Ein Hattrick mit Köpfchen
Zum wahrscheinlich letzten Male für die nächste Zeit ging es für uns auf die Reise zu unseren Freunden aus Neuruppin. Die Sonne brannte vom Himmel, die Autos wurden bestiegen, es konnte losgehen. Die Zugfahrer hatten es nicht so leicht, wurden sie doch am Bahnhof Potsdam von der Rennleitung in Grün am Betreten des Bahnsteigs gehindert – Glasflaschen im Gepäck werden wohl seit Neuestem nicht mehr von der Bahn geduldet. Über Umwege kamen sie dann aber auch noch mit 30minütiger Verspätung zum Volksparkstadion. Als KFZ-Führer durfte man nicht mehr auf den großen (Gäste-)Parkplatz fahren, man wurde zum Oberstufenzentrum geleitet, wo man eine der spärlichen Parknischen ergattern durfte, um dann noch ne Weile zum Eingang zu laufen. Muss man nicht verstehen, aber der bärtige Polizist sagte, dass der MSV dies so wollte.
Coach Hodul konnte fast aus dem Vollen schöpfen, Zenk fehlte aufgrund seiner (unberechtigten) roten Karte aus dem Torgelowspiel, dafür stand Kapitän Moritz nach Gelbsperre wieder auf dem Platz.
Die Vorzeichen waren klar: 03 auf dem Weg in die Regionalliga wollte sich nicht mit einem Unentschieden zufrieden geben, Neuruppin brauchte jeden Punkt gegen den Abstieg.
Die Anfangsphase war von Abtasten bestimmt, wobei Neuruppin sich keinesfalls versteckte. Die Aussage von Trainer Lieberarm "gegen den Tabellenführer lässt es sich leichter spielen als gegen Mannschaften wie Eberswalde" schien sich zu Beginn zu bewahrheiten. Nichtsdestotrotz hatten die Gäste durch einen Moritz-Freistoß in der 6. Minute die erste Gelegenheit, dieser ging jedoch rechts am Tor vorbei. Nach zwölf Minuten prüfte Neubert den Neuruppiner Schlussmann Jurzik aus 30 Metern, der aber in diesem Fall noch parieren konnte. Neuruppin hatte seine erste Möglichkeit durch einen Freistoß nach Rudolph-Foul, gut verdeckt geschossen, aber Busch gewohnt souverän (16.) Jetzt kommt was für die Statistikfans unter uns. Nach einer Ecke (!), getreten von Mutsche, köpft (!) Biran (!) ein zur Führung für den SVB (17.) Wahnsinn, ausgerechnet nach einem Eckball platzt der Knoten beim bislang glücklosen Stürmer mit dem flotten Haarschnitt. Das er diesen heute nicht schonen konnte, wird im Lauf des Berichtes noch deutlicher. Denn es ging gleich weiter, nur vier Minuten später dieselbe Situation. Wieder Ecke von Mutschler, wieder Biran mit dem Kopf zur Stelle, Jurzik ist ein weiteres Mal geschlagen (20.). Neuruppin reagierte und wechselte in der Abwehr aus. Die Elf von Märkisch Palermo nun angeschlagen und konsterniert. Erst in der 31. Minute zeigten sie sich wieder vorm dem Gehäuse von Carsten Busch: nach einer Ecke von rechts greift keiner der Nulldreier ein, aber der Fünfer von Neuruppin schießt weiter übers Gehäuse. Littmann, der noch vor der Halbzeit für Rudi kam, zog nach 38 Minuten aus knapp 30 Metern ab, Jurzik kann abklatschen. Babelsberg spielbestimmend und immer durch Standards gefährlich. Einer dieser Standards war auch Ausgangspunkt des dritten Treffers. Hartwig zieht die Ecke lang rein, der Ball wird von außen in den Strafraum weitergeleitet und Biran drückt das Leder erneut per Kopf über die Linie, so was nennt man lupenreinen Hattrick (39.).
Fazit zur Pause vom Kollegen Lüscher: „Babelsberg steht hinten sicher und macht vorn nach Eckbällen die Tore“.
Nach der Pause ging der Staffelerste das Geschehen ruhiger an, Coach Hodul ließ Kräfte sparen für das Spiel gegen Rostocks Nachwuchs. Das Spiel plätscherte so dahin, die Sonne knallte ins Rund, eine gefährliche Kombination mit nem Pilsner in der Hand. Dies wurde auch zwei pöbelnden Neuruppiner Fans zum Verhängnis, die von Ordnern aus dem Stadion gebracht wurden. Auf dem Rasen tat sich nicht sonderlich viel. Nach Chancen von Hartwig aus spitzem Winkel (49., vorbei), einem Freistoß von Mutsche (54., drüber) einem Fernschuss von Prochnow (71.) dann in der 73. Minute die erste Gelegenheit der Heimmannschaft in der zweiten Hälfte: der 27er von Neuruppin zieht durch halbe Mittelfeld zentral davon und schießt, Busch aber macht das, was er am besten kann – halten. In der 75. Minute dann noch mal der SVB mit einer schönen Kombination. Laars klärt in der Abweht, passt lang nach außen auf Bira, der wartet auf Prochnow, dieser spielt weiter zu Moritz, der sofort nach außen auf Lukac und dessen Flanke verpasst Mutschler nur ganz knapp am Pfosten. Eine Minute später prüfte Prochnow mit einem Fernschuss aus 28 Meter den Pfosten des Tores, Jurzik wäre ein weiteres Mal geschlagen gewesen.
Den Ehrentreffer für den MSV entstand logischerweise an diesem Tag auch nach einer Ecke: 03 bekommt den Ball nicht aus dem Strafraum raus, Wolchow zieht trocken ab und trifft zum Endstand (83.). Dann war aber auch Schluss und man machte sich mit guter Laune auf den Weg zum Auto. Die Rückfahrt verzögerte sich noch etwas, weil eine Handvoll Neuruppiner noch auf der Straße den Heimreisenden zuwinken wollten, aber von der Staatsmacht daran gehindert wurden. Schade, diese freundschaftlichen Gesten hätte ich gern erwidert.
Gute Besserung für den Neuruppiner Mansour, der sich bei einer Rettungsaktion hoffentlich nicht zu sehr verletzte.
Ein großes Dankeschön an dieser Stelle noch an rudiriots Mutti, die nicht nur dem Berichteschreiber durch Bockwürste, die eigentlich für die Einsatzkräfte bestimmt waren, den Sieg besonders schmackhaft machte.
SV Babelsberg 03: Busch - Neumann, Neubert, Laars, Rudolph (33. Littmann), Lukac, Hartwig (69. Prochnow), Mutschler, Moritz, Ben-Hatira (72. D. Arsovic), Biran
Tore: 0:1 Biran (17.), 0:2 Biran (20.), 0:3 Biran (39.), 1:3 Wolchow (83.)
Gelb: Laars und wohl auch ein Neuruppiner
Schiedsrichter: Bärmann
Zuschauer: 438 (ca. 150 03er)