„Heimsiege“ in fremden Stadien oder wie man eine Saison veredelt (Halle-Magdeburg n.E. 4:3)

  • Viel wurde mal wieder im Vorfeld der Partie Magdeburg gegen Halle geredet. Der HFC hatte im Gegensatz zum FCM die Hausaufgaben gemacht und das Saisonziel schon in greifbare Nähe rücken lassen. Doch das ganze zählt bei einem Pokalfinale nicht, da geht’s nur um 90 bzw. 120 Minuten Fußball – evtl. gefolgt von einem Elferschießen bis zur endgültigen Entscheidung. Da hat jeder die Möglichkeit seine Fans zu entschädigen, verwöhnen oder auch zu enttäuschen.


    Das Sachsen-Anhalt fußballerisch totales Niemandsland ist, sah man schon an der Ansetzung: es fand sich kein neutraler Spielort also „musste“ in Magdeburg gespielt werden. Wie zum Hohn lautete die offizielle Ansetzung aber: Hallescher FC vs. 1.FC Magdeburg


    Die Hinreise gestaltete sich äußerst schwierig, zumindest wenn man ein (Mannschafts-)Bus ist und nicht unter einer 3,60 Meter hohen Brücke in Schönebeck durchkommt, also mussten sich die Mannen von Sven Köhler eine andere Route zum Finale suchen, dementsprechend wurde unpünktlich angepfiffen.


    Für uns ging es 17 Uhr in Halle los, die Stimmung war sehr gemischt. Jeder trug das Fünkchen Hoffnung in sich, gab sich aber offiziell sehr zurückhaltend. Mit zwei PKWs ging es in die Landeshauptstadt, wo man trotz kleiner Unterbrechungen eine Stunde vor Spielbeginn eintraf. Von außen sah die „Arena“ (ohne Namen) ganz passabel aus, ein Blick ins innere schob ich erstmal auf. Auf den Weg zu meiner Eintrittskarte traf ich etwas überraschend NOFB-Kollege Soran, der für einen Abend mal die blau-weißen Farben seines Heimatvereins ablegte und sich den Gästen anschloss. Auch ein Magdeburger Gesprächspartner fand sich noch, schon vor dem Spiel gab es genug zu bereden.


    Im Stadion angelangt sah ich einen Spielort, der nur halb so hässlich aussah wie auf den meisten Bildern. Wobei „Arena“ die Heimat des FCM besser beschreibt, als das Wörtchen „Fußballstadion“. Für die Gastgeber sicher ne schicke Sache, ich persönlich fand das alte Grube wesentlich attraktiver. Vor allem von der Infrastruktur ist das Stadion für einen Neubau (!) eine einzige Katastrophe. Keiner weiß wo was ist, die Ordner hatten ihren Namen kaum verdient – am Ende des Tages kannte ich das Stadion wahrscheinlich besser als sie. Teilweise wusste man nicht mal, das eine Pressetribüne überhaupt existiert. Toiletten auch äußerste Mangelware im Stadion, so durfte ich nach der 90.Minute eine kleine Weltreise antreten um dann auf ein völlig überfülltes Toilettenhäuschen zu stoßen (übrigens mit über 20 WC'S und zwei Waschbecken, Hygiene ist in MD wohl auch völlig überbewertet). Alternativ kam mir spontan die Idee mein Bier direkt an der Stadionmauer „abzustellen“, das ganze vertagte ich aber zunächst. Toll sind auch die recht glatten Treppenstufen, die wohl auf Kinderschuhe geeicht sind. Von der Anordnung und Organisation katastrophal, wenn man bedenkt das es ein Neubau ist und Infrastruktur von Anfang an hätte ordentlich angelegt werden können. Und das wäre fast eine Zweitligaschüssel geworden.


    Zum Spiel will ich eigentlich nicht besonders viel sagen, dazu findet man woanders mehr als genug. ;)


    Als Derby steckt natürlich immer eine besondere Brisanz in der Partie. Mit knapp 14.000 Zuschauern wurde ein neuer Rekord im FSA-Landespokal geknackt. Die Stimmung sehr gut, selbstverständlich hatten die über 3000 Gäste akustisch kein Heimspiel, trotzdem ein starker Support von beiden Seiten, wobei das ganze durch die Akustik sehr laut rüberkommt. Insgesamt war es für ein Derby ein würdiger Rahmen, der HFC mit Wiederbeginn mit einer gelungenen Choreographie, Kapitän Rene Stark thronte mit dem Pokal über Magdeburg und einem Otto von Guericke-Verschnitt verbunden mit der Hoffnung: „Werdet Helden“


    Auf dem Platz ging es auch wie in einem Prestigeduell zu, auch wenn nur zwei Hallenser auf dem Rasen standen. Leider hatte sich Sven Schweinefuß (Schiri) in den Kopf gesetzt, das Spiel mit zahlreichen und vor allem unnützen Unterbrechungen zu beruhigen. So stand es nach einer Viertelstunde bereits 9:3 für den FCM, in der Freistoßstatistik. Der HFC sehr auf eine kompakte Defensive bedacht, spielte lediglich die erste halbe Stunde mit und zog sich anschließend immer weiter zurück. Wichtig war auch, dass die Spieler mehrfach die Reißleine zogen, Kamalla (zog Reimann am Trikot, leicht rotverdächtig), Werner und Görke klärten jeweils brenzlige Situation per Foul. Trotzdem blieb es weitgehend fair. Bitter für die Magdeburger: in der 24. musste Kapitän Kallnik, der im zentralen Mittelfeld ran durfte, verletzungsbedingt runter. Auf dem Rasen spitzte sich die Lage teilweise zu, Stephan Neumann hatte nach grobem Görke-Foul das Bedürfnis den unbeteiligten Maik Kunze ins Gesicht zu fassen, Najeh Braham ging beim Nachschuss-Versuch etwas übermotiviert gegen Darko Horvat zu werke. In der zweiten Hälfte dauerte es über zwei Minuten, bis der FCM den Ball ins Aus spielte als Jan Benes verletzt am Boden lag, ein Angriff gegen die dezimierte Abwehr wurde sogar noch ausgespielt. Auch die Magdeburger Fans schienen von Fairniss nicht viel zu halten, der Aufruf des HFC-Präsidenten Schädlich zur selbigen wurde mit Missachtung versehen.


    Interessante Duelle gab es auf dem Rasen, so musste der gerade erst genesene Benes gegen den spielstarken Florian Müller ran, auf der anderen Seite plagte sich der alte Mann Steffen Baumgart mit dem wieselflinken Nico Kanitz herum, folgerichtig ging er in der zweiten Hälfte für Kullmann raus. Paul Linz hatte auch so genug Probleme, konnte das Spiel seiner Mannschaft teilweise nicht mitangucken, musste die Niederlage erstmal mit ner Packung Zigaretten „verdauen“. Sein Torwart-Trick (Unger kam fürs Elfmeterschießen für Beer, Nürnberg holte mit dem Torhüterwechsel den Pott) klappte auch nicht so recht und so feierten am Ende über 3000 Hallenser gegen völlig entnervte Magdeburger, schließlich hatte es keiner geschafft Horvat zu überwinden (von Reimann, Müller und Braham im Elfmeterschießen mal abgesehen). Lediglich ein „Heimkehrer“ befand sich am Ende in den Reihen des HFC: Alexander Gröger (gebürtiger Schönebecker) kehrte zu seinem ehemaligen Verein zurück und hielt den Abwehrladen gut zusammen. Wie auch alle anderen Hallensern zeigte er dem Regionalligisten im Kopfballspiel die Grenzen auf (so kam es das Christian Reimann im Luftkampf gegen den „Hühnen“ Nico Kanitz verlor).


    Die Demütigung nach dem Spiel wurde mehr oder weniger gekonnt versucht abzuwürgen. Die Pokalzeremonie wurde so schnell wie möglich durchgezogen, die blau-weißen Anhänger – die ihr Team selbst nach der Emden-Niederlage ja trotzdem soooo toll unterstützt haben – hatten am Ende auf einmal auch keine Lust mehr ihre Mannschaft zu feiern. Auch Präsident Rebholdt schien nicht wirklich amüsiert von der Vorstellung seines Teams und verlor sogar jede Beherrschung. Neben recht primitiven Ausdrücken stellte er die Frage, wie man so dumm sein kann „gegen eine drittklassige Gurkentruppe“ zu verlieren. Die Party mit den Fans währte allerdings nicht allzu lang, trotzdem war sie noch lange nicht vorbei. Das Team ließ lange nach dem Abpfiff mit ner internen UFTA das Stadion beben. Da sich die Reihen gegen viertel zwölf nun langsam lichteten, verlegte man die Pokalfeier kurzerhand in die Heimat. Und so kehrte man in Halle noch abends in die Kneipe ein. Eigentlich musste jeder von uns zwecks Arbeit um sieben aus dem Bett, was aber niemanden davon abhielt noch bis nachts um drei Bier um Bier zu bestellen, zu leeren, zu philosophieren wer der Matchwinner war, was die entscheidende Szene war, wo wir weiterfeiern (zwecks Aufstieg) und wer wohl im DFB-Pokal kommt.


    Informationen zum sportlichen Teil des Abends


    1.FC Magdeburg – Hallescher FC n.E. 3:4 (0:0)
    Elfmeterschützen: 1:0 Reimann, Unger hält gegen Kunze, 2:0 Müller, 2:1 Kittler, Horvat hält gegen Jarakovic, 2:2 Neubert, Kullmann verschießt, 2:3 Kamalla, 3:3 Braham, 3:4 Stark
    Zuschauer: 13.988
    FCM: Beer (119. Unger) - Prest, Grundmann, Neumann, Baumgart (71. Kullmann) - Kallnik (24. Jarakovic), Wejsfelt, Müller, Lindemann - Braham, Reimann
    HFC: Horvat - Werner, Gröger, Kamalla, Benes - Kunze, Görke (78. Finke), Kittler, Kanitz - Stark - Neubert


    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]

  • schöner Bericht,


    aber im Gegensatz zu euch konnten wir nach dem Spiel im "Wellblechpalast" zu Magdeburg unsere Träume begraben... 8)

    man kann die schönsten Siege nur feiern, wenn man auch die schmerzlichsten Niederlagen verkraften kann!


  • hmm, für mich Notbremse und Rot, Schiri Schweinekopp sah das etwas anders und zog nur :gelbekarte: :cursing:

    Offensichtlicher war da ja noch das Volleyballspiel von Braham, was nur gelb zur Folge hatte.


    Für mich war das keine Notbremse in dem Sinne, da nicht letzter Mann gewesen, glaube ich gesehen zu haben.


  • Hmm, für mich Notbremse und Rot, Schiri Schweinekopp sah das etwas anders und zog nur :gelbekarte: :cursing:


    Naja, für mich eben "leicht rotverdächtig". Ich denke Malle hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn er vom Platz geht, allerdings war Gröger noch mitgelaufen, es war noch Mitte erste Halbzeit und Malle darf das sowieso... :whistling:


    Irgendwo zwischen Matti und Knolle liegt wohl die Wahrheit.

    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]

  • Fehlt eigentlich nur noch der Hinweis auf die Unverständlichkeit des Stadionsprechers . Einfach grauenhaft :evil:
    Aus meiner Sicht kein Rot, da Gröger noch " hinter " Kamalla stand, aber knapp war's schon .

  • wenn eurer Braham mehr gespielt und nicht de meiste zeit den rasen gekküßt oder provoziert hätte , hättet ihr vielleicht gewonnen .
    aus berichten habe ich mal viel von ihn gehalten , aber das war ja an diesen abend der letzte kunde da unten und das mit der fahne dann zum schluß ,na gut da hätten wir vielleicht genau so reagiert , sollte man nicht so eng sehen

  • Was issen nu schlimmer : Windelwechsel oder gegen uns verlieren ? :happy: :schal:


    Unser Präsi hat schon Recht, wenn er von der Höchststrafe spricht... :motz: In MD gegen Blubb zu verlieren, geht überhaupt nicht. :motz: Egal, ob glücklich oder nicht, das tut richtig weh... ;( Vor allem, weil die Blubberer uns das Dingens noch in 100 Jahren auf's Brot schmieren werden... :motz:


    Aber wenn diese Niederlage der Preis war, den wir für die Qualifikation zur 3. Liga zahlen mussten, dann zahle ich diesen Preis... X( Wenn auch mit verkniffenem Gesicht... :motz:


    P.S. Glückwunsch in die verbotene Stadt am nördlichen Rande Leipzig... :schal1: :schal1:

    BWG!
    Thomas
    :schal1: 1.FC Magdeburg - Alles andere ist bloß Fußball! :schal1:
    "Der FCM ist ein geiler Fußballverein." - Paul Linz (Ex-Trainer)