Für mich Stand das Wochenende ganz im Zeichen der Derbys im Mitteldeutschen Raum. Freitagabend kurz nach 17 Uhr setzte man sich gen Leipzig in Bewegung. Ich war noch lange Unentschlossen, ob ich den Weg in die Messestadt antreten sollte. Eigentlich sind die Autobahnen eh immer dicht und die komplette Partie war für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Als man aber zügig durch den Verkehr kam und bereits kurz vor 7 am Schkeuditzer Kreuz war, war die Entscheidung zu gunsten von König Fußball gefallen. Meine Mitfahrgelegenheit wusste den fixesten Weg von der A14/LeipzigNord zum Sportforum und so war ich 20 nach 7 am Zentralstadion. Blöderweise hatte ich noch meinen Rucksack voll mit Büchern und Laptop dabei, den konnte ich aber relativ unkompliziert abgeben. Mir wurde zwar angedroht mein frisches Berg(leitungs)wasser abgeben zu müssen, wurde aber nicht umgesetzt.
Im Stadion erstand ich bei einem fahrenden Fanshop ein Programmheft. Auf die Frage nach dem Preis, kam die Gegenfrage wie viel ich denn dem Nachwuchs des FC Sachsen spenden wollte. Hätt ich gewusst, dass die A- und B-Jugend der Leutzscher am Sonntag auf den HFC trifft, hätt ich mir den Euro gespart. Den Euro holte ich mir am Bratwurststand wieder rein, weil die Kollegin vom Stand in Mathe wohl geschlafen hatte. Allerdings wäre mehr als ein Euro bei den Bratwürsten wohl Wucher gewesen, mein Gaumen hat sich doch schnell an die Thüringer Köstlichkeiten gewöhnt.
FC Sachsen Leipzig - 1.FC Magdeburg 0:1 (6.931 Zuschauer)
Als ich 19.23 Uhr das Stadion betrat, stand es noch 0:0. Dementsprechend hatte ich auch die Choreo der Leipziger verpasst, die vielen rumliegenden grünen und weißen Zettel deuteten aber einiges an. Magdeburg spielbestimmend, Leipzig ohne Akzente nach vorne. Schiri Sippel wollte wohl auch zusätzlich Spannung reinbringen und gönnte der Linz-Elf mehrere Eckbälle. Einer der fünf Ex-Leipziger, Catalin Racanel, vergab die erste Chance für Blau-Weiß. Nach einer halben Stunde, ich hätte schwören können es sei die 40.Spielminute, tritt Maximilian Watzka zur Ecke an. Der Ex-Leutzscher findet über den Umweg Natsch Braham den dritten von Beginn an spielenden Sachsen: Mats Wejsfeldt. Der Schwede drückt den Ball über die Linie: 0:1 (30.). Ich realisierte bei der Durchsage des Tores, dass das Spiel 10 Minuten zu spät angefangen hatte und ich noch nicht viel verpasst haben kann. Vor der Pause macht Watzka fast das 2:0, doch Hempel rettet in letzter Sekunde.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit spielt Magdeburg noch nach vorne, aber die Entscheidung wollten die Gäste nicht gerade erzwingen. Vujanovic hing größtenteils in der Luft. Bei Braham wich der Kampfgeist immer mehr der Theatralik. Die technisch schwachen Sachsen kämpften sich zurück in die Partie, kamen aber kaum zu großen Chancen. Vor allem Nico Breitkopf vergab mehrere gute Chancen. Für seinen kleinen Bruder Timo kam der lange Thomas Hönemann ins Spiel. Der "Eilenburg-Bomber" wurde aber 10 Minuten nach seiner Einwechslung schon wieder behandelt. Nach einem Zusammenprall im gegnerischen Fünfer war Hönemann mit einer stark blutenden Platzwunde außer Gefecht gesetzt. Die Blutung wurde gestillt und verbunden, kaum war der Verband fixiert sprang der Stürmer auf und rannte zur Auslinie. Doch er hätte sich Zeit lassen können, die Gästefans vergaßen ihre Erziehung, Leuchtspuren und Pyro beleuchteten das Rund zusätzlich. Auch in die Kategorie Ex-Leipziger kam wieder etwas Bewegung: Christian Reimann kam unter gellendem Pfeiffkonzert ins Spiel, auch Dragusha wirkte nun mit. Racanel zeigte turnerisches Talent und kullerte, kugelte, rollte über das halbe Feld um dann verletzt liegen zu bleiben. Kurz vor Schluss legt "Turban" Hönemann für N.Breitkopf auf, der vergibt erneut. Eine letzte bemerkenswerte Notiz kurz vor Abpfiff gebührt Schiedsrichter, der die Auswechslung des plötzlich fußlahmen Natsch auf die Sekunde mitstoppte.
Stimmung war ok, in der ersten Halbzeit ging sie klar an den FCM, die selbst im Sektor B lauter zu vernehmen waren. Allerdings hatten die Maggis schon akustisch bessere Auftritte im ZS. In der zweiten Hälfte peitschten die Leipziger ihre Mannen noch einmal nach vorne und brachten somit etwas Derbyflair ins Spiel. Dafür das beim FCS durch den Weggang der Diablos einiges wegbrach, war die Stimmung ganz in Ordnung.
Nach dem Spiel wurde noch mit NOFBler Henri u.a. kurz geschwatzt, der mich auch zu meinem nächsten Bier mitnahm, dass es dann in Brehna gab.
Hallescher FC - Chemnitzer FC 1:1 (2.473 Zuschauer)
Samstag stand das nächste Ossi-Duell auf dem Plan. Der inzwischen konvertierte ZFCer (der könnte langsam seinen Nick ändern, siehe erster Buchstabe ) und Chemie-Rot-Weiß waren mal wieder dabei. Bereits nach vier Minuten sah man die 600 Gäste jubeln, Benes hatte Steffen Kellig kurz vor dem Strafraum gelegt (oder auch nicht). Benjamin Boltze verwandelte den fragwürdigen Elfer. Auf der anderen Seite senste Julius Reinhardt im Strafraum "Capitano Kanitz" um - kein Pfiff. Doch eben jener Reinhardt sollte an diesem Tag zum Statisten verurteilt werden - gegen Kanitz sah er nie einen Stich, ließ sich ohne Ball mehrfach überlaufen und war schnell als Schwachstelle ausgemacht. Nach dem Rückstand wirbelte nur der HFC, erspielte sich fünf Ecken in Folge und ließ die Oldies Liebers und Emmerich teilweise noch älter aussehen als sie waren. In der 28.Minute senst Marcel Schlosser den Ex-CFCer Rene Stark um, Kanitz versenkt den ebenfalls mit einem Fragezeichen versehenen Elfer zum 1:1. Vor der Pause hätte Neubert per Kopf und völlig frei vor Sebastian Klömich eigentlich treffen müssen.
Die zweite Hälfte war nach der phasenweise wirklich spektakulären ersten Hälfte nur noch ein laues Lüftchen. Chemnitz kam durch Schlosser, Kellig und Sonnenberg zu Chancen aber nicht ansatzweise zu Toren. Wenn man unten drin steht, fehlt halt oft die Übersicht im 16er und das Quentchen Glück im Abschluss. Wie Nico Kanitz auf hallescher Seite, drückte Marcel Schlosser bei den himmelblauen seinen Stempel auf und hinterließ mit Phillip Schubert einen völlig verunsicherten Gegenspieler, der sich in der zweiten Hälfte kaum noch in die Zweikämpfe traute. Ab der 70.Minute leitete Rot-Weiß die Schlussoffensive ein, doch die eingewechselten Christian Beck und Pavel David scheiterten je zwei mal.
Nach dem Spiel wirkte Gerd Schädlich etwas verärgert. Auf die Frage wieso er überhaupt nicht gewechselt hat, antwortete er mit einem "das hätte keine Verbesserung gebracht". Als man wegen Jörg Emmerich nachhakte, der ab der 30.Minute nur noch humpelte, winkte er ab.
Hallescher FC II - MSV Eisleben 2:0
Am Sonntag stand zum Abschluss noch ein kleines Derby an. Der Vorzeige-Statistiker BengalOO hatte mittels seiner eigenen Distanzmatrix das Duell zum Derby des Wochenendes erkoren. Auf gut deutsch: Eisleben hatte an diesem Spieltag der Verbandsliga Sachsen-Anhalt den kürzesten Anreiseweg (37km). Das Spiel stand ganz im Zeichen des Wiedersehens, auf den Rängen und dem Feld tummelten sich zahlreiche alte Bekannte (Peter Freund/HFC; Petr Elias/ZFC; Pavel Sedlacek/ZFC; Miroslav Rada/ZFC,FCS; Dariusz Kurzeja/HFC; Detlef Schössler/HFC,FCS; ...). Die Reserve - verstärkt durch Guth, Werner, Hartmann und Stark - präsentierte sich im ersten Durchgang nicht gerade besonders spielfreudig. Gegen eine tiefgestaffelte Eisleber Mannschaft fiel das Tore schießen schwer. Im zweiten Durchgang häuften sich dann die Chancen. Tommy Parthier traf den Pfosten, Martin Wehlert die Latte (beide HFC II). Eisleben hatte durch Schlitzohr Sedlacek eine gute Chance, doch Guth war bei seinem 45-Meter-Schuss (!) auf der Hut. Die verdiente Führung erzielte Christoph Schulz mit einem Heber erst spät. Felix Horn scheiterte freistehend am Schlussmann des tschechischen Verbandsligisten. Kurz vor Schluss wurde der eingewechselte Janneck Hempowicz von den Beinen geholt, Christoph Schulz verwandelte seinen dritten Elfmeter in einer Woche. "Schulle" hat damit die letzten 5 HFC-Tore in Folge erzielt. Das dies auch so bleibt, hat er seinen Mitspieler Horn zu verdanken, der den Ball nicht im leeren MSV-Tor unterbrachte. Es blieb beim hochverdienten 2:0, die 2. bleibt auf Rang zwei hinter dem VfL Halle.