Posse aus der Brandenburgischen Provinz

  • Da es im Kreisliga-Forum etwas untergehen würde, habe ich das Thema an dieser Stelle nochmal eingestellt, auch wenn es thematisch nicht ganz richtig platziert ist. Ich denke aber mal, dass so eine Geschichte alle Fußballfans etwas angeht...


    TuS Dabergotz: Streit um Gottesacker


    Nein, ein gutes Jahr ist 2007 für den brandenburgischen Verein TuS Dabergotz bislang wahrlich nicht. Erst verpasste die Mannschaft aus der 600-Seelen-Gemeinde im Sommer nur knapp den Aufstieg in die Kreisliga Ostprignitz-Ruppin. Und nun gibt es auch noch einen Streit um die Nutzungsrechte des Sportplatzes, der den Club in seiner Existenz bedrohen könnte. Es geht um seit Jahren ausgebliebene Pachtzahlungen.


    Die Fußballer des TuS hatten den Platz im Jahre 1932 errichtet. Das Grundstück gehörte damals wie heute der evangelischen Kirchengemeinde. Um die Pacht für das Gelände machte sich der Verein keine Sorgen, denn diese Zahlungen übernahm stets der Landkreis. Der amtierende Pfarrer, Stephan Scheidacker, stellte jedoch im Vorjahr bei einer Sichtung der Bücher fest, dass diese Zahlungen seit 1993 ausgeblieben waren. Warum der bis dahin regelmäßige Geldfluss in den neunziger Jahren versiegte, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Fakt ist, dass große Summen fehlen. Pfarrer Scheidacker fordert laut Pressemeldungen 1.200 Euro pro Jahr – für die vergangenen 15 Jahre also 18.000 Euro. Der Verein solle seine Schulden begleichen und einen neuen Pachtvertrag unterzeichnen. Christian Maisenhölder, Vorsitzender des TuS, hält 650 Euro für die absolute Obergrenze. Doch auch damit käme man auf fast 10.000 Euro – eine Summe, die für einen Verein der neunten Liga, dem ganze 70 Mitglieder angehören, kaum zu stemmen ist.


    Der Streit zog in den letzten Monaten weite Kreise. Der Gemeindekirchenrat stellte sich – sogar mit Unterstützung des Superintendenten - auf die Seite der Sportler, auch der Amtsdirektor wollte vermitteln, doch bisher alles vergeblich. Pfarrer Scheidacker blieb stur und sprach sogar ein Platzverbot aus, was aber mittlerweile wieder aufgehoben wurde. Auch ein Angebot der Gemeinde, das Land gegen andere Grundstücke einzutauschen oder sogar zu kaufen, wurde von Scheidacker abgelehnt. Ein Ende des Streits ist derzeit nicht in Sicht. Vereinschef Maisenhölder war für Nordostfußball bisher leider nicht zu erreichen. Wir bleiben aber auf jeden Fall am Ball.

  • Zitat

    Original von BRB-Jörg
    (...) Pfarrer Scheidacker blieb stur und sprach sogar ein Platzverbot aus, was aber mittlerweile wieder aufgehoben wurde. Auch ein Angebot der Gemeinde, das Land gegen andere Grundstücke einzutauschen oder sogar zu kaufen, wurde von Scheidacker abgelehnt. Ein Ende des Streits ist derzeit nicht in Sicht. (...)


    Ich habe gar nicht gewußt, dass ein Pfarrer ein Platzverbot aussprechen darf. 8O
    Bei meinen baulichen Projekten, die ich in Brandenburg bisher hatte, war die Evangelische Kirche immer aufgeschlossen, auch wenn es um Baustraßen auf deren verpachtetem Gelände ging.
    Umsomehr erstaunt mich, dass eine evang. Kirchengemeinde sich gegen einen Verein richtet, egal ob da jetzt seit 1993 Geld geflossen ist oder nicht.
    Man sollte den Pfarrer mal fragen, ob es Ihm lieber wäre, wenn die Kids aus dem Dorf statt auf dem Fußballfeld zu kicken, besser rum streunen und "Brüche" machen sollten.
    Ist überliefert, wie alt der Pfarrer ist :?:
    Je mehr man darüber nachdenkt, komme ich zu dem Schluss, dass hier nur ein Anwalt helfen kann.
    Vielleicht ja einer, der im Verein organisiert ist und auf Geldforderungen verzichtet.
    Schade für den Fussball als Massensport :!: :sad:


    Blau-weiß
    die Legende

    "Football is a simple game: 22 men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans win."
    (Gary Winston Lineker)


    "Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer verfolgen 90 Minuten einen Ball und am Ende gewinnen die Deutschen."

  • Da scheint sich ja jemand wichtiger zu machen, als er wahrscheinlich ist.


    Warum kommt denn der Landkreis nicht für die Summe auf, wenn der die Zahlung 1993 eingestellt haben?


    Zur Not einfach die Kirchensteuerbeiträge der 70 Vereinsmitglieder seit ´93 gegenrechnen und der Verein würde wahrscheinlich noch was zurück bekommen.


    Oder geschlossen aus der Kirche austreten. Das fällt bei einer 600 Seelen Gemeinde schon ein bißchen ins Gewicht.

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  • Jörn geht zwar wieder gleich "mit der Keule" auf die Kirche los, aber prinzipiell schon richtig. :lach:
    Du vergißt zwar, dass es einige Vereinsmitgleider geben wird, die 1993 noch garnicht auf der Welt waren, aber es werden seit dieser Zeit ja auch einige gestorben sein.
    Also werden es wohl im Schnitt immer um die 70 gewesen sein...
    Der Landkreis wird 1993 wahrscheinlich die ersten PC´s bekommen haben, dann wurde alles digitalisiert und/oder vernichtet, dann wurde 4 mal das Gebiet neu strukturiert, Leute geschasst, weg gelobt und schon wußte keiner mehr von nichts :!: :ja:
    Getreu dem Motto: Wo kein Kläger ist auch kein Richter :!:
    Das ist nun leider keine brandenburgische Posse allein, das gab es überall... :???:
    Ist schon eine merkwürdige "Geschichte"... :wink:


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  • entweder der Schreiberling hat obermies recherchiert oder das brandenburgische Kirchenrecht hat ein paar komische Details parat.


    Zitat

    Original von BRB-Jörg


    Der Streit zog in den letzten Monaten weite Kreise. Der Gemeindekirchenrat stellte sich – sogar mit Unterstützung des Superintendenten - auf die Seite der Sportler, auch der Amtsdirektor wollte vermitteln, doch bisher alles vergeblich. Pfarrer Scheidacker blieb stur ....


    Normalerweise (z.B hier in Sachsen) ist der Gemeindekirchenrat das bestimmende Gremium in einer Kirchgemeinde. Der Pfarrer ist -gerade in weltlichen Dingen- max. Ausführungsorgan. Das Verhältnis Pfarrer-Kirchgemeinderat ist -über dem Daumen gepeilt- das gleiche wie zwischen Bürgermeister und Gemeinderat. Entweder der Pfarrer dreht frei und masst sich Kompetenzen an, die er nicht hat oder der Kirchgemeinderat stellt sich auch gegen die Kicker.


    Als Chef der Kicker würde ich mal einen Termin beim Superintenden machen und da klären, wer was zu sagen hat. Vielleicht ist es ja nur eine Dorfposse ohne jeglichen juristischen Rückhalt.


    Bezüglich der Pacht (Höhe, Nachzahlungszeitraum -Stichwort Verjährung m.W. max 3 Kalenderjahre et. ppp.) muss man sich in Ruhe zusammensetzen -mit demjenigen der etwas zu sagen hat. In Sachsen wäre es der Kirchgemeinderat.


    Steiger
    Glück auf!

  • In dem Beitrag, oder in einem weiterführende im kommunalen Teil stand auch, dass der GKR (Gemeindekirchenrat) sich gegen den Pfarrer gestellt hat. Der Gute sieht wohl neben der geistlichen Betreuung der ihm Anempfohlenen auch ein Tätigkeitsfeld auf dem Sektor der Immobilienvermarktung. :?: Fakt ist, dass er letztendlich für die Finanzsituation seines Wirkungskreises die Verantwortung trägt und somit erst einmal berechtigt Forderungen stellen darf. Fraglich ist natürlich, was er sich und der Außendarstellung der evangelischen Kirche für einen Gefallen tut, die Nummer in dieser Härte durchzuziehen.


    Eins ist aber auch klar, auf die Tränendrüse zu drücken und zu erwarten, dass die Kirche auf Grund sozialer Aspekte alles für Null rüberreichen muss, kann es auch nicht sein!


    Und das schreibe ich als einer, der in Dabergotz eine sehr schöne Kindheit verlebt hat und nun bei den Prignitzer Kuckuck Kickers Vereinsmitglied ist. Irgendwie bewege ich mich doch immer wieder in dem Spannungsfeld:


    Christlicher Glaube – Sport – Geld ! Ist schon ´ne komische Mischung. :biggrin:


    Gruß hunter65

  • Zitat

    Original von Hunter65
    (...)
    Eins ist aber auch klar, auf die Tränendrüse zu drücken und zu erwarten, dass die Kirche auf Grund sozialer Aspekte alles für Null rüberreichen muss, kann es auch nicht sein!


    (...)


    Auf der einen Seite predigt die Kirche, dass Jugendliche etwas vernünftiges in Ihrer Freizeit unternehmen sollen und auf der anderen Seite dreht ein "Provinzfürst" (= Pfarrer) diesen Spieß um und nimmt vielen Jugendlichen diese Möglichkeit.
    Ich frage mich hier wirklich, Wer hier Hirte und WER das Schaf ist :?: =)
    Alles Lug und Trug bei der Kirche :!: :naja:


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  • Naja, das ist so ne Sache mit den Schafen.... eine Kirchegemeinde ist nicht gleich Kirche und ein Pfarrer schon mal gar nicht. Und keines ist gleich zu setzten mit dem christl. Glauben. Also bei sowas vorsicht vor Verallgemeinerungen!
    Es gibt heutzutage viele Pfarrer, die überhauptnichts mit dem Glauben zu tun haben.


    Am Ende sollten sich wirklich alle an einen Tisch setzen und dann findet sich auch eine Lösung. Und ein Pfarrer allein kann auch nicht SEINEN Willen durchsetzen.

    "A day without laughter is a day wasted." (Charlie Chaplin)

  • Zitat

    Original von DenverOne
    (...)


    Am Ende sollten sich wirklich alle an einen Tisch setzen und dann findet sich auch eine Lösung. Und ein Pfarrer allein kann auch nicht SEINEN Willen durchsetzen.


    Also sind wir doch wieder auf dem Standpunkt: einmalige POSSE :?: :!: :nixweiss:


    Blau-weiß
    die Legende

    "Football is a simple game: 22 men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans win."
    (Gary Winston Lineker)


    "Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer verfolgen 90 Minuten einen Ball und am Ende gewinnen die Deutschen."

  • Zitat

    Original von Legende FCM
    Auf der einen Seite predigt die Kirche, dass Jugendliche etwas vernünftiges in Ihrer Freizeit unternehmen sollen und auf der anderen Seite dreht ein "Provinzfürst" (= Pfarrer) diesen Spieß um und nimmt vielen Jugendlichen diese Möglichkeit.


    Die meinen damit wahrscheinlich Christenlehre und Kirchennachmittage.

    Deine Mudder is so fett, die isst Meloneneis mit ganzen Früchten !!

  • Zitat

    Original von derjoernsdl


    Die meinen damit wahrscheinlich Christenlehre und Kirchennachmittage.


    Ist doch verständlich das der Pfaffe so reagiert! In irgendeinem von den diversen Testamenten steht doch "dulde keine Götter neben mir" und bei den vielen Fußballgöttern auf den heiligen Rasen,muss er nunmal durchgreifen...Außerdem gibt es bei den Spielen auf dem Gottesacker (ich weiss,das ist was anderes) der Sünde fördernden Alkohol zu kaufen,vielleicht noch ausgeschenkt von sündig gekleideten Barmiezen 8o! Das ist alles Teufelszeug und gehört verboten oder doch zumindest teuer bezahlt!Zum Wohle des Klerus,das versteht sich aber wohl von alleine 8)

    Bei jeder Streitfrage gibt es zwei Standpunkte: meinen und den falschen.


    . . . . \!!!!!!/ . . . .
    . . . . (@ @) . . . .
    ---o00-(_)-00o---

  • Da müsste doch ein ganzer Teil verjährt sein...
    Es sei denn, der Pachtwertrag sieht etwas anderes vor, aber das ist unwahrscheinlich...
    Als Kirchenmitglied würde ich über den Pfarrer meckern - da hat die Gemeinde Anspruch auf Geld und der Pfarrer kümmert sich nicht drum.Aber der hat vermutlich gebetet:



    "...Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,..."



    Die einfache Formel zur Berechnung der regelmäßigen Verjährung lautet:


    Tag der Fälligkeit der Forderung


    + Zeit bis Jahresende (31.12., 24.00 Uhr)


    + 3 Jahre


    = Verjährungszeitpunkt


    Und wenn die Pachtschuld verjährt ist - mindestens einige Jahre, dann kann der Schulner auch die Leistung verweigern, sagt das BGB §214 (freie Widergabe...)


    Edit - Sorry Steiger, hatte die Verjährung bei dir überlesen...

    Klick auf meine Homepage :-) http://www.bfcd.de
    Wenn euch Freiheit überhaupt irgend etwas bedeutet, dann solltet ihr anderen erlauben, das Recht in Anspruch zu nehmen, euch auch das zu sagen, was ihr nicht hören wollt! Frei nach George Orwell

    Einmal editiert, zuletzt von Maja ()

  • Zitat

    Original von Neutraler


    Ist doch verständlich das der Pfaffe so reagiert! In irgendeinem von den diversen Testamenten steht doch "dulde keine Götter neben mir" und bei den vielen Fußballgöttern auf den heiligen Rasen,muss er nunmal durchgreifen...


    :rofl: in welchem Testament steht das denn? In deinem?

    "A day without laughter is a day wasted." (Charlie Chaplin)