Altona 93 - SV Babelsberg 03 1:2 (0:1) - Torpedo Hamburg Ahoi

  • Tropfend und mit shampoonierten Restkopfhaar stand ich aufreizend wie Gott mich schuf unter der Dusche, als um 12:03 am Freitag das Handy klingelte, am anderen Ende der imaginären Leitung hörte ich von meinem Fahrer die Worte "So Oese, sind in 3-4 Minuten da, kommste raus?". „Zum Glück“ hatte ich noch nicht gepackt, schließlich wären es ja bis zur eigentlich und ursprünglich veranschlagten Abfahrtszeit noch 57 Minuten gewesen. Naja, was braucht man für ein Wochenende in Hamburg schon großartig? Schnell also Wechselschlüpper, ein Umhängeschild mit Namen, Blutgruppe und Adresse, den Heimwehstein und ein paar gekühlte Pilsner zum Schmuseteddy in den Rucksack geworfen und pünktlich um 12:07 stand ich vor meiner Wohnung in freudiger Erwartung der Dinge, die in den kommenden 3 Tagen auf mich einprasseln sollten.
    Nach etlichen Fussballeinlagen auf den Raststätten Richtung Hamburg und mit einem laut des Vizeherbstmeisters von Zahnsteinbluter Murphy gespielten Saxonphonsolos im Radio erreichten wir die Hansestadt und begaben uns in unser Quartier. Ich hatte das Glück, direkt neben dem soeben bereits erwähnten VHM mein bescheidenes Lager aufschlagen zu dürfen. Auf die Frage, wer denn in der Nacht der große und der kleine Löffel im eventuell gemeinsam benutzten Schlafsack sein würde, bekam ich bloß die schnoddrige Antwort: "Löffel? Bei mir gibt’s nur Suppenkelle". Der Abend begann also gut und es ging auch sogleich weiter zum Spiel Concordia Hamburg - Halstenbek Rellingen. Die Heimelf im Schmuckstück Sportplatz Marienthal, frenetisch unterstützt von ca. 15 03ern, legte einen ungefährdeten 1:0 Lastminute-Sieg hin, welcher danach noch ausgiebig im Vereinsheim und im Jolly Rogers gefeiert wurde.
    Aber der eigentliche Grund für die Reise in den Norden war ja unsere blau-weiße Equipe, die es zum Rivalen Altona 93 verschlug. Schnell am Samstag Mittag noch in der Altona-Kneipe kurz artig "Guten Tag" gesagt und dann für 8 Euro rein in das Stadion "Hoheluft". Kurz darauf kamen auch die Busfahrer an, deren Fahrt mit lauter Musik von Prodigy untermalt wurde – ich war etwas neidisch.
    Schon vor dem Spiel ließen die Hamburger Verantwortlichen „Pieke Hacke Schuss und Tor“ der berühmt-berüchtigten Babelsberg Pöbelz im Stadion laufen, ein Hauch von Heimat ging durch das Rund und wieder einmal bemerkte ich, dass ich den Heimwehstein an diesem Wochenende nicht brauchen würde.
    Dietmar Demuth ließ es offensiver angehen und startete mit einem 4-4-2 System auf dem mehr als Acker denn als Rasener kennbaren Geläuf. Kurz nach Anpfiff hätte dies auch schon fast Erfolg gehabt – eine Flanke von der rechts kann Hinz nicht abfangen, Lange verpasst knapp (2.). Danach dann Altona – ein langer Pass auf Starck, der startet durch die Babelsberger Abwehr, lupft aber glücklicherweise über Ungers Arbeitsplatz (8.) Die Heimelf auch in der Folgezeit das bestimmende Team. Nach knapp einer Viertelstunde 03 im Glück, als Unger sich Tunjic’ Schuss entgegenwirft und der Abpraller am Tor vorbeigeköpft wird. Das hinter Unger sich befindliche Klinikum musste den ein oder anderen Ball ertragen, Altona erkämpfte sich Chance um Chance, Babelsberg war zum Großteil nur in der Defensive und hatte mit den schnellen Tunjic und Starck mehr als genug Mühe.
    Aus heiterem Himmel dann die Führung für den vermeintlichen Favoriten aus der Havelstadt – ein Pass aus dem Mittelfeld erreicht Hartwig, der 93er Abwehrspieler kann nicht mehr klären und Jimmy macht die Bude durch Hinzes Hosenträger (33.). Der Jubel war noch nicht verstummt, als kurz hintereinander 2x ein Raunen kombiniert mit fassungslosem Kopfschütteln durch den Gästeblock ging. Erst war es Lange, der an Hinz aus Nahdistanz scheitert (34.), gleich darauf Ergidi, der aus 2 Metern nicht am gut aufgelegten Altona-Kepper vorbeikommt (35.).
    Jetzt soll ich kurz erwähnen, dass der großartige Torwart Michael Suckow so nett war und mir den aus meinen feuchtwarm geschwollenen Händen entglittenen Kugelschreiber wieder vom Boden reichte – Danke Micha, du bist der Beste!
    Die zweite Hälfte begann wie Durchgang eins mit einer Möglichkeit für Nulldrei – Hartwig findet in Hinze seinen Meister (50.). Aber dann wieder die Hansestädter mit wütenden Anläufen – 03 mit viel Dusel. Innerhalb von Minuten wurden dann Ümit und Alme umgetreten, Alme konnte noch etwas weitermachen, für Ümit brachte Demuth Frahn. Das Unausweichliche geschah dann in Minute 64. Ein simpler Doppelpass bekommt Tunjic auf den Schlappen und lässt mit seinem Schuss an den Innenpfosten Unger keine Chance.
    Es schien so, als ob Babelsberg nun aufwachte und kurz darauf wurde das Engagement auch belohnt: Lange schiebt auf Hartwig, der schießt den Altonaer Hintermann an, den Ball staubt Frahn 18 Minuten vor Ultimo ab. Demuth brachte kurz darauf mit Babacar den dritten Stürmer – eine klare Ansage. Frahn hatte in der 81. die Möglichkeit zur Entscheidung, aber leider köpfte er nur das Aluminium an.
    Letztendlich reichte es für Altona nicht mehr und Babelsberg brachte den Sieg über die Zeit. Dann wurde gefeiert, gesungen und sich in den Armen gelegen. Während es für die Einen wieder gen Heimat ging, starteten diverse Babelsberger dann noch einen Ausflug in die schöne Innenstadt. Für den Berichteschreiber endete der Abend nach den Stationen Knust, Fähre, Haifischbar (in der die neue Campine bei Klassikern wie „Verlieben verloren, vergessen verzeihn“ und „Dein ist mein ganzes Herz“ zu Recht unter Beweis stellte, aus welchem Grund sie auf den Zaun gehört), Reeperbahn, kleine Pause, Rote Flora und Fischmarkt um 7:30 im Mobil des haarlosesten Merchandising-03ers, da es sich aus mir unerklärlichen Gründen weitere Gestalten in unserer netten Behausung diktatorisch gemütlich gemacht hatten. Alles in allem ein schöner Ausflug.


    Danke Nulldrei!


    Altona 93: Hinz - Ansorge, Warnick, Mandic, Brück – Richter (77. Bektas), S. Siedschlag, Röhr, Nadler (74. Nadler) - Tunjic, Starck


    SV Babelsberg 03: Unger - Weidlich, Laars, Surma, J. Oumari (67. Müller) – Ergirdi (59. Frahn), Civa (74. N’daye), Prochnow, P. Moritz - Hartwig, Lange


    Tore: 0:1 Hartwig (33.), 1:1 Tunjic (64.), 1:2 Frahn (72.)


    Gelb: Siedschlag, Tunjic, Ansorge – Oumari, Prochnow, Moritz


    Nulldreier: ca. 220


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    RP03

  • Wieder ein sehr schöner Bericht, der mich an meinen Altona-Ausflug erinnert. Scheint immer eine Reise wert zu sein. :ja:


    Danke und weiterhin viel Erfolg. :halloatall:

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