum, Unger fliegt unter einem Eckball durch, Markus Müller zieht ab, doch Oumari klärt für die geschlagene Nummer Eins.
Die Halbzeit nutzte ich und erkundigte mich bei Mitreisenden über das Getränke und Imbissangebot. Das Bier bekam die Note gut, die Würste waren okay, nur pappige Brötchen wurden beanstandet. Allerdings gab es, wie auch in Plauen, schmackhafte Fischbrötchen zu erwerben. Anscheinend muss man in der Regionalliga nach Süden reisen, um solche kulinarischen Raffinessen zu ergattern. Nach einer Verweilpause an den großzügig aufgestellten Dixie-Klos (in Worten drei Stück, in einem befand sich immer noch ein Lockenwickler im Becken, der auch schon beim letzten Spiel der Nulldreier in Halle dort schwamm) konnte es auch schon weitergehen.
Unverändert kamen beide Teams aus der Kabine. Die Ansprache von Trainer Demuth schien gefruchtet zu haben, die Babelsberger nun wacher und meist einen Schritt schneller als die konditionell abbauenden HFC-Kicker. Zehn Minuten im Durchgang Zwei waren vergangen, als Oumari zu Müller passt, dieser schießt, Horvart ist unsicher, aber Hebisch kann das Leder nicht im Tor unterbringen. Halle hatte wenig entgegenzusetzen, bis auf eine Chance von Pavel David, welche allerdings von Unger zur Ecke geklärt werden kann, kam da wenig (62.). Frahn hätte zehn Minuten vor Ultimo die Zeichen auf Sieg stellen können, das Zuspiel von Civa über Hartwig kann er leider nicht verwerten, ganz knappes Ding (79.). Demuth wechselte kurz darauf den Goalgetter vom Dienst aus, für ihn kam Kutschke. Keine Minute später sollte sich dies als Glücksgriff darstellen. Der eingewechselte Kilicaslan verliert ein Laufduell gegen Lachheb, Schiri Kempter pfeift zur Verblüffung aller und zeigt dem Hallenser den gelben Karton. Anton Müller legt sich den Ball zurecht und schlägt ihn in den Strafraum, am langen Pfosten kommt Kutschke reingesprintet und wuchtet das Leder in die Maschen. Großer Jubel im Gästeblock, Sombreros fliegen in den Himmel, Hosen reißen, Bierduschen gehen über die Fans…yes!
Halle versuchte noch mal mit Unterstützung von Torhüter Horvart ein Unentschieden zu retten, es misslang. Babelsberg gewinnt dank guter kämpferischer Leistung und Halbzeit Zwei und jede Menge Dusel in Durchgang Eins das Spitzenspiel und setzt sich langsam von der Konkurrenz ab. In diesem Sinne kann es gern weitergehen, oder wie man auch sagen könnte… einmal wiederholen und einmal lala.
Nach dem Abpfiff wurde ausgiebig gefeiert, bis man von den freundlichen Ordnungshütern in die Busse geleitet wurde. Die Rückfahrt durch Halle verlief leider nicht glimpflich, Flaschenwürfe zeichneten die Busse, eine Seitenscheibe ging zu Bruch. Ein unschöner Aspekt eines schönen Ausfluges. Nichtsdestotrotz….Danke Nulldrei.
HFC: Horvat - Schubert, Lachheb, Mouaya, Benes, David (74. Lindenhahn), Finke, Hebestreit (74. Görke), Kanitz (78. Aydemir), M. Müller, Neubert
03: Unger - Weidlich, Laars, Surma, Oumari (76. Kilicaslan), Ergirdi, Civa, Prochnow, A. Müller, Frahn (83. Kutschke), Hebisch (71. Hartwig)
Tor: 0:1 Kutschke (83.)
Gelb: M. Müller, Benes, Lachheb, Mouaya - Prochnow, Oumari,
Nulldreier: ca. 350
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