Viktoria 89 Berlin

  • Hallo Leutz !


    Traurig, mysteriös und verwunderlich zugleich scheint mir die fast absolute Abwesenheit von Informationen über die Geschichte und das Stadion des ehemals zweimaligen deutschen Fußballmeisters BFC Viktoria 89 !


    Ein Leserbrief vor einigen Wochen in der Berliner Zeitung hat mir zudem traurige Gewissheit gegeben, das der Verein aus den Köpfen der Berliner fast vollständig verschwunden zu sein scheint.


    Es gibt noch nicht einmal eine Internetpräsenz des Clubs !


    Allein die glorreiche Vergangenheit verleiht diesem Traditionsklub den Präfix "Kult".


    Der o.g. Leser war früher selbst Anhänger der Viktoria. Selbstredend ist dieser im höchsten Rentenalter und lebt zudem seit Jahrzehnten im Ausland.


    Der Zuspruch gegenüber der VIKTORIA war bis in die dreißiger Jahre ausgesprochen hoch. Ohnehin - aber das ist den meisten LOKALPATRIOTEN hier bekannt - waren die Berliner Derbys ehemals sehr beliebt.


    So war Viktoria 89 schon lange vor Hertha und diverser anderer Berliner Traditionsklubs des Berliners Lieblingskind.


    Wer kann mir hier mehr Informationen über Viktoria 89 geben ?
    Meine Interessen wären zu diesem Thema:
    - Historie
    - Anekdoten
    - Fans + Fankultur (historisch)
    - Lage + Name und Fotos des ehemaligen Stadions, denn das jetzige Stadion (Friedrich-Ebert-Stadion) ist meines Wissens nach nicht die ursprüngliche Heimat von BFC VIKTORIA 89


    Wär schön, wenn jemand was dazu posten könnte !


    UNVEU Herr Schlau !

  • Hab leider net viele Infos. Viktoria 89 war 2 mal Deutscher Meister. Anekdoten weiss ich keine. Ne Fan-Szene gibt es dort nicht, nur ein paar Rentner.


    Das Friedrich-Ebert-Stadion ist meines Wissens die Heimat von Viktoria 89. Auf alle Fälle weiß ich sicher bis ins Jahr 1908 zurück, daß die Viktoria ihre Spiele seit dem dort austrägt.


    Eine kleine bekannt Anekdote : Zur kommenden Saison sollte Viktoria mit dem VfB Lichterfelde fusionieren. Zum einen um die oft besungenen "Kräfte" zu bündeln, zum anderen um dem Sponsor Victoria-Versicherungen einen Gefallen zu tun. Viktoria 89 entschied sich aber, eigenständig zu bleiben (was dem VfB Lichterfelde übrigens per Annonce in der FuWo mitgeteilt wurde (!!!) ) - und der VfB Lichterfelde geht zur neuen Saison als "Lichterfelder FC Victoria 1892" an den Start.


    Sorry wenn ich nicht mehr helfen konnte. Andere hier wissen sicherlich mehr.

  • BRB-Jörg


    Danke, trotz bekannter Infos.
    Das mit dem Stadion seit 1908 ist verbrieft ?
    Bin der Meinung irgendwo gelesen zu haben, daß es erst seit 1936 existiert.


    Das bei Viktoria heutzutage in Sachen Fankultur großes Knochenklappern angesagt ist, war nicht anders zu erwarten. Erfolg macht sexy und umgekehrt - besonders beim Fußball.


    Denke da nur an Altona 93 in HH. Verglichen zu Ihren glorreichen Zeiten ist da auch Schmalhans Küchenmeister, obgleich deren Kultstatus nicht ganz so in Vergessenheit geraten ist wie bei z.B. Viktoria 89...


    UNVEU Herr Schlau !

  • Hab mal ein bisschen rumgegoogelt und das hier gefunden:


    Einen Artikel über Viktoria 89 und Union 92:


    www.luise-berlin.de/bms/bmstxt00/0004gesd.htm


    Und einen Beitrag über die Einführung des Kurzpassspiels (soll angeblich in England erfunden worden sein, kaum zu glauben):


    http://www.dpg-hv.de/transparent/2001_10/pdf/fussball.pdf


    Ausserdem ist mir aufgefallen, dass sich Viktoria heute scheinbar mehr auf Cricket, als auf Fussball konzentriert und, dass das "Berliner Cricket Komitee"(ist wohl der Berliner Verband für diese exotische Sportart) Mitglied im Berliner-Fussball-Verband ist.


    Viktoria war übrigens im März 1920 der erste Gast von Union Oberschöneweide in der "Alten Försterei".


    Auf diesem Programmheft von 1927 steht etwas von Preussen-Sportplatz, Berliner Str. (jetzt Tempelhofer Damm), vielleicht war das ja das Heimstadion von Viktoria. Den Sportplatz, der etwas nördlich des S-Bahnhofes Tempelhof lag, gibt es aber nicht mehr, da dort jetzt der Flughafen ist.


    [Blockierte Grafik: http://www.kickclick.com/shop/pics/gross/1927_Viktoria89-VfB_400.JPG]

  • In einer anderen Quelle hab ich jetzt erfahren, daß das Ebert-Stadion erst 1936 erbaut sein soll. Meine Information "seit 1908" habe ich aus einem Plausch vor ein paar Jahren mit einem Rentner bei einem Spiel im Ebert-Stadion. Und das Stadion sieht mir auch wesentlich älter aus als baujahr 1936.


    Das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1908 (gegen die Stuttgarter Kickers, 3:1) fand übrigens auf dem Germania-PLatz in Tempelhof vor 4.000 Zuschauern statt.


    Eine weitere interessante Anekdote ist vielleicht, daß Viktoria 89 von 1958 bis 62 an der "Plumpe" am Gesundbrunnen spielte.

  • Zitat

    Original von NOFB
    Ich glaube das alte Stadion Neukölln hat sich auf dem heutigen Gelände des Flughafens Tempelhof befunden und ist beim Ausbau der Landebahn abgerissen wurden.


    das stimmt wohl nur zum teil. es befand sich fast haargenau dort, wo auch heute noch der sportpark neukölln ist. beim umbau (anfang der 80er?) wurde zwar der alte ground plattgemacht (ein teil der fläche - jedoch nicht die komplette - ging dabei sicherlich zugunsten der landebahn des flughafens verloren), allerdings wurde um nur wenige meter versetzt der heutige ground von tasmania gebaut. die angrenzende eisbahn z.b. soll sich praktisch innerhalb des alten stadionwalls befinden.


    die alte heimat des bfc viktoria war wohl der "hauptplatz im tempelhofer feld", ob dieses (wie es auf fotos aussieht, sehr große) stadion mit dem alten stadion neukölln identisch ist, weiß ich leider nicht.

  • Viktoria war einer der führenden berliner vereine.hatte schon meistertitel vor der jahrhundertwende.die sogenannten Tempelhofer Löwen waren wegen ihrer spiel und vor allem kampfstärke auch für ausländische teams sehr interessant.viktoria unternahm bis zum 1.weltkrieg mehrere auslandsreisen.die Himmelblauen waren bis nach dem 1.weltkrieg absolut führend im fussball in berlin ja in ganz deutschland.danach verblaßte ihr stern langsam.man wurde zwar ein paar mal noch berliner meister.ich glaub in den späten 30igern flog man in der deutschen meisterschaft erst spät gegen schalke vor 40000 raus.viktoria stellte auch antrag auf bundesliga aufnahme,was aber vergebens war da der letzte titel aus dem jahre 1956 datierte.
    zu den heimspielen in der verbandsliga(wo man letztes jahr abstieg,gab es manchmal ein stadionheft).viktoria besitzt eine eigene sehr gemütliche vereinskneipe in der nähe des stadions.
    sie spielten nis in die 30iger jahre im stadion an der eisenacher straße,was damals eines der modernsten war.hier wurden auch länderspiele ausgetragen.

  • Zitat

    Original von NOFB
    Neben Viktoria gibt es noch einen weiteren bedeutenen Verein, nämlich Germania 1888. Der älteste deutsche Verein gewann 1890/91 die Meisterschaft des Bund Deutscher Fußballspieler. Da dies damals die einzigste Meisterschaft war die in Deutschland ausgetragen wurde, ist der BFC Germania 1888 der erste Deutsche Fußballmeister.


    Das Problem ist nur, dass der BDF nur aus einigen Berliner Vereinen bestand und dieser Titel deshalb heute eher belächelt wird.
    Der DFB erkennt eben nur die Meister an, die unter seiner Aufsicht ermittelt wurden, Mafia eben. :D


    Zum Thema Sporpark Neukölln:


    Wie auf dieser Karte von 1947 zu erkennen ist, war der Park mal wesentlich grösser als heute:
    [Blockierte Grafik: http://www.arcor.de/palb/alben…/400_3435326538353839.jpg]


    grosse Auflösung:
    http://www.arcor.de/palb/alben…8299/3435326538353839.jpg


    Und 1955 sah das dann so aus:
    http://www.coops.de/cgi-bin/st…d=52.469990&ost=13.416949


    Zwischen den U-Bahn-Stationen Paradestrasse und Tempelhof, rechts neben der U-Bahn, befand sich auch ein Stadion, aber welches?


    [Blockierte Grafik: http://www.arcor.de/palb/alben…/400_3037663431366630.jpg]
    Viktoria-Sportplatz, nördlich vom Volkspark Mariendorf

  • Also Germania 1888 als ersten Deutschen Meister zu bezeichnen ist wirklich sehr vermessen. Ersten waren die beiden damals gegründeten Verbände Bund deutscher Fussballspieler und Fußball und Cricket Bund sehr unterschiedlich und hatten voneinader getrennten Spielbetrieb und zweitens waren auch die Regeln teils noch sehr unterschiedlich! Während der DFuCB streng nach englische Fußballregeln spielte, gab es beim Bund deutscher Fußballspieler nicht nur die Torwertung, sondern Extrapunkte die in Tore umgerechnet wurden für Freistöße und Eckbälle :D Fast so wie in meiner Jugend beim Straßenfußball :eek: ! Und der erste Meister beim Fussball und Cricket Bund war eine Mannschaft die aus lauter in Berlin lebende Briten bestand!
    Was Viktoria 89 betrifft, spielten diese zuerst als "Die Tempelhofer Löwen = Volsmund" bzw als Thor und Fußball Club 1889 auf dem Tempelhoferfeld. Nach ihrer Umbenennung in Viktoria 89 1936 bedingt durch die damalige politische Lage wechselte man ins Friedrich Ebert Stadion das damals während der Nazizeit sicherlich einen anderen Namen trug. Eine zeitlang spielten sie auch im Stadion am Volkspark Mariendorf, so jedenfalls meine Unterlagen. PS: Was den Beitrag zur Diktatur des DFB angeht nur soviel. Der DFB wurde während der Nationalsozialistischen Zeit ebenso vereinnahmt wie die anderen Verbände! Immerhin gab es damals bis 1933 gleich 5 verschiedene Fußballverbände die teils unterschiedlich regelmäßig oder teils sporadisch auch ihre eigenen Fußballmeister ausspielten und teils sogar ihre eigenen Nationalmannschaften stellten :eek: ! Dies waren der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der Arbeiter-Turn und Sport-Bund dessen Nationalmannschaft sogar Olympiasieger und einmal zweiter wurde :eek: ! Dann "Rotsport" die allerdings nur 2x eine eigene Meisterschaft ausspielten, die Deutsche Turnerschaft und die Deutsche Jugendkraft. Alle wurden verboten oder mit mehr oder weniger Zwang in den DFB "eingemeindet, während man die unliebsamen aber auch nicht gern gesehenen nahe legte zu verschwinden. Denn eine der treibenden Kräfte im Deutschen Fußball Bund waren auch die jüdischen Mitbürger! Nicht nur das ihre Namen jüdischer Nationalspieler aus den Büchern verbannt wurden (Beispiel Gottfried Fuchs = Rekordtorschütze im Nationaltaem) sondern auch einige Gründungsmitglieder! Der bekannteste dürfte Walther Bensemann sein! Er war Jude und an der Gründung vieler Fußballvereine maßgeblich beteiligt! So am AS Straßburg oder am FC Karlsruhe, aus dem später die beiden Deutschen Fußballmeister KFV = 1910 und Phönix Karlsruhe, dem heutigen KSC hervorgingen. Keiner kann heute mehr genau sagen an wieviel Vereinsgründungen er mitmachte, vorallem im Süddeutschen Raum. Jedenfalls ist er noch heute so bekannt, das nach ihm und ihm zu Ehren alle 2 Jahre das international bekannte und beliebte Jugendfußballtunier benannt ist, bzw. mit den Jugendmannschaften der bekanntesten europäischen Fußballvereine wie Juventus Turin, Austria Wien, AC Mailand aber auch Racing Straßburg und KSC und KFV veranstaltet wird. Immer abwechselnd in Straßburg, Karlsruhe und in der Schweiz. Dorthin begab sich auf Androhung der Nazis Walter Bensemann 1933 um weiteren Gefahren für Leib und Leben aus dem Weg zu gehen. Seinen größten Traum den er wahr machte aber halten sicherlich auch von uns heute noch viele regelmäßig in ihren Händen :lol: ! Sein Traum einer Fußballfachzeitschrift :razz: ! Der Walther Bensemann war auch der Gründer des Fußballmagazin "Kicker" :lol: ! Ich hoffe ich habe mit meiner vielen Schreibarbeit niemand genervt oder überfordert! Gruß Wolfgang :D !

    Von der Etsch bis an die Spree, keiner schlägt den KSC! In diesem Sinn! Grüße an alle Fußballfans!

  • Ja du hast recht, mit dem zu positiv. Aber ich wollte auch nur zum nachdenken anregen! Denn einer der einst populärsten Fußballvereine der ebenfalls sehr jüdisch tendiert war ist der bereits erwähnte Karlsruher FV sprich KFV. Er brachte fast 50 Nationalspieler heraus und war so populär, das man eben wegen dieses Verein nach dem Krieg in den 50er Jahren sogar die damalige Oberliga Süd aufstockte um dem Verein den Abstieg in die 2.Oberliga Süd zu ersparen. Er war damals populärer als heute Schalke 04 und hatte bereits in den 20er Jahren Sanitäreinrichtungen wie Entmüdungsbecken, Massageräume ect. Dinge von denen mancher Bundesligist 1963 noch träumte und bereits 1904 eine überdachte Tribüne mit Sitzplätze, den sogenannten "Starenkasten". weil sie aussah wie ein zu groß geratenes "Starenhäuschen". Viele wanderten vom KFV aus in die USA oder Südamerika, andere starben im KZ. Aber dies ist ein weites Feld. Es gab sogar Nationalspieler im KZ die von einem Nationalspieler als KZ-Aufseher bewacht wurden! Sein Name war kein geringerer als der legendäre Stürmer und zeitweilige Nationalspieler Tull Harder vom HSV. Nach dem Krieg wurde er deshalb aus der Ehrenliste - Ehrenmitgliedschaft ausgestoßen und gestrichen und Tull Harder kickte noch eine Zeitlang in der 2. Oberliga Nord und verstarb später einsam und verbittert. Auch das ist Deutsche Fußballgeschichte. Wie gesagt ....ein weites ...sehr weites Feld. Der KFV stieg übrigens zwei Jahre später dennoch ab und hat sich von dem Aderlaß im Dritten Reich nie wieder erholt! Heute spielt er unter ferner liefen in der badischen Bezirksklasse und ist aber immer noch im Besitz des vereinseigenen Stadion "Platz an der Telegrafenkaserne".

    Von der Etsch bis an die Spree, keiner schlägt den KSC! In diesem Sinn! Grüße an alle Fußballfans!

  • kann ich nur bestätigen. Die ersten KZs gab es erst ab 1933

    Zitat

    Am 21.März 1933 wurden die ersten "Schutzhäftlinge" in einer ehemaligen Pulverfabrik in Dachau interniert. Daraus entwickelte sich quasi der "Prototyp" nationalsozialistischer Konzentrationslager. Ursprünglich als Muster- und Ausbildungslager für SS-Wachmannschaften konzipiert, formten sich im Dachauer Lager Organisations- und Repressionstrukturen unter dem Lagerleiter Theodor Eicke zu einem Vorbild für das entstehende System der Konzentrationslager. In der Folgezeit entwickelte sich ein weit verzweigtes Netz von Außenstellen und Nebenlagern, die organisatorisch je einem Hauptlager zugeordnet waren. Einige wichtige Hauptlager waren Dachau (errichtet 1933), Sachsenhausen (1936), Buchenwald (1938), Mauthausen (1939), das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück (1940), Auschwitz (1941) und Bergen-Belsen (1943). Bis 1945 bestanden auf dem Territorium des Deutschen Reiches und in den besetzten Gebieten insgesamt mindestens 22 Konzentrationslager mit über 1.200 Außenstellen.


    Quelle: http://www.shoa.de
    cu Mario

    Alles schwarz,ich kann nicht sehen,ich kann die Welt nicht mehr verstehen.Der Mond reißt mir die Augen aus,ich bin gefangen und ich komm' nicht raus.


  • Das Friedrich-Ebert-Stadion ist meines Wissens die Heimat von Viktoria 89. Auf alle Fälle weiß ich sicher bis ins Jahr 1908 zurück, daß die Viktoria ihre Spiele seit dem dort austrägt.

    Hab leider net viele Infos. Viktoria 89 war 2 mal Deutscher Meister. Anekdoten weiss ich keine. Ne Fan-Szene gibt es dort nicht, nur ein paar Rentner.

    Das ursprüngliche Stadion von Viktoria 89 war in Mariendorf in der Eisenacher Strasse. Den Platz hat Viktoria aber verkauft und ist dann ins Friederich-Eberts Stadion umgezogen.
    Auf dem Platz an der Eisernacher Str. fand 1956 noch ein Länderspiel gegen Ungarn statt.

  • Wird das Ebert ab nächste Saison noch von irgend ner Jugendmannschaft jenutzt, oder jeht datt jetzt in Rente ?

    7.9.96 Union:Energie= 0:4 - Ick kam, Ick sah, ick war valiebt!
    Mir ejal wie Ihr meene Tante nennt. Ick nenn se Hertha!
    Berlin, Berlin - Eisern Berlin!