Mutschler - Vorbereiter vom Dienst
Früher wurden am Tag der Republik Wimpel geschwungen und Fahnen herausgehängt - am heutigen Tag der Einheit folgte ich auch einer Fahne, der des lieben Vizeherbstmeisters. Vergnügt traf man sich zu angenehmer Stunde im noch angenehmeren Etablissement „Thalia“ und begab sich zum Landespokalspiel nach Waltersdorf. Viele kennen diesen Ort nur durch die Filiale eines schwedischen Holzmöbelfabrikanten, der seine Zelte am Rande der Autobahn aufgeschlagen hat. Banausen sag ich, weiß doch der Ort durch ein herrliches Fussballplätzchen und ein tags zuvor neu eröffnetes Vereinsheim zu bestechen. Welcher Gegner kann da zum Jungfernspiel besser passen als der souveräne Tabellenführer der Oberliga Nord?
Staunend betrat ich mit einer der größten Eintrittskarten der Fussballgeschichte das Gelände, ein richtig schnuckliges Häuschen haben sich die Randberliner dort hingestellt. Der Höhepunkt ist die installierte Kamera auf dem Dach, die das Spiel live auf einen Flachbildschirm in den Gastraum überträgt. Ein Pilsner (lecker im Glitter-Platikbecher) für 1.50 geschnappt, kurz mit dem freundlichen RSV-Zeugwart eine Hausbesichtigung gemacht („Wir hatten ja Turbine Potsdam zum Eröffnungsspiel eingeladen, die haben abgesagt…na und dann hatten wir ja Glück mit diesem Pokallos“), den Aufstellungsbogen kopiert und dann gings raus an die Stange, die die Zuschauer vor den Protagonisten trennte. Dort traf ich den allseits beliebten und ob seines munkeresken Fussballsachverstandes nicht nur bei Stehplatz ermäßigt und RP03 hoch angesehenen Vizeherbstmeister wieder, der auch gleich wieder mit gefährlichem Halbwissen über den Ex-Nulldreier, Ex-Cottbusser, Ex-TeBeler, Ex-Ludwigsfelder, Ex-… Mike Jesse in Reihen der Waltersdorfer nicht hinter dem Berg hielt.
Zum Spiel: 03 begann sofort druckvoll und hatte nach einem Einwurf von Mutsche, den Moritz auf Donkor verlängerte gleich die erste Gelegenheit, der Sekundenzeiger hatte noch keine komplette Drehung absolviert. Der Oberligist auch in der Folge im Vorwärtsgang; Vukadin schickt herrlich Donkor über links, der passt in den Rücken der Abwehr, Arsovic ballert drüber (6.). Chancen weiterhin im Minutentakt, Mutsche flankt von links auf Moritz’ Stirn, das Leder klatscht oben auf das Tornetz. Bei so viel Marsch nach vorn (03 übrigens zeitweise laut VHM mit einem klassischen 1-5-4 System) gab es hinten Lücken. Jensigk ist allein durch, Roggentin kann parieren (10.). Gleich darauf wieder die Gäste mit einer Doppelchance, Moritz’ Schuss wird abgeblockt, den Abpraller setzt Arsovic neben den Kasten von Bonkowski. Littmann war der nächste Kandidat, der sich in die Torschussstatistik eintrug: aus 25 Meter zog er aus halblinker Position trocken ab, der Ball touchierte den Ball am Pfosten, leider aber an der Außenseite (14.). Waltersdorf’s Stürmer Jensingk tat es ihm gleich, sein Kopfball ging an die Latte, großes Tohuwabohu im Babelsberger Strafraum. Wieder war es Jensigk, der nach 19 Minuten eine Flanke von rechts mit dem Kopf nur knapp neben das Tor drückte. Das wars dann erstmal mit Waltersdorf in Hälfte eins.
Da dieser Spielbericht auch irgendwann mal ein Ende haben soll, werde ich nicht auf jede Torchance eingehen….sie kamen wirklich im Minutentakt, vor allem über die linke Seite. Wir schreiben die 30. Minute: Ecke von rechts auf Donkor, der gibt rein zu Arsovic, frei vorm Tor, im letzten Moment spritzt ein rot-weißes Bein dazwischen, nächste Ecke, Moritz schlägt sie von links rein, Donkor springt hoch, mit ihm auch diverse Waltersdorfer und der Ball zappelt im Netz. Nach Absprache mit oben bereits gehuldigtem Vizeherbstmeister und dem heute nach seiner BAK-Schlägerei nur unter Sicherheitsauflagen anwesenden Geschäftsführer einigte Mann sich, ein Eigentor auf dem Tonband zu verzeichnen. Babelsberg weiter mit sehr guten Möglichkeiten durch Lücke (32.), Arsovic (33.), Moritz (36.), [39. Minute: H.W. Meier beißt in seine Wurst…1.50 Euro, überdurchschnittlich groß, durchaus empfehlenswert] Vukadin (41.), Moritz (45.), nur das nächste Tor ließ auf sich warten.
Dies sollte in der zweiten Hälfte folgen. Moritz sprach während des Weges auf den Platz von „Scheibenschießen ohne Scheiben“, aber ließ ein „…wird schon noch“ in seinen Augen erkennen. Dem war auch so; in Minute 52. bekommt Lücke den Ball, lässt einen Abwehrspieler aussteigen, legt auf Jimmy ab, der zieht zentral ab und drin war er. Jesse trat in der 54. zu einem Freistoß an, Roggentin kann sicher klären.
Ich begab mich dann Richtung Grill, um die von H.W. Meier empfohlene Wurst zu testen und verpasst an der Warteschlange das Tor von Wedemann, die Wurst war allerdings wirklich gut. Die Chancen häuften sich weiterhin, u.a. Moritz mit einem Kopfball an den Pfosten (69.) und Grubert mit Kopfball in die Arme von Bonkowski (72.). Die Heimelf nun zunehmend schwächer, eventuell war der ein oder andere Spieler vielleicht doch etwas länger am Vortag bei der Eröffnungsfeier geblieben. Babelsberg nutzte dies aus und kam folgerichtig zu weiteren Toren. Wedemann musste kurz drauf vom Platz und behandelt werden, der eingewechselte Gorgstädter hatte in böse getroffen und sah zu recht die gelbe Karte. Zu zehnt das 4:0, Mutsche setzt sich auf links durch, haargenauer Pass zu Donkor, der nur den Fuß hinhalten muss. Ähnliche Situation kurz darauf: wieder Mutsche über links, Torwart kommt raus, unser Außenläufer mit butterweicher Flanke auf Grubert und der köpft lässig ein. Und wieder war es Mutschler, der das nächste Tor vorbereitete: wieder Flanke, diesmal halbhoch und Grubert drischt volley rein. In der 86. Minute dann ein Traumpass von Hartwig auf die linke Seite zu Mutschler, der läuft, als stünde er erst 5 Minuten auf dem Platz die Außenbahn runter, flankt in den Strafraum, dort steht Moritz frei und köpft übers Tor …ärgerlich. In der nächsten Szene bekam der Kapitän dann aber auch noch sein Tor: ein Pass aus dem Nichts kommt zu Moritz, der lässt Bonkowski aussteigen und schiebt aus 15 Meter ein. Kurz darauf pfiff der Schiri die Partie ab und man verließ den sympathischen Verein aus der Landesliga.
Ein alles in allem schöner Ausflug, von mir aus könnte jeder Tag ein 3. Oktober sein. Den Waltersdorfern viel Erfolg in der Landesliga Süd und uns gleiches beim nächsten Pokalspiel im Oktober, diesmal gegen die rot-weißen aus dem Schwabenlande.
RSV Waltersdorf 09: Bonkowski – Thom, Zeise, Naumann, Jesse, Scholz, Uher (68. Frahm), Schulze, Poerschke, Jensigk, Sperler
SV Babelsberg 03: Roggentin – Littmann, Neubert (63. Zielke), Neumann, Lücke, Donkor, Moritz, Hartwig, Vukadin (55. Wedemann), Mutschler, D. Arsovic (52. Grubert)
Tore: 0:1 Eigentor (30.), 0:2 Hartwig (52.), 0:3 Wedemann (64.), 0:4 Donkor (75.), 0:5 Grubert (80.), 0:6 Grubert (83.), 0:7 Moritz (88.)
gelb: Gorgstädter - Roggentin
Zuschauer: ca. 300