Insgesamt 500 Einsatzkräfte der Polizei hatten Schönberg für das Relegationsspiel gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig zu einer Festung gemacht. „Wir haben so die Sicherheit der Sportveranstaltung und der Stadt Schönberg gewährleistet“, sagte Klaus Wiechmann, Sprecher der Polizeidirektion Schwerin, nach der Abreise der Gästefans. Bis auf einen Vorfall in Schwerin, bei dem 47 Leipziger Randalierer festgesetzt wurden, weil sie in der Innenstadt mit Flasche warfen, Böller zündeten und einen Papiercontainer in Brand steckten, gab es dann auch keine weiteren Vorkommnisse und es wurde erfreulicherweise das von allen Seiten erhoffte friedliche Fußballfest. Allerdings lief es für den Gastgeber sportlich nicht nach Plan. Marko Riegel verletzte sich gleich nach dem Anpfiff und als Sven Wittfot und Lok-Keeper Jan Evers wenig später ohne böse Absicht zusammenrasselten, blieb Schönbergs Kapitän mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen. Wegen einer offenen Unterschenkelfraktur musste Sven Wittfot danach sofort ins Krankenhaus gefahren werden und seine Mannschaft reagierte darauf sichtlich geschockt. Wie gelähmt fand sie fast die gesamte erste Halbzeit nie zu ihrem Spiel und wirkte in manchen Phasen sogar geradezu ängstlich. So erspielten sich die Gäste optische Vorteile, die ihnen aber zunächst noch keine Torchancen einbrachten. Es dauerte so wirklich fast eine halbe Stunde, bis erstmalig etwas Ähnliches wie Torgefahr zu sehen war: Alexander Frank verfehlte für seine Schönberger das Tor im Nachschuss. Doch 2 Minuten später zeigte Schiedsrichter Gunnar Melms zur Überraschung vieler auf den Elfmeterpunkt. Und erst die Nachfrage bei Thomas Manthey brachte Aufklärung: „Ja, der war 3m vor dem Tor frei und ich hab ihn umgerissen. Der Elfmeter geht in Ordnung.“ Holger Krauß ließ sich diese Gelegenheit erwartungsgemäß nicht entgehen und verwandelte sicher, obwohl Norman Köhlmann in der richtigen Ecke war. Leipzig wurde durch Manuel Starke gefährlich (37.) und Schönberg zeigte einen starken Kalbau-Freistoß, den Jan Evers nur abklatschen konnte. Immer wieder musste das Spiel unterbrochen werden, weil beide Mannschaften äußerst robust zu Werke gingen und deswegen ließ Schiedsrichter Melms zu Recht sehr lange nachspielen. Und in dieser Nachspielzeit hatten die Grün-Weißen vergessen, dass auch bei einer Abseitsstellung der Schiedsrichter erst pfeifen muss. Serkan Rinal: „Ich bin ja nicht so einer, der auf dem Schiedsrichter rumhackt, aber der war 2m im Abseits. Aber wir hätten trotzdem weiterspielen müssen.“ Rico Engler spielte als Einziger einfach weiter, umkurvte Keeper Köhlmann und schob die Kugel ins leere Tor.
Nach der Pause blitzte beim Gastgeber ab und zu dessen wahres Vermögen auf und deswegen wurde die zweite Hälfte aus Schönberger Sicht auch besser. Yuzuru Okuyama kam aus Nahdistanz völlig frei zum Kopfball, brachte dabei aber das Kunststück fertig, den Ball irgendwie knapp über die Latte zu setzen. Aber in der 58. Minute gelang André Kalbau der inzwischen jederzeit verdiente Anschlusstreffer. Von Christian Radom sehr schön vorbereitet zog er aus der Drehung ab und der Ball schlug am langen Pfosten ein – es war ein ausgesprochen schönes Tor. Doch leider blieben solche Szenen Mangelware. Zu viele ungenaue Pässe verhinderten weitere gute Chancen und so kam Schönberg, das spielerisch sogar die feinere Klinge schlug, in der zweiten Halbzeit nur noch zu einer Gelegenheit für Paul Manthey, der eine Fogel-Flanke sehr schön direkt nahm. So stand am Ende eine trotz der schweren Verletzung von Routinier Sven Wittfot unnötige Niederlage auf der Anzeigetafel.
Beide Trainer waren sich einig, dass noch keine Entscheidung für den Aufstieg gefallen ist. Lok-Coach Rainer Lisiewicz: „Wir haben eine kampfbetonte Partie mit schweren Verletzungen auf beiden Seiten gesehen. Unser Sieg war nicht unverdient. Schönberg bekam durch den Anschlusstreffer Auftrieb, deswegen sind wir froh, mit dem 1:2 nach Leipzig zu fahren.“ Und Schönbergs Trainer Dinalo Adigo: „Glückwunsch nach Leipzig! Für uns wäre durchaus ein 2:2 oder sogar 3:2 drin gewesen. Die Verletzung von Sven war natürlich ein Schock für uns. Aber wir sind auswärts immer noch ungeschlagen und Leipzig ist deswegen noch nicht durch.“
FC Schönberg 95: Norman Köhlmann, Christian Radom, Alexander Frank, Marko Riegel (48. Mamadou Sabaly), Paul Manthey, Yuzuru Okuyama, André Kalbau, Thomas Manthey, Sven Wittfot (7. Dmytro Grybkow, 72. Marcus Klaczinski), Serkan Rinal, Alexander Fogel
1. FC Lokomotive Leipzig: Jan Evers, René Ledwoch (35. Eric Eiselt), Alexander Kunert, Stephan Knoof, Sven Hellmund (78. Robert Roscher), Manuel Starke, Holger Krauß, Steven Aßmann, Anton Köllner, Rico Engler, Ralf Schreiber ( 84. René Heusel)
Tore: 0:1 Holger Krauß (30., FE), 0:2 Rico Engler (45.+2), 1:2 André Kalbau (58.)
gelbe Karten: Dmytro Grybkow, Paul Manthey, Marko Riegel, Thomas Manthey - Rico Engler, Eric Eiselt
Zuschauer: 2845
Schiedsrichter: Gunnar Melms (Osterburg), assistiert von Martin Retzlaff und Clemens Schultes
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Machte das 1:2 für Schönberg: André Kalbau