Das erste (und wahrscheinlich letzte) Tivoli-Gastspiel des FCC

  • Also, ich versuch mich mal:


    10:00 Uhr sollte es in Jena mit dem SC-Bus losgehen. Ich und mein Jenaer Kumpel Ernie waren in Bus 2 eingecheckt, welcher aus Gera (mit bereits ca. 30 Mann besetzt) kommen sollte. Cirka weitere 30 Leuts sollten in Jena in den Doppeldecker zusteigen. Dann kam die Info vom Bus-Coordinator Andreas, daß der Bus kaputt sei und in Gera ein normaler Reisebus vorgefahren sei, welcher nun bereits zu 75% gefüllt war. Na Klasse! Müssen wir nun mit dem Auto los oder was? Gerade war das erste Bier gekillt worden - super !!!
    Aber Schumann-Reisen (darf ich das hier schreiben?) schickte gottseidank einen zusätzlichen Bus, in welchem wir nun freilich reichlich Platz hatten und ca. mit 35-minütiger Verspätung ging es los gen Westen.
    Die 6,5-stündige Fahrt (natürlich mit Pausen) war ganz lustig und feucht und ca. 1 Std. vor Anpfiff fuhren wir direkt am Gästeeingang vor. Hier fragte ich mich nun zum wiederholten Male, warum der Gästezugang in Jena laut DFL und DFB unbedingt komplett separat seien muß, während hier Heim- und Gäste-Fans einen Einlass benutzen und erst ab den Blockeingängen getrennt werden braucht(wie auch in KL, M u.v.a. Stadien). Egal.
    Der erste Blick ins Innere des Stadions faszinierte mich enorm. So einen engen Ground hatte ich bisher sehr selten zu sehen bekommen. Höchstens 3 Meter von den Rängen bis zum Spielfeldrand und dahinter die relativ steilen Traversen. Haupttribüne und Gegengeraden überdacht, die Hintertortribünen unüberdachte Stehplätze und alles schon bestens gefüllt - gigantisch!
    Dann war Anpfiff und schon kurz danach tobte der Hexenkessel - 1:0 für Aachen. Spitze - ausgerechnet wir müssen das erste Gegentor der jungen Saison fressen. Naja war ne dumme Sache, aus nem Freistoß entstanden halt. Zwischenzeitlich dann der erste Jenaer Torschuß, der aber vorbei ging und bereits in Minute 6 die vermeintliche Vorentscheidung. Hierzu muß ich sagen, daß man von der entfernten Gästekurve aus nicht allzuviel erkennen konnte, an wem es diesmal lag. Laut TV war wohl Omodiagbe der Hauptsünder. Für uns stand nun fest, daß es zu einem Aachener Schützenfest kommen müsse. Doch siehe an, nachdem es in den folgenden 10 - 15 Minuten zu keinen nennenswerteren Aktionen der Hausherren mehr kam, schöpfte man plötzlich wieder etwas Hoffnung. Zudem auch die Unsrigen auf dem Feld Morgenluft zu wittern schienen und druckvoller wurden.
    Dann die 26. Minute (glaub ich) Kühne legt einen Flankenball per Kopf aufs lange Eck, wo Alex Maul hochsteigt und zum Anschluß einnickt. GEEEEEIIIIIIIIILLLLLL!!! Das Vukovic (Aachen) dabei mit verfehlter Kung-Fu-Einlage Mauls Gesundheit aufs Spiel setzt wurde heute im DSF zwar 2x gezeigt aber nicht kommentiert, wohl aber, daß er sich beim darauf folgenden Sturtz eine Gehirnerschütterung zuzog. (Passt scho!!!)
    So, jetzt bestand also wieder Hoffnung und der FCC war ab jetzt klar am Drücker. Nach ca. 60 Minuten war es so weit, der sehr auffällig agierende Simak durfte vom Feld, für ihn kam Stegmayer der auch schon in Gera gespielt hatte. Auch Ziegner und Müller durften wenig später den Puls herunterfahren. Es kamen Fröhlich und NILS PETERSEN.
    Ja und dann, nach einigen versiebten Möglichkeiten, dann war es endlich so weit: AUSGLEICH !!!!!!!!!!!!!!
    Petersen, der Jenaer U19-Nationalspieler, machte sein erstes Zweitliga-Tor - 3 Minuten nach seiner Einwechslung. Vom Gästeblock aus konnte man freilich nur erkennen, daß das Netz nach Werner-Freistoß und Kühne-Hereingabe zappelte. Wer da dafür verantwotlich zeichnete war erstmal völlig egal. Kollektiver Freudentaumel. Wie geil war denn das? Und nur paar Minuten später hätte Petersen sich unsterblich machen können, zog allerdings überhastet drüber. Naja was solls für meinen Geschmack war der eine Punkt nach 2-Tore-Rückstand ausreichend und geriet auch nicht mehr wirklich in Gefahr.
    Es war insgesamt ein sehr faires Spiel (1x Gelb auf jeder Seite) und eine tolle Atmosphäre auf dem Tivoli. Jammerschade, daß man diesen Fußballtempel abreißen will. So bin ich der Alemannia einigermaßen dankbar, daß sie den Klassenerhalt in der BL verpaßten und ich auf diese Weise dieses geile Stadion noch erleben durfte.
    Die Heimfahrt verlief dann feuchtfröhlicher als angedacht, so das ich nicht (wie geplant) des nächtens von Jena nach hause fahren konnte und kurzerhand bei Ernie nächtigen mußte, um dann heute gegen 11:00 Uhr so gut wie nüchtern heim zu fahren.


    Und wieder eine herrliche Erinnerung mehr im geistigen FCC-Archiv.

    ... ich kann auch nur vermuten, was ich damit sagen will !

  • Ich runde mal mit ein paar Eindrücken zum Drumherum ab. Schnicks hat insofern recht, daß der Tivoli wirklich als Idealbild eines Fußballstadions durchgeht. Drei Seiten mit steilen Stehplatzrängen, dazu eine durchgängige Sitzplatztribüne, und das alles für 10 € (8 ermäßigt) und direkt neben der Altstadt (Den Dom sollte man als Deutscher durchaus gesehen haben.). Was allerdings vor allem auf Heimseite daraus gemacht wurde, war schon erbärmlich. Offensichtlich wurde bei den früheren Liveübertragungen wohl doch die Mikrofonanlage bis zum Gehtnichtmehr hochgedreht. Gerade bei einer 2:0-Führung nach 10 Minuten, wo man nicht unbedingt mehr jede Sekunde aufs Spiel achten muß, hätte ich eine Explosion der Stimmung erwartet. Und dann wäre keine Mannschaft der Welt zurückgekommen. Stattdessen nur maue Langeweile von Heimseite.
    Auf Jenaer Seite war vor allem die Zahl der mitgereisten Fans für einen Freitag sehr beindruckend. Eine Schätzung ist für mich schwierig, aber 1000 waren es bestimmt (?). Eine Erklärung für die gute Zahl könnte sein, daß derzeit Schulferien in Thüringen sind. Denn was ich bisher nicht ganz glauben wollte, bestätigte sich: Im Hip-Hop-Horda-Mob ist tatsächlich keiner älter als 18. Idiotischerweise haben einige der Milchgesichter wohl im Fernsehen mal ein Spiel aus dem Ausland gesehen und sind jetzt der Meinung, daß es zu guter Stimmung gehört, 90 Minuten lang mit dem Wedeln von Schwenkfahnen dem Rest des Blocks die Sicht aufs Spielfeld zu nehmen. Wenn man geschlossen vor den Fahnen steht, kann man natürlich leicht sagen, das würde zum Fußball dazugehören. Fast hätte mir das noch das Schmankerl einer handfesten Schlägerei innerhalb der Jenaer Fanszene beschert. Die Stimmung der Horda war eigentlich ansprechend, allerdings gelang es nicht wirklich, die restlichen Fans mitzureißen. Das ist aber ein grundsätzliches Problem in Deutschland, wo sich jeder Spinner eine Auswärtsfahrt leisten kann. Wer im Ausland mal einen wirklich geschlossen agierenden Gästemob gesehen hat, wird mir zustimmen.
    Erwähnenswert auf der Heimseite war noch eine Choreo mit dem Spruch "Der Adler als Symbol unserer Macht", zwei überdimensionalen Adlern über einer Stadtsilhouette und gelben Fahnen auf der Stehplatztribüne. Und genau wie Schnicks war ich über die "Blocktrennung" zwischen abwandernden Tribünenheimfans und Gästefans ertaunt. Die bestand tatsächlich nur aus einer Reihe Ordner, mit denen wohl selbst die Horda fertiggeworden wäre. Daß so etwas heutzutage noch von der DFL zugelassen wird...

  • Schon merkwürdig wie einige so ein Fußballspiel und sein Drumherum
    betrachten.


    Zunächst würde mich mal interessiern, warum ausgerechnet Deutsche den
    Aachener Dom mal gesehen haben sollten? Wahrscheinlich ist er so schön
    national-momumental und steht für stramme deutsche Baukunst... Kann
    natürlich sein, dass es nicht so gemeint war, trotzdem frag' ich mich, warum
    die Attraktivität einer Sehenswürdigkeit nur für Deutsche gelten soll.
    Jedoch machen auch andere Bemerkungen etwas stutzig, so z.B. der Kommentar,
    jeder Spinner könne sich neuerdings eine Auswärtsfahrt leisten. Keine Ahnung
    ob du Auswärtsspiele als die elitäre Spielwiese von besserverdienden,
    schreienden Männern verstehst, aber eigentlich sind Stadien für alle offen,
    inclusive dem Gästeblock, gerade wenn er sowieso nicht ganz voll ist. Echt
    unglaublich, wie hier mittlerweile auf irgendwelchen Zuschauern rumgehauen
    wird, die einfach nur Fußball gucken wollen.


    Am besten find ich allerdings immernoch, dass nach dieser Zuschauerschelte
    die tollen Gästeblöcke im AUSLAND gelobt werden. Liest man nämlich weiter
    oben, so erfährt man, dass der Autor sich von Jugendlichen im Gucken des
    Spiels gestört fühlte, die sich anscheinend einige Ultra-Eigenschaften wie
    z.B. das dauerhafte Fahnenschwenken abgeguckt haben. Und wo sollen sie das
    getan haben? Aha, im AUSLAND!


    Ja was denn nun? Entweder schwankt der Autor sehr stark in seiner Bewertung
    anderer Fanszenen, oder er gehört einfach zu den Spinnern, die sich
    neuerdings auch ne Auswärtsfahrt leisten können und dann nix zur Stimmung
    beitragen. Schrecklich solche Menschen...

    "Ich glaube das es Tradition ist, wenn früher Pferde da waren, dann nicht mehr und jetzt wieder" (Hans Kammerlander)

    Einmal editiert, zuletzt von Appendix ()

  • Nachfragen beantworte ich natürlich gerne. Zum Dom: Es war nicht so gemeint. Der Aachener Dom ist als Kirche der Aachener Kaiserpfalz von Karl dem Großen so etwas wie die Wiege des Abendlandes und der beiden Staaten Deutschland und Frankreich. Zudem zeigt er einmalige historische Zeugnisse (Grab und Thron Karls des Großen) und kostbarste Kunstschätze. Das ist für Deutsche und Franzosen natürlich zwangsläufig relevanter als für andere Nationalitäten, von "nur für Deutsche" steht bei mir allerdings kein Wort.
    Zurück zum Fußball. Beim Auftreten von Gästemobs werden wir uns wohl nicht einig werden. Für mich ist es inakzeptabel, wenn wie meist in Deutschland nur 10 Prozent des Blocks zur Stimmung beitragen, während der Rest möglichst breit verstreut stillschweigend aufs Spielfeld glotzt. Als mögliche Erklärung habe ich dann in den Raum gestellt, daß das verhältnismäßig größere finanzielle Opfer im Ausland dazu beiträgt, daß man sich eben nicht als Konsument, sondern als stolze Einheit präsentiert. Wenn Dich diese Gedanken derart aufbringen, kannst Du es mir beim nächsten Auswärtsspiel Deines Vereins ja durch Stimmungsboykott heimzahlen. Und vielleicht findet sich dann noch jemand, der Dir 90 Minuten mit einer Fahne oder einem Doppelhalter die Sicht versperrt und durch dieses Winkelement neue Maßstäbe in Sachen Stimmung setzt.
    Allerdings muß ich zugeben, daß ich im Jenaer Block wirklich gar nichts zur Stimmung beigetragen habe. Erwischt :-)

  • Appendix:
    Du erzeugst etwas den Eindruck eines "Allesaufdiegoldwaagelegers".


    lguenth1:
    Im Block rechts nebenan war noch reichlich Platz und überhaupt keine Fahnen (außer denen vom Alkohol).Ich stand auch dort und hatte prima Sicht und mitgegrölt wurde dort auch, zwar nicht durchgängig aber in regelmäßigen Abständen. Und dann isses auch normal, daß man vom Heimblock-Support nicht soviel mitkriegt, wenn man direkt hinter den dauersupporternden Ultras steht. Aber fühl Dich jetzt bitte nicht angegangen! Hättest halt einfach nur paar Schritte nach rechts machen brauchen.


    P.S.: Hast ne PN!

    ... ich kann auch nur vermuten, was ich damit sagen will !

    Einmal editiert, zuletzt von schnicks99 ()

  • Da standen wir wohl beieinander? Melzmzen und ich standen auch in dem schmaleren Block rechts. Und in regelmäßigen Abständen haben wir auch mitgegrölt. :ja:


    p.s. Schön geschrieben.

    Anstatt zu klagen was ihr wollt, solltet ihr dankbar sein, dass ihr nicht all das bekommt, was ihr verdient.
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  • Die paar Schritte zur Seite habe ich natürlich gemacht. Ob das dann im Interesse der jeweiligen Ultras ist, sei dahingestellt. Ich hatte den Eindruck, daß es in dem schmaleren Block zu einigen Provokationen mit den danebenstehenden Aachenern gekommen ist. Bei einem unserer Gastspiele soll sogar ein aufgeklapptes Taschenmesser den Weg in den Gästeblock gefunden haben. Wie sah das am Freitag aus?

  • Das üblich gepose halt. Bei beiden Seiten. Geflogen kam immer mal wieder zusammengeknülltes Papier. Nicht weiter erwähnenswert.

    Anstatt zu klagen was ihr wollt, solltet ihr dankbar sein, dass ihr nicht all das bekommt, was ihr verdient.
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  • Zitat

    Original von Zumpe
    Das üblich gepose halt. Bei beiden Seiten. Geflogen kam immer mal wieder zusammengeknülltes Papier.


    Ab und an war auch ein durchgekautes Brötchen dabei :ja:

    Vor deiner Tür, in deinem Ort ist Gerechtigkeit nur ein Wort.

  • Zitat

    Original von schnicks99
    Appendix:
    Du erzeugst etwas den Eindruck eines "Allesaufdiegoldwaagelegers".


    Nö, eigentlich nicht. Es las sich halt wirklich merkwürdig woraufhin ich mal nachgefragt habe. Meine Fragen wurden ja auch zur vollen Zufriedenheit beantwortet.

    "Ich glaube das es Tradition ist, wenn früher Pferde da waren, dann nicht mehr und jetzt wieder" (Hans Kammerlander)

  • Zitat

    Original von lguenth1... Beim Auftreten von Gästemobs werden wir uns wohl nicht einig werden. Für mich ist es inakzeptabel, wenn wie meist in Deutschland nur 10 Prozent des Blocks zur Stimmung beitragen, während der Rest möglichst breit verstreut stillschweigend aufs Spielfeld glotzt.


    Also diese Darstellung halte ich in Bezug zu unseren Auftritt in Aachen für etwas übertrieben. Gerade in Anbetracht der frühen Tore für Aachen war die Stimmung ok. (siehe Video 16MB)


    Zitat

    Original von lguenth1...Allerdings muß ich zugeben, daß ich im Jenaer Block wirklich gar nichts zur Stimmung beigetragen habe. Erwischt :-)


    Jetzt weiß ich auch wer der lustlose Fan war, der im Video wie ein Fremdkörper im Jenaer Fanblock wirkte ;)

  • Herzlich willkommen. Hoffe dieser Besuch war nicht einmalig und man liest Dich hier öfters.

    Anstatt zu klagen was ihr wollt, solltet ihr dankbar sein, dass ihr nicht all das bekommt, was ihr verdient.
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